Zeit zum abheben

Zurück bei den Anderen war einer von seinen Gefühlen hin und her gerissen. Der liebe Donald wusste nicht, ob er jetzt sauer auf Claudia sein sollte, oder ob er lieber froh sein sollte. Auch wusste er nicht, ob er glücklich sein sollte, dass ihr nichts passiert war. Er konnte seine Gefühle nicht mehr einordnen. Entsprechend setzte er zu einer Umarmung an, setzte dann wieder ab, bleib vor ihr stehen, bewegte sich auf sie zu, blieb dann wieder stehen, bis Perry ihm einen Schubs gab. Als er gegen Claudia krachte, nahm er sie instinktiv in die Arme und ab da gab es kein Halten mehr.

»Eh Schnabeltier, ich hab da so was läuten hören! Du scheinst auf den Brettern ja eine gute Figur zu machen!«

»Ist schon klar Pascal! Du hast ja nichts besseres zu tun, also sofort jedem zu erzählen, dass ich scheisse bin auf den Ski!«

»Du? Viper, werden wir ein kleines bisschen nazistisch? Von dir hat jetzt keiner geredet!«

»Klar Claudia. Es ist ganz normal, dass du so etwas sagst. Perry wegen einer sportlichen Leistung loben. Das kommt ja fast jeden Tag vor!«

»Ach und nur weil ich jetzt mal was positives über das Schnabeltier gesagt habe, ist das gleich eine Abwertung für dich? Obwohl ich dich überhaupt nicht erwähnt habe?«

Pascal stand auf und positionierte sich bedrohlich vor Claudia.

»Mädchen, brems dich jetzt besser, bevor es hier zu ernsten Konsequenzen für dich kommt!«

»Lasse ich mir von dir hier den Mund verbieten, oder wie?«

Vipers rechter Arm hob sich und sauste dann mit Schwung auf Claudia zu. Die schaute ihm dabei jedoch ohne Zucken tief in die Augen.

Treffen konnte er sie jedoch nicht. Da war eine andere Hand, die seinen Arm kurz vor dem Auftreffen festhielt.

»Lass den Blödsinn! Was ist das eigentlich mit dir? Warum bist du so ein Frauenschläger?«

»Ist er eigentlich gar nicht Katja. Aber wir provozieren ihn ja immer bis aufs Messer und dann ist er in dem Fall kein Frauenschläger, sondern einer, der von Frauen geschlagen wird.«

Janine viel vor lachen fast vom Stuhl, als sie das sagte. Viper hingegen schaute mit sehr fiesem Blick zu Katja, die nach wie vor seinen Arm festhielt. Für Perry war die ganze Geschichte dann doch etwas unangenehm. Der ganze Streit ging schliesslich um ihn und nun hielt seine Freundin diesen Berg von Mann einfach so fest und verteidigte damit ihre Freundin.

»Du solltest mich besser los lassen, bevor mein Zorn in deine Richtung geht!«

»Ja Baby, bedroh mich! Hopp! Ist das Gleiche als wenn sich einer unten an einen Berg stellt und sagt, der soll zur Seite gehen!«

Ab dann ging es ganz schnell. Viper griff nach Katjas Hand, die trat ihm in die Kniekehle, er ging auf die Knie und ohne Mühe hatte Katja ihn in einem Haltegriff, der ihm sichtlich Schmerzen verursachte.

»Beruhigst du dich jetzt bitte wieder? Wir sind im Urlaub!«

Für Waldemar war das alles natürlich super interessant. Als er Katja kennengelernt hatte, hatte sie sich sehr verändert. Die Zeit, in der sie von einer Ahnungslosen zu einem echten Kämpfer geworden war, war beeindruckend kurz gewesen. Also war sie entweder sehr schnell im lernen, oder der Trainer einfach nur richtig gut. Aber auch, wie locker die Anderen mit der Situation umgingen, war schon beeindruckend. So wie Viper schaute, war er definitiv nicht gut gelaunt. Trotzdem schien es für die Übrigen amüsant zu sein. Ausser für Mario und Luigi, die wie immer Händchen hielten und turtelten.

Schliesslich wedelte Claudia vor Vipers Nase mit einem kleinen Tütchen herum. Pulver weiss wie Schnee war darin zu sehen.

»Was soll der Scheiss? Koksen, oder wie?«

Claudia grinste.

»Was ein Blödsinn! Snowwhite!«

Katja merkte sofort, wie Vipers Gegenspannung weniger wurde.

»Snowwhite? Wo willst du das denn herhaben?«

»Selbst gemacht!«

Claudia grinste selbstzufrieden. Katja liess Viper los.

»Snowwhite? Dieses unglaublich geile Zeug, was man in Deutschland gar nicht bekommt?«

»Klar bekommt man das Katja! Hab es selbst eine Zeit lang vertickt!«

»Okay Derrick, ich präzisiere. Was man nie lange in Deutschland bekommt, bis die Polizei den neuen Koch wieder hochgenommen hat.«

Schnell umringten einige der Leute Claudia. Katja, Elena, aber auch Derrick und Viper schienen sehr neugierig zu sein. Maia war sich der Sache offensichtlich nicht ganz so sicher. Dafür war Donald neugierig.

