Die Mädels unter sich

»Schubvektorsteuerung aktiv!«

Meldete Mario. Viper liess keine Zeit verstreichen und drückte sofort die Schubkraftregler komplett nach vorne. Der Flieger bewegte sich jedoch kein Stück. Eine rote Anzeige war jedoch in den Armaturen zu erkennen.

»Oh Gott, da leuchtet etwas rot!«

Erschrak Benjamin. Viper musste lachen.

»Oh nein, ein rotes Licht, wir werden alle sterben!«

Viper brachte diese Aussage derart ernst rüber, dass Benjamin Panik bekam und sich wünschte, nie in dieses Flugzeug eingestiegen zu sein. Doch sofort lachte Viper wieder.

»Wer hat eigentlich erzählt, dass rote Lichte immer irgendwas gefährliches sein müssen? Wenn das Fahrwerk eingefahren ist, sind da auch vier rote Lichter. Also mach dir nicht ins Hemd, ist nur die Parkbremse. Mario, Nachbrenner bitte.«

Benjamin war erleichtert. Eigentlich hatte Viper aber auch Recht. Warum sollte ein rotes Licht auf etwas schlechtes hinweisen? Ausserdem, wenn es gefährlich wäre, hätte Mario ja kaum die Nachbrenner gezündet.

Die Geräuschkulisse wurde deutlich lauter und der Flieger vibrierte. Anscheinend wollte er endlich los fliegen. Jana zählte von drei runter und schliesslich löste Viper die Bremse.

Die Kraft, mit dem Benjamin wieder in den Sitz gepresst wurde, war einfach sagenhaft. Auch schien die Geschwindigkeit gar keine Lust zu haben, zu steigen. Sie sprang einfach nach oben und dennoch schien die Startbahn zu kurz. Wieder bekam Benjamin Panik.

Doch dann zog Viper das Steuerhorn zu sich und wenn Benjamin eben schon stark in den Sitz gepresst wurde, schienen die Kräfte ihn nun auf der Sitzfläche zerquetschen zu wollen.

»Fahrwerk rein, Nase auf 2.«

Gab Viper die nächsten Befehle. Benjamin war jedoch nicht dazu in der Lage, seinen Kopf zu heben um zu sehen, was da nun geschah. Erst, als Viper das Steuerhorn wieder auf neutral stellte, konnte Benjamin sich wieder bewegen. Da war das Fahrwerk jedoch schon drin und die Nase oben.

»Alter, was war das denn?«

»Nennt man Start. Ist nichts ungewöhnliches bei einem Flugzeug.«

Jana blieb bei der Antwort gewohnt gleichgültig.

»Ich meine, ich dachte schon, es würde mich zerquetschen.«

»Ach, da gewöhnt man sich dran.«

Gab Viper zurück.

»Bei so einer kurzen Bahn, braucht man eben volle Power und die Nase sollte auch schnell nach oben. Sicher ist sicher.«

Es dauerte etwas, bis Benjamin sich davon erholte.

Gleichzeitig sassen die Mädels in Heinzfort bei AAA und schauten in die Klotze. Katja und Elena lümmelten auf den Sofas, Claudia hockte mit ihrem Laptop auf einem der Sessel.

»Irgendwie komisch. Früher haben wir das jede Tag gemacht. Heute kommt es mir vor, als verplempern wir unsere Zeit.«

Claudia schielte über den Monitor des Laptops zu Katja.

»Du vielleicht Katja. Ich arbeite.«

»Ich arbeite, ich arbeite.«

Spottete Katja.

»Du warst mal cool!«

»Ich bin immer noch cool. Jetzt aber auch erfolgreich!«

»Ich weiss aber, was Katja meint Claudi. Ich hab auch das Gefühl, dass ich meine Zeit vertue. Wir könnten noch am Auto schrauben, oder eine Veranstaltung planen, oder was in der Art. Einfach nur hier rum liegen ist irgendwie nicht mehr so prickelnd.«

»Ganz genau Elena. Wenn ich überlege, wie viel Zeit wir damit schon verschwendet haben, ist irgendwie irre.«

Elena nickte. So gut das auf dem Sofa eben ging.

»Schon irgendwie. Da machen es die Mädels aus Neunburg echt schlauer. Die haben ja immer irgendwie was zu tun.«

Wieder schaute Claudia auf, schielte dieses Mal aber zu Elena.

»Ja, haben sie. Wenn ich aber ehrlich sein soll, die machen sich zu viel Stress. Jeden Tag Videos, Werkstatt, dann noch Rennen fahren und organisieren. Ich finde es ja manchmal schon zu stressig, meinen Blog zu pflegen.«

Katja lachte.

»Du meinst, dein Drogenimperium am laufen zu halten.«

Claudia schüttelte den Kopf.

