Neue Testreihen

Schon wenige Tage später war der neue Generator soweit fortgeschritten, dass er seinen ersten Testlauf in dem ferngesteuerten Auto antreten konnte. Dieses Mal waren alle bei den Teste absolut euphorisch und das offensichtlich nicht umsonst.

Das modifizierte Fahrzeug war, gegen seinen Standard-Vertreter, in jeglicher Hinsicht im Vorteil. Der Anzug übertraf den des herkömmlichen Spielzeugs um Längen und auch auf dem Testkurs war es für das Generator-Auto kein Problem, seinen Konkurrenten zu übertreffen. Das war auch kein Wunder. Es standen schliesslich 9,6 Volt gleich 21 Volt gegenüber. Zu diesem Output hatte das Team den Generator bringen können und der war dabei so klein und leicht, dass er das Auto nicht negativ beeinträchtigte.

Auch die Fernsteuerung war kein Problem, obwohl der Generator nicht abgeschirmt war. Jedes Steuerkommando führte das kleine Fahrzeug egal bei welcher Distanz problemlos und direkt aus.

Wirklich überzeugend war aber der Langzeittest. Nach wenigen Minuten verlor das unmodifizierte Auto an Power, musste an die improvisierte Box gefahren und mit einem neuen Akku bestückt werden. Der Vertreter mit dem Generator lief und lief und lief. Selbst nach Stunden, in denen sich das Team am Steuer abwechselte, schwächelte der Generator nicht. Unzählige Male musste der Akku des normalen Autos ausgetauscht werden, während der Generator einfach lief.

Als der Nachmittag begann, konnte der Test als absolut erfolgreich beendet werden. Der Generator hatte alle Erwartungen locker übertroffen, die man in ihn gesetzt hatte. Erst da viel dem Team auf, dass jemand fehlte. Jana und Waldemar. Doch bevor die grosse Frage aufkam, wo die denn wohl sein könnten, kamen sie auch schon zur Tür herein.

»Wo wart ihr?«

Fragte Benjamin in einem besorgten aber auch bestimmenden Tonfall.

»Ficken!«

Antwortete Jana und erntete dabei jede Menge ungläubiger und abschätzender Blicke.

»Nein ihr Deppen! Ich hab Waldi entführt. Nachdem der Generator gezeigt hat, was er so drauf hat, wollte ich ein neues Versuchsobjekt haben und siehe da, ich habe eins gefunden.«

Erst da stellte die Gruppe fest, dass sich der arme Waldemar mit einer riesigen Kiste abquälte.

»Und darf ich auch erfahren, wass für ein Versuchsobjekt das ist und warum mich keiner informiert hat? Soweit ich weiss, ist das immer noch mein Projekt!«

Mario war fasziniert. Benjamin hatte mittlerweile die Rolle des Anführers wirklich verinnerlicht. Das ganze Projekt hatte ihn definitiv schon zum positiven verändert.

Zu dieser Erkenntnis kam auch Natascha. Dieses Selbstvertrauen, welches Benjamin mittlerweile an den Tag legte, war nicht nur beeindruckend, sondern für sie auch erregend. Aber darauf wollte sie zu diesem Zeitpunkt nicht eingehen.

Es wurde auch spannend, als Waldemar versuchte, die grosse Kiste zu drehen. Das sah nicht nur unbeholfen aus, sondern dauerte auch einen Moment. Dann zeigte sich jedoch die Vorderseite mit einem eindeutigen Bild.

»Du hast ein Modell von unserem Baby besorgt?«

»Nö Natascha. Wir waren eine grosse Kiste kaufen, ich hab da jede Menge Steine für Waldi rein gelegt und wir haben ein Bild von unserem Hubschrauber drauf drucken lassen.«

Benjamin kam näher.

»Das sieht interessant aus! Wenn wir den Antrieb da so einbauen, wie er auch im Original rein soll, könnten wir wirklich gute Tests damit machen.«

»Ach, stell dir vor. Daran hätte ich jetzt gar nicht gedacht.«

»Sie muss so schnippisch sein, oder?«

Fragte Benjamin in Nataschas Richtung.

»Japp. Wenn sie mal nicht so ist, dann ist irgendwas fieses im Busch.«

Nun gut. Das ferngesteuerte Modell des Hubschraubers war da, wurde ausgepackt und sofort war klar, der Bau würde einiges an Zeit verschlingen. Dieses Teil war äusserst Detailliert, bis hin zu dem Innenraum. Das war gut. Doch war die Kiste vom Antrieb her keines Wegs dem Original entsprechend. Ein einzelner Elektromotor hätte den Antrieb übernehmen sollen, der auch noch an der total falschen Stelle sass und ein grosses Ritzel antrieb. Das hiess, hier musste Zeit investiert werden, um alles möglichst original auszuführen.

