Maia, ein Drift-Wunder?

Die Überraschung kam nach den ersten Metern. Donald choreographierte da einen fast schon grotesken Start, dann brauste Maia los. Wobei losbrausen weniger die treffende Bezeichnung dafür war. Erst drehten die Reifen durch, was Waldemar einen Schreck einbrachte, dann würgte Maia fast ab. Klar war, ein Drag-Rennen würde sie auf die Art sicher nicht gewinnen.

Wenn man die Strecke hier kannte und die wirklich guten Fahrer schon gesehen hatte, dann war Maia eine echte Schnecke. Zumindest bis zur ersten Kurve. Sie hatte mittlerweile dann doch einiges an Tempo aufgebaut und brauste darauf zu, ohne bremsen zu wollen. Waldemar sprang vom Kommandostand auf, als hätte er an der Situation irgendetwas ändern können, während auch die Profis, die Maia zuschauten, ein wenig ein ungutes Gefühl bekamen.

Die Kurve kam und die Hinterreifen des Garzella fingen an zu scherren. Weisse Wolken stiegen auf und dann brauch das Heck aus. Genau so, dass die Nase in die richtige Position für die Kurve gebracht wurde. Maia wurde zwar langsamer, aber nicht wirklich viel. Mit höllischem Tempo schlitterte sie um die erste Kurve und ohne das Auto irgendwann in eine gefährliche Situation zu bringen, ging es auf die ersten Hindernisse zu.

Perry konnte sich nicht helfen. Als Kind hatte er Spielzeugautos und wenn er mit denen spielte, konnten die auch in den unmöglichsten Positionen mit hohem Tempo um irgendwelche Hindernisse flitzen. So etwas nun aber mit einem echten Auto zu erleben, war dann doch irgendwie grotesk.

Maia schien gar nicht an Geschwindigkeit zu verlieren. Das Heck brach dauernd aus, sie stand eigentlich nie wirklich in Fahrtrichtung und dennoch fuhr sie eine Linie, die idealer kaum sein konnte. Der Garzella wirkte dabei so unbeschwert, als wäre er eigens für diesen Zweck gebaut worden und deklassierte damit die neue Viper, die ja wirklich nur deshalb das Licht der Welt erblickt hatte.

Auf dem Monitor ging es weiter. Selbst die Fluchtwende schien für Maia keine Herausforderung. Sie brauste durch die Pylone, dann ging das Blaulicht los und noch während sie auf die Lichter zufuhr, scherrten die Reifen schon in Gegenrichtung. Sie kam zum stehen, beschleunigte Rückwärts und genau an der richtigen Stelle drehte sie den Garzella, als wäre er irgendwo auf Schienen unterwegs. Kein Wackler, kaum Geschwindigkeitsverlust. Es sah bei Maia einfach so spielerisch aus.

Es kamen gerade Passagen zwischen den Hindernissen. Maia schien das jedoch nicht zu stören. Selbst die nahm sie in schräg zur Fahrtrichtung verlaufenden Ausrichtung des Autos. Ob das nun Sinn machte, sollte mal dahingestellt bleiben, doch auf jeden Fall machte es höllischen Eindruck bei den Zuschauern.

Erst, als es auf die Zielgerade ging, fuhr der Garzella ohne durchdrehende Reifen. Aber nur, bis sie die Ziellinie überquert hatte. Schon stieg von allen Reifen dieser weisse Qualm auf und Maia kam zum stehen. Sie legte den Rückwärtsgang ein und kam zurück gefahren.

Als sie ausstieg war da kein Jubel. Nein, eigentlich war es sogar totenstill. Maia verstand das nicht. Sie schloss die Fahrertür und ging zu ihren Freunden.

»War das so schlecht?«

Gleichzeitig schüttelten alle Anwesenden geistesabwesend den Kopf.

»Und warum schaut ihr dann so blöd? Was hab ich denn falsch gemacht?«

Gleichzeitig zeigten alle auf die Anzeigentafel. Da stand eine Zahl. War das ihre Zeit? Nein, unmöglich. Denn wenn das ihre Zeit gewesen wäre, hätte sie selbst Viper um fast 30 Sekunden unterboten.

»Soll das meine Zeit sein, oder wie?«

Wieder dieses geistesabwesende Nicken.

»Leute, jetzt redet endlich mit mir? So komme ich nicht weiter!«

Es war Waldemar, der vom Kommandostand herunterkam und zu Maia ging. Eigentlich wollte er zum Auto, doch da Maia verzweifelt schien, wollte er ihr kurz helfen.

»Ich glaube, meine liebe Maia, diese da sind einfach nur total schockiert, weil du eine so viel bessere Zeit hingelegt hast, wie unser Favorit hier!«

Dabei zeigte er auf Viper.

