… mit Toleranz?

Ja, ja, die Toleranz. Sie ist so weit verbreitet, dass es sogar einen »Tolerance Day« gibt.

Es ist schon ein interessantes Spiel mit der Toleranz. Sie wird gerne angeführt und propagiert, doch wird sie wirklich umgesetzt? Was bedeutet eigentlich Toleranz? Dabei meine ich jetzt nicht die Definition des Wortes, sondern was dahinter steckt. Eigentlich bedeutete es nicht mehr als »Leben und leben lassen«. Anders ausgedrückt, du machst deins, ich mach meins und solange wir damit glücklich sind, ist das in Ordnung.

Wird das auch so gehandhabt? Na ja, darüber kann man streiten. Es gibt viele Dinge, da ist Toleranz echte Mangelware. Das sieht man schon daran, dass sich Homosexuelle »outen«. Wenn ich sage, dass ich heterosexuell bin, dann ist das eben so. Eventuell werde ich schief angeschaut, wenn ich das sage und man versucht zu ergründen, warum ich es überhaupt gesagt habe. Will ich damit irgendetwas bezwecken, oder so? Sagt es jemand, der homosexuell ist, hat er sich geoutet. Warum?

Ähnlich verhält es sich mit dem Fetisch. Auch da ist es so, dass wenn es zur Sprache kommt viele einen anschauen, als wäre das irgendetwas eigenartiges, komisches, vielleicht sogar schlimmes. Dabei ist es für den Sharer doch eigentlich ganz normal! Aber nein, da wird dann stellenweise sofort drauf eingeprügelt, man wird angefeindet, oder bekommt kluge Sprüche um die Ohren gehauen. Macht das Sinn?

Toleranz bedeutet bei mir folgendes. Man ist in geselliger Runde, spricht vielleicht über das Thema Sex, was tatsächlich auch mal vorkommt, man mag es kaum glauben, dann sage ich, dass ich gerne teile. Toleranz würde für mich in dem Fall bedeuten, dass es verstanden und akzeptiert wird. Vielleicht stellt man Fragen dazu, da es ja nicht ganz alltäglich ist. Man kann ja auch in anderen Belangen über das Thema sprechen. Vielleicht, welche Stellung man bevorzugt. Vielleicht kommt da bei einem etwas skurriles bei raus, dass er beim Oralverkehr am liebsten die Frau auf seinen Schultern sitzen und gegen eine Wand gelehnt hat. Auch da kann es zu Fragen kommen, aber ich hätte noch nie erlebt, dass man kluge Sprüche zu hören bekommt.

Eine Frau leckt man im liegen!

Oder etwas in der Art. Hätte ich so noch nie gehört. Aber, es kommen andere Meinungen.

Ich mache das am Liebsten im liegen!

Oder auch

Ich finde es am Besten, wenn die Frau dabei vor mir kniet!

Mit solchen Aussagen kann ich leben, spiegeln  sie doch das wieder, was einzelne Personen bevorzugen. Auch hier ist es tolerant, es zu akzeptieren. Leben und leben lassen.

Intoleranz

Teilt man jedoch gerne, dann sind die Kommentare in der Regel etwas schärfer formuliert. Angenommen, man sitzt in geselliger Runde, Sex ist das Thema und Vorlieben werden genannt. Einer mag vielleicht Anal-Verkehr, der andere ist dabei gerne gefesselt. Dann kommen vielleicht gegenteilige Meinungen, Fragen, oder es wird einfach so hingenommen.

Sagt man jedoch, dass man gerne teilt, dann scheint die Toleranz nicht ganz so weit verbreitet zu sein.

Wenn du deine Frau teilst, kannst du sie nicht wirklich lieben!

Mit einer der am Meisten benutzen Aussagen, die ich in dem Zusammenhang kenne. Nein? Kann ich das nicht? Warum nicht? Wer ist der Redner, der so etwas behaupten kann? Kann er in mich hineinschauen? Kennt er meine Gefühle meiner Frau gegenüber?

Man teilt seinen Partner nicht!

Auch ein schönes Beispiel. Wurde mir auch schon mehr als einmal so gesagt. Doch bliebe für mich die Frage, warum nicht? Weil es da einen Bestseller gibt und das da drin steht? Ich meine natürlich die Bibel. So viele Atheisten in der Landschaft, aber an die Treue wird sich geklammert.

Was ist daran intolerant?

Bekomme ich solche Kommentare und frage hinterher, warum man mich angreift, oder so intolerant ist, kommt immer wieder als Verteidigung, dass wäre überhaupt nicht intolerant, oder man hätte mich nicht angegriffen.

