Relativ kurz nach dem Tunnel kam da ein Ruf über die Kommunikationsanlage mit der Bitte nach einer Rast. Perry, der ja seinen Samen grossflächig in seiner Unterhose verteilt hatte, bat um diese Pause, da er das unglaublich starke Bedürfnis verspürte, seine Frau in den Arm zu nehmen.
Natürlich wurde der Pause nachgegeben. Der Rastplatz, den sie da ansteuerten, war jedoch keine Ausführung wie jene, an denen sie die ganze Zeit pausiert hatten. Dieser war klein, verwildert, dunkel und bedrohlich. Doch nichts, was den Freunden hätte Angst machen können.
Kaum angehalten sprang Perry aus dem Wohnmobil. Auch Katja war schnell im Freien und schien genauso Sehnsucht nach ihm zu haben, wie er nach ihr. Sie fielen sich in die Arme und küssten sich so wild und innig, die Anderen kamen schon zu dem Schluss, die Beiden mussten sich Monate nicht gesehen haben.
Maia ging derweil etwas auf Erkundungsreise. Dieser Rastplatz war ein Paradebeispiel dafür, wie die Menschen doch ihren Müll einfach so in der Natur entsorgten. Hier gab es alles, von alten Matratzen bis hin zu kaputten Waschmaschinen. An einigen Geräten hatten sich schon Pflanzen breit gemacht, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass dieser Müll schon lange Zeit hier lag.
Je weiter Maia ging, desto weniger gut war ihr Gefühl. Von der Autobahn aus konnte man hier überhaupt nichts sehen und einfahrende Autos wurden frühzeitig erkannt, bevor die Fahrer etwas sehen konnten. Hier war ein idealer Platz für Dinge, die nicht ganz in Ordnung waren.
Wie aufs Stichwort tauchten da auch drei Männer vor ihr auf. Woher die kamen hatten Maia gar nicht gesehen und ein anderes Auto stand hier auch nirgends. Doch was die wollten, dass war schon relativ klar. Zumindest war jeder mit einem Springmesser bewaffnet und sie sahen auch nicht gerade freundlich aus. Einer kam auf sie zu. Sein Deutsch war nicht besonders gut und mit französischem Akzent versehen, doch um ihn zu verstehen reichte es aus.
»Sind eure Autos?«
Maia war wie erstarrt und nickte nur.
»Gut, komm mit, scheint Glückstag zu sein!«
Glückstag? Maia hatte darunter ganz andere Vorstellungen. Aber, wahrscheinlich bezog der Typ das auch auf sich und seine Kollegen. Maia ging also vor ihnen her und hatte die ganze Zeit das ungute, aber sehr deutliche Gefühl, gleich ein Messer im Rücken stecken zu haben.
»Leute, wir haben Besuch!«
Rief sie. Viper war der Erste, der sich zu ihr umdrehte und kaum sah er die Männer, versteinerte seine Mimik und er wirkte auf eine Art bedrohlich, die sogar Maia Angst machte.
»Was wir denn das?«
»Du, gehen da rüber! Schöne Autos! Aber zu viele. Wir nehmen zwei ab!«
Da kam Amy von hinten und drängte sich a, aufgepumpten Viper vorbei.
»Bitte? Alter, wenn du so eine Karre willst, dann geh dir eine Kaufen! Von denen kriegt ihr keine!«
Der Typ wurde sauer. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass man so mit ihm sprach. Er drängte an Maia vorbei, gab ihr einen Schubs und sie viel hin. Viper eilte sofort zu ihr und der Kerl stapfte mit seinen Freunden und den ausgestreckten Messern auf Amy zu.
»Zuhören! Gut zuhören! Zwei Autos, oder ihr blutend im Graben und alle Autos für uns. Klar?«
Amy verschränkte die Arme.
»Dein Ernst jetzt? Du kommst hier mit diesen Ansichtskarten aus Solingen und machst hier auf dicke Hose? Zähl mal durch, wir sind ein paar Leute mehr als ihr!«
Rebekka und Janine kamen zu Amy und flankierten sie. Katja hingegen schob Perry hinter sich, was dieser so gar nicht toll fand. Er war der Mann, er hätte doch seine Frau schützen müssen! Nicht umgekehrt.
Viper hatte Maia wieder auf die Beine geholfen und sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigt. Was die drei Kerle so gar nicht komisch fanden, ausser den Frauen und Viper kümmerte sich niemand um sie. Als seien sie gar keine Bedrohung und das ging ja so nicht. Der Kerl, der gesprochen hatte, kam mit dem Messer bis ganz dicht vor Amys Gesicht.
»Schon gespürt, wie Klinge sticht in Auge?«
Amy schüttelte den Kopf.
