Die grosse Enthüllung

Der Rest des Abends herrschte eine angespannte Stimmung zwischen Janine und Viper. Amy war etwas besorgt, so kannte sie ihre Freundin eigentlich nicht. Es kam ja in letzter Zeit immer zu Reibereien zwischen den Beiden wenn das Rennen beendet war, aber die verrauchte auch immer sofort wieder.

Janine versuchte derweil auch immer wieder zu Mario zu gelangen. Da Amy sich nicht ganz sicher war, ob sie ihn einfach nach den Modifikationen fragen oder ihn verhauen wollte, liess sie es jedoch nicht zu. Auch Katja und Rebekka halfen tatkräftig mit, sie vom Kommandostand fernzuhalten.

Doch irgendwann war auch dieser Renntag zu Ende und alle trafen sich in der Wohnung auf der Rennstrecke. Mittlerweile war es zur Gewohnheit geworden, dass an solchen Wochenenden alle, also Neunburger, die Leute aus Brücken und die Heinzforter dort schliefen. Aber auch wenn wieder Partystimmung war, hatte Janine nach wie vor Wut in sich. Das war deutlich zu spüren.

Nachdem sich Mario, Waldemar und Benjamin sicher sein konnten, dass alle anwesend waren, konnte es nun endlich zur grossen Enthüllung kommen. Zu diesem Zweck versammelten die Drei sich so, dass alle anderen sie sehen konnten. Mario nahm sich zwei Bierflaschen und schlug sie immer wieder gegeneinander, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu erlangen.

»Leute, würdet ihr uns mal bitte einen Moment zuhören? Wir haben euch etwas zu sagen!«

Das Geplapper wurde leiser. Bald waren nur noch vereinzelte Stimmen zu hören, aber auch die verstummten. Als schliesslich alle den Blick auf die drei Jungs gerichtet hatten, gab Mario Benjamin einen Schubs. Er war ja der Initiator der ganzen Nummer und folglich durfte er auch reden. Was für ihn jedoch etwas unangenehm war. Doch er begann.

»Okay. Dann fange ich mal an. Ich bin etwas nervös, seht mir das bitte nach.«

Er musste ein paar Mal tief durchatmen, erst dann konnte er loslegen.

»Euch ist ja nicht entgangen, dass wir drei und Viper nun schon seit einiger Zeit immer wieder verschwinden und euch vertrösten, wenn ihr uns danach fragt. Wie ich schon erfahren habe, gab es sogar wilde Spekulationen. So sollen Mario und ich ein Verhältnis haben und ähnliches. Luigi, mach dir da keine Sorgen. Ich finde deinen Mario zwar durchaus ansprechend, aber wir haben nichts laufen.«

Janine rief dazwischen.

»Komm zum Punkt und erzähl nicht erst, was nicht passiert ist!«

Etwas eingeschüchtert fuhr Benjamin fort.

»Okay, klar. Alles fing damit an, dass ich eine Idee im Kopf hatte. Nicht nur im Kopf, ich habe auch Berechnungen dazu angestellt, die meiner Meinung nach vielversprechend waren. Ich war aber nicht dazu in der Lage, die Idee alleine zu verwirklichen. Von daher habe ich Mario und Waldi um Hilfe gebeten. Dabei haben wir dann auch noch Viper ins Boot geholt und die Mädels mit ihrem Hubschrauber.«

Er machte eine kurze Pause, da sein Mund beim reden immer trockener wurde.

»Uns ist es gelungen, etwas grossartiges zu schaffen. Janine, gerade dir wird das mit Sicherheit gefallen. Es handelt sich um einen Generator. Einen mit Permanentmagneten. Das heisst, sobald der gestartet ist generiert er Strom und nicht wenig davon. Mittlerweile ist das Projekt so weit fortgeschritten, dass es einsatzbereit ist.«

Mario drängte sich in Benjamins Rede.

»Das ist auch der Grund, warum du nicht gewinnen konntest Janine. Während der Lori nur auf die Kapazität in den neuen Kondensatoren zurückgreifen konnte, wurden dir der Viper kontinuierlich aufgeladen. Mach dir aber keine Sorgen. Ich hatte nur nicht genug Zeit, dem Lori bis heute auch einen Generator zu bauen. Das nehme ich aber sofort in Angriff. Dann ist dein Baby nicht nur schneller, sondern fährt faktisch unbegrenzt.«

Benjamin fuhr mit seine Ansprache einfach fort, nachdem Mario geendet hatte.

»Wir haben ein Testauto besorgt, um Daten zu sammeln. Das lief verdammt gut und Viper hat einen Generator auch schon in sein Auto gebaut. Danach haben wir dem Hubschrauber der Girls ebenfalls so ein Ding samt neuen Antrieb verpasst und die Ergebnisse waren durchschlagend. Zum guten Schluss haben wir auch dem Superflugzeug ein Upgrade verpasst und ich kann euch sagen, es ist jetzt noch krasser als vorher und verbraucht nicht einen Tropfen Kerosin.«

»Konntest du mich deshalb nicht zu Markus fliegen?«

Rief Amy zu Viper.

