Amys neue Kräfte

Amy kam auf Katja zu und reichte ihr die Hand. Sie nahm sie und mit einem Ruck war sie wieder auf den Beinen.

»Kannst du mir mal erklären, was das gerade war?«

Fragte Katja und rieb sich ihren schmerzenden Hintern. Auch Elena und Claudia kamen neugierig und verwundert heran.

»Ich wollte etwas testen und dafür brauchte ich jemand, der mir das Wasser reichen kann.«

»Wasser reichen? Süsse, ich sage es nur ungern, aber ich hab dich zum ersten Mal die ganze Zeit dominiert. Bis du diesen Dampfhammer ausgepackt hast.«

Amy grinste freudig.

»Das hätte ich gemerkt und geschockt hat es mich auch. Was hast du die ganze Zeit gemacht? Dauertraining?«

»Nicht ganz. Aber lenk mal nicht ab. Was war das?«

Das grinsen von Amy wurde immer breiter.

»Ich glaube, so eine Art neue Fähigkeit.«

Katja stemmte die Fäuste in die Hüften.

»Was denn bitte für eine neue Fähigkeit? Ich hab schon öfters was von dir einstecken müssen. Aber noch nie hat es blau geblitzt und noch nie hatte ich das Gefühl, von einem Güterzug gerammt zu werden. Vom weg fliegen ganz zu schweigen. Also, was geht ab?«

Amy hätte es den Mädels auch nur zu gerne erzählt, doch sie konnte nicht. Genauso, wie sie zu aussenstehenden kein Wort zu dem Abenteuer mit dem Schatten erzählen konnte, war sie nicht in der Lage, auch nur ein Wort über die Geschehnisse zu berichten. Zumindest nicht von dem Part, der ihr diese neuen Kräfte verliehen hatte.

Sie begann von ihrem Ausflug in die USA zu erzählen, um den Mörder von Morgen, einem guten Freund zu untersuchen. Das war noch nicht lange her und ihre Freunde bekamen das nur am Rande mit. Eigentlich wusste nur Viper, warum sie in die USA gereist war. Katja und ihre Freundinnen wussten überhaupt nichts von ihrem Ausflug und waren entsprechend geschockt als sie erfuhren, dass Morgen ermordet worden war.

Amy erzählte soweit alles. Wie sie zusammen mit Markus und Alexis auf eigene Faust ermittelt hatte, da die Polizei den Vorfall anscheinend unter den Teppich kehren wollte. Wie sie die Spur fanden und was sie durchstehen musste, um endlich die Namen der Mörder zu finden. Da waren die Mädels ganz schön geschockt, dass sich Amy dafür sogar mehrere Nadeln durch ihre Brüste hatte treiben lassen, bis sie endlich erfuhr, wer hinter dem Mord gesteckt hatte.

Dann kam ein Teil, den sie einfach nicht erzählen konnte. Deshalb erzählte sie die Geschehnisse so, als wäre das überhaupt nicht passiert, sondern sprang direkt zu dem Teil, wo sie von der vermeintlichen Anhängerin dieser okkulten Gruppe zum Rächer für Morgen wurde. Wie sie sich den wirklich starken Mördern stellte und sie am Ende mit viel Einsatz und heftigen Problemen besiegen konnte. Gerade Katja war schockiert.

»Bist du eigentlich bescheuert? Wie kannst du so etwas alleine durchziehen? Morgen war auch ein Freund von mir, ich bin auch eine Frau und kann kämpfen. Ich hätte dir also helfen können du hohle Nuss!«

Amy schaute betroffen.

»Ich weiss Katja und glaub mir, während dem Kampf habe ich mich einige Male gefragt, warum ich dich nicht mitgenommen habe. Das waren top ausgebildete Ex-Militärs und ich habe einige Male gedacht, dass ich das nicht gewinnen kann. Was kein so schöner Gedanke war, denn ich hätte dann ja nicht einfach den Kampf verloren, sondern würde jetzt nicht mehr leben. Das waren Killer, echte Killer. Sie hatten keine Skrupel Morgen zu töten und wären auch mit dem Mord an mir davon gekommen. Schliesslich hat diese Gruppe eine ganze Menge Menschen getötet und wurden nie dafür belangt.«

»Na, okay, du lebst ja offensichtlich noch. Aber was hat das mit diesem brutalen Schlag zu tun, den du jetzt drauf hast?«

»Der hat mir quasi das Leben gerettet. Diese Typen waren zwar schnell und stark, aber man hat auch deutlich gemerkt, die waren auch gut im einstecken. Eigentlich gesagt, war einstecken sogar ein Teil ihrer Taktik und die haben wirklich viel geschluckt. Die im Kampf zu dominieren war nicht wirklich schwer, aber was nützt das schon, wenn man denen ganze Salven an Tritten in die Visage verpassen kann und die nur grinsen? Irgendwann sind dann ja auch meine Kräfte all und ich sag euch, wo die hinschlagen, da wächst so schnell kein Gras mehr und als ich dann angefangen habe einzustecken, also da war ich schon kurz davor, dass die Lichter ausgingen. In letzter Verzweiflung habe ich dann alles an Kraft in einen Schlag gelegt und na ja, da kam dann das heraus. Einer ging sofort zu Boden. Dadurch hatte ich etwas Luft und konnte auch den Rest zerlegen.«

Katja fand das zwar etwas merkwürdig, aber merkwürdig war, seit sie die Neunburger kannte, ja nichts mehr neues. Also machte sie sich nicht so viele Gedanken über das wie und warum.

