Wohnmobile

Bereits am nächsten Tag war der gesamte Trupp auf dem Weg und suchte nach passenden Vehikeln. Perry gefiel eine Variante, die ein wirklich heisses Äusseres hatte. Katja hingegen fand ein Wohnmobil super, welches anscheinend einen das Hauptaugenmerk auf Dusche und Co legte. So hatte jeder seinen Geschmack, doch jedes Mal winkte Pascal ab. Er hatte auch bei jedem Fahrzeug eine einleuchtende Begründung, obwohl jenes von Waldemar mit ein wenig fadenscheinigen Argumenten abgelehnt wurde.

So zog sich der ganze Vormittag. Perry und Donald waren beeindruckt, wie viele Händler solcher Gerätschaften es in Heinzfort und Neunburg gab. Doch nirgendwo war Pascal zufrieden. Bis er die Gruppe schliesslich nach Engelstal, seiner Heimatstadt schleppte und auf einen Hinterhof brachte, der eigentlich eher wie ein Schrottplatz aussah.

»Schon klar Kumpel. Wir haben jetzt so viele Händler abgeklappert, mit geilen Wohnmobilen, geilen Preisen und vielen Rabattmöglichkeiten. Jetzt sollen wir uns hier was vom Schrott holen?«

Pascal antwortete Viper nicht. Er hatte die Arme verschränkt und machte eine Geste mit dem Kopf.

»Was soll das? Kannst du mir nicht eine einfache Antwort geben?«

Wieder machte Pascal nur diese Kopfbewegung. Genervt machte sie Viper nach.

»Was soll der Scheiss? Hast du einen spastischen Anfall, oder was soll das mit dem Kopf?«

Wieder nur die Geste. Erneut von Viper wiederholt.

»Sei mal nicht so Respektlos! Wenn ich wüsste, dass ich treffen würde, würde ich dir jetzt eine zimmern und frag nicht wie!«

Wieder diese Geste.

»Alter, langsam werde ich aber richtig wild! Ich kleb dir gleich eine wenn …«

»Wenn es ihr Wunsch ist, von meinem Schrottplatz zu fliegen!«

Viper machte grosse Augen. Pascal wollte ihm offensichtlich nur andeuten, dass der Besitzer des Geländes hinter ihm stand und abfällige Bemerkungen unter Umständen die Verhandlungen hätten stören können.

Vipers Gesicht wurde wieder normal und er drehte sich um.

»Schön sie kennenzulernen! Wir sind auf der Suche nach …«

Doch der Mann schien Vipers Worte gar nicht zu hören. Er schaute durch ihn durch zu Pascal.

»Du gibst dich mit merkwürdigen Leuten ab Pascal!«

»Ach was, er ist manchmal nur etwas schwer von Begriff. Zu viele Muskeln, da kriegt das Gehirn nicht mehr genug Sauerstoff!«

Diese Aussage brachte natürlich so ziemlich alle zum leisen lachen. Viper war richtig sauer. Weniger wegen der Aussage, oder dem Gelächter, sondern mehr deshalb, weil er ausser Perry, Donald, Waldemar und den Mädels aus Heinzfort, von Katja abgesehen, hier jedem unterlegen war.

»Yeah! Noch einen auf Kosten von Viper! Immer her damit, hier bleibt kein Auge trocken!«

Grundprinzip. Kannst du dem Spott nicht entgehen, mach einfach mit.

»Womit kann ich dir denn helfen mein Freund? Oder willst du den Gefallen einlösen?«

»Nein, heute noch nicht. Wir suchen Wohnmobile. Gross, bequem, damit die ganzen Leute hier auf einem Campingplatz ein Zuhause haben!«

Der Mann schaute sich die Leute kurz an.

»Vier Stück?«

»Hmm, lass durchzählen. Zwei für die Heinzforter. Amy und ihre Mädels werden eins brauchen und deren Jungs. Ja, vier sollten reichen.«

»Prima, dann kommt mal mit.«

Perry hatte bei der Geschichte ein eher mulmiges Gefühl. Nachdem, was er hier an Fahrzeugen stehen sah, konnte nicht wirklich was gutes bei rum kommen. Auch die Halle, auf die sie da zusteuerten, wirkte nicht gerade vertrauenerweckend. Als der Mann jedoch das Tor zur Seite schob, staunten die Leute nicht schlecht.

»Alter, was geht denn hier ab?«

»Nun, mein Freund Perry, du lässt dich mal wieder von Äusserlichkeiten abschrecken. Wohl mit ein Grund, warum es hier so aussieht, wie es aussieht. Der gute Mann will offensichtlich den Eindruck erwecken, hier gibt es nicht wirklich was zu holen und hat seine Perlen hier, in diesem verfallenen Schuppen abgestellt. Auf diese Weise werden viele von einem Diebstahl abgeschreckt. Hättest du jedoch genauer aufgepasst, wären dir kleine Details nicht entgangen. Die massive Anzahl an Kameras zum Beispiel. Hoch modern und mit Sicherheit mit einer Sicherheitszentrale verbunden.«

Jetzt, wo Waldemar es gesagt hatte, viel es auch Perry auf.

