Einfach unbeschreiblich

Während der nächsten Stunde wurde besonders Vipers Geduld auf eine harte Probe gestellt. Wie ein Tiger lief er vor dem Hangar hin und her und mit jeder Sekunde wurde er ungehaltener. Es war doch alles eingebaut, die ersten Tests hatten doch die Funktionstüchtigkeit bewiesen und das die neuen Komponenten funktionierten, hatte doch alleine der Hubschrauber schon bewiesen. Was mussten die also noch so lange testen?

Dann endlich kam Mario aus dem Hangar und sein Gesichtsausdruck war nicht gerade positiv. Benjamin stürzte sofort auf ihn zu.

»Was ist los? Stimmt was nicht? Hat was nicht geklappt? Jetzt sag schon!«

Die Mine von Mario wurde sogar noch niedergeschlagener.

»Ich weiss, ihr hört das jetzt bestimmt nicht gerne, zumal wir euch ja doch lange haben warten lassen.«

Nun kam Viper. Er packte Mario mit beiden Händen am Kragen und zog ihn an sich ran.

»Rede!«

»Ganz ruhig Brauner! Wir haben es leider nicht geschafft!«

Vipers Augen versprühten Hass und Wut. Benjamin bekam es mit der Angst zu tun und die Mädels machten sich schon bereit, im Falle eines Wutausbruchs dazwischen zugehen.

»Ich schwöre dir, wenn du jetzt nicht sofort mit der Sprache rausrückst, vergesse ich, dass wir eigentlich Freunde sind.«

Nun grinste Mario.

»Dann geh ins Cockpit und fang mit der Checkliste an!«

Allgemeine Verwirrung. Benjamin fragte irritiert nach.

»Was habt ihr nicht geschafft? Die Checkliste?«

»Würdest du mich loslassen Viper?«

Fragte Mario weiter grinsend. Viper liess ihn los. Die Wut war absoluter Verwirrung gewichen.

»Also, ja. Alle Tests sind abgeschlossen, Aisha ist mit allem voll zufrieden. Bevor wir jetzt aber noch die halbe Stunde Checkliste dran gehängt haben, wollte ich euch Bescheid sagen, damit ihr nicht noch länger warten müsst.«

Viper schaute in den Hangar.

»Also nur noch die Checkliste, dann können wir einen Probeflug machen?«

»Sieht fast so aus. Du müsstest eben deinen Hintern ins Cockpit … oh je! Viper! Lass den Quatsch!«

Viper liess seinen Freund nicht ausreden. Er dampfte an ihm vorbei, packte ihn am Kragen und zerrte ihn hinter sich her.Mario fiel fast hin, bevor er sich umdrehen und normal laufen konnte. Auch Benjamin und die anderen eilten hinterher und wenig später fanden sich alle im Cockpit wieder, wo Mario sofort anfing, die Checkliste aufzusagen.

Schlussendlich kamen die magischen Worte von ihm.

»Checkliste komplett!«

Aisha, die auf dem Co-Piloten Sitz, also Links, Platz genommen hatte, drehte sich zu dem Volksauflauf um.

»Geht euch anschnallen. Wir wollen los.«

Auch sie hatte ein aufgeregtes Grinsen im Gesicht.

Die Mädels eilten sofort nach hinten. Waldemar, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, blieb noch eine Sekunde stehen.

»Detlef, du solltest es beim Start etwas ruhiger angehen lassen. Wir haben mit dieser Art von Antrieb noch keine Erfahrung und ich muss dir hoffentlich nicht erklären, dass die Fans mit diesen Motoren eine ganz andere Leistung hervorrufen werden, als mit den bisherigen Strahltriebwerken.«

»Also, ich rolle in fünf Sekunden los. Ob du noch stehst, oder angeschnallt bist!«

Da sich Waldemar ausrechnen konnte, was das anfahren der Maschine mit ihm machen konnte, wenn er noch im Gang stand, eilte er doch lieber nach hinten, setzte sich in die Reihe hinter die Mädels und schnallte sich an.

Benjamin hatte sich auf dem vierten Platz im Cockpit festgeschnallt und konnte gar nicht erwarten, wie der Flug verlaufen würde. Im Vergleich zum Hubschrauber und den Autos, hatte dieses Flugzeug durch seine ehemaligen Nachbrenner immer eine ganze Menge Extraschub erhalten. Die Schaufeln der Fans würden sich mit mindestens der gleichen Geschwindigkeit drehen, wie zuvor mit den Triebwerken. Jetzt bliebe es herauszufinden, ob das reichen würde, um den fehlenden Nachbrenner zu ersetzen.

Als Viper die Maschine in Bewegung versetzte, hatte auch er eine ganz schöne Gänsehaut. Weit mehr, als bei seiner ersten Testfahrt mit der Viper. Irgendwie machte es einen Unterschied, ob man einen komplett neuen Antrieb einbaute, oder nur einen Generator. Ausserdem fragte er sich, was nun in der Kiste steckte.