»So in etwa ja. Die Mädels haben eine Quelle für extrem gute Permanentmagnete. Wir sind hin geflogen, haben die besorgt und auf dem Rückweg gab es ein Problem mit den Triebwerken. Das ist der eigentliche Grund. Mittlerweile haben wir aber, mit Aisha zusammen, die Kiste auf die neue Antriebsart umgestellt und ich kann euch sagen, es ist ein noch grösseres Monster als vorher.«

»Und deshalb macht ihr so ein Geschiss?«

Fragte Rebekka, die mit verschränkten Armen dastand und so gar nicht beeindruckt wirkte.

»Wir wollten es einfach geheim halten, bis es fertig ist.«

»Warum? Kein Vertrauen mehr zu uns?«

»Quatsch! Rebekka, vertrauen zu euch auf jeden Fall. Nur das Vertrauen zu mir selbst war nicht das Beste. Ja, es konnte funktionieren. Aber wenn es so einfach ist, dann müssten es doch schon klügere Köpfe vor mir gemacht haben. Ich wollte einfach nicht mit einer bahnbrechenden Idee ums Eck kommen, die nur auf dem Papier funktioniert.«

»Okay. Die Antwort lasse ich gerade so durchgehen. Weiter?«

»Weiter? Das war es eigentlich schon.«

Nun rief wieder Janine.

»Mario! Wenn du nicht umgehend so ein Ding in den Lori einbaust, dann muss ich dir leider in den Arsch treten!«

»Da mach dir keine Gedanken. Das mache ich definitiv. Hab ja nicht aus Spass an dem Projekt mitgemacht.«

»Und wo wart ihr dann die ganze Zeit immer?«

Wollte Elena wissen. Benjamin schaute zu Mario, Waldemar und Viper und die nickten.

»Wir haben eine alte Tankstelle ausserhalb gekauft und für unsere Zwecke umgebaut. Dort haben wir alles entwickelt und getestet.«

»Alles klar!«

Zur Überraschung von Benjamin, war die grosse Offenbarung damit beendet und niemand schien sonderlich beeindruckt zu gewesen zu sein. Das verstand er nicht. Hier ging es um quasi unbegrenzte Energie zum Nulltarif und die fanden das nicht total aufregend?

Ein wenig später sassen Viper und Amy zusammen.

»Tut mir wirklich leid, dass ich dich nicht rüber fliegen konnte. Aber der Vogel hatte nur zwei Triebwerke und noch einige Schäden an der Tragfläche. Damit konnten wir einfach nicht fliegen und da ich Otto mein Wort gegeben habe, bis zur Ankündigung nichts zu erzählen, konnte ich dir auch keine Details darüber geben.«

»Ach, Schnee von gestern. Du hast mir ja einen Flieger organisiert und es hat ja auch alles geklappt.«

»Es tut mir trotzdem leid. Du weisst ja, dass ich normal immer für dich da bin.«

Amy boxte Viper auf die Schulter.

»Natürlich weiss ich das. Ich war eben einfach wegen Morgen total von der Rolle.«

»Da du aber noch auf freiem Fuss bist denke ich mal, du hast seinen Mörder nicht für immer aus dem Verkehr gezogen?«

»Die Mörder. Das war ein ganzes Killerkommando und nein, habe ich nicht. Es sah sogar eher so aus, als würde die mich alle machen. Du hättest mich sehen sollen, als ich mit denen fertig war. So ramponiert hab ich noch nie ausgesehen.«

Viper begutachtete Amy so gut es ging.

»Zurückgeblieben ist aber anscheinend nichts.«

»Nee. So schlimm war es auch nicht. Ein paar Dellen und blaue Flecke. Über dem Auge hab ich ganz ordentlich geblutet, war aber nicht tief. War wohl eher der Schweiss, warum das so heftig ausgesehen hat.«

»Nächstes Mal sagst du mir Bescheid, dann komme ich mit.«

»Hätte nicht viel gebracht. Trotzdem danke.«

»Hey, so schwach bin ich jetzt auch wieder nicht.«

»Hab ich auch nicht gesagt.«

Die Party ging gewohnt noch eine ganze Zeit. Draussen war es schon hell, als Benjamin draussen Stand und seinen Gedanken nachhing.

»Du hast es wirklich geschafft.«

Benjamin zuckte zusammen, da er Mario nicht kommen gehört hatte.

»Ja, sieht wohl so aus. Wundert mich nur, dass es anscheinend niemand interessiert.«

»Das sind einfach nur Banausen. Mach dir nichts draus. Die haben einfach ganz andere Dinge im Kopf. Damit muss man leben.«

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