»Nein. Es geht wirklich um meinen Blog. Das mit den Drogen ist ein Selbstläufer. Die Jungs in Italien kommen mit der Produktion kaum hinterher.«

Elena gähnte.

»Du hältst uns da aber raus, wenn du auffliegst. Okay?«

Claudia senkte genervt den Kopf.

»Da fliegt überhaupt nichts auf. Das Schnabeltier hat ja extra Profis angeheuert, die alles geprüft haben und keiner konnte herausfinden, dass ich was illegales über die Seite mache. Ich vertraue da voll auf Waldi. Na ja, eigentlich auf Pascal. Der sagt ja, es wird nichts schiefgehen.«

Sofort verstummte Elena. Sie wusste um die Fähigkeiten von Waldemar, wenn es um seine Protokolle ging und Perry war ebenfalls dafür bekannt, dass er sein Handwerk absolut verstand.

»Und ob ihr es glaubt oder nicht, mein Blog alleine wirft richtig Kohle ab.«

»Glauben wir Claudi. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Neunburger da was richtig machen.«

Wieder gähnte Elena.

»Dann machs doch nach. Wer hält dich auf?«

Mit Elenas Worten drängte sich sofort ein Gedanke in Katjas Kopf. Sie hatte zwar überhaupt keine Lust, aufwendige Videos wie bei den drei mit dem Wurm zu produzieren, aber es gab doch noch weitere Plattformen, bei denen man mit kurzen Videos wirklich was erreichen konnte. Sie sprang auf.

»Du hast Recht Elena! Ich muss einkaufen!«

Elena und Claudia schauten sich fragend an.

»Was willst du denn einkaufen? Der Kühlschrank ist doch voll!«

»Nee, nicht so was einkaufen Claudi. Ich brauch was fürs Handy.«

Mit den Worten verschwand sie in ihrem Zimmer, kam kurz darauf in Ausgehuniform zurück und verschwand durch die Wohnungstür.

Etwas mehr als zwei Stunden später war die zurück und hatte jede Menge Zeug dabei. Claudia, die mittlerweile ihren Platz eingenommen hatte und Elena schauten sie verwundert an.

»Was hast du da alles gekauft?«

Katja lud ihre Einkäufe auf dem Wohnzimmertisch ab, was ihre Freundinnen noch neugieriger machte. Die setzten sich hin und schnappten sich ein paar der Päckchen.

»Ein Kreislicht? Wofür ist das denn?«

»Für eine möglichst gute Ausleuchtung Claudi. Angeblich sorgt man damit für das perfekte Licht vorm Handy.«

»Ein Handyständer?«

»Genau Elena. Stellt man hin, da kommt das Handy dran und das Licht.«

»Okay. Jetzt lass die Katze mal aus dem Sack. Was hast du vor?«

»Ganz einfach Claudi. Ich mache jetzt MyTube Shorts!«

»Echt jetzt? So einen Quatsch willst du machen?«

»Ja Elena. So einen Quatsch will ich machen!«

»Na, da bin ich aber gespannt!«

Lange musste Elena die Spannung jedoch nicht aushalten. Katja fing an, ihr neues Equipment aufzubauen und stellte alles vor den Sessel. Schon verschwand sie wieder in ihrem Zimmer.

»Jede Wette, ihr Outfit wird ganz hart an den erotischen Richtlinien vorbei schrammen!«

Elena lachte.

»Den Gedanken hatte ich auch Claudi. Bin mal gespannt, was das wird.«

Claudia lehnte sich zurück.

»Ich kann dir ganz genau sagen, was das wird. Sie hockt sich aufreizend vor die Kamera, mach kurze Videos und lädt die hoch. Dann haut sie das in die Gruppe. Unsere Leute finden das sofort geil, egal was auch immer sie da für Content produziert, fangen an es zu teilen und schon läuft die Kiste.«

»Sicher Claudi?«

»Klar bin ich sicher. Warum denkst du, ist mein Blog direkt so explodiert? Klar, mittlerweile interessieren sich auch viele für das Zeug, was ich da schreibe. Aber der eigentliche Boost ist das Bild, was ich von mir immer unten dran hänge.«

»Da könnte man jetzt die Frage stellen, ob es überhaupt relevant ist, was man da produziert.«

»Ist es schon. Wie gesagt, mittlerweile interessieren sich wirklich viele Leute für das, was ich da schreibe. Aber um was anzukurbeln sind Titten einfach unschlagbar.«

Elena lachte.

»Das ist dann wieder so der Punkt, wo ich es einfach nur liebe, eine Frau zu sein. Du willst was, dann musst du dir nur einen Kerl suchen und Haut zeigen. Schon bekommst du alles.«

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