»Wollt ihr mich verarschen? Soll das heissen, ich war fast 30 Sekunden schneller als Viper und hab eigentlich vom Driften keine Ahnung?«

»Nun, meine liebe Maia, wenn du vom Driften keine Ahnung hast, wieso sah das dann so unglaublich professionell aus?«

»Wie bitte was? Ich hab die ganze Fahrt nur versucht, in keine der Absperrungen zu donnern!«

Waldemar schaute zu Mario, der nickte. Kurz darauf zeigte die Leinwand Maias Fahrt.

»Bin ich das etwa?«

»Ja, teure Maia. Das ist deine Runde!«

Maia verstand die Welt nicht mehr. Das sah ja wirklich unglaublich professionell aus! Auch sie erkannte, dass sie eine unglaublich gute Linie getroffen hatte, obwohl sie während der Fahrt eigentlich dauernd der Meinung war, gleich irgendwo einzuschlagen. Sie hatte derart viel gelenkt und dennoch nie die Nase in die gewünschte Richtung gebracht, dass für sie die ganze Runde ein Reinfall war. Es aber nun so von aussen zu sehen, war für sie absolut unglaublich.

Doch Maia überwand den Schock deutlich schneller als die Anderen. Sie ging zu Viper, grinste und tippte ihm auf die Brust.

»Na? Scheiss Gefühl, von einem Anfänger so abgehängt zu werden, oder?«

Im ersten Moment schaute Viper böse, doch überwand er dadurch seinen Schock. Er griff Maia unter den Armen und hob sie aus dem Stand nach oben. Maia konnte sich nicht dagegen wehren. Diese Kraft machte sie geil.

»Unglaublich Mädchen! Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, ich hätte es niemals geglaubt!«

Damit setzte er sie wieder ab.

»Ich, ähm, egal was ich gemacht habe, ich hab das Heck nie so ausbrechen lassen können. Wie hast du das gemacht?«

»Keine Ahnung Donald. Ich glaube einfach, ich hab die ganze Zeit viel zu Fest auf dem Gas gestanden.«

»Das müsste aber eigentlich der Handbremse entgegenwirken!«

»Handbremse? Stimmt ja, die hätte ich ja auch benutzen können!«

»Moment! Du hast während der ganzen Fahrt nicht die Handbremse gezogen?«

»Nö Viper. Wieso auch? Der Arsch war ja ohnehin nie zu halten!«

Hier grinste nun Waldemar.

»In dem Fall, meine lieben Freunde, würde ich unsere Arbeit in den letzten Wochen für erfolgreich ansehen!«

Erst in dem Moment brach Jubel aus. Doch irgendwie, für Maia war das zu viel. Sie bekam auf einmal keine Luft mehr und es schien ihr, dass die ganzen Leute um sie herum ihr den Sauerstoff weg atmen würden. Ihr wurde schwindlig, dann gaben ihre Beine nach.

Fallen tat sie jedoch nicht. Sie sank zwar etwas zusammen, doch da war direkt Viper, der sie auffing.

»Hat aber gedauert!«

Musste Viper grinsen. Maia brauchte noch einen Moment, bis sich die Welt aufgehört hatte zu drehen.

»Was hat gedauert?«

»Das Adrenalin! Glaub mir Süsse, da mussten wir alle durch, nachdem wir die erste Zauberrunde hingelegt haben!«

Maia schaute sich die Gesichter ihrer Freunde an und alle, die mit den Rennen zu tun hatten, nickten. Maia stellte sich wieder normal hin.

»Und was war das?«

»Wie gesagt, Adrenalin. Da gewöhnst du dich aber dran. Ich kenne niemand, der nicht bei seinem ersten Sieg zusammengebrochen wäre. Oder Amy?«

Amy winkte nur ab.

»Sie musste ich da hinten irgendwo bei einer alten Halle wieder in die Spur bringen.«

Grinste Viper.

»Jetzt bin ich aber mal gespannt, ob ich das auch reproduzieren kann!«

Waldemar legte seine Hand auf ihre Schulter und brachte seine Freunde damit erneut zum staunen.

»Wirst du! Ich habe da vollstes Vertrauen zu dir! So wie du mit meinem Auto umgegangen bist und wie es auf dich reagiert hat, seit ihr in diesem Rennmodus offensichtlich füreinander geschaffen!«

Maia lächelte. Donald, Perry, aber auch Katja fanden diese Worte jedoch gar nicht lustig! Gerade Katja, die ja von Pascal und Viper immer wieder so favorisiert wurde, konnte darüber nicht lachen.

»Jetzt bring den Bremsklotz aber mal von der Bahn runter, ich will noch eine Runde drehen. Wenn du so eine Zeit schaffst, dann ich mit meinem Monster sowieso!«

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