Die Fahrt zur Startbahn war wie immer. Auch wenn Viper merkte, dass er die beiden Motoren nicht einmal im Ansatz so hoch drehen musste, wie er es gewohnt war, hatte er alles unter Kontrolle.

Eigentlich war es unsinnig, nur zwei Motoren zu benutzen. Das war jedoch bislang immer die Standardprozedur gewesen. Die Lärmentwicklung und der unsinnig verbrauchte Treibstoff waren schon bei der originalen Concorde der Grund gewesen, nur zwei der vier Triebwerke auf dem Boden einzusetzen. Doch der neue Antrieb war um einiges leiser und Treibstoff wurde ohnehin keiner verbraucht.

Dann endlich hatte die Maschine ihre Startposition erreicht. Die lange Startbahn lag vor ihnen, alles war bereit.

»Ist die Tarnung aktiv?«

»Jupp, eingeschaltet und läuft einwandfrei.«

Viper wollte es nicht riskieren, auf den Radarschirmen aufzutauchen. Wenn der neue Antrieb hielt, was sie sich davon versprachen, wollte er nicht als startendes Geschoss irgendwo auf einem Radar auftauchen.

»Irgendwas an Luftverkehr?«

»Nö. Alles frei!«

»Dann gehts los!«

Mit den Worten packte Viper das Steuerhorn fest mit beiden Händen.

»Aisha, Vollgas!«

Die liess sich das nicht zweimal sagen und drückte die Schubkraftregler voll nach vorne. Normalerweise wurde dann auch noch der Nachbrenner aktiviert, doch dieser Schritt konnte entfallen.

Der Antrieb heulte auf. Aber deutlich höher, als normal und er war auch weit leiser. Irgendwie war das nicht befriedigend. Der Sound der Triebwerke klang eindeutig besser.

Schon zeigte sich der erste Unterschied. Viper stand auf der Bremse, wie es üblich war. Doch normalerweise, auch mit Nachbrenner, blieb die Maschine brav auf ihrer Position. Dieses Mal erhöhte sich jedoch die Geschwindigkeit und quitschendes Gummi auf Asphalt war zu hören.

»Die Lady kann es nicht erwarten! Lass sie los Viper!«

Rief Mario aufgeregt. Benjamin hatte sich in seine Armlehnen gekrallt. Seine Aufregung war mal wieder auf Anschlag.

Viper löste die Bremsen und sofort gab es einen Ruck und alle wurden in den Sitz gepresst. Das war soweit nicht neu, doch war der Andruck dieses Mal um einiges höher. Hoch genug, um Benjamin den Atem zu rauben.

Die Geschwindigkeit stieg so schnell, dass Aisha der Anzeige kaum folgen konnte, vor lauter Schreck. Sie hatten noch nicht wirklich Strecke auf der Bahn zurückgelegt, als schon ihre Ansage kam.

»Rotieren!«

Viper, der die Geschwindigkeit im Head-Up-Display verfolgt hatte, war nicht überrascht, auch wenn ihm die extrem kurze Startstrecke, selbst für dieses Flugzeug, beeindruckte. Ganz vorsichtig zog er das Steuerhorn an sich heran und sofort hob sich die Nase, als könne es die Maschine gar nicht erwarten.

»Fahrwerk rein, Nase hoch!«

Auch wenn die Anweisung zum Standard gehörte, eigentlich war sie unnötig. Aisha wusste genau, was zu tun war und hatte den Hebel für das Fahrwerk schon umgelegt, bevor Viper gesprochen hatte.

Benjamin behielt die Mach-Anzeige im Auge und die schien kaputt zu sein. Die schoss geradezu dahin, obwohl sich der Vogel im Steigflug befand. Kurz darauf, noch keine 4.000 Meter über Grund, durchbrach die Maschine schliesslich bereits die Schallmauer.

»Ups. Hoffentlich sind da unten keine Fensterscheiben zu Bruch gegangen!«

Viper war amüsiert. Er machte ach keinen Anschein, den Schub zu drosseln. Stattdessen zog er die Nase weiter nach oben. Senkrecht, wie eine Rakete, ging es in den blauen Himmeln und auch wenn diese Kiste schon immer unglaubliches geleistet hatte, dieses Mal übertraf sie sich bei weitem. Höhenmesser und Mach-Meter schienen sich ein Wettrennen zu liefern. Noch unter 30.000 Fuss überschritt das Flugzeug die doppelte Schallgeschwindigkeit es war noch kein Ende in Sicht. Erst bei über 50.000 Fuss und der dreifachen Schallgeschwindigkeit, ging Viper in den Horizontalflug über.

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