Vipers Einfluss

Nachdem Viper soweit überzeugt war, hiess es warten. Jana hatte Perry am Wickel und das konnte dauern. Zeit genug, dass Mario seinem Freund Benjamin das Flugzeug zeigen konnte und der war begeistert. Es war kein Hirngespinst! Er konnte es sehen und berühren. Okay, es sah dann doch aus wie eine Concorde, doch stand es bei den Freunden im Hangar und drinnen sah es nicht mehr so aus, wie man es von Bildern her kannte. Alleine das Cockpit war nicht zu vergleichen. In Benjamin entstand die Hoffnung, auch mal mit dieser Kiste auf Reisen gehen zu können.

Besonders fasziniert war Benjamin von der KI des Flugzeugs. Wie er ja wusste, war die Grundlage jeder KI von Mario die Gleiche. Sprich, unter jeder KI arbeitete der gleiche Code. Doch wenn man sich mit der KI des Flugzeugs unterhielt, unterschied diese sich doch stark von der des Lori und des Lion. Es war einfach nicht zu leugnen. Unterschiedliche Erfahrungen prägten auch künstliche Intelligenzen auf einen individuellen Weg.

Als es dann aber nach einer gewissen Zeit hiess, es ginge zum geheimen Stützpunkt, dieses Mal aber im Hubschrauber und Perry war nicht mit dabei, war Benjamin total aufgeregt. Da er, Viper und Mario hinten bei Kim ihren Sitzplatz fanden, war Benjamin sofort wieder total fasziniert. Was Kim da an Instrumenten zur Verfügung hatte, wirkte futuristisch.

Der Hubschrauber selbst, oder besser gesagt Janas Flugkünste, machten Benjamin dann doch irgendwie Angst. Zwar konnte er von seinem Platz aus nicht so viel sehen, aber was er sah, beängstigte ihn zutiefst. Es wirkte, als würde der Hubschrauber mit der Nase den Boden pflügen. Jana hob nur so weit ab, dass sie das Fahrwerk einfahren konnte. Dann senkte sie die Nase und es ging in einem unglaublichen Tempo dahin.

Das änderte sich auch den ganzen Flug nicht. Hin und wieder spürte Benjamin zwar ein paar kleinere Richtungswechsel, doch davon abgesehen schien der Hubschrauber einfach nur den Boden zu schrammen. Zumindest wirkte der extreme Tiefflug so.

Erst am Ziel wurde die Nase dann stark nach oben gerissen und Benjamin spürte nur kurz darauf, wie das Fahrwerk Bodenkontakt hatte. So aufgeregt er vor dem Flug war, so glücklich war er, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

Dann ging irgendwie alles ganz schnell. Viper erklärte, was er alles haben wollte, um hier vernünftig arbeiten zu können. Angeblich war die Beschaffung kein wirkliches Problem. Schliesslich fing Viper damit an, seine Meinung zu dem Thema zu erörtern. Kernpunkt davon war, aufgrund von Reibung, Luftwiderstand und noch einigen Faktoren sei es schlicht unmöglich, durch so einen Generator mehr Energie zu erzeugen, als dieser verbrauchte.

Natürlich fing Mario sofort an, seine Berechnungen zu erläutern. Eigentlich ja Benjamins Berechnungen, doch war der von Viper immer noch so eingeschüchtert, dass er ihm nicht widersprechen wollte.

Auch wenn Viper die Zahlen natürlich nicht einfach so ignorieren konnte, hatte er doch etwas, was er gerne als Erfahrung bezeichnete und er wusste sehr genau, dass die idealen Werte, welche Mario bei seinen Berechnungen zugrunde Legte, in der Realität einfach nicht zu erreichen waren. Alleine die Rotationsachse würde so viel Reibung und dadurch Wärme erzeugen, dass schon mehr Energie verbraten, als erschaffen wurde.

So ging die Diskussion dahin. Mario, von Waldemar verstärkt, erklärten die Durchführbarkeit des Projektes, während Viper das Gegenteil behauptete und sich da keine Annäherung zeigte.

Nach einiger Zeit kam Kim dann Benjamin ein Zeichen, dass er doch auch mal was zu dem Thema beisteuern sollte. Schliesslich war ja alles auf seinem Mist gewachsen. Doch war Benjamin einfach zu verängstigt, Viper gegen dessen Meinung ansprechen zu können. Er musste sich bewusst machen, dass die ganzen Formeln und Berechnungen ja eigentlich vom Lori durchgeführt worden waren. Das machte ihm etwas Mut. Doch wollte er trotzdem nicht sagen, dass Viper Unrecht hatte. So kam ihm dann ein Gedanke.

»Wenn ich auch etwas dazu sagen dürfte?«

Die Diskussion verstummte augenblicklich und alle Augen ruhten auf Benjamin.