Benjamin teilte die Gruppe in zwei Teams auf. Jana, Kim und Viper sollten sich um den Bau des Modells kümmern, während der Rest sich Gedanken über den Antrieb machen würde. Beides keine trivialen Arbeiten. Das Modell selbst hatte eine Unzahl von Bauteilen, die stellenweise auch noch ziemlich klein ausgefallen waren. Dafür musste beim Antrieb einiges an Technik neu hergestellt werden.

Zum Ende des Tages, waren die Ergebnisse von daher noch nicht wirklich sehenswert. Das aus dem Sammelsurium an Teilen mal ein Hubschrauber werden sollte, dafür brauchte man viel Fantasie und der Antrieb existierte auch erst teilweise im Computer. Dennoch war das Team guter Dinge, als sie sich trennten und den Heimweg antragen.

So vergingen die Tage. Es dauerte fast eine ganze Woche, bis schliesslich Viper zu den anderen kam.

»Ihr werdet es nicht glauben, wir sind fertig!«

Benjamin hatte sofort ein Lächeln im Gesicht und trat einen Schritt zur Seite. Hinter ihm, auf der Werkbank, lag der offensichtlich ebenfalls gerade fertig gewordene Antrieb.

»Wenn das mal kein Timing ist! Ich wollte gerade nach euch schauen, denn wir sind auch fertig.«

Es wurden keine grossen Reden mehr geschwungen. Waldemar und Mario trugen den Antrieb rüber zum Hubschrauber. Die Hochzeit stand an. Während sich alles total darüber freuten, dass ihr Bauteil so perfekt in den Hubschrauber passte, war Waldemar kein bisschen beeindruckt. Schliesslich hatten sie alles genau vermessen, es musste also passen.

Etwas mehr als eine Stunde später war der Hubschrauber dann komplett. Die Steuerung war getestet worden, der Antrieb sass auf seinen Platz, trieb Rotor und Heckrotor an, während er von einer neuen Version des Generators mit Energie versorgt wurde.

Der Generator selbst hatte derweil Updates erfahren. Trieb er im Auto noch direkt die Motoren an, wurde dieses Mal die Energie in zwei Kondensatoren gepuffert. Jeder Kondensator gab 24 Volt ab, während der Generator selbst 50 Volt Spannung abgeben konnte. Es war also gesichert, dass der Antrieb immer genug Leistung zur Verfügung hatte.

Es war schon fast ehrfürchtig, wie Viper, Jana und Mario ihr neues Spielzeug ins Freie trugen. Das Teil war schon beeindruckend gross. Laut der Beschreibung war es das grösste Modell dieser Maschine, welches als Bausatz verkauft wurde und da schien der Hersteller auch nicht zu übertreiben. Auch die ganzen Details wussten zu beeindrucken. Natascha fiel natürlich auf, dass da einiges nicht vorhanden war, was ihr Hubschrauber zu bieten hatte, aber damit war auch nicht zu rechnen.

Der Erstflug stand an und natürlich war es Jana, die es sich nicht nehmen liess, dieses kleine Monster in die Luft zu bringen. Dabei war die Fernsteuern ebenfalls eine Eigenentwicklung. Sie gab nicht nur Signale ab, sondern konnte auch welche vom Hubschrauber empfangen. Als Jana den Generator startete, zeigte sich auf dem Display auch direkt der aktuelle Stand der Kondensatoren, Output des Generators und dessen Drehzahl.

Als die Kondensatoren ihre volle Ladung hatten, konnte Jana endlich loslegen. Auch wenn sie nach aussen absolut cool wirkte, war sie dennoch sehr aufgeregt. Hier stand die Zukunft ihrer Maschine und wenn das alles klappen würde, würde der ohnehin schon unglaubliche Hubschrauber noch um Längen besser werden.

Der Rotor kam auf seine angepeilte Drehzahl. Langsam zog Jana den linken Hebel zurück. Sofort änderte sich das Geräusch und der Hubschrauber wurde unruhig. Noch etwas weiter und es geschah. Dieses mächtige Modell hob ab, wollte mit dem Heck einen Moment lang ausbrechen, behielt aber doch seine Ausrichtung.

»Ihr habt ja darauf geachtet, dass auch das Gewicht stimmt?«

»Klar. Was denkst du denn?«

Antwortete Natascha.

»Ich bin nur verwundert. Ich habe den Pitch kaum berührt.«

»Elektropower!«

Warf Viper belustigt ein.

Vorsichtig gewann Jana noch etwas Höhe, machte sich mit der Steuerung vertraut und dann legte sie los. Für Waldemar ein Schreckmoment, denn Jana war kein bisschen Zimperlich. Die zeigte sofort, was man mit dem Teil alles anstellen konnte und wie sie dann doch zu grinsen begann war klar, sie war absolut begeistert.

Doch das Vergnügen war nur von kurzer Dauer. Jana brachte das Gerät wieder auf Position und landete. Das war Absicht. Erst sollte gecheckt werden, ob auch alles hielt.

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