Wenn Perry wüsste!

Amys Aussage überraschte Katja. Nicht so sehr, dass sie so starken Gefallen an Perry gefunden hatte also vielmehr, sie schien eifersüchtig zu werden.

»Ach komm, erzähl keinen Blödsinn!«

Das war eigentlich gar nicht, was Katja eigentlich sagen wollte. Sie warf nur schnell etwas raus, um nicht verdächtig zu wirken.

»Mach ich gar nicht Katja! Perry ist ein unglaublicher Mann. Dabei rede ich jetzt gar nicht vom Bett. Seine Art ist irre. Er ist so lieb und zuvorkommend. Man merkt richtig, dass er so ein richtiger Traummann ist.«

Ja, so war Perry definitiv. Aber Katja hätte zu gerne Amy an den Kopf geworfen, dass es ihr Mann war. Doch sie entschied sich dagegen.

»Perry ist einfach nur ein Nerd. Das er jetzt so gut ankommt ist eigentlich nur, weil ich mich für ihn interessiert habe.«

Unterbewusst machte sie ihren Mann damit eigentlich runter. Sie wusste ganz genau, dass Perry sehr wohl mit seinen Qualitäten überzeugen konnte. Gut, sie war der Auslöser dafür, dass er Selbstvertrauen gewonnen hatte. Aber seit das immer stärker wurde, brauchte er sie gar nicht, um bei Frauen anzukommen. Wobei natürlich Elena und Claudia auch ihren Teil dazu beigetragen hatten. Alleine schon, dass Claudia, die ja nie sonderlichen Gefallen an ihm gefunden hatte, durch die verlorene Wette auf einmal dann doch begeistert von ihm war. Auch wenn sie es nicht immer so zeigte.

»Katja. Du müsstest mich eigentlich mittlerweile genug kennen um zu wissen, dass ich weder auf das Aussehen gehe, noch in Schubladen denke. Okay, ich wäre vielleicht nicht so direkt auf ihn abgefahren wie du, aber er hätte definitiv mein Interesse geweckt.«

Irgendwie wurde Katja immer wütender. Wie konnte diese hohle Nuss nur so etwas sagen? Klar, Perry war ein echt guter Mann und sie war sich auch ganz sicher, dass sie mit keinem anderen Mann den Bund der Ehe geschlossen hätte. Das hiess aber noch lange nicht, dass auch Amy so etwas sagen durfte. Dieser Gedankengang erschreckte Katja zutiefst. Was sollte der Schwachsinn? Wieso war sie auf einmal so komisch drauf? Das war doch nicht normal!

»Ja, okay, dagegen kann ich schlecht was sagen. Gibt es eben zwei Frauen, denen er es angetan hat!«

Amy lachte.

»Zwei? Lern mal zählen! Janine redet auch oft von ihm. Also oft genug, dass es auffällig wird. Rebekka hat auch nur gute Worte für ihn übrig und vergiss mal nicht Jana. Das die noch keinen Versuch unternommen hat, ihn dir auszuspannen, grenzt für mich eigentlich an ein Wunder. Wobei, Perry lässt da ja eigentlich keinen Spielraum. Er ist dein Mann und selbst Markus und Phillip zeigen nicht ansatzweise so extrem, dass es so ist, wie Perry bei dir.«

In Gedanken stellte Katja sich vor, wie sie bei der nächsten Gelegenheit Jana auseinandernehmen würde. Auch wenn Jana ein guter Kämpfer und zudem auch kampferprobt war, ein wirklicher Gegner war sie für Katja nicht mehr. Das war eine gute Gelegenheit, das Thema zu wechseln.

»Weisst du, woran ich gerade denke?«

»An Donalds dickem Riemen in deiner Muschi?«

Katja war wie vor den Kopf geschlagen. Tatsächlich hatte sie, bevor Amy mit Perry anfing, diesen Gedanken im Kopf gehabt. Aber zu dem Thema wollte sie jetzt nicht.

»Na ja, ich dachte eigentlich eher wie krass ich das finde, dass ich mittlerweile so ein Kampfmonster geworden bin.«

Erneut lachte Amy.

»Das kann man dir nicht absprechen. Wundert mich aber nicht. Wie sagen die Leute so oft? Wir beide könnten eigentlich Schwestern sein. Wir gleichen uns in so vielen Punkten und das ist es auch nur logisch, dass du beim kämpfen auch so schnelle Fortschritte machst.«

»Verteidigen konnte ich mich ja schon immer. Musst mal Perry fragen. Ich war mal mit ihm kostümiert Burger essen. Da war so ein Typ der hat gegen ihn gestänkert. Den hab ich dann fachgerecht ins Klo eingeknotet.«

Naturgemäss lachte sich Amy natürlich wieder schlapp.

