Elena und Maia

Niemand bekam es mit, ausser die Beiden selbst. Auch wenn eigentlich Beide es besser wussten, schlich sich doch etwas Misstrauen und Eifersucht bei ihnen ein. Elena zum Beispiel fand es nicht schön, dass ihr Freund eine gewissen Art der Freude zeigte, wenn Maia ihn zur Arbeit rief. Interessant dabei war, selbst Donald und Perry, die Waldemar ja länger und deutlich besser kannten, konnten diese Freude nicht erkennen.

Anders herum wurde es für Maia immer schwieriger zu wissen, dass ihr Freund sich am Ende des Dates in eine andere Person verwandeln und zu einer anderen Frau gehen würde, mit der er schliesslich auch die Nacht verbrachte. Da ging es ihr nicht um Sex, sondern wirklich um die Tatsache, Elena konnte mit Waldemar zusammen einschlafen und am nächsten Morgen wieder aufwachen. Ihr blieb das verwehrt und daran würde sich in naher Zukunft auch nichts ändern können.

Elena fand es dann wieder nicht toll, dass Maia offensichtlich so leichtes Spiel hatte, um Waldemar aus seiner Wohlfühlzone zu locken. Wie lange hatte sie selbst dafür gebraucht, dass Waldemar alleine Berührungen zu liess? Mit allen Tricks musste sie arbeiten, sich selbst als Versuchsobjekt deklarieren und so weiter. Maia hingegen konnte sich fast schon in ein gemachtes Nest setzen. Auch wenn es da augenscheinlich nicht um Berührungen ging, waren das Abwandern in neue Räumlichkeiten und das Aufnehmen neuer Arbeit für Waldemar gar nicht mehr so schlimm gewesen, obwohl er damit viele Gewohnheiten über den Haufen werfen musste.

Im Film wäre das eine geeignete Stelle gewesen, wo man beide Personen im Splitscreen hätte zeigen können. Wie Elena misstrauisch wurde, sobald Waldemar seiner neuen Tätigkeit nachging und im gleichen Moment für Maia die glücklichste Zeit des Tages begann. Würde man dabei noch die Gedanken der Beiden sichtbar machen können, wäre die ganze Sache noch interessanter gewesen. Maias Gedanken waren dabei eher triumphierend. Sie hatte einen Waldemar, der sie gerne berührte, küsste, ihr Zärtlichkeiten entgegen brachte und der sich auch sehr gerne heftig fickte. Elena hingegen hatte einen Waldemar, der von ihr die Anwesenheit in der Nacht forderte. Auch wenn sie nicht kuschelten und zwischen ihnen oft genug Platz gewesen wäre, dass Donald dort bequem hätte Katja verhauen können, bestand er doch darauf, dass sie bei ihm war.

Beide hatten aber auch diese Gedanken, die sie auch Beide als bescheuert empfanden. Maia war ja so eifersüchtig auf Elena, dass sie so offen mit Waldemar sein konnte. Matteo hingegen war ja ein Geheimnis. Die Freunde wussten zwar logischerweise alle, dass Waldemar einiges an Zeit mit Maia verbrachte, doch gingen ja alle davon aus, dass es sich rein um ein finanzielles Geschäft handelte. Was da noch alles passierte und das gar nicht Waldemar bei Maia war, davon wusste niemand etwas und das fand Maia nicht mehr so schön.

Wie schon erwähnt, auf der anderen Seite fand es Elena nicht toll, dass Maia so leichtes Spiel mit Waldemar hatte. Wurde er offener? Das hätte ihr persönlich ja noch gefallen. Doch sie machte sich Sorgen, dass es etwas mit Maia selbst zu tun hatte und das sie etwas an sich hatte, was Elena sich mühsam hatte erarbeiten müssen.

Doch da gab es noch zwei Menschen, die das Geschehen um die Beiden im Blick hatten. Katja und Perry. Katja hatte schon entdeckt, dass ihre Freundin immer wieder zu neuen Reaktionen neigte, wenn Waldemar mit Maia ging. Sie fand das spannend. Gerade Elena, die bislang nie in irgendeiner Form Eifersucht zeigte, schien immer mehr davon zu entwickeln. Nur, warum? Es war doch äusserst unwahrscheinlich, dass Waldemar irgendwie Hand an Maia legte. Okay, da war vor nicht allzu langer Zeit dieser Ausdruck von Sexualität bei Waldemar gewesen, doch hatte der sich ja wieder gelegt. Selbst wenn ihm Veronika mit ihrem Tattoo über den Weg lief, blieb Waldemar der gewohnte Roboter. Also nichts mehr mit diesen Gefühlsausbrüchen. Das Elena trotzdem dann zu Eifersucht fähig war, fand Katja unglaublich interessant.

Perry hingegen war eigentlich mehr irritiert. Seit vielen Jahren konnte man nach den Gewohnheiten von Waldemar die Uhr stellen und auch wenn er immer wieder versucht hatte, seinen Freund aus diesen Mustern zu locken, jetzt, wo es tatsächlich geschah, war es äusserst ungewöhnlich.

Die Gewohnheit war einfach übermächtig. Um eine gewissen Uhrzeit hatte Waldemar einfach an einem bestimmten Platz zu sitzen und einer bestimmten Tätigkeit nachzugehen. Wenn sie jetzt aber aus der Werkstatt kamen, keinen Waldemar dabei hatten und der sass auch nicht auf seinem Platz in der Wohnung, dann war einfach irgendetwas nicht in Ordnung.

