Wieder daheim

Irgendwie war es surreal. Da standen sie nun. Perry, Donald und Waldemar in ihrer Wohnung. Die Tür war geschlossen, Katja, Claudia und Elena in der Wohnung gegenüber und alles war so, als wäre nie etwas passiert.

»Haben wir das alles wirklich erlebt?«

Fragte Donald, nachdem er sich einen Moment umgeschaut hatte. Perry hob sein T-Shirt und zeigte seinen Verband.

»Ich schätze schon.«

»Ja, mein lieber Freund! Wir haben das alles erlebt und ich muss zugeben, es war ein einschneidendes Erlebnis! Unsere Welt hat sich verändert! Die uralte Frage, ob wir alleine im Universum sind, ist beantwortet!«

»Ja, ganz toll. Ich hoffe nur, dass die nächsten Ausserirdischen nicht wieder zu Riesenwespen werden, die mir ihren Stachel in den Bauch rammen wollen.«

»In der Tat hoffe ich das auch, mein lieber Freund Perry. Ich würde mir wünschen, mich einer ausserirdischen Zivilisation in einen friedlichen Kontakt zu treten und sie nicht bekämpfen zu müssen.«

»Ach, war es nicht einer deiner Träume, einen ausserirdischen Eindringling zu bekämpfen und zu besiegen?«

»Natürlich war es das. Doch das habe ich nun von meiner Liste erfolgreich streichen können. Demzufolge würde ich mich nun über einen friedlichen Dialog freuen!«

Donald lachte.

»Wenn wir nicht schon reich wären, könnten wir nun ein Buch über unser Erlebnis schreiben. Das würde garantiert ein Bestseller!«

»Da kann ich dir nicht widersprechen, mein lieber Donald. Doch uns würde es nicht anders ergehen, als allen anderen Autoren, die solche Bücher verfasst haben. Einige würden zwar jedes Wort glauben, Andere hingegen würden uns ebenfalls als Spinner deklarieren.«

 »Wenn ich ehrlich bin, ich will niemandem davon erzählen. Es reicht mir, dass ich es erlebt habe!«

Bei AAA machte man, während Perrys letzter Aussage, eine andere Entdeckung. Claudia hatte sich aufs Sofa geworfen, ihr Handy gezückt und Line gestartet. Sie wollte in die Gruppe schreiben, dass sie von einem grandiosen Abenteuer mit einem Ausserirdischen zurück war. Doch, es gelang ihr nicht.

»Sagt mal, könnt ihr in die Gruppe schreiben, dass wir gegen einen Ausserirdischen gekämpft haben?«

Katja und Elena, die in der Küche standen, schauten sich verständnislos an.

»Klar kann ich das!«

Sagte Katja selbstbewusst.

»Ach ja? Versuchs mal!«

Katja nahm ihr Handy, ging in die Gruppe und fing an zu tippen.

»Hey Leute, wir sind wieder da! Haben gegen einen …«

Das war merkwürdig. Sie war nicht in der Lage, Ausserirdischen zu schreiben. Das lag auch nicht am Handy. Sie wollte es tippen, sah die Buchstaben, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht.

»Scheisse, was ist das denn? Elena, versuch du mal!«

Elena zuckte mit den Achseln, nahm ihr Handy und versuchte es. Gleiches Ergebnis. Sie war körperlich nicht dazu in der Lage, einen solchen Satz zu schreiben. Auch umschreiben funktionierte nicht.

»Was ist denn jetzt kaputt?«

Katja hatte einen Verdacht. Sie aktivierte die Telefonfunktion und suchte in den Kontakten nach Pascal, als ihr Handy schon vibrierte.

»Du wolltest mich sprechen?«

Fragte Pascal, nachdem Katja abgehoben hatte.

»Ja. Bist du zufällig dazu in der Lage, uns …«

Sie verstummte. Aus irgendeinem Grund hatte sie vergessen, warum sie eigentlich mit Pascal reden wollte. Sie schaute Elena an.

»Warum wollte ich Pascal anrufen?«

»Woher soll ich das wissen?«

»Na, wir haben uns doch gerade über etwas unterhalten und danach wollte ich Pascal fragen!«

Elena überlegte. Auch ihr kam nicht in den Sinn, warum Katja Pascal sprechen wollte. Claudia schüttelte ebenfalls den Kopf, als Katja sie fragend anschaute.

»Pascal, ich hab es vergessen! Ich melde mich wieder, wenn es mir eingefallen ist!«

»Alles klar!«

Katja beendete das Gespräch und Line öffnete sich automatisch wieder, mit dem angefangenen Satz.

»Was wollte ich da denn schreiben?«

Fragte sich Katja selbst, löschte einen Teil der Nachricht wieder und schrieb schliesslich, dass sie wieder zuhause waren und ob eine Veranstaltung anstand. Sie, Elena und Claudia hatten überhaupt kein Interesse mehr daran, irgendjemand von ihrem Abenteuer zu berichten.