»Im Moment ist die Diskussion an einem toten Punkt. Ihr habt alle Recht! Aber, es heisst auch, es gibt keine Probleme, nur Lösungen! Nehmen wir doch mal einen Moment lang, so einfach nur zum Spass mal an, grundsätzlich wäre es möglich, so einen Generator zu bauen. Es würde nur an entsprechenden Materialien fehlen. Viper, du als erfahrener Ingenieur, was müsste denn in so einem Generator verbaut werden, damit er seine Vorgaben erfüllt?«

Mario fühlte sich augenblicklich von Benjamin angezogen. Er kitzelte Vipers Ego und das war eine grandiose Idee. Aber auch Kim merkte, dass sie diesen Nerd doch auch mal ganz gerne unter, oder hinter sich hätte. Nackt natürlich. Natascha teilte ihre Ansicht. Aber eigentlich nur, weil sie durch Janas Abenteuer auch spitz geworden war. Normalerweise hätte sie eher Interesse an Viper gehabt, doch schien der durch seine sture Art derzeit nicht wirklich erotisch.

»Was man da bräuchte? Alleine schon Kugellager, welche so reibungsfrei laufen, dass sie keine Verluste produzieren. Dann müsste das Ding am Besten auch noch in einem absoluten Vakuum arbeiten, um keinen Luftwiderstand zu haben. Ja meine Güte, es müsste technisch gesehen auch absolut dicht sein, so dass nicht ein Photon eindringen kann. Ansonsten können das schon eine Bremswirkung erzeugen.«

»Okay. Also im Klartext, ein luft- und blickdichtes Gehäuse wäre wichtig. Das kann man herstellen, sollte kein nennenswertes Problem sein. Was ist mit den Kugellager? Gibt es so etwas?«

Viper nickte.

»Theoretisch ja. Die Wellen in unserem Flugzeug in den Triebwerken haben magnetische Lager. Die erzeugen keinerlei Reibung. Das Problem ist nur, in den Triebwerken ist sonst kein Magnetfeld, während so ein Generator logischerweise ja recht viel davon haben wird.«

Nun nickte Benjamin.

»Technisch unmöglich?«

»Wahrscheinlich ja!«

Benjamin spürte, dass er Viper zu Höchstleistung anspornen konnte, wenn er ihn nur bei seiner Erfahrung packte.

»Schade. Wo ich Mario und Waldi so zugehört hatte war ich der Meinung, du wärst der richtige Mann für so etwas. Die Kernaussage der Beiden war eigentlich, du wärst ein so guter Ingenieur, dass dich kein Problem aus der Ruhe bringen könnte.«

Viper rieb sich kurz das Kinn.

»Nun ja, Magnetfelder kann man ja abschirmen. Dann könnte man das Problem vielleicht tatsächlich in den Griff bekommen.«

Benjamin sah um sich nur zufriedene Gesichter. Vipers Denkmaschine hatte angefangen zu arbeiten und das war ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung.

»Ich sehe da aber noch ein Problem. Die Spulen! Fliessender Strom erzeugt Reibung und diese wieder unnütze Wärme. Da kann ich euch nicht sagen, wie man das beseitigen könnte. Denn ganz ehrlich, dafür gibt es einfach kein Material! Selbst wenn wir anstatt Kupfer Geld nehmen würden.«

Nun kam Mario.

»Nanoröhrchen!«

Viper lachte.

»Klar! Hast du auch noch etwas exotische Energie? Dann baue ich uns einen Überlichtantrieb!«

Mario schüttelte den Kopf.

»Kumpel. Ich rede hier nicht von was wäre wenn! Ich habe schon Nanoröhrchen gezüchtet! Das ist kein wirkliches Problem für mich!«

Viper schwieg. Zwar hielt er Marios Aussage für ein Produkt seiner Fantasie, doch wenn Mario davon sprach, irgendetwas sei kein wirkliches Problem, dann sollte man ihm eigentlich zuhören.

»Du willst die Spulen also als Nanoröhrchen bauen? Leiten die Strom?«

»Klar leiten die Strom Ben! Es entsteht auch ein Magnetfeld. Nur, der Widerstand ist eigentlich nicht vorhanden.«

»Okay. Mario, oder Ben, oder wer auch immer. Ich habe eine Anforderung an euch. Ich brauche einen wirklich dicken, karierten Block und jede Menge Bleistifte.«

»Wieder total Oldschool?«

Lachte Mario.

»Klar, wie immer! Ich habe meine Viper so erschaffen, dann kann ich das auch mit so einem Ding.«

»Klingt doch gut!«

Mischte Kim sich ein.

»Dann wird hier jetzt ausgebaut und in der Zeit kannst du malen Viper. Mario, ich hoffe du trägst nicht zu dick auf, mit deinen Nanoröhrchen. Ich bin da auf Vipers Seite. In Laboren werden die noch mit viel Aufwand hergestellt.«

»Ich weiss Kim. Aber glaub mir, ich kriege das hin! Ihr kennt mich. Ich spucke bei so etwas keine grossen Töne!«

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