Mitten im Video

Nachdem Benjamin die Autos mehrere Minuten lang ehrfürchtig gestreichelt hatte, erschrak er, als Mario rief.

»Kumpel, wir wären soweit. Würdest du mal herkommen?«

Benjamin schaute zu Mario. Der stand hinter der Kamera. Vor der Kamera standen Amy, Rebekka und Janine. Hinter ihnen die Autos und dazwischen er. Um nicht dumm um Bild zu stehen, huschte er hinter dem Lion zur Seite weg.

»Hallo? Herkommen ist das Gegenteil von sich entfernen!«

»Ja, aber, ich stehe dann doch im Bild?«

Mario senkte den Kopf.

»Ach, was du nicht sagst. Genau dort sollst du auch hin! Also jetzt …«

»Warte Mario, ich hab eine andere Idee!«

Mario schaute so hohl zu Janine, als wäre von der noch nie eine Idee gekommen.

»Wirf die Kamera mal an!«

Mario zuckte mit den Achseln, startete dann aber die Aufnahme und gab den Mädels das Zeichen. Die fingen sofort an mit der Begrüssung, erzählten wo sie waren und was man da im Hintergrund sah. Soweit alles Standard. Natürlich wurde auch der Wurm begrüsst, der aber erst später von Mario eingefügt werden würde.

Dann kam der Punkt, wo keiner mehr so genau wusste, was jetzt eigentlich kommen würde. Die Mädels waren jedoch Profis und so viel überhaupt nicht auf, dass ausser Janine keiner wusste, was da nun kommen würde. Also übernahm Janine das Kommando.

»Heute machen wir mal was anderes. Denn, wir haben jemand bei uns der …«

Sie machte eine kleine Pause und schaute zu den Heinzfortern.

»Nein, anders. Moment!«

Damit huschte sie aus dem Bild, war wie ein Blitz bei den Mädels und schob sie gnadenlos vor die Kamera.

»Hier. Unsere Mädels aus Heinzfort haben da nämlich etwas quasi auf der Strasse gefunden. Wie so oft, sind solche Fundsachen jedoch uneinsichtig, ungläubig, einfach gesagt, man muss sie erst noch erziehen. So auch in dem Fall. Mädels, holt den Fund mal her!«

Janine schaute zu Elena, da die ihr am Nächsten stand. Die bewegte sich aber nicht, sondern schaute zu Claudia. Auch die blieb stehen und schlug gerade Triebe in den Boden, als sie zu Katja schaute. Das wurde dann Amy zu blöd. Die nahm Katja an der Hand und zog sie aus dem Bild. Gemeinsam ging es zu dem, zur Abwechslung mal kreide bleichen Benjamin. Sie flankierten ihn, hakten sich bei ihm ein und dann ging es in Richtung Kamera. Der Widerstand, welcher er ihnen entgegen brachte, war absolut beachtlich. Aber für diese beiden Mädels nicht mehr wie eine Randerscheinung. So kam es schliesslich dazu, dass er, exakt mittig, umringt von den schärfsten Frauen, die er je gesehen hatte, vor der Kamera eines berühmten MyTube-Kanal stand.

»Katja, bitte eine Vorstellung.«

»Ja, öhm, Amy. Das ist Otto. Na ja, eigentlich Benjamin. Oder auch Nerd, Kleiner, Kumpel, er reagiert fast auf alles. Aber auch wenn Benjamin hervorragend zu ihm passt, irgendwie finde ich Otto besser.«

»Und warum passt Benjamin zu ihm?«

Fragte Rebekka absolut unschuldig.

»Ich, also, kann ich das einfach so sagen?«

Mario hob den Daumen.

»Also Rebekka. Benjamin ist ja der Name eines Elefanten. Elefanten haben einen langen Rüssel und das trifft eben auch auf Otto zu.«

Rebekka kam nahe an Benjamin heran und begutachtete sein Gesicht.

»Also, ich weiss nicht Katja. So gross ist sein Rüssel jetzt nicht!«

Katja nahm Rebekkas Hand und drückte sie zwischen Benjamins Beine. Der riss die Augen auf, schaute er schliesslich gerade in eine Kamera, deren Video später binnen Minuten von Millionen von Menschen gesehen wurde. Er war sich zwar sicher, dass von der Position der Kamera aus es unmöglich war, mehr von ihm zu sehen wie bis zu seinem Bauchnabel, war er trotzdem entsetzt.

»Oha. Der Rüssel! Ich verstehe!«

Rebekka grinste frech.

»Genau Leute. Das ist also Benjamin, oder Otto, oder Long Ron, oder was auch immer. Wichtig ist nur, der gehört zu den Heinzfortern und wird dort bei denen am Auto helfen. So wie bei uns Mario, bei den Heinzforter Jungs Waldi, ihr kennt das Spielchen. Doch der kleine Otto ist leider schüchtern und begreift nicht, dass es bei uns nicht auf das Aussehen ankommt.«

Dabei musterte Janine Benjamin mal ganz genau.

»Zugegeben. Otto müsste optisch echt mal saniert werden. Aber wie ich ihn bisher kennengelernt habe, ist er absolut ein freundlicher Geselle. Ihn in meiner Nähe zu haben ist angenehm und ich will ihn nicht sofort los werden. Man kann Spass mit ihm haben, sein Rüssel ist voll einsatzfähig und bislang hat er nichts negatives fabriziert. Also. Er hat wohl auch was im Kopf und kann unsere Mädels unterstützen. Ergo, wenn ihr Auto mal fertig ist, werden wir ihn garantiert hier öfters zu Gesicht bekommen!«

Amy übernahm das Wort.

»Klar Janine. Als Mechaniker der Mädels. Nicht als so coole Fahrer wie Viper.«

»Ah, ich weiss, worauf die Hinaus willst. Während die coolen Jungs tonnenweise Mädels knallen an den Wochenenden, wird er eher einsam bleiben.«

»Offensichtlich, oder?«

Nun mischte sich Rebekka ein.

»Ach Mädels. Was sollen wir da jetzt labern? Da, hinter den ganzen Monitoren sitzen doch super viele Mädels, die an den Wochenenden immer hier sind. Sollen die doch mal in die Kommentare schreiben, ob Otto seine Hände nur an das Auto legen wird, oder auch hier und da an ein Mädel!«

Damit war der eigentliche Part abgeschlossen. Die Mädels erklärten noch einmal, dass möglichst viele Mädels an der Umfrage teil nehmen sollten, verabschiedeten sich und dann war der Spuk auch schon beendet.

»Cool. Mal ein Video, wo ich nicht noch 100 Effekte einbauen muss. Sehr angenehm!«

»Wann ist das fertig Mario?«

»Kommt drauf an Amy. Wann fahren wir zurück?«

»Du kannst doch fahren wann du willst.«

»Gut. Janine, fährst du mich ins Büro?«

»Klar Schnecke. Lass knacken!«

Mario und Janine bestiegen den Lori, der machte sich daraufhin lautlos, aber unglaublich schnell aus dem Staub.

»Der echte Lori. Ich kann es nicht glauben!«

»Tja, du hast ihn aber berührt. Also muss er es ja sein. Jetzt erzähl. Willst du dir hier noch was anschauen?«

Benjamin schüttelte den Kopf.

»Na, dann können wir ja auch ins Büro. Willst du bei mir mitfahren?«

Benjamin riss die Augen auf und schaute zu Amy.

»Im Lion?«

»Was? Quatsch! Ich hab da hinten noch einen Tretroller stehen. Ich lenke, du schiebst.«

Benjamin verstand nicht. Amy lachte dafür.

»Klar im Lion. Ich hab ja meinen Rekrut nicht dabei. Also, schwing dich auf den Beifahrersitz. Oder hast du was dagegen Rebekka.«

»Nö. Ich fahre bei den Mädels mit.«

Damit war das geklärt. Benjamin konnte nicht glauben, dass er wirklich im legendären Lion sass und das dessen Cockpit wie eines aus einem Raumschiff aussah. Amy startete den Motor, da konnte Benjamin erkennen, wie die Mädels vom Parkplatz rollten. Amy grinste böse.

»Weisst du, wie ich den Lion am liebsten fahre?«

Benjamin schüttelte den Kopf. Zack, waren Top und BH von Amy weg und die Gurte schmiegten sich wie angegossen zwischen ihre Brüste.

»Genau so!«

Erst waren Benjamins Augen gross, weil er den Anblick einfach nur abartig geil fand. Dann gab Amy Gas, liess den Lion um die eigene Achse rotieren und beschleunigte im Anschluss so heftig, dass Benjamin seine Rippen knacken hörte und sich nicht sicher war, ob es Einbildung oder Realität war. Atmen ging auch nicht mehr, bis sie die erste Kurve erreichten und er seitlich in den Sitz gepresst wurde. Erst, als Amy ihr Gelände verliess, wurde sie humaner.

»Boah ich liebe das. Alle finden es total geil, was der Lion für eine Power hat und niemand stellt sich dabei vor, wie es als Fahrer ist. Alle denken immer, es ist wie an der Konsole. Schnell beschleunigen, abbremsen, enge Kurven mit hohem Tempo ohne Kräfte. Tja, die Realität sieht da dann doch etwas anders aus!«

Print Friendly, PDF & Email

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert