Pascal legte noch zum Zwecke der Dramatik eine kleine Pause ein, nahm einen ganz tiefen Atemzug und dann ging es los.
»Wer von euch glaubt an ausserirdisches Leben?«
Sofort schnellten die Hände der Jungs hoch. Die Mädels hingegen schauten resignierend auf den Boden und schüttelten den Kopf.
»Wer glaubt, dass wir von ausserirdischen Intelligenzen besucht werden?«
Da meldeten sich nur noch Perry und Donald.
»Wow. Nur zwei in der Runde? Bisschen traurig. Aber gut, ihr Beiden habt Recht!«
»Mein lieber Freund Pascal. Du willst andeuten, wir sind hier, weil eine ausserirdische Invasion droht?«
»Ähm, ja. Allerdings nicht ganz so, wie man sich das vorstellen würde. Es sind tatsächlich nicht terrestrische Wesen hier in Zabrovst eingetroffen. Jedoch nicht ganz freiwillig. Die …«
»Alter, lass den Blödsinn! Du weisst besser als jeder Andere, dass ich bei allen SETI-Projekten auf dem Laufenden bin und man hat nirgendwo Spuren von Intelligenz gefunden. Ausserdem ist es immer noch quasi ein Mythos, mit mehr als Lichtgeschwindigkeit fliegen zu können und meines Wissens nach ist hier nichts aufgetaucht, was man als Generationenschiff ansehen könnte.«
»Du plapperst auch nur das Zeug der Mainstream-Wissenschaftler nach Mario! Wie weit ist die Andromeda-Galaxie von uns entfernt?«
»So 2,5 Millionen Lichtjahre.«
»Und da hast du den Fehler dann immer noch nicht gefunden?«
»Ähm, nein?«
»Noch ein kleiner Hinweis. Wie alt ist die Menschheit?«
Waldemar grätschte dazwischen.
»Es lässt sich nicht genau belegen, doch, wenn man sich mit einer guten Annäherung zufrieden gibt, sollte man mit 200.000 Jahren ganz gut liegen!«
»Und es fällt immer noch keinem auf?«
Doch, einer Person fiel es auf. Elena!
»Sind die schlauen Köpfe etwa so verbohrt? Wenn Andromeda 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt ist, stammen alle Informationen von vor 2,5 Millionen Jahren! Wenn der Mensch sich binnen 200.000 Jahren vom Affen zu einer Raumfahrt betreibenden Spezies entwickelt hat, könnten Zivilisationen in Andromeda, die vor 2,4 Millionen Jahren entstanden sind, einen Vorsprung von 2,2 Millionen Jahren haben und wir würden nichts davon mitbekommen!«
Mario und Waldemar schwiegen.
»Ja Waldi, da hat dich deine Freundin mal schön auflaufen lassen!«
Waldemar schaute zwar grimmig, sprach jedoch kein Wort.
»Ich will euch nicht mit Details nerven. Wichtig sind nur ein paar Faktoren. Da wäre zum Beispiel, diese Wesen sind nicht freiwillig hier. Sie sind quasi hier gestrandet und sie sind auch eigentlich nicht böse. Stellt euch vor, ihr strandet auf einer einsamen Insel und da sind Tiere drauf, die euch ans Leder wollen. Würdet ihr die gewähren und euch umbringen lassen, oder würdet ihr sie zumindest zurückdrängen?«
»Ja, schon klar. Die sind eigentlich lieb, wir nur unterentwickelt und die versuchen sich jetzt selbst zu retten. Komm zum Punkt!«
Viper schien nicht amüsiert über die Geschichte zu sein. Auch Donald war der Meinung, die war schon ein bisschen sehr abgedroschen.
»Der Punkt ist, Detlef, diese Wesen haben keinen eigenen Körper. Wo sie herkommen brauchen sie den auch nicht. Jetzt sind sie aber hier und müssen auf das zurückgreifen, was sie hier finden. Also uns Menschen. Das macht sie jedoch auch für unsere Schwächen anfällig. Sprich, die können nicht mal eben aus der Stadt raus in die nächste Ortschaft spazieren. Das würde den Körper töten und schliesslich auch das Wesen. Eine gewisse Zeit können die zwar ohne Körper auf der Erde existieren, aber dann ist Feierabend.«
»Ich fasse das mal zusammen, dann geht es schneller!«
Viper hatte so gar keinen Bock, sich diese Märchen noch länger anzuhören.
»Liebe Ausserirdische, die wegen ihrer höheren Entwicklung für uns eher böse sind, die können Menschen übernehmen und wollen hier aus der Stadt raus, um auch den Rest der Menschheit zu töten, oder zu übernehmen. Wir sollen das verhindern. Aber, auch wenn du so viel weisst, wie man die unschädlich macht, oder aus den Körpern verbannt, oder was auch immer, da hast du keine Ahnung und da müssen nun wir, obwohl wir eigentlich ganz normale Menschen sind, helfen. Es gäbe auf dem ganzen Planeten natürlich keine qualifizierten Leute, mit wissenschaftlicher Ausbildung, taktischem Training und was weiss ich. Nein, wir müssen das machen.«
»Ja, sehr zutreffen!«
Claudia schien ein wenig beunruhigt.
