Noch ein Auto

Pascal war schon wieder gegangen, da die Jungs sich gegenseitig anschauten und nichts sprachen. Erst nach einer wirklich langen Zeit des Schweigens kam schliesslich Benjamin wieder zu Wort.

»Also, ein Auto. Was wollen wir uns da nehmen?«

Waldemar und Mario schauten sehr ungläubig.

»Ben. Ich arbeite jeden Tag an den Videos, habe zwei Autos, um die ich mich kümmern muss, die Rennstrecke soll immer laufen, unser Flieger einsatzbereit sein und so weiter. Ganz ehrlich, ich weiss überhaupt nicht, wo ich die Zeit dafür hernehmen soll. Denn, es ist ja nicht nur ein Auto. Wir brauchen ja auch einen Ort, wo wir es ungestört aufbauen können. Zudem bauen ja normalerweise die Mädels daran herum, während ich nur sage, was zu tun ist. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass wir dieses Vorhaben aktuell durchziehen können.«

»Da kann ich meinem guten Freund Mario nur zustimmen. So interessant das Konzept auch anmutet, auch mir fehlt leider die Zeit.«

»Ach kommt schon Leute! Das ist eine bahnbrechende Entdeckung! Wenn wir das durchziehen können! Ein Lori, der nicht nur in Punkte Geschwindigkeit alles schlägt, sondern auch unbegrenzt weit fahren kann?«

»Ben. Du musst mir die Idee nicht schmackhaft machen. Ich bin vollauf begeistert. Aber trotzdem. Woher nehme ich die Zeit?«

»Und um noch einmal den Worten meines Freundes etwas mehr Gewicht zu verleihen, wir haben kein Auto, keine Örtlichkeit und zudem sind Mario und ich nur die Köpfe hinter den Autos. Die Muskeln übernehmen die Mädels, oder in meinem Fall die Jungs.«

Benjamin lachte einmal kurz auf.

»Das glaub ich ja jetzt nicht. Da haben wir eine vielleicht revolutionäre Technik auf dem Tisch liegen und ihr sagt mir, ihr habt keine Zeit daran zu arbeiten? Ich falle vom Glauben ab!«

»Okay Ben. Vorschlag zur Güte. Du hast ja aktuell nur ein Auto zu bauen und mir zur Hand zu gehen. Das heisst, du müsstest ja noch genügend Zeit zur Verfügung haben. Dann machen wir es doch mal ganz simpel. Du besorgst ein Auto, eine Werkstatt und Muskelkraft. Am Besten irgendwo zwischen Heinzfort und Neunburg, damit wir alle den etwa gleichen Weg haben. Wenn du das hast, dann reden wir drüber. Okay?«

Einerseits war Benjamin begeistert, dass die Jungs seinem Projekt nun doch eine Chance geben wollten. Aber, er hatte von so etwas doch überhaupt keine Ahnung! Selbst seine Wohnung war ein Zufallstreffer gewesen. Eine Werkstatt zu organisieren, ohne dabei übers Ohr gehauen zu werden, war fast schon ein Unding. Davon ganz abgesehen, was für ein Auto sollte er denn besorgen? Von Autos hatte er in etwa so viel Ahnung wie von schwarzen Löchern. Viel schlimmer war aber, wo sollte er Muskelkraft herbekommen? Er hatte keine Freunde. Doch klar, seine neuen Freunde aus Heinzfort und Brücken. Die wollten sie aber nicht involvieren. Dieser Punkt schien aussichtslos.

Doch eines hatte Benjamin mittlerweile gelernt. Es gab kleine Wunder. Eben war er noch das potentielle Opfer einer schweren Körperverletzung, schon war er ein fester Bestandteil der wahrscheinlich krassesten Menschen, die er je erlebt hatte. Also, wenn er der Sache keine Chance gab, konnte auch nichts draus werden.

Noch am gleichen Abend machte er sich auf die Suche nach einer Werkstatt in entsprechender Gegend. Hier schien das Schicksal ihm etwas sagen zu wollen, denn genau zwischen Heinzfort und Neunburg gab es nur eine einzige Werkstatt mit entsprechendem Potential.

Während man ja normalerweise die Strecke per Autobahn hinter sich brachte, gab es an der alten Landstrasse eine alte Tankstelle. Die war zwar schon lange nicht mehr als Tankstelle in Betrieb, hatte aber wohl noch die beiden Rolltore mit den entsprechenden Räumlichkeiten dahinter, der Shop war noch vorhanden und es gab genug Platz überall. Ausserdem war die Gegend relativ abgelegen. Da kam, aufgrund der Autobahn, nur noch selten jemand vorbei und dem ging es dann auch eher um die Fahrt selbst, als um das Erreichen eines Zieles. Demnach störten sich diese Fahrer wenig an so einer alten, verlassenen Tankstelle.

Finanziell hatte Benjamin ja zum Glück keine Probleme mehr. Anstatt ein Gehalt für die Arbeit am Leviathan zu bekommen, bekam er eine Karte für Katjas Konto. Da Perry durch sein Unternehmen mittlerweile richtig viel Schotter anschleppte, spielten das, was Benjamin da nahm, keine Rolle. Katja bezeichnete es gerne als Rundungsfehler.