»Und warum hast du dann jetzt mir eine zimmern müssen?«

Amy lachte wieder.

»Hab ich doch gesagt. Ich hab mich mittlerweile ein paar Mal mit Viper gekloppt. Nichts. Da er kein Gegner für mich ist, konnte ich meinen Schlag nicht anwenden. Auch Rebekka und Janine sind nicht stark genug, um mich wirklich in Bedrängnis zu bringen. Du bist die Einzige, die mir wirklich gefährlich wird. Also warst du die logische Konsequenz und das hat ja auch funktioniert.«

»Und weh tut es auch!«

Bemängelte Katja.

»Tut mir leid. Anders konnte ich es aber nicht testen.«

»Schon gut.«

Sagte Katja. Dann flog Amy auf ihren Hintern. Ohne Vorwarnung hatte Katja einfach einmal zugeschlagen und Amy damit überrumpelt. Als sie Vor Katja sass und nun auch ihr Hintern und Gesicht wehtaten, schaute sie Katja mit einem wirklich bösen Blick an.

»Lass deine Wut stecken. Jetzt sind wir quitt!«

Sagte Katja cool und reichte nun Amy ihre Hand.

»Hab ich wohl verdient?«

Die Mädels nickten. Kurz darauf musste Amy erklären, was mit Morgen geschehen war und was nun weiter geschehen würde. Also, ob es eine Beerdigung geben würde, oder ob die schon vorbei war und ähnliches. Amy konnte ihre Freunde beruhigen. Es gab noch keine Beerdigung. Markus war das alles noch am organisieren und natürlich blieben die Freunde nicht aussen vor. Wer es wollte, der konnte der Beerdigung beiwohnen. Sie mussten eben nur nach Amerika dafür.

Das sollt jedoch kein Problem sein. Denn in der Zwischenzeit waren die Arbeiten am Superflugzeug weit vorangeschritten. Mario und Aisha sassen bereits im Cockpit und prüften die neuen Systeme. Es waren eigentlich die Gleichen, wie in dem Testauto und Vipers Viper und dem Hubschrauber von Jana und ihrem Team. Mit Überraschungen war also nicht zu rechnen und dennoch liess Mario nicht mit sich verhandeln. Er musste alles auf Herz und Nieren geprüft werden, bevor er einem Testflug die Genehmigung erteilte. Aber auch Aisha, die bislang noch keine Erfahrungen mit diesem neuen Antrieb und Generator hatte, wollte zuerst alles getestet und in Aktion gesehen haben, bevor sie einem Flug zustimmte.

Waldemar war deshalb etwas gekränkt. Nicht, dass die Beiden alle Umbauten genau testen wollten, sondern dass er dabei nicht mitmachen durfte. Er war doch massgeblich mit an der Entwicklung beteiligt gewesen, also hätte er auch den Tests beiwohnen sollen. Aisha war jedoch dagegen. Sie hatte zwar nichts gegen Waldemar, doch wenn es um ihr Flugzeug ging, vertraute sie nur sich und mittlerweile Mario, der seine Qualitäten mehr als einmal deutlich unter Beweis gestellt hatte.

Waldemar stand also mit Viper, Benjamin und den Mädels vor dem Hangar und langweilte sich.

»Können die sich mal beeilen?«

Nörgelte Benjamin.

»Beeilen? Bei so etwas? Vergiss es! Sei froh, wenn sie die neuen Kabel nicht erst noch einem Stresstest unterziehen, oder was in der Art. Aisha ist erbarmungslos, wenn es um ihr Flugzeug geht. Das ist echt grausam.«

»Verstehe ich gar nicht. Ich dachte, es ist dein Flugzeug?«

Viper lachte.

»Meins? Nee du. Wenn überhaupt, dann unser Flugzeug. Wir haben es ja zusammen geklaut damals. Aisha hat es aber gebaut. Niemand kennt sich damit so gut aus wie sie, nicht einmal Mario, trotz seiner ganzen Umbauten.«

»Und wem gehört das Ding dann?«

»Ben, allen und niemandem. Ich bin der Pilot, Derrick der Co-Pilot und Mario der Bordingenieur. Das ist so die Hauptbesatzung. Aber Aisha kann das Ding auch fliegen. Oder Co-Pilot sein. Es gibt da nichts festes. Wenn ich nicht fliegen will, kann Aisha das machen. Hat Derrick keinen Bock auf Co-Pilot, kann sie das auch übernehmen. Nur wenn es um Wartung und Reparatur geht, da hat Aisha das letzte Wort. Da wir keine bessere Expertise kriegen können und sie das Ding schlussendlich auch gebaut hat.«

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