»Ja, da hat der gute Kerl Recht! Ich bin schon so oft überfallen worden, dass ich mittlerweile lieber den Anschein erwecke, nichts nennenswertes zu haben. Ich lebe vom Stammkundengeschäft und von Mundpropaganda. Dafür lebe ich aber gut.«

»Schön. Ihr könnt ja nachher noch Anekdoten austauschen. Jetzt zeig uns aber mal, was du für uns hast.«

Der Mann zeigte hinten in einen Eck. Da standen sechs baugleiche Wohnmobile.

»Bitteschön. Das sind spezielle Umbauten, die man auch nur fahren darf, wenn man einen Führerschein mit mindestens 7,5 Tonnen hat. Das sind nämlich umgebaute LKW. Dafür bieten sie aber neben üppigem Wohnraum, der sich vor Ort erweitern lässt, auch noch einigen Stauraum, ohne den Innenraum beladen zu müssen. Besonders Feature ist jedoch, auch wenn es ein expandierendes Wohnmobil ist, man also vor Ort eine Seite noch ausfahren und den Raum damit verdoppeln kann, es ist während der Fahrt vollständig nutzbar!«

»Klingt doch gut! Was soll der Spass denn kosten?«

»Bevor ich das beantworte, meine junge Dame, noch ein paar Highlights. Denn, dieses Fahrzeug hat etwas, was kaum ein anderes Wohnmobil bietet. Es kann von beiden Plätzen in der Fahrerkabine gesteuert werden. Ja! Es gibt zwei Lenkräder samt sämtlicher Instrumente. Das heisst, auch weite Strecken sind ohne Stopp möglich! Dabei hat der Tank ein Volumen, der Fahrten von über 1.000 Kilometer am Stück ermöglichen. Ich selbst bin mit so einem Gefährt schon fast 1.400 Kilometer weit gekommen! Auch die Dusche und das stille Örtchen sind während der Fahrt voll nutzbar! Gleiches gilt natürlich auch für die Installationen der Küche, die einen extra Modus für den Betrieb während der Fahrt haben! Dazu sei noch gesagt, es gibt im Bereich hinter der Fahrerkabine spezielle Airbags! Sollte es zu einem Unfall, oder einer Vollbremsung kommen und die Sicherheitskontrolle merkt, dass da ein Fahrgast in Gefahr ist, werden diese Airbags sofort aufgeblasen und retten besagter Person das Leben!«

»Kosten?«

Fragte Amy, die nun ebenfalls die Arme verschränkt hatte.

»Ich würde ihnen eigentlich gerne zuerst …«

Rebekka trat vor.

»Wie viel?«

Wieder versuchte der Mann auszuweichen. Pascal wusste genau, was er hätte sagen müssen, doch da war jemand, dem er den Vortritt lassen wollte.

Perry hatte sein Handy in der Hand. Als er es wegsteckte trat nun er vor den Verkäufer.

»Hören sie mal. Wenn sie so weitermachen, dann sind wir in ein paar Minuten weg und kaufen das Teil woanders. 120 Kilometer von hier ist zum Beispiel ein Händler, der sogar individuelle Umbauten für diese Dinger anbietet. Also? Wie viel darf es sein?«

Irgendwie schien ihm das nicht zu gefallen. Doch dann rückte er endlich mit der Sprache heraus.

»110.000 pro Stück.«

Keine Mine wurde verzogen.

»Und wie viel, wenn wir die Dinger morgen mit Zulassung und das alles abholen wollen?«

Der Mann schaute nicht schlecht.

»Wie soll denn die Finanzierung laufen?«

»Nichts da Finanzierung! Bar! Bei Lieferung!«

In den Augen des Mannes wirbelten die Euro-Zeichen.

»Morgen? Gar kein Problem! Ich brauche nur ein paar Unterschriften von denen, auf die die einzelnen Fahrzeuge zugelassen werden sollen, dann leite ich alles in die Wege.«

»Prima. Ich wusste doch, dass man sich auf dich verlassen kann! Wir machen es aber rund. 100.000 für jeden.«

Nun riss der Verkäufer die Augen auf.

»Wie bitte? Da leg ich ja drauf!«

Pascal ging auf ihn zu.

»Hör mal! Nur weil ich die ganze Zeit so freundlich zu dir bin, lasse ich mich hier nicht verarschen! Ich weiss genau, dass so eine Kiste für dich im Einkauf keine 30.000 Euro kostet! Also erzähl mir hier nichts von drauflegen! Sonst verrate ich meine Freunde, wo du die Dinger her hast und wir kaufen sie beim Hersteller!«

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