Ein ungeahntes Wochenende (Teil 10)

Es ging schon in den Abend. Perry hatte sich an den Rand des Drift-Kurs gesetzt und war in Gedanken versunken, als auf einmal eine Flasche in sein Blickfeld gehalten wurde. Ein Bier, welches den gleichen Namen trug wie ein Virus, welches beinah eine Pandemie ausgelöst hätte. Perry schaute den Arm nach oben und sah Luigi.

»Echt jetzt? Dieses Bier? Es wirkt doch alles ohnehin schon wie aus der Filmserie abgekupfert.«

Trotzdem nahm es Perry und Luigi setzte sich neben ihn.

»Ja, so ein bisschen schon. Nur eben, bei uns fahren viel mehr Frauen mit und wir liefern uns nicht ständig ein Rennen mit der Polizei.«

Perry öffnete das Bier und hielt das untere Ende Luigi hin, damit er anstossen konnte, was dieser auch tat.

»Ich warne dich aber vor. Ich vertrage nicht viel Alkohol und muss ja nachher noch Rennen fahren.«

Luigi lachte.

»Das ist noch so ein Unterschied zu den Filmen.«

»Was, dass ich nichts vertrage?«

»Nein. Ihr Nerds! Ich habe keinen Plan, wo Pascal euch ausgegraben hat. Als Viper damals kam und meinte, es würden neue Fahrer bei uns mitmachen und dann auch noch, wer ihr seit, habe ich erst heftig lachen müssen. Computer-Nerds, die jetzt Rennen fahren wollen? Wie Grotesk war das denn? Dann hiess es auf einmal, ihr hätten einen Garzella. Für mich ein klares Zeichen, dass ihr keinen Plan von allem habt. Man holt nicht so ein Auto zum Tunen. Nein. Man holt ein 0815-Standard-Auto und motzt das auf. Eines, was schon von sich aus PS unter der Haube hat, da kann ja nichts draus werden. Tja. Wie man sieht, habe ich mich geirrt. Der Garzella wird mittlerweile als potentieller Lion-Killer gehandelt.«

»Ach Blödsinn. Der Garzella ist mittlerweile echt stark, keine Frage. Aber gegen den Lion sieht er kein Land.«

»Sag das nicht! Ich habe gestern das Rennen von Katja und Amy gesehen. Da hat nicht mehr viel gefehlt!«

»Ja, weil Amy den Turbo nicht gedrückt hat!«

»Und warum nicht?«

»Weil der Lion auch ohne stark genug ist?«

»Nein. Weil Amy ein faires Rennen wollte. Der Garzella hat keinen Turbo in dem Sinn, also hat sie ihn auch nicht benutzt und du hast es ja gesehen. Das war eine knappe Kiste.«

»Aber trotzdem hat der Lion den Turbo. Selbst wenn wir den Garzella jetzt so weit aufbohren, dass er den Lion schlagen könnte. Dann drückt Amy den Turbo und der Garzella sieht nur noch Rücklichter.«

»Hmm. Mal eine blöde Frage. Wer hat den Turbo im Lion gebaut?«

Perry dachte kurz nach.

»Mario, so viel wie ich weiss.«

»Stimmt. Jetzt stell dir mal vor, der Garzella hätte da auch so jemand wie Mario.«

»Hat er doch. Waldi ist …«

Perry verstummte und schaute Luigi an, als hätte er gerade eine Offenbarung gehabt.

»Willst du mir ganz subtil beibringen, dass Waldi uns auch einen Turbo bauen soll?«

»Ich bringe dir subtil bei, dass dem Garzella all die Mittel zur Verfügung stehen, die auch der Lion hat. Es muss ja kein Turbo sein. Euer Waldi wird sich bestimmt etwas einfallen lassen können, was das Manko vom Garzella ausgleicht.«

»Da werde ich ihn mal fragen. Aber, müsstest du nicht eher Pro-Lion sein?«

»Ich bin Pro-Spass und Spannung. Es schadet nicht, wenn der Lion Konkurrenz bekommt. Schau dir Viper an. Er hat zwar schon immer viel an seinem Auto geschraubt, aber seit Janine ihn mit dem Lori besiegt, ist er wie besessen. Seine Viper war noch nie so stark wie jetzt und er findet immer wieder neue Wege, wie sie noch stärker wird.«

»Nützt ihm nur nichts.«

Perry grinste dabei.

