»Hast du die Knarre überhaupt entsichert?«
Janine drücke den Lauf noch etwas fester gegen das Kinn.
»Sollte ich es herausfinden wollen, wirst du den Ausgang nicht mehr erleben! Jetzt sag denen da im Hubschrauber, sie sollen die Kanone wo anders hinrichten und aussteigen. Ohne Waffen!«
»Wie kommst du darauf, dass sie darauf eingehen? Wer sagt denn, dass sie nicht einfach durch mich durch schiessen?«
»Ganz einfach! Ihr seit keine Soldaten!«
»Was macht dich da so sicher?«
»Die Tatsache, dass ich noch lebe! Also los jetzt, sonst kannst du das nicht von dir behaupten!«
Janines Geisel nickte, so gut das eben ging. Die Kanone schwenkte zur Seite, dann öffneten sich die beiden Cockpits. Zwei Personen stiegen aus und gingen nach hinten, dort wo Nummer Eins ausgestiegen war. Janine war beeindruckt, wie viele Waffen die aus den Overalls zogen. Dann kamen sie näher.
»Okay. Nachdem das jetzt geklärt ist, lass sie frei!«
Sagte eine der Beiden, die nun vor Janine standen. Beides schienen ebenfalls Frauen zu sein. Janine dachte kurz nach, lockerte dann ihren Griff, liess die Pistole ein paar Mal um ihren Finger kreisen und diese verschwand wieder in ihrem Holster.
Kaum hatte Janine sich ein wenig von ihr entfernt, griff sie sofort an die Waffe, zog sich und in einer blitzschnellen Drehung hielt sie diese nun Janine vor den Kopf. Janine hingegen griff sofort danach, bewegte sie von ihrem Kopf weg und in der gleichen Bewegung, in welcher Janine ihren Gegner entwaffnete, flog das Magazin aus der Waffe. Als Janine die Pistole wieder fest in Händen hatte, wurde auch noch die Patrone aus dem Lauf entfernt und an Janines Gesichtsausdruck wurde deutlich, sie war extrem gereizt. Es kam nicht oft vor, dass sie nicht doch irgendwie grinste. Dieses Mal war ihre Mine jedoch versteinert.
Doch ihr Gegner schien noch lange nicht aufgeben zu wollen. Sie griff gerade zur nächsten Waffe, Janine wollte auch diese abwehren, als Pascal die Hand hob.
»Es ist genug!«
Augenblicklich endeten alle Kampfhandlungen.
»Ich denke mal, Janine hat ausreichend demonstriert, dass sie locker mit euch mithalten kann und wir keine verträumten Verschwörungstheoretiker sind. Also, wer seit ihr, was wollt ihr hier und nein, wir verschwinden erst, wenn wir die Lage geklärt haben.«
Eine der Drei zog den Helm ab. Augenblick wurden Janine und Viper geil. Feuerrot glänzende Haare, die irgendwie kompliziert geflochten waren, um ganz unter den Helm zu passen. Dazu ein Gesicht wie ein Engel.
»Ich bin Jana. Ich bin der Kopf dieser Organisation. Das ist Natascha und die etwas ungestüme da ist Kim.«
Auch die Beiden setzten die Helme ab. Natascha war nicht minder attraktiv wie Jana, nur war sie brünett. Gleiches galt auch für Kim, nur war sie blond. Auf jeden Fall waren das Frauen, die sich auch mit Janine, Amy und Co locker messen konnten.
»Und was seit ihr für eine Organisation?«
»Sagen wir mal, wenn irgendwo die Kacke schön am dampfen ist und keiner sich mehr zutraut, die Sache zu regeln, dann treten wir auf den Plan.«
»Okay. Wir sind im Prinzip nichts anderes. Ich heisse Pascal, der schwer erregte Herr hier ist Viper und die streitlustige Dame ist Janine.«
»Und ihr glaubt zu wissen, was hier los ist?«
»Ja, wissen wir. Sehr genau sogar.«
»Na gut. Vielleicht können wir uns ja gegenseitig unterstützen. Wir dachten, ihr seit nur ein paar Spinner, die hier Videos für MyTube drehen wollen.«
Janine wurde rot.
»Na ja, Videos drehen wir schon.«
»Warte Mal!«
Sagte Natascha und schien überrascht.
»Janine? Doch nicht die Janine, von die Drei mit dem Wurm?«
»Doch, genau die!«
Natascha mutierte in einem Augenblick zu einem kleinen Girly.