»Nö. Aber ich gebe dir eine einzige Chance, dieses Ding aus meinem Gesicht zu nehmen. Tust du es nicht, dann ziehen wir hier andere Seiten auf!«
Seine Augen weiteten sich. Noch nie hatte jemand so mit ihm gesprochen. Natürlich dachte er überhaupt nicht daran, dass Messer zu entfernen. Im Gegenteil! Er kam noch näher und tippte mit der Spitze auf Amys Nase. Dann wollte er zu einem Kommentar ansetzen.
So weit kam er jedoch nicht. Amy hatte blitzschnell sein Handgelenk gegriffen, in zu sich gezogen und dabei den Arm so gedreht, dass er auf einmal vor ihr Stand. Das Messer immer noch in seiner Hand, aber die Klinge dieses Mal an seiner Kehle.
»Hör mal. Ich hab Urlaub und das heisst, ich bin eigentlich in ganz guter Stimmung! Ausserdem hat mich mein Freund gerade sehr geil geleckt. Von daher sage ich mal, wenn du jetzt mit deinen Kumpanen die Mücke machst, vergesse ich, dass ich dich jemals gesehen habe. Oder du machst weiter Stress und ich werde richtig sauer!«
»Die Fliege!«
Korrigierte Waldemar. Er war von der ganzen Szenerie stark beeindruckt, denn er hatte kein bisschen Angst. Wie er ja schon einige Male deutlich gemerkt hatte, waren Amy und ihre Freundinnen im Kampf wirklich unglaublich gut und die Geschichten von dieser Insel, wo sie unbewaffnet einer kleinen Privatarmee gegenüberstanden und dennoch das Flugzeug entführen konnten, bestärkte seine Annahme, absolut in Sicherheit zu sein.
»Ich sage aber Mücke Waldi!«
Sagte Amy, liess den Kerl los und schubste ihn von ihr weg. Der taumelte ein Stück und drehte sich dann um. Er sprach etwas auf Französisch und schon kamen alle Drei bedrohlich näher. Er selbst hatte nun das Messer anders in der Hand. So, dass er von oben zustechen konnte. Seinen Arm hatte er schon gehoben, während die beiden Anderen auf Rebekka und Janine zueilten.
Da Amys Angreifer am nächsten war, bekam auch er seine Packung als Erster. Amy sprang, aus dem Stand, ein Stück in die Luft und drehte sich. Aus der Drehung vollführte sie einen Tritt, der genau den Kopf ihres Angreifers traf. Dieser drehte sich, rollte mit den Augen und klatschte wie ein nasser Sack auf den Boden
Rebekka griff sich die Hand mit dem Messer ihres Angreifers, der von unten aus sie einstechen wollte, drehte sie etwas nach innen und drückte sie dann nach unten. Sofort fing der Kerl an zu wimmern. Dann ein einziger Schlag von unten mit dem Handballen an die Nase des Mannes, der fing sofort an zu bluten und sank auf die Knie. Das Messer blieb derweil in Rebekkas Hand. So wie das geplant war und schon hatte er es vor seinem Gesicht, welches er mit beiden Händen festhielt, um das Blut zu stoppen.
Auch auf Janine wurde ein Stick ausgeführt, Janine behielt dabei die Arme verschränkt und drehte sich nur ein Stück, damit das Messer sie nicht traf. Nun stand der Mann jedoch ungeschützt vor ihr. Doch Janine machte sich nicht die Mühe, ihn zu schlagen. Sie hob einfach nur recht schnell ihr Knie und rammte es bei dem Kerl dort rein, wo es wirklich wirkt.
Natürlich liess er das Messer fallen und fing sofort an zu heulen und zu schreien. Aber auch die Jungs, die dieses Schauspiel mit angeschaut hatten, zuckten zusammen. Das musste richtig heftig geschmerzt haben, soviel war sicher.
Da Rebekka so gar keine Lust hatte, dieses Spielchen noch weiter in die Länge zu ziehen, zog sie die Hände vom Gesicht ihres Angreifers und zwickte ihn in die blutende Nase.
»So Kollege. Pack jetzt deine zwei Deppen da ein und gewinn ganz schnell Land! Wir steigen jetzt ein und falls ihr noch da seit, wenn alle drin sind, kommen wir zu euch und dann gibt es richtig Haue. Haben wir uns verstanden?«
So ein schmerzverzerrtes Gesicht hatte Rebekka schon lange nicht mehr gesehen. Aber, es zeigte Wirkung. Der Typ rappelte sich auf, holte erst seinen Freund, der nun ganz hohe Töne singen konnte, beide packten ihren noch halb bewusstlosen Freund und schlugen sich ins Gehölz.
Damit war die die Gruppe das Thema durch. Perry fühlte sich zwar immer noch nicht gut, weil Katja ihn gedeckt hatte, doch davon abgesehen blieben die Gemüter ruhig, alle stiegen ein und auch Maia hatte sich wieder gefangen und war stark beeindruckt von ihren Freundinnen. Drei Männer mit Messer und keines der Mädels zeigte auch nur den Anflug von Furcht. Maia war sich sicher, noch coolere Freunde hätte sie niemals finden können.