Wo ist Fabrizio?

Es vergingen wieder ein paar Tage nach dem gewohnten Muster. Alle hatten vollends ihren Spass und auch Viper, der nun endlich den Bogen hinter dem Boot raus hatte, konnte sich entspannen. Nur Katja war genervt und das immer heftiger. Wo war Fabrizio? Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als Pascal zu fragen.

»Wo ist Fabrizio?«

Pascal schaute unschuldig.

»Woher soll ich das wissen?«

»Weil du doch immer alles weisst.«

»Wenn es für mich, oder uns relevant ist vielleicht.«

»Alter, willst du mich jetzt verarschen? Für mich scheint er doch relevant zu sein, oder etwa nicht?«

»Nein. Für dich ist nur relevant, dass du dich an den Fick nicht erinnern kannst. Ansonsten wäre es dir egal.«

Katja dachte kurz nach. Normalerweise, in ihrer Gemütsverfassung, wäre sie explodiert, aber es war Pascal und vielleicht war an seinen Worten ja was dran? Sie entschied sich dagegen.

»Wer gibt dir denn hier bitte das Recht, zu entscheiden was warum bei mir relevant ist und was nicht?«

»Ich habe mir doch gar kein Recht herausgenommen, sondern nur gesagt, was Sache ist!«

»Und wenn es mir wichtig ist, ihn zu sehen?«

»Dann wärst du dort, wo du ihn wahrscheinlich finden kannst und nicht bei mir!«

Schlagendes Argument! So ungern Katja das auch zugab, auf die Idee, den anderen Campingplatz zu durchforsten, war sie nicht gekommen.

»Ach, so ist das? Na dann pass mal auf, wie wichtig mir das ist!«

Katja stiefelte strammen Schrittes in Richtung Strand. Pascal nickte Amy zu, die dieses ganze Szenario miterlebt hatte. Sie eilte hinterher.

»Warte mal, ich komme mit!«

Katja blieb stehen, wartete und als Amy aufgeschlossen hatte, ging es weiter. Doch die Suche blieb erfolglos.

»Okay. Wir sind jetzt seit 30 Minuten hier und haben so ziemlich alles abgeklappert, was zum Platz gehört. Niemand kennt ihn.«

»Wem genau erzählst du das Amy?«

»Ach weisst du, manchmal stelle ich mir vor, ich bin nur Teil einer Geschichte und erzähle so etwas, um die Erlebnisse in einer bestimmten Zeit zu beschreiben. Damit der Leser weiss, was passiert ist.«

Katja schaute Amy mit einem Blick aus Mitleid, Sorge und Verständnislosigkeit an.

»So ganz normal bist du nicht, oder?«

Amy machte eine kleine Pause, bevor sie antwortete.

»Ach, was ist schon normal? Mein moralischer Kompass besteht aus einer Elfe, einer Amazone und einem Waschbär als Streitschlichter. Wie normal kann ich sein?«

Katjas Augen waren vor Erstaunen weit geöffnet. Amy war definitiv nur einen Schritt von der Irrenanstalt entfernt. Aber irgendwie machte es sie auch sympathisch.

»Du hast jetzt aber nicht die Pause eingebaut, damit der Leser lachen kann, oder?«

Amy legte den Kopf zur Seite.

»Doch, warum?«

Katja musste sich einfach mit der flachen Hand an die Stirn hauen.

»Du bist ein Ei! Wenn du Teil einer Geschichte bist, die jemand liest, dann kann der das Lesen einfach unterbrechen, bis er fertig gelacht hat!«

Amy lachte.

»Mag sein. Aber ich spiele hier schliesslich mit, also wird das vielleicht auch irgendwann vertont, oder gar verfilmt. Man muss an die Zukunft denken!«

Katja lachte mit. Dann ging die Suche weiter. Es ging zurück zur Rezeption, wo man mit dem Namen Fabrizio nichts anfangen konnte. Dieses Mal sprach Amy.

»Ja hallo, wir schon wieder. Dieser Fabrizio …«

»Ich doch gesagt, nichts Fabrizio hier!«

Amy mochte das ja gar nicht, wenn sie einfach so unterbrochen wurde.