»Stimmt. Er muss aber auch gegen Mario antreten und gegen Janine. Schlussendlich auch gegen sich. Viper ist zweifelsfrei ein grandioser Ingenieur. Von der Form abgesehen, ist das ganze Auto sein eigener Entwurf und der strotzt nur so vor Innovationen. Schon alleine die Federung ist extrem genial. Die alleine macht rein mechanisch all das, was die Computer, Sensoren und Spoiler beim Lion und Lori machen. Da ist aber eben auch Mario. Der ist kein so begnadeter Ingenieur, dafür aber ein Ass was Physik angeht. Was Viper intuitiv angeht, geht Mario mit Stift und Papier an. Aber schlussendlich ist der grösste Vorteil vom Lori, Mario ist begnadet, aus so einer Kiste das Optimum herauszuholen. Amy, Janine und Rebekka sind mittlerweile unglaublich gute Mechaniker geworden und dann eben auch noch, die sind wahnsinnig gute Rennfahrer. Viper muss das alles in einem sein. Das ist schwer.«

»Aber trotzdem findest du es gut so, wie es ist?«

»Absolut! Du kennst ja Viper Geschichte, mit seiner Verlobten, dem Alten und so, oder?«

»Klar kenn ich die.«

»So. Viper ist genau genommen ein psychisches Wrack. Setz ihn für zehn Minuten irgendwo hin, ohne dass er irgendwas machen kann, dann bricht er dir sofort zusammen. Sein Problem ist, bei ihm gibt es keine halben Sachen. Er hat Sam geliebt und das ist auch heute noch so. Der Alte war so etwas wie sein Meister. Der hat ihn sehr verändert. Beide sind weg. Gibt man ihm die Zeit daran zu denken, dann geht es voll mit ihm durch. Aber wenn er eine Aufgabe hat, wie Janine zu schlagen, dann ist er frei.«

»Das klingt jetzt aber auch nach dem Plot aus einem Film.«

»Tja, irgendwo müssen die Filme ja ihre Ideen her haben, oder?«

Beide lachten.

»Aber mal zu dir. Du bist auch so ein Fall, der aus einem Film stammen könnte.«

Perry schaute verwundert. Wie Luigi das meinte, verstand er nicht.

»Wie kommst du denn auf das schmale Brett?«

»Na überleg mal. Ich kenne ja auch deine Geschichte. Eben noch ein Nerd, der immer nur neidisch auf seinen besten Freund schielen kann, weil er keine ins Bett bekommt. Dann hast du auf einmal eine Schnitte wie Katja. Mittlerweile bist du verheiratet, hast den begehrtesten Schwanz von uns allen und bist auch nicht mehr der Kartoffelsack.«

»Ach Blödsinn! Wo hab ich denn bitte den begehrtesten Schwanz?«

»Zwischen deinen Beinen, würde ich mal denken. Du hast ja keine Ahnung, was die Mädels so erzählen. Perry hier, Perry da. Ich hätte mal wieder Lust von Perry gefickt zu werden. Boah ja, der könnte mich auch mal wieder lecken. Dauernd!«

Perry konnte das nicht glauben.

»Ja klar. Von den Anderen redet wohl keiner mehr.«

»Doch, aber es wird deutlich weniger. Dein Name Dominiert. Auch Viper kam schon ziemlich sauer aus Neunburg zurück, weil Rebekka nach einem Fick noch nackt zu ihm meinte, jetzt noch ein Perry und sie wäre befriedigt.«

Perry riss die Augen auf.

»Du verarschst mich!«

»Warum sollte ich? Auf wen hatte es denn Amy heute Morgen abgesehen?«

»Das muss nichts heissen!«

»Ach Perry, ich bin jetzt nicht hier um die zu erklären, dass du eigentlich ein heisser Feger geworden bist. Ich will dir nur sagen, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe hast du dich ganz schön gewandelt.«

Perry dachte kurz nach.

»Meine ich das nur, oder haben wir Beide uns noch nie alleine unterhalten?«

»Da könntest du Recht haben. Homophob?«

Perry riss entsetzt die Augen auf.

»Ich? So ein Blödsinn! Ist mir doch egal, wo du dein Ding reinsteckst!«

Luigi lachte.

»Ganz ruhig Brauner! Das war nur ein Witz!«

»Lass den Quatsch. Man ist schnell wegen so etwas abgestempelt.«

»Kann gut sein. Aber Mario und ich haben durch die Anderen gelernt, es ist total egal worauf du stehst. Ich mag eben Männer und Mario ist mein absoluter Traum.«

Perry grinste.

»Hast du es mal bei Viper versucht?«

»Nein. Es ist ziemlich klar, dass Viper nicht auf Jungs steht.«

»Hätte ja sein können.«

»Und was denkst du. Bist du bereit, nachher auf der Strecke wieder ein paar Angebern das Fürchten zu lehren?«

»Da kannst du Gift drauf nehmen!«

»Sehr gut! Dann werde ich dich nachher fordern!«

»Wenn du verlieren willst, dann herzlich gerne!«

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