Ein ungeahntes Wochenende (Teil 2)

Dann wurde es spannend. Die Zeit der E-Autos war gekommen und überraschenderweise war das erste Rennen nicht so, wie man es erwarten konnte. Pascal hatte gefordert und zwar den Garzella. Speziell Katja. Natürlich machte sich Katja keine Illusionen wegen eines Sieges. Sie war den Strandbuggy schon gefahren und wusste, was dieses Rohrrahmengeschoss drauf hatte. Pascal hatte aber eine Erklärung für sein Vorgehen. Er wollte seinen Freunden aufzeigen, wo genau sie mit dem Auto nun standen. Ja, sie hatten mittlerweile viele Rennen gewinnen können, aber die Gegner waren kein Massstab, da man deren wirkliche Leistung nicht wusste.

Als Katja den Garzella zum Start gebracht hatte, kam die nächste Überraschung. Anstelle des Strandbuggy rollte der Lion an den Start und wie Katja erkennen konnte, sass Amy am Steuer. Das verbesserte ihre Situation jedoch nicht wirklich. Okay, der Lion war dem Strandbuggy unterlegen, doch war er immer noch ein kaum zu bezwingendes Monster. Nein, eigentlich war er, für Autos mit Verbrennungsmotor, überhaupt nicht zu schlagen. Das hatte Amy schon oft eindrucksvoll bewiesen. Wieso aber nun sie am Start war, obwohl ja klar Pascal auf der Anzeigentafel stand, war für sie ein Rätsel. Da jedoch weder Mario noch Waldemar meuterten, schien alles in Ordnung zu sein.

Pascal trat auch an. Aber als Starter. Katja fand das gemein. Was er da ein Tanz aufbot, brachte sie an den Rand eines Lachkrampfs. Doch ein Blick zu Amy zeigte, auch die war herzhaft am lachen, genau wie die Zuschauer. Pascal wusste einfach, wie man den Leuten eine gute Show bot.

Doch dann gingen seine Arme nach oben. Mit feuchten Händen brachte Katja den Garzella auf 4.500 Umdrehungen und hielt Pascal fest im Blick. Sie hörte den Lion neben sich brüllen und fand es irgendwie witzig. Löwe gegen Gazelle. Passte ja.

Pascals Arme fielen und Katja gab alles. Ihr Start war perfekt und auch das erste Mal schalten klappte prima. Amy im Lion tat es ihr mit ihrer ausgeprägten Routine gleich. Sie musste jedoch feststellen, dass sie nach dem Start nicht den Vorsprung hatte, der für sie zu erwarten war. Katja hielt mit! Natürlich merkte das auch Katja. Sie fiel langsam zurück, aber eben nur langsam.

Das spielte sich auch im nächsten Gang ab. Katja gelang es wieder, den Schaltpunkt perfekt zu treffen. Auch Amy hatte geschaltet und alles lief optimal. Bis auf die Tatsache, dass der Garzella einfach nicht verschwinden wollte. Zwar konnte sie ihren Vorsprung auf eine Nasenlänge ausbauen, aber eigentlich hätte der Garzella schon deutlich hinter ihr sein müssen. Was die Jungs da auf die Beine gestellt hatten, gepaart mit Katjas Fahrstil, war definitiv beachtlich.

Nach dem nächsten Schalten konnte Katja es nicht glauben. Wie war immer noch neben dem Lion. Zwar konnte sie mittlerweile durch die hinteren Fenster schauen, aber was war das für ein Irrsinn? Sie hatte wirklich mächtige Autos neben dem Lion untergehen sehen, als wären sie nichts. Sie konnte jedoch mit dem Garzella mithalten. Nicht gewinnen, aber auch nicht gnadenlos verlieren.

Es ging in den letzten Gang. Amy wurde langsam ungehalten, dass sie den Garzella einfach nicht abschütteln konnte. Ihr Blick fiel auf den Knopf für den Turbo. Ein Druck da drauf und der Garzella sah nur noch Schlusslichter. Auch so kurz vor der Ziellinie. Doch nein, sie drückte ihn nicht. Der Garzella hatte keinen solchen Knopf und sie wollt ihrer Freundin zugestehen, dass sie nur mit dem Rückstand verlor, welcher ohne Turbo zustande gekommen war.

Katja wähnte sich in einem Traum. Klar, sie würde verlieren, aber sie hatte es dem legendären Lion nicht leicht gemacht. Auch wenn sie schon am Kofferraum vom Lion war, Amy hatte sie nicht vollends überholt und das war auch eher unwahrscheinlich, da die Ziellinie schon zum greifen nah war.

Beide Autos überquerten das Ziel. Die Vorderräder des Garzella im Bereich der Hinterräder des Lion. Also eine wirklich knappe Geschichte. Beide bremsten und kamen gleichauf zum stehen. Katja schaute zu Amy, die nickte nur anerkennend, legte dann den Rückwärtsgang ein und beschleunigte. Nach einer eleganten Rockford-Wende fuhr sie zurück zum Ziel. Katja hingegen führte eine elegante Wende in drei Zügen durch und fuhr ihr nach.