Weder Katja noch Perry machten sich ernstlich Gedanken darüber, dass Donald seine Schwierigkeiten mit Claudia hatte. Für Katja war das Verhalten von Claudia zwar auch etwas merkwürdig, aber allgemein passte es zu Claudia. Die hatte immer wieder Phasen, wo sie deutliche Veränderungen zeigte. Für Perry hingegen war es auch ziemlich normal, wie Donald sich verhielt. Der war kein wirklicher Beziehungsmensch und wenn jetzt die Rosa-Brille langsam abnahm, dann war es fast schon abzusehen, wie er immer mehr negative Dinge an Claudia fand.

Was nun aber Waldemar und Elena anging, fand sich Perry sogar noch in einer grösseren Irritation als Katja. Schliesslich änderte Waldemar nicht nur sein Verhalten in Richtung einer Beziehung, mit Sex und was so dazu gehörte. Nein. Da war eben auch noch Maia und zu der schien er ebenfalls eine intensivere Beziehung zu führen.

Hier geschah nun etwas, was Perry in Sorge versetzte. Ja, da war dieser Gedanke, dass sich Waldemar zu Maia ebenfalls wie ein Partner verhielt. Also ein intimer Partner. Nur, wie passte das denn bitte ins Bild? Waldemar war ein Roboter. Schon die Beziehung zu Elena mutete falsch an. Doch da konnte Perry noch die Gründe nachvollziehen. Elena hatte einfach Waldemars Programmiersprache entdeckt und konnte sie für sich nutzen. Aber Maia? Die war einfach da. Sie drückte ein paar Knöpfe bei Waldemar und immer wenn er mit ihr abzog, schien er mit seiner Freundin zu gehen.

Das wäre ja noch nicht einmal das Schlimme gewesen. Viel schlimmer fand Perry den Umstand, wann auch immer er solche Gedanken hatte und versuchte mit denen klar zu kommen, schien er gegen eine Mauer zu rennen. Stellenweise riss ihm mitten in den Überlegungen unbegründet der rote Faden des Themas und er musste mühsam rekonstruieren, an was er da eben noch gedacht hatte. Gelang es ihm, riss der Faden sofort erneute und das verstand er nicht.

Okay, er war kein so Roboter wie Waldemar, der sich so auf ein Thema konzentrieren konnte, dass nichts um ihn herum zu existieren schien. Trotzdem bildete sich Perry ein, ebenfalls ein hohes Mass an Konzentration aufbringen zu können. Wenn nicht gerade eine Frau ins Bild sprang.

Dieses Unvermögen, sich auf seinen Freund und sein Verhalten zu konzentrieren, um eine Analyse anstellen zu können, war einfach ungewöhnlich. Perry machte sich dabei schon Sorgen, dass er vielleicht Probleme mit seinem Gehirn haben könnte. Aber eigentlich, ausser das mit Waldemar war alles ganz normal. Er konnte arbeiten und dabei auch knifflige Probleme lösen, sich auf seine Frau konzentrieren und umschalten, wenn es in die Werkstatt ging. Warum also klappte das nicht, wenn er über Waldemar nachdachte?

Dieser Punkt fand Maia dann jedoch sehr angenehm. Auch wenn sie nicht wusste, dass Perry sich über Waldemar sein Gedanken machte, sah sie die Dinge sehr deutlich, die von Pascal ausgingen. So schien niemand überhaupt zu bemerken, dass sie und Waldemar manchmal sogar Händchen hielten, wenn sie gemeinsam aufbrachen. Auch solche Kleinigkeiten, wie dass Waldemar bei seiner Rückkehr nicht mehr genauso angezogen war, wie bei seinem Aufbruch, störte niemand, obwohl es offensichtlich und gerade bei Waldemar doch extrem auffällig gewesen sein musste.

Hinter alle dem steckte eben Pascal und er machte, auch wenn Maia überhaupt keine Ahnung hatte wie, seinen Job wirklich extrem gut. Es gab in der Zwischenzeit so viele Punkt, die einfach nur auffällig waren, aber niemand nahm Notiz davon. Genau genommen war Maia manchmal sogar etwas zu übereifrig. Da mal ein Griff in Waldemars Schritt, obwohl alle dabei waren, wäre unter normalen Umständen tödlich gewesen. Doch niemand schien das überhaupt bemerkt zu haben, obwohl es offensichtlich war.

Maia hatte das einmal sogar ausgereizt. Sie sass mit den Mädels beisammen und die unterhielten sich über den Sex der letzten Zeit, wo Maia dann auch munter von ihren Abenteuern mit Waldemar berichtete. Zwar nannte sie keinen Namen, aber da sie in der Zeit ja angeblich mit ihm arbeitete, war es eindeutig. Dennoch schien es niemand zu merken. Nein, es wurden sogar Detailfragen gestellt. Elena hätte dabei einige Details erkennen müssen, doch auch für sie war alles so, als hätte es nichts mit Waldemar zu tun.

Für Maia stellte sich die Frage, war Pascal da aktiv dran beteiligt? Oder entschied er es einfach und das lief dann einfach alles so? Schlussendlich konnte sie diese Frage nicht beantworten. Nur eins war ihr absolut klar. Es funktionierte. Sie konnte da ein Schauspiel aufrecht erhalten und ein zweites Leben mit Matteo etablieren und niemand schien es zu merken.

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