Katjas Entscheidung

Ganz klar, hier gab es ein echtes Problem. Viper hatte zwar den Schlüssel vom Boot mitgenommen, aber die ganzen Papiere blieben zurück. Als die Gruppe am Strand ankam, schauten sie zurück.

»Das gefällt mir nicht!«

»Mir auch nicht Mario. Sollen wir Wachen abstellen?«

»Ist das nicht ein bisschen übertrieben Rebekka? Wer soll das schon klauen?«

»Täusch dich da mal nicht Elena. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass jemand unser Boot anhängt und über die Grenze schippert. Er hat ja dann alle Papiere. Wir gehen hier schon ein Risiko ein.«

»Ich weiss zwar nicht, ob ich dir da Recht geben kann Maia, aber ich würde auch sagen, wir teilen uns und sorgen dafür, dass wir das Problem lösen. Am Besten teilen wir uns in zwei Gruppen. Die Einen gehen in den Ort, gehen essen und kaufen so ein Boot, die Anderen warten hier und passen auf. Dann pumpen wir den Kahn auf, holen die ganzen Papiere und haben Ruhe. Kann man nicht auch ein Schloss kaufen?«

»Kann man Donald, aber wirklich was nützen tut es nicht. Wer ein Boot klauen will, der hat auch das nötige Werkzeug dabei, um es von so einer Boje zu befreien. Nur eben, ein Boot ohne Papiere nützt dir hier nichts. Die brauchst einen Hänger, um es aus dem Wasser zu holen und das macht hier keiner ohne die Papiere dafür.«

»Dann schlage ich aber einen anderen Plan vor. Maia und ich gehen in den Ort und besorgen ein Boot, kommen zurück, regeln hier alles und gehen dann nachher zusammen essen.«

Katjas Plan fand augenblicklich Zustimmung. Nur einer stand da und lachte. Irgendwie besonders in Waldemars Richtung, der diesen Plan ebenfalls als durchführbar ansah.

»Echt jetzt? Wachen abstellen? Schnell in den Ort laufen? Ist das euer Ernst?«

»Ach, hat der grosse Pascal etwa eine bessere Idee?«

Sagte Janine, nachdem sie provozierend ihre Arme verschränkt hatte.

»Ja, habe ich! Dabei wundert es mich aber, dass unser Spezialist hier nicht auch schon lange daran gedacht hat!«

Nun verschränkte Waldemar die Arme.

»Mein lieber Freund Pascal. In der Tat bin ich einige Möglichkeiten durchgegangen, wie wir das Problem lösen können. Doch auch ich bin zu dem Schluss gekommen, Katjas Plan ist am simpelsten. Ich bezweifle es doch sehr, dass du einen Plan hast, der mit ähnlich wenig Aufwand zum gleichen Resultat führt!«

»Ach nein? Was wenn doch? Willst du wetten?«

»Ist es eine Wette, wenn im Vorfeld das Resultat bekannt ist?«

»Vorsicht Waldi! Durch so eine Nummer hat er mich ein Jahr nach Amerika verfrachtet!«

Warf Amy ein.

»Das war bei einem Pokerspiel. Hier geht es um Logik und diese ist unfehlbar. Demzufolge kann nur Katjas Plan die richtige Entscheidung sein! Um was willst du wetten?«

»Ganz einfach! Habe ich Recht, dann musst du in diesem Urlaub noch mit jeder Frau dieser Gruppe Sex haben, die sich nicht dagegen ausspricht!«

Das fand Waldemar als einen sehr, sehr hohen Einsatz. Doch irgendwie, er konnte ja nicht verlieren und seinerseits ebenfalls einen entsprechenden Einsatz fordern.

»Einverstanden. Aber wenn ich Recht habe, dann wirst du, mein lieber Freund, für den Rest des Urlaubs keinen Sex mehr haben. Auch nicht mit deiner eigenen Hand und ich möchte es genauer ausführen, jede Art von sexueller Intimität!«

Pascal fand das lustig, deshalb nickte er. Da Waldemar ungern jemand die Hand gab, reichte diese Geste aus.

»Gut, mein Freund. Ein besserer Plan als der von Katja. Kein Problem. Als wir mit dem Boot gekommen sind waren wir hinter her essen. Wie haben wir denn das unser Eigentum geschützt?«

Waldemar grinste spöttisch.

»Indem ihr es an den Steg gefahren, vertäut und die Papiere …«

Waldemar verstummte, was bei ihm eine Seltenheit war. Normalerweise war es ihm wichtig, alles angefangene auch zu Ende zu bringen.

»Tja Mädels. Jede die will kann sich im Urlaub einmal mit Waldi austoben, würde ich sagen.«

»Was ist da gerade passiert?«

Fragte Perry total erschrocken. Wie konnte sich Waldemar so aufs Glatteis führen lassen? Normalerweise durchdachte er doch alles, weshalb Schachspielen mit ihm auch immer ein Geduldspiel war, da er immer erst die Konsequenzen seiner Züge kontrollieren musste.

