Favorit: Maia oder Viper?

Es wurden noch einige Runden über den neuen Kurs geheizt. Abwechselnd die neue Viper und der Garzella. Viper verbesserte seine Zeiten mit jeder neuen Runde und auch Perry nebst Donald verbesserten sich soweit, dass sie mit den ersten Zeiten von Viper gleichziehen konnten.

Maia hingegen, die jedes Mal als Letzte des Durchgangs fuhr, deklassierte Viper bei jeder neuen Runde. Zwar wurden ihre eigenen Zeiten dabei nicht dramatisch viel besser, eigentlich nur maximal drei Sekunden, aber dennoch waren das Zeiten, denen Viper nicht einmal ansatzweise gefährlich werden konnte.

Selbst redend nagte jede Fahrt von Maia an Vipers Nerven. Es kam das, womit niemand gerechnet hatte. Viper liess Maia eine Runde mit seinem neuen Geschoss fahren. Eine Unmöglichkeit, wenn man an seine alte Viper dachte. Die wurde nie von jemand anderem gefahren, als von Viper selbst. Lediglich Sarah durfte im Schongang hier und da mal eine Überführungsfahrt machen. Nun sollte aber Maia eine Runde auf der Strecke damit drehen.

Das hatte auch einen bestimmten Grund. Für Viper waren Maias Leistungen zusammen mit ihren Aussagen einfach nicht unter einen Hut zu bringen. Er hatte da eine Vermutung. Waldemar hatte da irgendwas eingebaut, was den Fahrer so massiv unterstützte, dass dieser einfach nur perfekte Zeiten fahren musste. Egal wer. Also war klar. Maia konnte in seinem Auto niemals solche Zeiten erreichen.

Selbstredend nahm er auf dem Beifahrersitz Platz. Er hatte zwar nicht mit so etwas gerechnet, aber dennoch gab es in der Mittelkonsole einen Knopf, welche das Fahrzeug so schnell es ging zum stehen brachte. Als Maia dann jedoch los fuhr, kam Viper gar nicht mehr dazu, diesen Knopf auch nur zu erreichen.

Die alte Strecke war kein Problem. Da fühlte sich Viper sogar eher gelangweilt. Maia hingegen war von der schieren Power dieses Monsters schockiert. Da war so viel mehr Leistung, als der Garzella sie hatte und die kam, egal welche Position das Gaspedal hatte.

Dann jedoch bekam Viper einen Schock nach dem Anderen. Vor jeder Kurve schrie Maia, als hätte sie gerade den Teufel persönlich gesehen. Doch jedes Mal, wenn er sich soweit wieder gefangen hatte, um an den Knopf zu denken, riss Maia sein Gefährt schon so übel in die Kurve, dass die Fliehkräfte ihn nicht mehr an besagten Knopf kommen liessen. Es fühlte sich für ihn an, als hätte Maia komplett die Kontrolle verloren, doch wann auch immer er auf die Strecke schaute, die Hindernisse flutschten nur so an dem Auto vorbei. Stellenweise zwar an der Frontscheibe vorbei, obwohl es eigentlich die Seitenscheibe hätten sein sollen, doch das Auto blieb einfach unglaublich schnell und fuhr genau dorthin, wo es hin sollte.

Es kam die Fluchtwende. Maia brauste konzentriert geradeaus. Als dann aber das Blaulicht losging, schrie sie wieder voller Schreck, aktivierte instinktiv den Rückwärtsgang und schoss rückwärts davon. An der richtigen Stelle liess sie das Gefährt so spielend drehen, dass Viper es gar nicht glauben konnte und sich einige Male umdrehen musste, während Maia schon wieder rasant unterwegs war.

Schlussendlich überquerten sie die Ziellinie, Maia brachte den Boliden zum stehen und schnaufte durch. Viper hingegen hatte ein ganz anderes Problem, jetzt wo sein Auto wieder stand.

Viper öffnete die Tür, stieg aus, ging ein paar Schritte und fing an sich zu übergeben, als hätte er eine Lebensmittelvergiftung. Sofort schossen die Freunde, die eben noch ungläubig zugeschaut hatten, zu dem sich wild übergebenden Viper. Doch als sie ankamen, hatte der sich schon wieder beruhigt.

»Alles klar bei dir?«

»Glaube schon Amy. Nur irgendwie, dieser Fahrstil, da weiss mein Magen gar nicht, in welche Richtung der Inhalt soll. Dazu die ganzen Schreie. Keine Ahnung, ich dachte wohl, mit mir geht es jetzt Bergab.«

»Was für Schreie?«

Fragte Rebekka.

