Wenn kleine Kinder spielen

Die nächsten Tage bestanden in erster Linie darin, dass Jana und ihre Crew auf die Jagd nach Kondensatoren gingen, während Viper zusammen mit Benjamin, Waldemar und Mario Verbesserungen am Generator vornahmen.

Die von Mario prognostizierte Leistungssteigerung durch die Nanoröhrchen war dabei keines Wegs übertrieben. Viper zeigte am Anfang damit auch wirklich seine Schwierigkeiten. Das war alles so leicht und wirkte so zerbrechlich. Mario demonstrierte ihm zwar eindrucksvoll, dass man das Zeug anscheinend gar nicht beschädigen konnte, dennoch behandelte es Viper wie ein rohes Ei.

Als er schliesslich mit dem Umbau fertig war und der ganze Generator alleine dadurch schon mächtig an Gewicht verloren hatte, waren natürlich alle gespannt auf das Resultat. Wobei Viper selbst eher skeptisch blieb. Für ihn wäre es schon ein Wunder gewesen, wenn sich da überhaupt etwas bewegt hätte.

Schliesslich kam der Moment. Benjamin schloss die Batterie an den Generator an und der schoss sofort los, als wäre der Teufel hinter ihm her. Die Drehzahl erhöhte sich so unglaublich schnell, Viper wich einen kleinen Schritt zurück. Als Benjamin schliesslich die Batterie trennte und die Drehzahl auf gleich hohem Niveau blieb und den eigentlichen Generator ganz schön ins wackeln brachte, war Viper schliesslich überzeugt.

»Alles klar Mario. Ich bin beeindruckt! Die ganze Zeit hab ich nur gedacht, du hast was am Sender, aber jetzt kann ich es schlecht leugnen.«

»Ich bin auch ein bisschen überrascht muss ich zugeben. Mario, wir müssen uns da drüber mal unterhalten! Ich meine, Wenn das Zeug ja wirklich so leicht und so stabil ist …«

Mario unterbrach Kim.

»Schon klar. Dann müsste man ja auch Teile von eurem Hubschrauber daraus herstellen können.«

»Ganz genau! Ich denke da am Meisten an die Rotoren. Die sind zwar auch schon super stabil bei uns, aber bleiben trotzdem die Schwachstelle.«

»Kim, dein Eifer in allen Ehren, aber wenn das Ding hier wirklich funktioniert, dann müssen wir ohnehin grössere Umbauten vornehmen. Dann ist noch Zeit, mit Mario darüber zu diskutieren.«

Kim nickte. Benjamin war fasziniert. Jana hatte Kim zurück gepfiffen, ohne einen harten Ton anzuschlagen und Kim parierte sofort. Die Drei waren eingespielt, da gab es nichts.

»Okay dann. Ich würde mal sagen, wir basteln jetzt etwas, womit wir experimentieren können. Hat jemand einen Vorschlag?«

Viper und die Mädels schauten sofort zu Benjamin, schienen aber keinen Vorschlag machen zu wollen. Mario und Waldemar hingegen fingen an zu messen und schienen sich an dem weiteren Gespräch gar nicht beteiligen zu wollen.

»Hallo? Brainstorming? Es gibt keine schlechten Ideen?«

»Wir bauen das Auto fertig auf und das Ding da rein?«

Fragte Natascha fast schon unschuldig. Benjamin hob eine Augenbraue.

»Okay, es gibt wohl doch schlechte Ideen. Natascha. Wie soll so ein Teil genug Saft für die Motoren des Autos liefern?«

»Wie wäre es denn, wenn wir ein ferngesteuertes Auto nehmen würden?«

Janas Vorschlag rettete Natascha aus ihrer Erklärungsnot. Gleichzeitig schien die Idee akzeptabel zu sein.

»Gefällt mir! Viper, baust du uns so etwas? Ich meine, wer ein echtes Auto gebaut hat der …«

Viper verschränkte die Arme auf eine Weise, die Benjamin verstummen liess.

»Der kann auch einen Bausatz kaufen und entsprechend modifizieren. Da hast du Recht!«

Benjamin wurde rot und fühlte sich massiv eingeschüchtert. Viper hatte ihn mit einem ganz simplen Satz auf die stille Treppe geschickt. Aber, wie hatte Pascal gesagt? Er hatte das Kommando und entsprechend durfte er sich nun nicht unterkriegen lassen. Er sog unauffällig die Luft ein.

»Wo du Recht hast, da kann ich schlecht was gegen sagen. Alles klar. Viper, besorg uns so ein Teil. Mädels, wie sieht es mit den Bauteilen aus, die ihr beschaffen wolltet?«

»Werden produziert. Die haben zwar fast angefangen zu weinen also wir kamen und sagten, womit sie ihre Schuld begleichen können, aber jetzt bekommen wir gleich ein ganzes Sortiment mit diversen Ersatzkomponenten geliefert. Dauert aber noch ein bisschen.«

»Das wird auch nicht so eilig sein damit. Wir sollten uns etwas suchen, was man mit dem Ding hier antreiben kann, damit wir eine Plattform für Experimente haben!«

Mario erntete entgeisterte Blicke von den Anderen. Er suchte mit seinem Blick bei Waldemar Schutz.