»Und warum wir? Viper hat da nicht Unrecht. Es gibt sicherlich qualifizierte Menschen auf der Welt.«
»Aber natürlich gibt es die! Ich kenne sogar viele von denen. Aber, nur euch vertraue ich!«
»Was genug gibt es da zu vertrauen?«
»Ganz einfach Donald. Bei euch weiss ich, wenn wir die hier vertreiben, dann haben wir sie vertrieben. Bei den Anderen kann ich mir nie sicher sein, ob sie nicht doch irgendetwas versuchen zurückzuhalten, um es zu studieren.«
»Verstehe. Nächste Frage. Wieso ist ausgerechnet der Besitzer eines Fick-Ladens auf der Jagd nach den Dingern?«
Pascal schaute Viper an.
»Ach so. Ja, ist logisch!«
Die Anderen schauten sich gegenseitig an. Pascal hatte doch gar nichts gesagt, was war denn dann logisch? War aber auch egal, irgendwie wirkte das alles stimmig und keiner wollte es hinterfragen.
»Gut, noch Fragen?«
»Japp. Wie sieht der Plan aus?«
Pascal lächelte. Wenn Rebekka das fragte, waren alle Erklärungen ausreichend gewesen und es konnte nun wirklich losgehen.
»Also, ganz einfach. Ich fliege morgen mit den Jungs im Hubschrauber zum Krankenhaus. Wir machen dort bis hoch in den dritten Stock alles dicht. Zugang nur noch übers Dach. Dann machen wir eine Bestandsaufnahme, was alles so zu finden ist. Mario, Waldemar, ihr müsst euch dann schlau machen, wie man die Gerätschaften auch bedient. Ihr müsst keine Experten werden, aber nutzen müsst ihr das Zeug können. Die Mädels fliegen mit den Jetpacks in die Stadt. Fangt an die Häuser zu durchkämmen. Aber, kein Feindkontakt! Was wir im Moment brauchen sind Zustandsberichte der Autos und den Häusern und, wo sich denn nun noch lebende Wesen in der Stadt aufhalten. Wenn ihr jemanden seht, dann steigt ihr sofort wieder auf und wartet. Schaut euch an, ob es einzelne Menschen sind, oder ganze Gruppen. Das ist wichtig!«
»Wieso weisst du so viel und hast trotzdem keine Ahnung?«
»Mario, ich hab Ahnung! Das Problem ist, noch nie hat jemand diese Wesen vertrieben. Von daher kann ich also nicht wissen, wie man sie zum Rückzug zwingen kann. Nein, noch viel schlimmer. Ich weiss nicht einmal, ob man sie aus einem Körper wieder entfernen kann, oder ob die Person, die einst den Körper besessen hatte, schon verschieden ist. Das müssen wir in Erfahrung bringen!«
»Ich möchte ungern wie ein Angsthase klingen, aber wie gross ist denn nun wirklich die Gefahr für unser Leben?«
»Ganz einfach Waldi. Noch genauso gross, wie noch vor 20 Minuten. Ich sagte euch, niemand wird hier zu Schaden kommen und dabei bleibt es auch. Die gesamte Gruppe wird gesund den Rückweg antreten, darauf gebe ich euch mein Wort!«
»Und was macht dich da so sicher?«
»Eine simple Tatsache. Ich würde euch mit meinem Leben verteidigen! Bevor mit euch also etwas passiert, müssen die erst an mir vorbei und das heisst, sie müssten mich vernichten. Gehen wir einfach mal davon aus, dass sie dafür nicht mächtig genug sind und sagen, da sie mich nicht vernichten können und ihr erst dann zu Schaden kommt, wenn ich nicht mehr bin, dann könnt ihr davon ausgehen, es wird euch nichts passieren!«
»Ich verstehe dich aber richtig. Wir retten die Welt?«
»Die Menschheit Viper.«
»Ja klar. Was sonst. Am Tage KFZ-Mechaniker, in der Nacht Rennfahrer und zwischendrin rette ich mal die Welt. Da soll nochmal einer sagen, ich bin nicht wie dieser, ach, wie heisst der noch, der immer langsam stirbt?«
Es wurde herzhaft gelacht.
»Könnte man so sagen. Das ist soweit auch alles in Ordnung, glaub mir. Du würdest dich wundern, wie viele normale Menschen jeden Tag unterwegs sind, um die Menschheit zu retten. Denk also mal nicht, es wäre hier eine grosse Ausnahme, was wir machen. Tatsächlich gibt es sehr viele Horror-Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Aber, da würde ich jetzt zu viel verraten. Wartet ab. Wenn eure Videos draussen sind, wir auch niemand an die Echtheit glauben!«