»Ach, ich erschrecke mich immer, wenn da eine Kurve, oder ein Hindernis kommt und dann schreie ich einfach.«

»Du bist die Strecke jetzt aber nicht zum ersten Mal gefahren!«

»Nein Rebekka. Aber es ist trotzdem immer irgendwie anders. Mal kommt eine Kurve früher als erwartet, mal ist das Hindernis irgendwie näher und die Blaulichter scheinen auch nicht jedes Mal an der gleichen Stelle loszugehen.«

»Doch, der Sensor ist immer an der gleichen Position.«

»Ich hab trotzdem jedes Mal das Gefühl, die lösen früher, oder später aus Mario.«

»Ist aber nicht so!«

»Ich habe aber das Gefühl!«

»Sag mal jemand an, wie war die Zeit?«

Alle zeigten zur Anzeigentafel und wieder wurde es Viper schlecht. Fast 15 Sekunden war sie in seinem Auto schneller gewesen, als im Garzella. Waldemar hatte da also nichts in den Garzella eingebaut und seine Möhre war auch nicht dem Garzella unterlegen. Es war einzig Maia, die den Unterschied machte und diese Zeiten fuhr. Wild schreiend, was die Sache irgendwie noch viel schlimmer machte.

»Dann muss ich der Tatsache wohl ins Auge sehen. Bei dieser Rennart gewinne ich keinen Blumentopf, wenn Maia dabei ist.«

Diese Aussage brachte fast alle Anwesenden dazu, Mitleid für Viper zu verspüren. Ausser Janine.

»Tja, kannst nichts gegen mich im Lori machen, nichts gegen Maia im Garzella, bist eben nur noch zweiter. Leb damit!«

Dieses Mal brachte Janines Aussage Viper so schnell auf die Palme, dass er total unvermittelt als Janine losging. Richtig aggressiv und mit viel Kraft. Janine blieb gewohnt unbeeindruckt, blockte seinen Angriff und hatte ihn blitzschnell in einem richtig fiesen Haltegriff.

»Ach ja, stärker bin ich ja auch noch!«

Da musste Viper anfangen zu grinsen, woraufhin Janine den Griff lockerte.

»Stärker wohl nicht, aber technisch versierter, könnte man sagen.«

»Hast dich beruhigt?«

»Ja, keine Sorge Katja. Ich muss eben einfach noch mehr üben. Mein Auto scheint dem Garzella ja überlegen zu sein und ich bin eigentlich eher jemand, der mit viel Traktion fährt. Alles Übungssache!«

»Da muss ich meinem Freund Viper Recht geben. Auch wenn Maia ein offensichtliches Talent für einen solchen Fahrstil hat, so muss das noch lange nicht bedeuten, dass Viper, mit entsprechendem Training, nicht auch zu solchen Leistungen fähig sein wird. Es ist noch etwas hin, bis die Saison beginnt, bis dahin sollte Viper durchaus einiges an Zeit gutgemacht haben. Da bin ich mir sehr sicher!«

»Danke Waldi, wenigstens einer glaubt an mich!«

»Das hat nichts mir Religion zu tun, mein lieber Freund! Doch ich kenne deinen Ehrgeiz, deine Art. Ich weiss, dass du mit deinem Fahrzeug auf Dauer eine Symbiose eingehen wirst, welche das Maximum aus dem Auto holen wird. Von daher ist es nur logisch, dass ich dich zu den Favoriten zähle!«

»Trotzdem Waldi. Schön, dass ich nicht generell abgeschrieben bin.«

»Ich denke aber, bei den nächsten Testläufen holen wir Lion und Lori doch auch mit. Ich hab richtig das Jucken in den Fingern!«

»Willst du eine Runde drehen Amy?«

»Mit dem Garzella? Nee. Vielleicht ein Andermal. Sei mit nicht böse, aber mein Baby ist der Lion und mit dem fahre ich hier meine ersten Runden Donald.«

»Okay. Aber auch für euch, wer will, der darf gerne einmal fahren.«

Doch auch Rebekka und Janine lehnten ab. Auch Rebekka wollte den Lion nicht hintergehen und Janine war sich sicher, mit ihrem Lori würde sie hier ganz übel einen vom Leder ziehen. Ob sich das jedoch bewahrheiten würde, zeigte sich noch nicht an diesem Tag.

Der klang bald darauf in dem Burger-Laden aus, der hier an der Strecke eröffnet hatte. Im Vergleich zu den anderen Läden, war dieser auch um diese Uhrzeit noch geöffnet, hatte zwar noch nicht viel Kundschaft, aber es fing an sich zu lohnen.

Vor, während und nach dem Essen gab es viel Diskussionsstoff. Da wurden die neuen Eindrücke und Erfahrungen diskutiert, Skizzen auf Servierten gemalt und immer wieder auf Maias Schreie bei der Fahrt eingegangen. Mario und Waldemar sprachen über weitere Möglichkeiten, wie sie die Strecke noch intensiver mit Kameras und Sensoren ausstatten konnten und mit einer neuen KI, welche automatisch die spannendsten Moment der jeweiligen Runde in einem Rückblick zusammenfassen würde, um diese dann auch sofort auf die Leinwand bringen zu können. Ausserdem wollte Waldemar alles mit der Homepage der Szene verbinden, damit automatisch alle Ranglisten, Zeiten usw. Aktualisiert werden konnte.

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