»Okay, mag ja sein. Aber, gibt es hier einen Mann, etwa so gross, traumhafter Körper, geiler Schwanz, verschwindet gelegentlich nachts und hat einen Fabel für Gummiboote?«

Die Dame dachte kurz nach. Dann nahm sie ihr Handy, fing an zu suchen und zeigte Amy ein Bild.

»Ja, genau! Den meinen wir!«

»Aber nichts Fabrizio. Heisst Andreas!«

Amy und Katja schauten sich total bescheuert an.

»Andreas?«

Fragten sie gleichzeitig.

»Ja. Andreas. Guter Mann. Kommen aus Deutschland, lebt seit drei Jahren hier.«

»Nein, nein. Der ist von hier!«

Die Frau lächelte.

»Ja, viele sagen, sei echter Italiener. Aber ich garantiere, ist deutscher. Kenne Ausweis.«

Wieder schauten sich die Mädels an.

»Der hat uns verarscht!«

Sagten sie gleichzeitig.

»Wo finden wir Fab … ich meine Andreas?«

»Andreas jetzt bestimmt wieder für paar Tage an anderem See. Er dort auch tätig für einsame Frauen.«

»Wie bitte? Wie ist er tätig?«

Katja war total entrüstet.

»Wir haben schon verstanden. Los, komm mit Katja!«

Amy nickte der Frau noch zu, dann schob sie Katja einfach weiter. Die war kurz davor zu explodieren.

»Jetzt beruhig dich mal! So überraschend finde ich das jetzt nicht!«

»Was? Das der Kerl mich einfach so verarscht hat? Boah warte, bis ich diesen Pascal in die Finger bekomme, den rupfe ich wie eine Weihnachtsgans!«

Amy musste lachen.

»Glaub mir, den rupft keiner von uns. Ausserdem, er hat dich ja nie angelogen. Denke ich. Also, was solls? Wir hatten unseren Spass, der Rest kann uns doch egal sein. Wir wollten den ja nicht adoptieren und bezahlen mussten wir auch nicht.«

»Wäre auch noch schöner! Wenn, dann müsste er bezahlen!«

»Definitiv. Also, beruhig dich. Wir haben genug Kerle, die wir knallen können und wenn es unbedingt ein Italiener sein soll, dann finden wir hier auch mehr als genug und die fragen wir dann erst nach dem Ausweis!«

Katja musste lachen.

»Hab ich mal erwähnt, dass ich echt super froh bin, dich kennengelernt zu haben?«

Amy grinste.

»Kann ich nur zurück geben! Eine verrückte Nudel wie du ist schon was besonderes!«

»Was mir aber nicht so gefällt, wenn wir nachhause fahren, dann werdet ihr erst wieder nach Neunburg gehen und wir sehen uns eine Zeit nicht. Das ist echter Mist!«

»Schon. Aber du weisst doch wie es ist. Du hast deine Gruppe, ich meine Videos. Die Zeit, bis wir uns dann wiedersehen, vergeht ganz schnell. Ausserdem will uns Pascal ja eh noch irgendwohin mitnehmen, da dieses Rätsel lösen, oder was auch immer er da vorhat. Wir werden uns also noch eine Zeit auf die Nerven gehen!«

Katja lächelte.

»Du weiss aber, was ich meine.«

»Klar weiss ich das. Ich lebe schon seit Jahren so. Viper verschwindet immer wieder mit seinen Leuten, ich hab mein Leben da drüben in New Apple, es ist einfach immer so. Aber alle sind auch zu sehr verwurzelt, um einfach die Zelte abzubrechen. Aber vielleicht ist es auch genau das, was die Freundschaft so lange am Leben erhält. Dieser Abstand.«

Darüber dachte Katja einen Moment nach und es schien ihr einzuleuchten.

»Ja. Da könntest du Recht haben. Trotzdem ist Abschied so gar nicht mein Ding.«

»Meins auch nicht. Ich heule ja oft wie ein kleines Baby, wenn ich mich mal wieder verabschieden muss. Aber ich habe Phillip, Janine, Rebekka, Pascal, Mario, da geht das schon.«

»Ja. Ich hab ja auch meine Mädels und die Jungs. Schon komisch, ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich mal wirklich mit so Jungs wie aus dem Tierheim befreundet sein könnte. Klar, Perry als Freund passt, aber die beiden Anderen? Aber mittlerweile kann ich mir auch ein Leben nicht mehr ohne sie vorstellen. Die sind einfach nur richtig toll.«

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