Im Tierheim lief es andersherum. Dort suchte jemand, offensichtlich dringend, den Kontakt mit den Jungs. Veronica. Sie hatte jedem dutzende E-Mails geschrieben. Anfangs noch als normale Frage zur Software formuliert, wandelte sich der Ton immer mehr in Richtung dringend. Waldemar gab ihr Antwort und erwähnte, dass sie wieder da waren.

Nicht einmal 20 Minuten später klingelte es. Die Jungs waren gerade dabei, Tickets aus dem Nachrichtensystem ihrer Firma abzuarbeiten. Waldemar stand auf und öffnete. Das konnte ja nur Veronica sein. Wenige Momente später platzte sie auch schon in die Wohnung.

»Wie könnt ihr mir nur so etwas antun? Meldet euch einfach ewig nicht bei mir! Ist euch eigentlich klar, dass der Erfolg meines Unternehmens an euch hängt?«

Donald drehte sich um. Er hatte fast schon vergessen, was für ein unglaublicher Anblick Veronica war. Sie trug die Haare zu zwei Zöpfen geflochten, dünne, grosse Creolen, ein schwarzes Bandeau, welches gerade so ihre Brüste bedeckte und ein fast schon verboten kurzer Rock. Darunter zierten wirklich hohe Pumps mit etwas Plateausohle die Füsse und sie hatte hellblau lackierte Fingernägel. Donald hatte mittlerweile aber so viel Kontakt mit ähnlich attraktiven Frauen gehabt, dass er seine Fassung bewahren konnte.

»Und ist dir bewusst, dass wir keinen Vertrag, oder ähnliches mit dir haben? Wir sind nicht verpflichtet, dir zur Verfügung zu stehen!«

»Schon klar! Aber ich dachte, wir wären Freunde!«

»Sind wir ja auch, aber deshalb müssen wir uns hier nicht so von dir anmachen lassen!«

»Meine Liebe, womit können wir dir denn zu Diensten sein?«

Fragte Waldemar, der sich offensichtlich deutlich mehr über ihren Besuch freute, als Donald.

»Ganz einfach. Mein Shop-System geht gerade voll durch die Decke. Sogar grosse Firmen verwenden es mittlerweile. Die haben viele Ideen und Wünsche. Vieles davon konnten wir auch schon umsetzen, aber bei einigen Punkten bräuchte ich eure Unterstützung, da eure Schnittstelle da nicht ganz so flexibel ist.«

Waldemar faltete die Hände.

»Ich brauche mehr Details!«

Veronica griff links an ihre Hüfte und öffnete weit die Augen.

»Verdammt, ich habe meine Tasche im Auto vergessen. Einen Moment, ich bin gleich zurück!«

Als sie sich umdrehte, passierte nun etwas, was Waldemar so gar nicht verstand. Über ihrem Rock zierte ihr Rücken nun ein sogenanntes Arschgeweih. Ein V, welches von zwei Flügeln eingerahmt wurde. Waldemar verstand seine Reaktion nicht. Er wurde erregt! Nicht so beiläufig, wie es immer mal wieder in seinem Leben vorkam und was er mit einem einzigen, rationalen Gedanken wieder verdrängen konnte. Nein. Dieses Mal war seine Erregung sehr stark und sein Genital presste sich schon fast unangenehm in seine Hose. Er schaute ihr nach, obwohl sie schon durch die Tür verschwunden war.

»Glaubt ihr das? Platzt hier rein und macht einen auf dicke Hose! So etwas kann ich ja auf den Tod nicht ausstehen!«

»Find ich auch etwas übertrieben Donald! Ist ja nicht unser Problem, wenn sie da etwas nicht auf die Reihe kriegt!«

Wenige Minuten später war Veronica zurück. Niemand war aufgefallen, dass Waldemar durchgehend die Tür angestarrt hatte und sofort aufstand, als sie wieder den Raum betrat. Sie kam auch sofort mit einer dicken Mappe auf ihn zu.

»Hier. Da stehen alle Veränderungen drin, welche gerade die grossen Player gerne im Shop hätten. Die kann ich aber, zumindest mit der aktuellen Schnittstelle, nicht realisieren!«

Waldemar wunderte sich schon wieder. Er war ihrem Anliegen so unglaublich wohlwollend zugeneigt. Normalerweise hätte er eigentlich erst prüfen müssen, ob die von ihr geforderten Änderungen überhaupt in sein Konzept passten. Dieses Mal war er jedoch jetzt schon, ohne wirklich Informationen zu haben, dazu bereit, für sie Änderungen vorzunehmen. Hatte das Abenteuer etwa etwas bei ihm verändert, oder war es Elena gewesen?

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