»Also wie jetzt. Du verschwindest ein paar Stunden, kommst zurück und behauptest, du hast mal eben die weltweit Nummer eins Droge gekocht?«

»Ja, genau so ist es Elena!«

»Gib her das Zeug!«

Sagte Katja und schnappte danach.

»Hallo? Das ist mein Zeug!«

»Moment! Erst hältst du es hier in die Runde, dann willst du aber nichts abgeben?«

»Doch klar geb ich was ab. Aber, ich verteile! Also, wer will?«

Katja, Elena und Derrick waren sofort dabei. Schnell reihte sich auch Donald ein. Viper hingegen schien stark mit sich zu kämpfen. Es hiess ja, dieses Zeug würde extrem schnell sehr süchtig machen. Er hatte seine Vergangenheit mit solchem Zeug und war über Wochen total weggetreten gewesen. Ohne seine Freunde wäre er wahrscheinlich sogar irgendwann wegen einer Überdosis drauf gegangen. Doch der Gedanke, einmal zu erleben, was so viele ihm schon beschrieben hatten, war einfach extrem verlockend. Maia entschied sich schliesslich dagegen.

»Mach ruhig!«

Sagte Pascal.

»Ich weiss nicht! Eigentlich wollte ich ja clean bleiben!«

»Schon klar. Ich verspreche dir aber, wir sind hier im Urlaub. Du wirst zuhause genauso clean sein und jeder Droge widerstehen können, wie vorher auch.«

»Ach, du kannst das versprechen?«

»Ja. Kann ich!«

Viper war hin und her gerissen. Claudia hingegen fing an, mit dem weissen Pulver Bahnen zu legen. Fünf Stück. Ergo, da war auch eine für ihn dabei. Was sollte er nur tun? Normalerweise konnte man Pascal blind vertrauen. Noch nie hatte er etwas gesagt, was hinterher nicht auch eingetroffen wäre. Aber, wie genau sollte er denn seine Reaktionen vorhersagen? Er schaute zu Pascal rüber und schien in ihn hineinschauen zu wollen. Als würde er so etwas finden können, was ihm seine Worte bestätigt hätte.

»Woher willst du wissen, dass ich nicht süchtig davon werde?«

»Ach, jetzt würde ich wieder das mit dem Dämon sagen. Du würdest mich nicht glauben, dann würde ich es anders formulieren und am Ende glaubst du mir, weil ich gute Argumente habe. Also, lass uns das überspringen und glaub mir einfach.«

Claudia musste grinsen. Da war der Dämon ja wieder. Warum Pascal nicht einfach sagte, dass er ein Ausserirdischer war, ging ihr nicht in den Kopf. Spielte aber auch keine Rolle. Sie leckte sich ihren Daumen ab, zog diesen über eine der weissen Linien und verrieb das schliesslich auf ihrer Zunge. Katja und Elena machten es ihr gleich. Derrick hingegen zog sich das Zeug in die Nase. Blieb noch Viper.

Der sah, wie sich sofort der Effekt bei Anderen ausbreitete und die quasi direkt abflogen. Die Versuchung war einfach abartig gross. So oft hatte er schon so viel davon gehört und egal was er auch hörte, jeder war einfach nur hin und weg von dem Zeug. Es sei die einzige Droge, gegen die selbst Cloud 9 schlecht abschnitt. Obwohl die ja den Vorteil hatte, dass man soweit unbeeinträchtigt blieb, um noch Auto fahren zu können, zum Beispiel.

»Nein! Du bist nicht schwach, wenn du jetzt nachgibst! Ich garantiere dir, sobald wir wieder zuhause sind, kannst du auch Snowwhite locker widerstehen.«

Das war der letzte Schubser, den Viper gebraucht hatte. Auch er nahm das Zeug mit seinem Daumen auf und rieb es sich auf die Zunge und den Gaumen.

Binnen Sekunden war es, als wäre er in einer ganz anderen Dimension. Er hatte wohl schon so ziemlich alles an Drogen zu sich genommen, was es überhaupt gab, aber Snowwhite toppte einfach alles. Schon in dieser ganz frühen Phase. Alles war einfach nur toll und noch so viel besser, wie noch ein paar Sekunden zuvor. Die ganze Welt war einfach nur toll und auch seine Niederlagen bei den Rennen und jetzt gegen Perry machten ihn einfach nur glücklich.

Alle hatten eines gemein. Alle warne gespannt, wie es weitergehen würde. Snowwhite hatte den Ruf, viele Varianten zu haben und das machte die Sache spannend. Claudia hingegen freute sich einfach nur, dass sie dieses Zeug hergestellt hatte und wo das herkam, da würde es noch sehr viel davon geben!

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