Nein? Dann sollte man mal auf die Wortwahl achten. Solange Toleranz im Spiel ist. werden die Antworten immer so formuliert, dass sie die eigene Meinung wiederspiegeln. Von daher sind auch solche Antworten akzeptabel, die gegen die eigenen Vorlieben sprechen. Natürlich, sie spiegeln die Vorlieben eines anderen Menschen wieder und ist man tolerant, akzeptiert man es.

Seinen Partner teilt man nicht!

Wo genau spiegelt eine solche Aussage die Meinung einer Person wieder? Für mich klingt das eher danach, dass mir eine feststehende Tatsache genannt wird. Das wiederum kann ich so auslegen, dass man meine Meinung und demnach auch mich angreift. 

Ein wenig anders formuliert, sieht die Welt schon ganz anders aus:

Ich würde/könnte meinen Partner nicht teilen!

Das spiegelt für mich eine Meinung wieder und ist für mich absolut akzeptabel. Ich würde und will es tun, aber wenn jemand anderes es nicht will, ist es für mich genauso gut. Toleranz eben!

Wie geht man mit Intoleranz um?

Das muss jeder für sich entscheiden. Ich habe schon gehört, dass einige ihren Fetisch lieber hinterm Berg halten, als ihn öffentlich zu erwähnen. Das kann man machen, spricht nichts dagegen. Man umgeht unnötige Kommentare und hat seine Ruhe.

Ich selbst sehe es aber nicht ein, meine Meinung in den Keller zu sperren, weil sie dem heilen Weltbild nicht entspricht! Mein Fetisch ist nichts schlimmes, ich habe dadurch nicht vor, einen Amok-Lauf zu starten, oder ähnliches. Mein Fetisch betrifft einzig mich und meine Frau. Wohl auch noch einen Mann, wenn meine Frau Lust auf einen hat. Ansonsten spielt es für den Rest der Welt eigentlich überhaupt keine Rolle, ob ich nun gerne teile, oder eben nicht!

Aus diesem Grund stehe ich zu meinem Fetisch und spreche es auch offen aus, wenn es zum Thema passt. Ich gehe damit allerdings auch nicht hausieren und erzähle jedem ungefragt, dass ich gerne teile. Warum auch? Wenn es jemand nicht wissen will, dann erzähle ich es auch nicht. So einfach ist das!

Intoleranz beim Objekt der Begierde!

Eine Form von Intoleranz ist bei einem Sharer ein echtes Problem. Der grösste Teil der Bevölkerung schwört auch Treue, auch wenn ja Untreue der Beziehungskiller schlechthin ist. Merkwürdig, denn irgendwie beisst sich das.

Intoleranz ist besonders dann ein echtes Problem für den Sharer, wenn er einen Partner gefunden hat, der seinen Fetisch bedienen möchte, ein Objekt der Begierde gefunden wurde und ausgerechnet diese Person nun gar nicht tolerant dem Thema gegenübersteht.

Als Beispiel:

Meine Frau hatte Interesse an einem Mann entwickelt. Dieser war solo, hatte auch keine Beziehung in Sicht und war meiner Frau gegenüber nicht unbedingt abgeneigt. Zum Ziel kam sie jedoch nicht, denn obwohl er keine Beziehung hatte, war meine Frau verheiratet und er wollte nichts mit einer Frau in Beziehung machen.

Toll, oder? Das Gemeine an der Sache ist allerdings, er legte damit ja nicht unbedingt ein tolerantes Verhalten an den Tag. Ansonsten hätte er ja mit meiner Frau Spass gehabt und alle Beteiligten wären zufrieden gewesen. Es war eben seine Meinung und da ich versuche tolerant zu sein und auch immer wieder bestrebt bin, auch andere Menschen davon zu überzeugen, musste ich seine Meinung akzeptieren. Bescheuert, wenn die Toleranz wie ein Bumerang zu einem zurück kommt. Dumm gelaufen, würde ich da mal sagen.

Es ist also ein zweischneidiges Schwert, die Sache mit der Toleranz. Damit wird man leben müssen, aber nicht nur, wenn man gerne teilt. Das trifft in allen Lebenslagen zu, ob man will, oder nicht!

Schlaue Schlussbemerkung

Man kann es drehen wie man will und auch auf verschiedene Arten damit umgehen. Wäre die Menschheit dazu in der Lage, auch eher “unnormale” Dinge einfach zu akzeptieren, wäre die Welt ein gutes Stück besser! Doch sollte man sich im Klaren darüber sein, fordert man von anderen Menschen Toleranz, dann muss man auch selbst tolerant sein, auch wenn es einem manchmal echt ans Bein pinkelt!

Print Friendly, PDF & Email

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert