Katja wieder in Action

Ja, diese Nummer als einsamer Rächer des Nachts auf den Strassen von Heinzfort gefiel Katja. Zwar ging sie nicht jeden Tag auf Tour, doch nach einer bestimmten Zeit juckte es sie dann doch immer wieder in den Fingern. Allerdings gab sie es auf, wie eine Videospielfigur aufzutreten. Da war die Uniform, welche sie beim Kampf gegen den Schatten zum ersten Mal getragen hatte, deutlich effektiver zu sein. Vor allem, der regelte die Temperatur einfach viel besser.

Einzig die Frisur, also diese beiden kleinen Dutts behielt sie bei. Zwar war sie immer noch kein besonderer Freund solcher Frisuren, doch die wollte einfach keine Haare im Gesicht haben, wenn sie da gerade am kämpfen war und wenn dann mal doch jemand nach ihr greifen konnte, dann erwischte der in der Regel bestenfalls so einen Dutt. Damit schränkte er sie zwar ein, tat ihr aber nicht weh.

Weiterer Vorteil der Uniform war, Katja konnte sie problemlos unter normaler Kleidung tragen. Für dieses Kostüm musste es ja fast schon ein Mantel sein. Hier reichte ein Shirt und ein Rock. Das machte die Sache deutlich angenehmer und sie konnte die Uniform quasi als Unterwäsche einfach tragen und war jederzeit einsatzbereit.

Um nicht erkannt zu werden besorgte sie sich eine schwarze Stoffmaske. Die verdeckte ihr Gesicht bis über die Nase und wer sie nicht kannte, der konnte mit dem Rest, also was man noch sah, nichts anfangen. Zumal man Katja ja ohnehin eigentlich nur mit offenen Haaren sah. Schlussendlich zog sie noch dünne Handschuhe an und schon waren sowohl Fingernägel wie auch ihre beiden Ringe nicht mehr zu erkennen.

An diesem Abend hatte es Katja aber überhaupt nicht auf einen Kampf abgesehen. Die Mädels waren in der Werkstatt und werkelten am Leviathan, als Katja die spontane Idee hatte, sie wollte Burger holen für die Mädels. Der Laden war zwar ein paar Meter entfernt, Katja aber mittlerweile auch gut zu Fuss. Tatsächlich hatte dieses Training ihr Leben stellenweise stark verändert. Sie war nicht mehr so faul wie früher und hatte manchmal sogar so viel Energie, dass sie den Drang hatte sich zu bewegen. Mehr als nur im Bett natürlich, da bewegte sie sich nach wie vor genug, wenn auch mittlerweile intensiver.

Viel Spass hatte sie dabei in den engeren Gassen. Dort nahm sie dann etwas Anlauf, sprang im spitzen Winkel an eine Wand, lief dort zwei Schritte, sprang zur Wand gegenüber, wieder zwei Schritte und so weiter. Manchmal konnte sie auf diese Art fast die ganze Gasse durchqueren und sie fand das ja so cool.

Dieses Mal jedoch war in einer Gasse etwas anders. Da war ein Berg von einem Mann. Wäre der Grün gewesen, hätte Katja nach einem Autogramm gefragt. Doch hinter dem Typ war noch ein Kerl. Klein, schmächtig, brutale Brille und ob das eine Frisur, oder ein Autounfall war, konnte sie nicht ermitteln. Auf jeden Fall, der Grosse hatte irgendwie ein Problem mit dem Kleinen. Katja Zog sicherheitshalber schon die Maske und die Handschuhe an und bereitete sich vor, die Klamotten abzulegen. Zwischenzeitlich lauschte sie.

»Du hast mich also verstanden? Wenn du sie das nächste Mal siehst, machst du einen möglichst grossen Bogen und wehe du schaust sie an!«

»Ja, ja, ich hab es verstanden!«

Der Kleine wimmerte und Katja hörte die Panik in seiner Stimme.

»Such dir das nächste Mal eine Frau in deiner Liga! Die gehört mir! Die würde zu einem wie dir auch gar nicht passen!«

Da erwachte die Finsternis in Katja. Sie konnte es einfach nicht leiden, wenn man Menschen in Ligen einteilte und darauf bestand, dass jeder nur in seiner Liga spielen durfte. Ausserdem war der Kleine definitiv ein Nerd und für so Leute hatte sie bekanntlich eine Schwäche. Also, Shirt weg, Rock aus, noch einmal die Finger knacken lassen, dann konnte es losgehen.

»In was für einer Liga spielst du denn? Liga dämlich? Liga mehr Muskeln als Verstand? Liga beim Schminken in den Medizinschrank geknallt?«

Der Kerl drehte sich um. Katja fragte sich, wie weit sie die Wand hoch laufen musste, um dem ins Gesicht treten zu können.

»Was mischst du dich jetzt ein du Schlampe?«

»Erstens, ich habe dir weder das Du noch die Schlampe angeboten. Also für dich immer noch Herrin! Dann, wenn du einem Nerd ans Leder willst, dann hast du ein Problem mit mir!«

Der lachte schallend.

»Nimmst wohl gestreckte Drogen! Ich nenne dich wie ich will, aber ganz sicher nicht Herrin!«

»Noch nicht!«

»Ach, was willst du denn tun? Willst du dich mit mir anlegen? Nein. Eine wie du will mir sicherlich einen blasen!«

Katja lachte.

»Nee, ich hab es nicht so mit Lauch.«

»Werd hier mal nicht frech! Ich habe keine Probleme damit, die den Arsch zu hauen!«

»Hallo? Willst du mich jetzt bestechen?«

»Will ich was?«

Katja schaute zu Boden und schüttelte den Kopf.

»Du bist ja noch hohler, als ich vermutet hatte. Wenn ich dir an den Kopf drehte, klingt das dann wie eine Kirchenglocke?«

Das war dem Kerl offensichtlich zu viel. Er kam, seine Hände legten sich wie Schraubstöcke um Katjas Arme und er hob sie spielend hoch, bis auf Augenhöhe war.

»Und? Denkst du wirklich, es ist eine gute Idee, mich zu provozieren?«

»Gar keine!«

Er zog verwundert die Augenbauen hoch.

»Was soll das denn heissen?«

»Ich hab mich gefragt, wie viele Schritte ich die Wand hoch laufen, bis ich dir ins Gesicht treten kann und die Antwort ist gar keine!«

Katjas Knie schnellte nach oben und traf den Kerl direkt am Kinn. Sein Kopf flog nach hinten und durch den Schwung fing Katja an sich zu drehen. Schon kam ihr Fuss, der ebenfalls das Kinn erwischte. Er liess sie los, sie machte einen Salto rückwärts und legte eine perfekte Superheldenlandung hin, während er zurück taumelte.

Er fing sich wieder, Katja richtete sich wieder auf und verschränkte die Arme.

»Junge, mit purer Kraft schaffst du mich nicht!«

Er schüttelte sich.

»Dann warte mal ab!«

Schon kam er herangestürzt. Katja rührte sich nicht, obwohl diese Dampfwalze durchaus imponierend war. Erst im letzten Moment setzte sie das Linke Bein ein Stück nach links, ging mit diesem Bein in die Hocke und liess das Rechte einfach stehen. Der Fleischberg stolperte darüber und wendete in eine grossen Mülltone aus Metall.

»Ja, ja, Kopflos angreifen war schon immer eine total tolle Idee!«

Wieder rappelte er sich auf. Ober seinem linken Auge war eine Verletzung, aus der Blut hervortrat.

»Ich verknote dich jetzt und dann gehts ab in den Müll du miese Schlampe!«

»Das glaub ich weniger!«

»Dann pass mal auf!«

Und schon kam er wieder heran. Aber nicht mehr im Eiltempo. Er war also lernfähig. Als er nah genug war, versuchte er sie am Hals zu packen. Katja musste nicht mehr tun, als ihren Kopf etwas zur Seite zu neigen, um dem Griff zu entgehen. Dabei machte sie auch noch einen kleinen Schritt nach vorne und ihre Hände gruben sich tief in die Brustmuskeln ihres Opfers. Natürlich fing der sofort an vor Schmerzen zu schreien. Katja ärgerte sich, dass sie die Handschuhe an hatte. Ohne hätten sich auch ihre Nägeln in ihn gekrallt, was noch mehr geschmerzt hätte.

»Na? Einigen wir uns auf Herrin?«

Der Kerl verstand das nicht. Er war doch offensichtlich um ein vielfaches stärker, als diese fast schon zierlich anmutende Frau. Wie konnte sie ihn mit diesem Griff nur so unter Kontrolle haben? Seine Arme waren frei, sein Kopf und seine Beine. Doch der Schmerz war so unglaublich gross, dass er nichts davon mehr einsetzen konnte.

»Ich gebe dir einen guten Tipp. Wenn ich lange genug drücke, wirst du ohnmächtig. Dann mache ich tonnenweise Bilder von dir und ballere die quert durchs Netz, wie du schlaff hier in der Gasse liegst. Oder, du nennst mich Herrin und sagst dem Nerd, dass es dir leid tut und du das nie wieder machst!«

Er tat nichts davon, schaute aber hinter sie. Dort wo der Nerd sein musste. Katja drehte den Kopf und der Typ war weg. Was eine Sauerei! Dabei lockerte sich aber auch ihr Griff und er sah seine Chance gekommen. Eine Kopfnuss konnte er landen, die Katja auch echt weh tat. Sie schaute ihn an, liess den Griff los und rammte ihm ihre Handfläche von unten in die Nase. Game Over!

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