Finale Tests

Während Viper und Mario den Hubschrauber zur Kontrolle wieder nach drinnen brachten und Kim sich darüber wunderte, dass sie ihn trugen, anstatt zu rollen, hatte Jana eine Frage.

»Wie ich gemerkt habe, passt der Antrieb die Leistung nicht an den Pitch an, um die Drehzahl zu halten. Ist das richtig?«

»Sollte er das?«

Fragte Benjamin.

»Eigentlich kann ich das selbst bestimmen, wenn ich fliege. Das bringt mich aber auf eine Idee. Die kleine Version ist ja voll ausgestattet, auch mit dem Cockpit. Könnt ihr da nicht eine First-Person-View einbauen? Dann bräuchte ich nur noch meine Steuerelemente, um ihn wirklich so fliegen zu können, wie ich es gewohnt bin.

Kim und Natascha schauten sich an. Sie schienen einen Plan ausgeheckt zu haben.

»Wir besorgen das!«

Sagte Kim schliesslich und die Beiden zogen davon, ohne auf eine Antwort von Benjamin zu warten. Der fand das zwar nicht lustig, war aber eigentlich viel zu sehr damit beschäftigt, den Hubschrauber und besonders den Generator genau unter die Lupe zu nehmen.

Zum Ende des Tages war die Kontrolle abgeschlossen und Kim war mit Natascha zurückgekehrt. Sie hatten einen Sitz sowie verschiedene Einzelteile besorgt, die für sich genommen irgendwie komisch wirkten. Klar, damit sollte wahrscheinlich für Jana ein provisorisches Cockpit gebaut werden, nur war es sich nur schwer bei den ganzen Einzelteilen vorzustellen. Natascha sagte aber sofort, dass sie und Kim sich darum kümmern würden. Nur die Elektronik und diese First-Person-View sollten die anderen einbauen.

Das dauerte auch den kompletten nächsten Vormittag. Natascha und Kim bekamen es tatsächlich hin, aus den ganzen Einzelteilen wirklich alle Steuerelemente nachzubilden, die Jana für den Flug brauchte. Gerade der Pitch war dabei schwierig. Das war nicht nur ein Hebel, den man hochziehen konnte, sondern darin eingebaut war auch ein Griff. Drehte Jana an diesem, konnte sie die Drehzahl des Motors verändern, was ihr ja offensichtlich wichtig war.

Die Kamera und die Übertragungseinheit für die First-Person-View war derweil auch eingebaut worden. Die Jungs liessen es sich nicht nehmen, diese beweglich auszuführen. Wenn Jana also den Kopf drehte, folgte die Kamera dieser Bewegung, so dass sie eine ziemlich gute Rundumsicht bekam.

Dann war es endlich soweit. Viper und Benjamin trugen den Hubschrauber nach draussen, während Kim und Natascha das virtuelle Cockpit transportierten. Jana nahm Platz und setzte sich die VR-Brille auf. Natürlich prüfte sie zuerst, ob die Kontrollen auch so waren, wie sie es haben wollte.

»Respekt Mädels. Das fühlt sich alles wirklich fast so an, wie in unserem echten Hubschrauber.«

»Was hast du erwartet? Ich hab schliesslich die Steuereinheiten damals von hinten nach vorne umgebaut. Also weiss ich, wie das aussieht.«

»Dann bin ich mal gespannt, ob auch alles wie gewohnt funktioniert. Ich würde sagen, es geht los!«

Damit drehte Jana am Griff vom Pitch und sofort begann sich der Rotor zu drehen.

»Eine Anzeige für die Drehzahl wäre nett gewesen.«

Sofort fing Benjamin an, die Werte von der alten Fernsteuerung abzulesen. Die bekam nach wie vor die Signale vom Hubschrauber. Nur diese in die VR-Brille zu integrieren, war den Jungs nicht einfach so möglich gewesen.

Benjamin musste immer lauter werden, um gegen das Geräusch des Hubschraubers anzukommen.

»Du bist jetzt auf optimaler Drehzahl!«

Schrie er Jana fast zu.

»Alles klar, dann wollen wir mal!«

Jana zog am Pitch. Ganz vorsichtig und tatsächlich hob der Hubschrauber ab. Es wirkte jedoch fast schon wie ein Sprung und die Gruppe sah, dass er um die eigene Achse zu rotieren begann. Jana trat auf ein Pedal, um die Rotation zu stoppen, verschlimmerte sie jedoch noch.

»Hey! Ihr habt die Pedale falsch herum angebracht!«

»Ups.«

Sagte Natascha.

»Halt ihn mal so, ich stecke das schnell um.«

Jana nickte. Natascha ging vor ihr auf die Knie, zog zwei Kabel ab und steckte sie vertauscht wieder ein.

»Versuchs.«

Jana trat wieder auf ein Pedal.

»Ja, so soll das sein! Dann jetzt mal schön vorsichtig.«

Um Gefühl für die Steuerung zu bekommen, blieb Jana wieder sehr vorsichtig und flog einige Manöver. Dabei drehte sie auch immer wieder den Kopf.

»Ich muss zugeben, ich habe wirklich das Gefühl, in meinem Hubschrauber zu sitzen. Nur mit dem Arsch fliegen funktioniert nicht.«

Waldemar war erschrocken.

»Hast du etwas Steuerungen in deinem Hubschrauber, welche du Anal einführen musst?«

Das Gelächter war sofort gross.

»Quatsch. Das nennt man nur so. Normalerweise spüre ich meinen Hubschrauber durch den Sitz. Ich kann spüren, wie er sich bewegt, warum er sich bewegt und was gerade passiert. Das fehlt mir hier. Aber geht schon.«

Jana drehte noch eine Runde und kam dann angeflogen. Mit der Nase zu der Gruppe liess sie den Hubschrauber in der Luft schweben.

»Irgendwie komisch, mich selbst zu sehen. Seit ihr bereit? Dann lege ich jetzt los!«

»Ich würde es echt toll finden, wenn du aus dem Ding keinen Erdnagel machen würdest.«

»Viper, wenn ihr anständig gearbeitet habt und der Antrieb hält, was ihr versprecht, dann musst du dir keine Sorgen machen.«

Die machte sich Viper aber durchaus. Erst drehte Jana den Hubschrauber, bis sie freies Gelände vor sich hatte. Dann drückte sie die Steuerung brutal nach vorne und zog am Pitch. Sofort schoss der Hubschrauber mit heftiger Geschwindigkeit davon.

»Ja leck mich, geht der ab!«

Sie flog eine Kurve und blieb die ganze Zeit sehr dicht über dem Boden. Nun stellte es sich als Vorteil heraus, dass das Modell so gross war. Bei der Geschwindigkeit wäre eine kleine Ausführung weit schlechter zu beobachten gewesen.

»Ich werd verrückt! Das ist kein Hubschrauber, sondern eine Rakete mit Rotoren.«

Ihre Manöver wurden heftiger. Sie fing an Zickzack zufliegen, liess den Hubschrauber bei hohem Tempo um sich selbst kreisen und steig dann mit hoch erhobener Nase in den Himmel.

»Wie realistisch ist das?«

Endlich fühlte sich Waldemar angesprochen.

»Nun, beim Original ist selbstredend die Massenträgheit signifikant höher. Doch meiner Einschätzung nach solltest du sehr ähnliche Manöver auch mit dem Original fliegen können.«

»Wir müssen das einbauen! Da führt kein Weg dran vorbei!«

Bevor jemand etwas sagen konnte, kam der Hubschrauber schon in einem brutalen Sturzflug wieder vom Himmel. In Viper wurde die Panik so gross, dass er sich in die Rückenlehne von Janas Stuhl krallen musste. Der Aufschlag stand kurz bevor, da zog Jana den Pitch brutal nach oben und drehte den Griff.

Der Sturzflug hatte sofort ein Ende und der Hubschrauber schoss in Richtung seiner Hochachse wieder in den Himmel. Nur, um kurz darauf zu wenden und wieder in Richtung Boden zu heizen.

Dieses Mal wartete Jana aber nicht so lange, bis Viper kurz vor einem Herzinfarkt stand. Sie zog gleichzeitig Pitch und Steuerung fest an sich und die Jungs trauten ihren Augen nicht. Das Modell flog mit Leichtigkeit einen vollen Looping und blieb dann unbeeindruckt in der Luft stehen.

»Otto, du, ich, in meinem Hubschrauber, sobald ich gelandet bin!«

Bei Benjamin scholl sofort alles, was bei seiner Grösse mächtig Druck in der Hose bedeutet. Viper hingegen zog überrascht eine Augenbraue hoch.

War sie die ganze Zeit extrem heftig am Steuer gewesen, schwebte der Hubschrauber jetzt, wie von einer Wolke getragen den Landeplatz an und setzt sehr sanft auf. Jana drückte den Pitch ganz nach unten und drehte am Hebel, bis sich die Motoren abstellten. Erst dann nahm sie die Brille ab.

»Warum denn Otto und nicht mich?«

Jana stand auf, ging zu Benjamin und nahm ihn bei der Hand.

»Weil es seine Idee war und du am Anfang nur genörgelt hast!«

Sprachlos musste Viper also mit ansehen, wie Jana Benjamin hinter sich her zog und beide unter dem Tarnnetz verschwanden.

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