Nachdem Benjamin Pascals Rat befolgte, klappte das auf einmal. Ja, es kam immer wieder zu Diskussionen, doch die wurden geführt, während jeder an seinem Fachgebiet blieb. Beziehungsweise bei der ihm zugewiesenen Arbeit.
Nach ein paar Tagen geschah dann das, was jeder vorausgesagt hatte. Benjamin war als Einziger nicht zugegen. Er, oder besser gesagt sein Schwanz, hatte Sehnsucht nach Katja und die war, zum Leidwesen von Perry, natürlich sofort für ihn zu haben.
Während Benjamin also munter seine Triebe an Katja abreagierte, geschah in der geheimen Werkstatt etwas neues. Viper, der an der grossen Tafel stand und sich seine Skizzen noch einmal genau anschaute, hatte mittlerweile einen Prototypen zusammen gebaut und der tat genau das, was Viper vorhergesagt hatte. Er funktionierte nicht!
Man muss sich das Gerät so vorstellen. An einer Achse waren zwei grosse, runde Permanentmagnete befestigt. An deren Flanken befanden sich zwei Spulen. Die waren mit zwei Kontakten verbunden, wo Viper dann Verbrauche, ein Messgerät, oder was auch immer anschliessen wollte. Doch ausser Viper trieb die beiden Magneten wirklich fast schon mit Gewalt an, hörten sie immer sofort wieder auf zu laufen. Mit Gewalt drehten sie sich ein wenig länger, aber nicht nennenswert.
Eigentlich hätte Viper damit seine Theorie als bewiesen erachten und das Projekt damit beenden können. Aber, da er sich wirklich extrem Mühe gegeben hatte, die Achse perfekt ausgewuchtet war, er nur die besten Lager mit Magneten eingebaut hatte, die alleine schon sündhaft teuer waren und auch die Spulen mit grösster Sorgfalt gewickelt worden waren, wollte er nicht einfach aufgeben. Tatsächlich hatte er für einen Moment das Gefühl, es könnte doch irgendwie funktionieren. Gut, die Spulen waren noch aus Kupfer gewickelt, da Mario noch nicht genügend Nanoröhrchen hergestellt hatte, doch trotzdem sah er da eine kleine Erfolgschance und das diese sich jetzt nicht einstellen wollte, ging ihm total an die Nieren.
Natascha kam zu ihm.
»Na? Wann sagst du denn endlich, dass du Recht gehabt hast?«
»Jetzt auf jeden Fall noch nicht! Das dumme Ding macht mich voll wahnsinnig! Ich hab die Lager geprüft. Also da habe ich einfach mal den Akkuschrauber dran gehalten und das Teil auf Drehzahl gebracht. Die Temperatur steigt nicht. Kein bisschen Reibung und die Achse eiert auch nicht. Also, die Lager sind wirklich perfekt. Trotzdem. Selbst so läuft es nicht! Ich bekomme zwar einen Output an den Kontakten und der ist nicht ohne, aber sobald ich die Bohrmaschine abschalte, ist der Saft schon wieder weg.«
Natascha verschränkte die Arme.
»Habt ihr das nicht genau so vorhergesagt?«
»Doch, habe ich. Aber, da bin ich ja auch noch von Verlusten ausgegangen. Die sehe ich jetzt aber nicht! Klar, im Kupfer wird definitiv was verloren gehen, aber nicht genug. Ich bin tatsächlich der Meinung, dieses Ding müsste sich zumindest selbst antreiben können!«
Natascha schüttelte den Kopf.
»Nein, kann es nicht!«
Viper bedachte sie mit einem abschätzenden Blick.
»Ach nein? Dann sag doch mal, Frau Klugscheisser, warum nicht?«
Natascha zeigte auf den Komplex aus Spulen und Magneten.
»Der Magnet dreht sich und durch das rotierende Magnetfeld wird in den Spulen Spannung erzeugt. Richtig?«
»Ja, so allgemein gesprochen.«
»Und du denkst, der dadurch entstehende Strom müsste ausreichen, um die Drehung am laufen zu halten? Wie bei einem Elektromotor?«
»Na hat da jemand in der Schule aufgepasst?«
»Das musst du mir gerade sagen! Wenn das Ding Energie produziert und du willst die nutzen, müssten dann die Spulen nicht irgendwie verbunden sein?«
Viper riss die Augen auf. Natascha hatte vollkommen Recht! Das konnte so nicht funktionieren! Aber, es würde auch nicht funktionieren, wenn er die Spulen einfach aneinander knoten würde. Nein! Die Energie musste wo anders herkommen.
