Marios Geheimnis

»Und, also wie weit sind deine Fortschritte?«

Benjamin wirkte äusserst fasziniert.

»Überraschend gut! Die Leute aus dem Bereich haben ein Verfahren entwickelt, welches sie Zelldusche genannt haben. Ja, nicht so originell, gibt es schon in dieser Serie um diesen Titelhelden Perry …«

Mario kratzte sich am Kopf.

»Ich weiss, wen du meinst.«

Kam ihm Benjamin zu Hilfe.

»Danke. Das Verfahren funktioniert soweit schon sehr gut. Wenn es nicht zu viele Zellen sind. Ein kleiner Wurm zum Beispiel, lässt sich perfekte damit behandeln und der Erfolg ist bahnbrechend. Aber schon bei einer Fliege erreicht die Zelldusche nicht alle Zellen. Da muss also noch nachgebessert werden.«

»Welche Verfahren verwendet ihr noch?«

Mario war begeistert, wie interessiert Benjamin war. Das passt hervorragend in seine Pläne.

»Gentherapie. Wir aktivieren einfach die Gene wieder, die am Ende der Pubertät abgeschaltet werden.«

Benjamin schaute fragen Mario an. Das verstand er nicht.

»Es ist ganz einfach. Sperma befruchtet Eizelle. Auf einmal werden aus einer Zelle zwei, aus zwei werden vier, du kennst das Spiel.«

Benjamin nickte.

»Irgendwann entsteht so ein Mensch. Der wird ausgetragen, wächst und irgendwann muss aus den Zellen dann logischerweise mal Organe geworden sein, Knochen, Haut, Augen und so weiter. Klar soweit?«

Wieder nickte Benjamin.

»Der Mensch wächst und wächst. Die Organe bilden sich weiter aus, dass Gehirn entsteht, alles wird grösser und besser. Bis dann der Punkt erreicht ist, wo alles soweit gebaut wurde, wie es nach der DNA vorgesehen ist. Ist der Punkt erreicht, wird ein bestimmtes Gen abgeschaltet und von da an beginnt der Zerfall.«

Das verstand Benjamin. Davon hatte er schon gehört. Nur eben nicht, dass dafür ein Gen verantwortlich sei.

»Heisst das, Menschen sind im Prinzip unsterblich und es fängt erst an mit dem vergehen, wenn man fertig entwickelt ist?«

»Unsterblich ist der falsche begriff. Selbstredend kann ein Mensch immer sterben. Es gibt ja, neben unnatürlichen Ursachen, auch genug Krankheiten und ähnliches. Aber die mit dieser Abschaltung einhergehende Selbstzerstörung bleibt aus.«

»Hast du da aber dann nicht das gleiche Problem wie mit der Zelldusche? Du musst ja erst alle Zellen erreichen.«

»Na ja, genau genommen haben dir damit sogar noch ein paar ganz andere Probleme. So will man ja nicht, dass man 400 Jahre alt wird und die ganze Zeit Nase und Ohren wachsen. Ausserdem besteht noch das Problem, dass damit dann auch unter Umständen das Wachstum wieder einsetzt. Alternativ wäre es aber auch toll, wenn man damit den Teil wieder aktivieren könnte, der für das Ausbilden von Organen und Extremitäten zuständig ist. Dann würde man nicht nur ewig leben, sondern hätte im Fall von Schäden an Organen, oder abgetrennten Gliedmassen den Vorteil, dass würde alles wieder natürlich nachwachsen.«

»Das klingt kompliziert und spannend. Wie weit seit ihr da?«

Nun grinste Mario.

»Sehr weit!«

Benjamin gefror das Blut in den Adern. Er hatte im Gefühl, dass er Marios Antwort sehr gut verstanden hatte.

»Es funktioniert beim Menschen!«

Benjamin sprach die Worte fast schon erschrocken aus. Mario grinste weiter.

»Korrekt. Seit etwa einem Monat läuft unser Erzeugnis bei uns zuhause durch die Wasserfilter.«

Nun erschrak Benjamin richtig.

»Bitte? Du hast aus eurem Wasser wirklich einen Jungbrunnen gemacht?«

»So ist es!«

»Ist das nicht ein bisschen sehr mutig? Ich meine, auch wenn es jetzt funktioniert kannst du ja noch nicht sagen, wie die Auswirkungen in zehn Jahren sind. Wer gibt dir die Garantie, dass du dein Ziel erreicht hast?«

»Habe ich ja noch gar nicht! Ja, die Selbstzerstörung ist angehalten und Nase sowie Ohren wachsen nicht mehr weiter. Aber, die Sache mit der Neubildung funktioniert noch nicht.«

»Und das mit dem weiterwachsen?«

»Haben wir auch im Griff.«

»Und wer gibt dir die Garantie?«

Benjamin wirkte etwas verstört. Dann zuckte er zusammen, als er eine neue Stimme hörte. Dabei hatte er nicht bemerkt, dass sich irgendwer genähert hat.