»Ganz einfach Schnabeltier. Waldemar ist ein Logiker und geht deshalb davon aus unfehlbar zu sein. Er hatte auch Recht. Liegt das Boot an der Boje, ist Katjas Plan wirklich der Beste. Aber die Logik ist hinterhältig. Sie geht von einer Situation aus und analysiert die Konsequenten. Die Situation ändern steht nicht auf dem Plan und deshalb kam Waldi auch nicht auf die Idee, einfach das Boot wieder an den Steg zu fahren und auf diese Weise die Papiere zu holen. Die Logik hat ihm einfach so ein Bein gestellt.«

»Hier Kumpel!«

Sagte Viper und warf Pascal den Schlüssel hin.

»Was wird das?«

Fragte dieser verwundert.

»Ganz einfach. Du hast das mit Sicherheit schon gewusst, bevor wir an Land geschwommen sind. Folglich darfst du jetzt auch den Kahn holen gehen, denn wenn du es direkt gesagt hättest, wären wir schon auf dem Weg zum essen!«

Für Pascal kein echtes Problem. Er ging los, erreichte das Wasser und lief einfach weiter. Maia beobachtete ihn und war sich sicher, was sie doch stark schockierte, dass er am Anfang gar nicht wirklich in das Wasser einsank. Es war so, als wäre er erst über die Wasseroberfläche geschritten und dann eingesunken, um kein Aufsehen zu erregen. Natürlich behielt sie ihre Beobachtung jedoch für sich, um nicht für ein Gelächter bei ihren Freunden zu sorgen.

Keine zehn Minuten später lag das Boot am Steg, war vertäut und die wichtigen Papiere gesichert. Nun noch eine Runde duschen, umziehen und dann ab in den Ort, um was zu essen.

Katja und Perry gingen gemeinsam unter eine der öffentlichen Duschen. Sie hatte dabei aber ein echtes Problem. Sie wurde dabei von Perry gefickt und zwar nicht gerade zimperlich. Doch sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Ja, sie umklammerte ihn, machte die Stellungswechsel mit und war so aktiv, wie sie es auch normalerweise war. Aber, ihr Kopf war nicht dabei! Der steckte in einer ganz anderen Gedankenwelt fest.

Katja hatte schon die ganze Zeit etwas im Kopf und auch wenn sie nicht wusste, warum es genau in diesem Moment so sein musste, genau unter der Dusche, während sie sich an Perry klammerte und der sie nahm, traf sie die Entscheidung.

Sie musste einfach an diesem Abend noch alleine an den Strand. Ihn gehen bis zum Fluss, oder vielleicht auch noch weiter, wenn es Sinn machen sollte. Sie wollte einfach noch einmal erleben, dass da ein Italiener kam und ihr so etwas gab, wie eins Fabrizio. Zwar war ihr klar, dass es mit absoluter Sicherheit nicht mehr so kommen und auch die Gefühle eine ganz andere Bedeutung haben würden, aber sie musste einfach da raus und es versuchen. Aber, sie musste es so tun, wie damals. Niemand sollte etwas davon wissen, auch Perry nicht. Genau genommen war das natürlich fremdgehen, da sie es ihm ja verheimlichen würde, doch sollte sich das relativieren, da sie es hinterher ja erzählen würde.

Katja war auf jeden Fall von sich selbst beeindruckt. Perry kam und spritzte seinen Samen an die Wand der Dusche. So wie er schaute und sich verhielt, hatte er überhaupt keine Notiz davon genommen, dass Katja mit ihrem Kopf wo ganz anders war. Konnte sie etwa Körper und Geist entkoppeln? War ihr Körper auch ohne ihren Verstand dazu in der Lage sich befriedigen zu lassen?

Da stellte sich Katja aber noch eine Frage. War das denn auch gut so? Denn, im Prinzip war es nichts anderes, als Perry ihre lüsterne Art vorzuspielen, denn von der hatte sie bewusst nichts mitbekommen. War das gemein?

Während sie sich abtrockneten schaute sie die ganze Zeit zu ihrem Mann. Der machte nicht einmal einen Anflug von Misstrauen. Ausserdem, wenn sie ehrlich zu sich war, schien sie absolut befriedigt gewesen zu sein. Demzufolge, auch wenn sie bewusst nicht bei der Sache gewesen war, gut getan hatte es ihr dennoch. Da war wohl also doch nichts vorgespielt. Irgendwie beruhigte sie das.

Aber, da war noch die Sache mit ihrem Plan. Die Chance, Fabrizio zu treffen war unrealistisch. Selbst wenn er noch hier wohnen sollte, der Campingplatz und die Ferienanlage waren dann doch schon sehr weit von einander entfernt. Wieso sollte er also ausgerechnet in dieser Nacht hier am Strand eines Campingplatzes herumlaufen? Nein, diese Hoffnung konnte Katja gleich begraben. Aber vielleicht war das auch gut so! Vielleicht wurde sie deshalb ja deprimiert und gab damit einem neuen Fabrizio die Chance?

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