»Mein guter Freund Mario. Wie mir scheint, haben wir durch unsere Arbeit einen Teil des Gesprächs unserer Freunde verpasst und ich möchte stark annehmen, dass es sich dabei um genau dieses Problem handelte. Also werden sie schon einen Plan gefasst haben, mit was wir experimentieren können.«

Viper schüttelte den Kopf.

»Was bin ich froh, dass wir alle an einem Strang ziehen!«

Kim grinste.

»Das bringt mich auf eine Idee!«

Doch offensichtlich hatte Jana etwas dagegen.

»Nein Kim! Du ziehst jetzt nicht an Vipers Strang! Der hat zu tun. Ausserdem sollten wir uns langsam Gedanken darüber machen, wie wir unseren Vogel umbauen können. Ich meine, so wie es aussieht, wird es ja darauf hinauslaufen.«

Kim wirkte irgendwie demoralisiert und genervt.

»Ja, ist schon richtig. Komm Natascha, lass uns das mal entwerfen.«

Natascha nickte und die Beiden bewegten sich nach draussen.

Bereits der nächste Tag trieb das Projekt weiter voran. Als Benjamin mit Waldemar auftauchte, waren die Mädels schon fleissig dabei, weiter am Auto zu arbeiten. Von Viper und Mario fehlte derweil noch jede Spur.

»Hey Mädels. So früh schon aktiv?«

»Was heisst hier so früh? Wir arbeiten schon seit zwei Stunden und dürften langsam aber sicher hier alles entrostet und versiegelt haben.«

»Wolltet ihr nicht da was am Hubschrauber machen Jana?«

»Doch, haben wir ja. Ist alles soweit vorbereitet. Jetzt müssen wir nur warten, wir gross das alles wird, was wir für Motoren dann einsetzen können usw.«

»Wie jetzt? Wie konntet ihr das so schnell erledigen?«

Kim kam mit einer Fettpistole unter dem Chassis heraus gerollt.

»Ben, du lebst echt hinterm Mond, oder? Natürlich ist unser Hubschrauber bis zur letzten Schraube im Computer. Da haben wir alles an Antrieb, Tank usw. Ausgebaut und wissen jetzt sehr genau, wo wir welchen Platz haben. Klar soweit?«

»Wow. Ganz schön Modern!«

Waldemar schüttelte den Kopf.

»Mein lieber Benjamin. So ganz kann ich mich deiner Begeisterung nicht anschliessen. Auch der Garzella ist minutiös im Computer nachgebildet. Das hilft alleine schon enorm, neue Teile herzustellen und zu drucken. Es ist für mich wenig verwunderlich, dass auch unsere Freund eine virtuelle Version der Maschine haben.«

»Ist ja gut Waldi, ich hab es ja verstanden. Womit …«

In dem Moment öffnete sich die Tür und Viper schleppte zusammen mit Mario eine ziemlich grosse Kiste herein. Die Anwesenden kamen natürlich sofort herbei, um sich das anzuschauen.

Auf der Kiste war ein Geländefahrzeug zu erkennen mit grosser Ladefläche. Natürlich war sofort klar, warum Viper diese Variante gewählt hatte.

»Ich bin hoch erfreut, mein lieber Detlef. Deine Wahl ist hervorragend. Wenn wir den Generator auf die Ladefläche bauen, haben wir perfekten Zugang für Modifikationen und …«

»Was seit ihr eigentlich für Arschlöcher? Die Kiste ist echt schwer und ihr schaut uns nur blöd zu!«

Jana lachte.

»Na, wer ist denn hier der Muskelprotz? Komm, gib es zu. Mario trägt das meiste Gewicht. Stimmts?«

Fast schon mit einem Gewaltakt hievten die Beiden die Kiste auf einen der Tische. Als das geschafft war, kam Viper auf Jana zu und schien irgendwie sauer. Benjamin wollte dazwischen gehen, doch als er sich überlegte, dass sowohl Viper wie auch Jana in zu Lametta verarbeiten würden, wenn er zwischen die Fronten geriet, liess er es doch lieber bleiben.

Zu einem Schlagabtausch kam es dann aber doch nicht. Viper packte zwar Jana an den Schultern, drückte ihr dann aber nur einen Kuss auf die Stirn.

»Gut. Ich baue das Ding dann mal zusammen. Natascha, du kannst mir gerne zur Hand gehen. Angeblich braucht man 36 Stunden, um alles fertig zu machen. Ich wette, wir schaffen es in 48!«

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