»Ich!«

Benjamin drehte sich erschrocken um und sah da einen Mann, den er von den Videos her kannte.

»Darf ich vorstellen? Ben, dass ist Pascal. Pascal, Ben.«

Der Mann hob die Hand. Erst schaue Benjamin nur hin, bevor er sie ergriff.

»Freut mich Ben. Also ja, ich bin der, der hier die Garantie gibt. Mario und seine Leute haben ihr Ziel faktisch schon erreicht.«

»Was heisst faktisch?«

»Nun, Ziel war es, einen Jungbrunnen zu erschaffen. Sprich, den Mensch zurück zu dem Punkt zu versetzen, den er am Ende seiner Entwicklung erreicht hat. Inklusive Rückbildung der Gebrechen, die mit dem Alter einhergehen. Aber eben, viele Wege führen nach Rom. Es ist immer gut, mehrere Wege zu kennen.«

Benjamin verstand.

»Und wie kannst du da eine Garantie geben?«

»Oh nein! Frag das doch nicht!«

Versuchte Mario Benjamin zu stoppen. Er kam jedoch zu Spät.

»Ganz einfach. Ich bin ein Dämon und weiss, was passieren wird!«

»Ein Dämon? Das ist ja cool! Im Netz geistern ja Geschichten über eine Frau Namens Penny herum, die ja auch ein Dämon sein soll.«

Mario riss die Augen auf. Er konnte nicht glauben, dass Benjamin an Pascals Aussage nicht zweifelte.

»Ja. Penny ist auch ein Dämon. Aber nur in der falschen Realität geboren. Bei mir hat das andere Hintergründe!«

»Dann kannst du mir doch auch bestimmt sagen, warum ich jetzt hier bin. Warum mein Leben sich so geändert hat.«

»Benjamin!«

Sagte Mario schön langgezogen, um Benjamin zu stoppen. Erfolglos.

»Klar. Ich habe der Dame, die dich gerettet hat, einen Hinweis über diese Übergriffe in der Gasse erzählt. So ging alles seinen Lauf.«

»Ach, du warst daran beteiligt?«

»Boah Ben, provozier ihn ruhig weiter. Dann hört er mit den Storys überhaupt nicht mehr auf.«

»Das musst du mir natürlich nicht glauben. Nur, wenn nicht ich es war, woher weiss ich dann, dass du in dieser Gasse zum ersten Mal einen gewichst bekommen hast?«

Benjamin wurde verlegen.

»Und du kannst die Zukunft vorhersagen?«

Mario schüttelte den Kopf.

»Nein. Nicht so, wie du jetzt denkst. Aber, wenn mich jemand etwas fragt, dann weiss ich die richtige Antwort. Genau wie ich es im Gespür habe, wann jemand meine Hilfe braucht. Also so gesehen spüre ich die richtige Antwort.«

»Und Mario hat echt den Jungbrunnen entdeckt?«

»Japp. Ich habe Perry schon von einiger Zeit erzählt, dass diese ganze Gruppe noch sehr viel von der Zukunft sehen wird. Perry ist auch einer, der mir glaubt. Nicht so wie die da, denen ich alle Wunder überhaupt zeigen kann und sie glauben es trotzdem nicht.«

Pascal schaute Benjamin und Mario an und es war, als wären alle Fragen und Zweifel Pascal gegenüber erledigt.

»Mario. Kann ich auch was von dem Zeug haben? Nur für mich?«

»Noch nicht. Aber in ein paar Wochen, wenn die letzten Ergebnisse geprüft sind, dann natürlich. Dann erzähle ich das auch meinen Freunden, auch denen aus Heinzfort und wer will, der kann meine Entdeckung haben. Schliesslich will ich ja, dass wir alle möglichst lange gesund und aktiv leben. Es gibt so viel, was wir noch erleben können!«

Benjamin fiel etwas auf.

»Warum hast du mir das denn jetzt alles gezeigt?«

»Ach so. Ja, ganz vergessen. Du bist fit am Computer. Das habe ich ja schon festgestellt. Denkst du, du kommst mit KI klar?«

»Sicher. Habe in der Hinsicht schon etwas experimentiert. Warum?«

»Weil wir eine noch bessere KI wegen der Gene brauchen. Ich stehe da in einer Sackgasse und brauche dringend jemand, der mich auf eine neue Bahn lenken kann.«

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