»Echt jetzt? Ich bin ein riesiger Fan von euch! Ich hab alle Videos gesehen und super viele davon auch kommentiert. Aber so, in dem Outfit hätte ich dich nicht erkannt. Ich hätte auch nie gedacht, dass du so viel Power …«
»Beruhige dich Natascha! Erst klären wir die Lage, dann kannst du um Autogramme betteln! Eure Freundin ist vergiftet? Wodurch?«
»Übergrosse Ölkäfer haben sie gebissen und da diesen komische Zeugs verbreitet.«
»Ölkäfer? Wie lange ist das her?«
»Ich weiss nicht genau. 45 Minuten?«
»Dann tut es mir leid. Dann ist sie verloren!«
Janine wurde wieder sauer.
»Nein. Ist sie nicht! Wir suchen schon nach einem Gegenmittel.«
»Aha. Einen Mediziner habt ihr also nicht dabei. Na gut. Natascha, lass uns mal schauen, ob wir da noch was retten können!«
Janine riss die Augen auf.
»Ihr kennt euch damit aus?«
Natascha grinste.
»Klar. Ich bin genau genommen Arzt. Hab aber noch nie wirklich praktiziert. Für unsere Einsätze hab ich Gegengifte für alles am Start, was du dir vorstellen kannst!«
Sie verschwand zum Hubschrauber.
»Krasses Ding, was ihr da fliegt!«
Jana schaute zu Viper.
»Ja. War auch nicht billig! Ursprünglich war das die D-Version. Wir haben sie aber massiv umgebaut. Das Cockpit ist jetzt vorne. Die Kanone folgt dabei meinem Blick, wenn ich das will. Auch Raketen kann ich abfeuern. Zumindest alle, die man nach dem abfeuern vergessen kann. Hinter mir sitzt Natascha. Sie ist der Ingenieur und kümmert sich um alle Belangen der Maschine. Ausserdem kann sie auch noch Spezialgeschütze und Raketen bedienen. Kim sitzt hinten. Sie hat Zugriff auf die unterschiedlichsten Sensoren. Wie sagt sie immer? Sie kann da hinten alles, ausser Frühstück servieren. Das hat sie auch schon mehr als einmal unter Beweis gestellt.«
»Die sind uns gar nicht so unähnlich Dicker.«
Sagte Viper und rammte dabei seinen Ellenbogen in Pascals Rippen. In dem Moment kam Natascha zurück und hatte eine kleine Tasche dabei.
»Gut. Wo ist der Patient?«
Pascal ging vor. Wenige Minuten später stand der Trupp in dem Kontrollraum des Computertomographen.
»Okay. Darf ich zu ihr?«
Katja stellte sich abwehrend vor die Tür.
»Mach Platz Katja. Das ist Natascha, ein echter Arzt! Das sind dann noch Kim und Jana.«
Katja schaute sich die drei Frauen an, schaute dann über ihre Schulter zu Amy. Wenn diese Natascha wirklich ein Arzt war, dann hatte Amy mit ihr bessere Chancen, als mit Waldemar und Mario zusammen. Also gab sie den Weg frei. Pascal machte dabei eine kaum sichtbare Handbewegung.
Natascha hing zu Amy, schaute sich die Wunden an und schüttelte den Kopf. Einen Moment später bekam eine eine ziemlich fette Spritze.
»Könnt ihr mich hören?«
Fragte Natascha. Sie wusste, wie gut die Kontrollräume solcher Anlagen isoliert waren.
»Ja, wir hören dich.«
»Ölkäfer, die solche Schäden verursachen können, muss ich mir anschauen! Aber macht euch keine Sorgen. Eurer Freundin geht es in sieben bis acht Minuten wieder gut!«
»Sicher?«
Fragte Katja besorgt.
»Absolut Sicher! Das Gift lässt sich sehr einfach auch in grossen Mengen neutralisieren. Solange es noch keinen zu grossen Schaden angerichtet hat, ist das kein Problem und bei eurer Freundin hat der Schaden gerade erst angefangen. Sie wird ein paar Narben zurückbehalten, aber ansonsten ist sie gleich wieder auf dem Damm.«
Das glaubte Katja nicht. Doch sie blieb still und wartete ab. Nach fünf Minuten geschah nichts, nach sieben genauso wenig. Katja wollte schon sauer werden, als Amy sich auf ihre Ellenbogen stützte.
»Oh Scheisse. Welcher Donnergott hat mir denn seinen Hammer verpasst?«
Natascha schaute sich die Wunden an.
»Öhm. Ja, Hallo. Amy hier. Mit wem hab ich die Ehre?«
»Natascha. Oder sollte ich sagen, dein Retter?«
Amy schaute zum Kontrollraum.
»Wie lange war ich weg? Wessen Tochter ist das?«
Im Kontrollraum lachten alle.
»Spinn jetzt nicht rum. Guck, dass du auf die Beine kommst und dann komme endlich da raus!«