Als sie wieder am Start standen und ausgestiegen war, herrschte Stille. Das kannte Katja nicht. Normalerweise war nach jedem Rennen eine riesige Party. Es dauerte auch einen Moment, bis sie die Stille verstand. Ganz offensichtlich waren die Zuschauer überrascht, entsetzt, schockiert, oder was auch immer, dass der Garzella dem Lion so einen Kampf bieten konnte. Erst als Amy zu Katja kam, ihren Arm nahm und in die Luft riss, kam der gewohnte Jubel.

Doch dann ging es los, mit den E-Autos. Dieses Mal startete wirklich Pascal gegen Viper. Dieses Rennen hatte quasi schon Tradition und sogar Fans. Es gab einige T-Shirts an den Zuschauern, welche die beiden Autos zeigten, wie Viper immer nur knapp gegen Pascal gewann.

Auch dieses Mal sollte es so kommen. Die beiden Monster standen am Start, Sarah machte den Starter und nach einer wirklich heissen Show, die auch von Katja, Elena und Claudia als heiss angesehen wurde, ging es los. Für einen Moment sah es so aus, als könnte Pascal dieses Mal gewinnen. Schon kurz nach dem Start hatte er etwas Vorsprung, doch ab etwa der Hälfte der Strecke zog die Viper schliesslich an ihm vorbei und es kam zu dem gewohnten Foto-Finish. Die Viper hatte klar gewonnen, aber wie gewohnt mit keinem grossen Vorsprung.

Dann ein weiteres Rennen mit Tradition. Die Viper gegen den Lori. Die wenigen Sekunden, in denen Viper nichts als Hass gegen Janine spüren konnte. Sie war in diesem Auto der einzige Fahrer, der seiner geliebten Viper ein ums andere Mal den Sieg streitig machte. Das eigentlich übermächtige, unschlagbare Auto zog nur gegen den Lori, pilotiert von Janine immer wieder den Kürzeren.

Unbedingt förderlich für Vipers emotionale Lage war dann auch nicht, als der Lori etwa drei Viertel der Strecke ein kleines bisschen hinter der Viper zurück lag, dann aber mit einem unglaublichen, finalen Sprint doch an dieser Vorbeizog und schliesslich deutlich gewann.

Zurück am Start stürmte Viper wie gewohnt auf Janine ein. Was für viele wahrscheinlich befremdlich wirkte, da ein Bulle wie Viper sich mit der zierlichen Janine anlegte, war für ihn so etwas wie das Ventil, um seinen aufgestauten Hass loslassen zu können. Natürlich hatte Janine kein Problem damit, seinen unkontrollierten Angriff abzuwehren und ihm, in diesem Fall, eine beachtliche Schelle zu geben. Mit dieser war sein Zorn verraucht. Er grinste, packte dann Janine, hob sie hoch und wirbelte sie herum. Er mochte verloren haben, aber schliesslich hatte einer seiner besten Freunde gewonnen.

Es mischten sich noch andere E-Autos unter das Starterfeld. Auch ein nagelneuer Rimicro legte sich mit der Viper an, verlor jedoch kläglich.

Während dieser Rennen konzentrierte sich Maia intensiver auf Waldemar. Ihr war aufgefallen, dass er oft bei den Starts die Mädels begutachtete und sein Blick verriet bei einigen von ihnen, zumeist tätowierte, auch Erregung. Dennoch war nichts von Pluto zu finden. Wie genau er es steuern konnte, war Maia zwar nicht klar, aber er hielt sich grandios an die Abmachung. Waldemar hatte durchgehend die Kontrolle und insgeheim freute sie sich schon drauf, wenn Pluto endlich von der Leine durfte.

Seine Belohnung war aber auch verlockend. Auch wenn sie es auf den Tod nicht ausstehen konnte, hatte sie Pluto ein Versprechen gegeben. Würde er an den beiden Tagen Waldemar das Steuer überlassen, war sie im Anschluss an den Abend seine Schlampe. Sie würde sich so verhalten, sich von ihm so nennen lassen und sich auch selbst so titulieren. Ausserdem war, wie es sich nach Plutos Ansicht für eine Schlampe gehörte, ihr Körper danach einzig für seine Befriedigung da. Also egal was er wollte, sie würde es akzeptieren. Auch, was sie eigentlich so gar nicht gut fand, wenn er auf ein Kondom verzichten wollte, wovon sie ausgehen musste. Das er absolut gesund war, daran hatte sie keinen Zweifel. Das er aber auch potent war und seine Spermien mit Sicherheit ihre volle Anzahl hatten, daran bestand ebenfalls kein Zweifel. Das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft bestand also und darauf hatte sie so gar keine Lust. Aber, sie hatte ein Versprechen gegeben und würde es halten.

Bei Waldemar war, auch wenn es den Anschein hatte, nicht alles so, wie er es gewohnt war. Diese ständigen Ablenkungen durch die Mädels am Start, waren untypisch für ihn. Auch diese dauernde Erregung, die er dabei verspürte. Trotzdem. Da, wo er normalerweise die Kontrolle verlor, passierte nichts. Die Erregung war da, die Ablenkung, aber er blieb er.

Doch auch das war für ihn äusserst ablenkend. Es hatte den unangenehmen Nebeneffekt, dass er sich Gedanken darum machte, wie Maia das gelungen war. Für ihn gab es nur eine logische Erklärung. Sie musste seinem anderen Ich etwas zugesagt haben und genau darüber machte er sich Gedanken. Was war das? Wie verwerflich war es? Wenn er die Erinnerungen daran erlangte, würde er sich schämen?

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