»Boah, du hast ja Recht!«
Sofort fing er an die Regele zu durchforsten. Jana und Natascha hatten in letzter Zeit wirklich viel Material besorgt. Alles, was sie irgendwie als sinnvoll erachteten und nach relativ kurzer Suche wurde Viper auch fündig und kam zurück.
Vor Nataschas Augen öffnete er eine Box, in der ein dicker Motor lag.
»Ein Motor?«
Viper nahm das Teil aus der Packung.
»Ein Generator!«
»Echt? Sieht aus wie ein Motor.«
»Ist ja auch einer.«
Natascha schaute Viper an, als hätte der einen Schlaganfall gehabt.
»Du hast doch gesagt, es sei ein Generator!«
»Ist es ja auch!«
»Alter, willst du mich jetzt verarschen?«
»Nein! Ich brauche noch Material!«
Schon eilte er wieder ins Lager. Dieses Mal jedoch von Natascha verfolgt.
»Nein mein Junge! Du erklärst mir erst, warum du mich für dumm verkaufen willst!«
Viper war am suchen, achtete also nicht auf Natascha.
»Natascha. Wenn man an die Pole eine Spannungsquelle anschliesst, beginnt sich die Welle zu drehen. Dreht man hingegen die Welle, dann kommt an den Kontakten eine Spannung an. Klar soweit? Ein Elektromotor ist also immer ein Generator und umgekehrt!«
Dabei fand er die benötigten Teile und machte sich sofort daran, die einzubauen.
Nach etwas mehr als 20 Minuten, in denen ausser Natascha niemand Notiz von Viper nahm, hatte er den Generator an seine Konstruktion gebaut und den mittels eines Zahnriemens mit der Welle des Magneten verbunden. Nun verband er die Kontakte des Generators noch mit denen seiner Konstruktion und nahm eine kleine neun Volt Block Batterie mit zwei Drähten zur Hand.
»Also willst du das Ding jetzt doch mit Strom betreiben?«
»Abwarten!«
Nachdem Viper die beiden abisolierten Kabelenden auf die Kontakte seiner Konstruktion gedrückt hatte, begann sich der Magnet zu bewegen. Seine Rotation wurde immer schneller und die trieb den Generator an. Nein. In dem Fall war es ja umgekehrt! Da Viper Strom zuführte, war der Generator der Motor und seine Konstruktion der Generator.
»So. Jetzt schnall dich an, wir machen ernst!«
Mit den Worten nahm Viper die Batterie von den Kontakten weg und bekam sofort das entsprechende Ergebnis!
»Leute! Kommt her! Los! Schnell!«
Viper rief so laut, dass Natascha zusammen zuckte und in Kampfstellung ging. Sie wusste zwar nicht, ob sie gegen Viper eine Chance gehabt hätte, aber ihren Instinkt konnte sie nicht unterdrücken.
Einige Sekunden später waren Mario, Waldemar, Jana und Kim bei Viper und Natascha und begutachteten Vipers Konstruktion. Besonders Kim beäugte alles äusserst kritisch.
»Das Ding läuft?«
»Nein Kim! Das ist nur ein Hologramm um euch zu zeigen, was für ein geiler Ingenieur ich doch bin.«
Kim versuchte überall einen Fake zu finden. Irgendwelche versteckten Kabel, oder etwas in der Art. Doch selbst also sie das Teil hochhob und darunter nachschaute, es in der Gegend herum trug, blieb die Rotation stabil.
Als sie es wieder absetzte, schaute sie sich alles noch einmal genauer an.
»Also du treibst mit dem Ding den Generator da an und der speist seinen Strom in die Spulen und macht damit aus deiner Konstruktion einen Motor?«
»Genau!«
»Dabei kann aber nicht genug Strom erzeugt werden! Das geht einfach nicht!«
»Erzähl mir doch nicht was geht und was nicht! Da, es funktioniert! Es dreht sich, ohne dass man von irgendwo Energie zuführt. Also. Da kannst du jetzt so viel erzählen was du willst, es funktioniert!«
»Ja, okay. Aber, kommt da auch genug Saft raus? Oder reicht alles gerade so, um die Rotation am laufen zu halten?«
»Keine Ahnung! Wo ist eigentlich Benjamin?«
Waldemar schüttelte den Kopf.
»Der frönt der körperlichen Lust mit Katja. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er dadurch einen Durchbruch verpassen könnte, aber er folgt ja lieber seinen Trieben!«