»Ich kenn die Story. Heute würde das wahrscheinlich ganz anders aussehen.«

»Darauf kannst du Gift nehmen. Damals musste ich solche Deppen ja noch in eine Situation bringen, wo sie sich nicht wirklich wehren konnten. Heute hätte ich den auf der Strasse in seine Bestandteile gerupft.«

»Kenne ich zu gut. Ich find es auch immer wieder lustig, dass wenn es irgendwo ernst wird, selbst Viper hinter mich tritt.«

Katja hatte da Szenen aus den USA vor Augen, wo genau so ein Szenario ja vorgefallen war.

»Wobei es schon irgendwie komisch ist. Die Kerle treten zurück und lassen die Mädels kämpfen.«

»Ja. Ist vielleicht ein bisschen gegen den Strich gebürstet, aber zeugt eigentlich von grosser Logik bei Viper. Klar, der hätte da auch alle platt gemacht, da hab ich keine Zweifel. Aber er weiss eben auch, dass er bei solchen Aktionen durchaus auch mal eine auf die Nuss kriegen würde.«

Nun lachte Katja.

»Ah, lieber kriegst du eins auf die Nase. Verstehe.«

Nun lachten beide.

»Nee. So hab ich das nicht gemeint. Er ist die Fraktion Kneipenschläger. Keine Rücksicht auf eigene Verluste. Während ich schnell bin und gut abwehren kann. Das ich von solchen Flachpfeifen eine abbekomme ist weit unwahrscheinlicher. Deshalb eben. Okay, auch noch, weil ich die schneller auf dem Boden hab als er.«

Katja fiel da noch ein Grund ein.

»Ausserdem macht es ihn geil, wenn du kämpfst.«

Keine Antwort. Katja liess einige Sekunden verstreichen, bevor sie nachfragte.

»Hab ich jetzt was falsches gesagt?«

»Nee, warum?«

»Du gibst keine Antwort?«

»Wieso, ich hab doch genickt!«

Katja schüttelte den Kopf.

»Du weisst aber schon, dass ich das durchs Telefon nicht sehe?«

Wieder eine Sekunde ohne Antwort. Doch dieses Mal kam sofort ein Lachen.

»Sorry, hab wieder genickt!«

Wieder schüttelte Katja den Kopf.

»Du bist echt irre! Wie du es geschafft hast, aus eigener Kraft so erfolgreich zu sein, ist mir echt ein Rätsel.«

»Mir auch.«

Und wieder wurde gelacht.

Im Tierheim war Perry währenddessen gar nicht zum lachen zumute. Auch wenn eigentlich Arbeitszeit war, sass er auf dem Sofa und schaute einen Film. Im Gegensatz zu Waldemar, der bei Leerlauf dann seine Protokolle weiter optimierte und verbesserte, sah er keinen Grund zu arbeiten.

Der Film war jedoch nicht wirklich förderlich für seine Stimmung. Auch wenn es eigentlich ein Science-Fiction Film war, brachte die Liebesgeschichte ihn dabei ins grübeln. Da war diese Frau, die eigentlich den ganzen Film über um Aufmerksamkeit des Helden kämpfte. Immer und immer wieder musste sie mitansehen, wie ihr angebeteter mit anderen Frauen flirtete. Sie riss sich dabei den Arsch auf, um von ihm als Frau wahrgenommen zu werden. Für Perry unverständlich. Die war weitaus attraktiver als die Frauen, mit denen sich der Typ da immer abgab.

Trotzdem fühlte Perry, wie ihn diese Geschichte deprimierte. Klar, er hatte seine Katja und war mehr als glücklich mit ihr. Ja, mittlerweile gab es zudem viele Frauen, die ihn aktiv reizten und versuchten ins Bett zu bekommen. Aber, noch nie hatte eine Frau um ihn gekämpft. Katja hatte leichtes Spiel mit ihm. Sie wollte ihn, sie bekam ihn. Ob sie aber um ihn gekämpft hätte, wenn sein Interesse nicht so gross gewesen wäre, da war er sich nicht sicher. Warum hätte sie sollen?

Eigentlich hätte sie jeden Mann haben können. Wenn er sich verweigert hätte, wäre sie wahrscheinlich zu Donald. Der Gedanke deprimierte ihn zudem noch weiter. Katja liebte ihn, so viel war absolut sicher und er machte sich auch keine Gedanken, dass ein anderer Kerl da eine Chance haben würde. Also ihr Herz zu erobern. Doch war er sich nicht ganz sicher, wie weit dieses Interesse gekommen wäre, wenn er es ihr schwer gemacht hätte. Nein, eigentlich war er sich sogar sicher, dass sie nicht gekämpft hätte.

Was ihn noch weiter deprimierte war, dass er überhaupt diese Gedanken hatte. Er hatte ja seine Frau und war überglücklich. Dauernd wollten andere Frauen ihn ins Bett kriegen und wenn Jana in der Nähe war und er sie nicht knallte, war die sogar sauer. Wieso deprimierte ihn also die Geschichte so? Das war doch unlogisch!

Wenn er gewusst hätte, welche Eifersucht Katja bei AAA im gleichen Moment verspürte, wäre es ihm sicherlich besser gegangen.

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