Das brachte ihn in die günstige Position, mit dem Besitzer der Tankstelle nicht über eine Pacht zu verhandeln, sondern die Lokalität direkt zu erwerben. Er war sich aber nicht so ganz sicher, dass diese Summe nicht doch die Frage bei Katja anregen würde, wofür er denn so viel Geld ausgegeben hatte. Doch an dem Punkt war er ja noch nicht.

Damit war jedoch ein Punkt der Forderungen von Waldemar und Mario erledigt. Sie hatten eine Werkstatt genau zwischen Neunburg und Heinzfort. Eine recht komfortable, wie Benjamin sich selbst lobte. Der Platz war mehr als ausreichend. Klar, da musste noch einiges besorgt werden, aber davon hatten die Jungs ja nicht gesprochen.

Noch viel einfacher schien das Auto zu sein. Es ging ja schlichtweg nur um ein Fahrzeug, was vier Räder hatte, gelenkt und gebremst werden konnte. Ein Antrieb war uninteressant, da diese Kiste ja ohnehin umgebaut werden sollte und im Zuge dieser Massnahmen auch der Antriebsstrang verschwinden würde. Ergo, Benjamin konnte sich auf Angebote mit kapitalem Motorschafen konzentrieren.

Siehe da, auf einem nahegelegenen Schrottplatz wurde er fündig. Da gab es einen Lion 26sw mit kapitalem Motorschaden. Benjamin ging das Fahrzeug besichtigen und musste feststellen, es stand da wie neu. Der Lack sah super aus, im Interieur schien nie jemand gewesen zu sein und wenn man mal den fehlenden Motor ausser Acht liess, hätte dieses Auto auch gerade erst vom Band gerollt sein können. Wenngleich es auch schon gute 20 Jahre auf dem Buckel hatte.

Etwas Geld wechselte den Besitzer und schon am nächsten Tag konnte Benjamin beaufsichtigen, wie sein Erwerb auf einem Autohänger angerollt kam und von zwei ruppig aussehenden, aber sehr freundlichen Männern in die äussere Werkstatt geschoben wurde. Damit war Punkt Zwei auch erledigt.

Tja. Punkt Drei. Der schien aussichtslos. Klar, Benjamin hätte Geld ausgeben und Leute einstellen können. Das sprach aber klar gegen die Geheimhaltung. Gleiches galt bei seinen Freunden. Auch die sollten ja noch nicht eingeweiht werden. Mehr Menschen kannte er aber nicht!

Gemeinsam mit Lori war er dabei, den Leviathan weiter zu beaufsichtigen. Die Beiden hatten an die Mädels eine Reihe von Arbeiten verteilt und die waren munter am arbeiten. Einen Moment hatte Benjamin sein Vorhaben vergessen, denn die Mädels zu sehen, wie sie da am Auto arbeiteten, erregte ihn erneut bis zum Anschlag. Je länger er da hockte und zuschaute, desto klarer war ihm, dass er nach getaner Arbeit zumindest eines der Mädels ficken würde. Wahrscheinlich Katja, die war einfach die Geilste.

Doch bevor es soweit kam, meldete sich Lori und sagte, er solle in etwas mehr als einer Stunde an der Werkstatt sein. Natürlich hatte Benjamin sein Vorhaben und die Fortschritte, aber auch die Probleme mit Lori erörtert, da er ihn als einen seiner besten Freunde ansah und vollstes Vertrauen zu ihm hatte. Doch trotz Nachfrage wollte Lori nicht damit herausrücken, warum er an der Werkstatt sein sollte.

Getrieben durch Neugier war er schliesslich aber vor Ort und wartete. Doch es geschah nichts. Er wartete länger, ohne Erfolg. Es kam sogar schon zu einem Gespräch mit eher unfreundlichen Ton mit Lori, wo er seinen Unmut von der Leine liess.

Dann jedoch war da ein Geräusch und das kam näher. Immer näher und wurde immer lauter. Ein Hubschrauber, ganz klar. Nur, was für einer? Der Sound war mächtig, viel heftiger, als bei den normalen Hubschraubern, die man so sah.

Schliesslich ging Benjamin nach draussen und sah das Ungetüm. Ein grosser Kampfhubschrauber ohne Kennung, oder Hoheitszeichen. Dafür bis an die Zähne bewaffnet. Der zielte auch noch genau auf die Werkstatt, vor dessen Tür ja Benjamin stand.

Der machte sich dabei fast in die Hose. Wenn dieses Ding feuern würde, da wäre auch weglaufen keine Option mehr gewesen. Doch nein. Er feuerte nicht. Sein Fahrgestell fuhr aus, er flog etwas seitlich, bis er hinter der Werkstatt war und setzte auf. Benjamin verstand die Welt nicht mehr. War das eine Invasion? Eine Terrorzelle? Eine geheime Maschine der Regierung, da sie seine Entdeckung gefunden hatten?

Drei Frauen stiegen aus. Eine schöner als die Andere. Wo kamen nur diese ganzen heissen Frauen auf einmal her, fragte sich Benjamin. Eine von ihnen baute sich schliesslich vor ihm auf, auch wenn sie kleiner war als er.

»Benjamin? Ich bin Jana und das sind Natascha und Kim. Lori meinte, du könntest Hilfe gebrauchen?«

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