Alles bereit für den Start

Wie abgesprochen, fanden sich die ganzen Planen bei der Maschine. Die Gruppe kam an und stellte augenblicklich fest, da lag noch ein Stück Arbeit vor ihnen. Es war weit mehr Material, als sie sich ausgemalt hatten.

Aber kein Problem. Mario, Aisha und Viper gingen in den engen Laderaum, die Anderen blieben unten. Die Planen kamen erst auf die Hebebühne, wurden dann in den Frachtraum gehievt und dort schliesslich verstaut. Mario und Aisha gaben Viper dabei Anweisung, wo er die Planen unterbringen sollte. So viel Platz war zwar nicht mehr, aber dennoch versuchten die Beiden die Trimmung möglichst in Ruhe zu lassen.

Zwei Stunden später war der Zauber vorbei und die Ladeluke wurde wieder verschlossen. Nun mussten die Leute wieder an Board, was natürlich ebenfalls mit der Hebebühne vollzogen wurde. Viper blieb derweil bis zum Schluss draussen und sprach mit den anderen Leuten, die auf dem Flugplatz anwesend waren. Die sollten schliesslich wissen, wie sie sich zu verhalten hatten, wenn so ein Brummer zum Start rollte und schliesslich abhob.

Natürlich war die ganze Aktion für die Leute ein riesiges Spektakel. Alle standen da und schauten zu, wie dieses majestätische Flugzeug erst ein Stück aus eigener Kraft rückwärts rollte und dann den kurzen Weg bist zur Startbahn hinter sich brachte. Um nicht zu viel Lärm zu machen, liess Viper nur die inneren beiden Triebwerke laufen, was eigentlich Schwachsinn war. Hier, auf dieser kurzen Bahn musste der Vogel mit Nachbrenner und Schubvektorsteuerung starten, sonst kam er nicht hoch. Was er also jetzt an Lärm einsparte, würde er beim Start zehnfach zurückgeben.

Viper liess von Mario sämtliche Kameras um die Maschine herum prüfen. Da durfte wirklich keiner an der falschen Stelle stehen, sonst hatte der ein mächtiges Problem! Die Kraft der Triebwerke war ausreichend, ganze Autos davon wehen zu können. Einen Menschen konnte sie zum abheben bringen, doch würde das eine unkontrollierte Landung.

Doch nein, rund um die Maschine war alles frei! Aisha hatte dabei natürlich voll ihren Spass. Die ganzen Piloten hier waren glücklich, dass sie sich diese kleinen Maschinchen leisten konnten. Gegen die war natürlich nichts zu sagen, die flogen grossartig, machten auch Spass und brachten die Leute ans Ziel. Doch sie sass nicht in so einem kleinen Hoben, sondern in ihrem Baby. Gross, sexy und mit unfassbarer Kraft. Alles aus ihrer Feder! Ihr Baby wog in diesem Zustand wahrscheinlich mehr, als die ganzen anderen Flugzeuge auf dem Flugplatz zusammen und hatte in einem Triebwerk die vielfache Leistung der ganzen Motoren. Ja, dieses Flugzeug war schwerer, grösser und dennoch würde es in etwa die gleiche Startstrecke brauchen, wie diese kleinen Maschinchen. Sie freute sich schon auf die ungläubigen Gesichter.

Nachdem auch die beiden deaktivierten Triebwerke auf normaler Drehzahl liefen, drückte Viper die Schubkraftregler nach vorne. Schon jetzt sah Aisha, wie die Zuschauer vom Lärm der Motoren gepeinigt wurden. Als Mario dann jedoch die beiden Schalter für die inneren Nachbrenner aktivierte, hielten sich sofort alle die Ohren zu. Dann die Schalter für die äusseren Nachbrenner und immer mehr Zuschauer rückten nach hinten. Ja, dieser Vogel war laut! In einem geschlossenen Raum konnte der Schalldruck Organe zum platzen bringen!

Schauten die Leute auf dem Flugplatz in dem einen Moment noch von der Lautstärke eingeschüchtert, fielen ihre Münder auf, als Viper die Bremse löste. Noch nie hatten sie ein Flugzeug mit diesen Dimensionen so schnell beschleunigen gesehen. Nein, nicht nur beschleunigen. Es rollte auch nicht einmal bis zum Ende der Startbahn, als sich die Nase bereits hob, gewaltige Mengen an Wasserdampf über den Tragflächen kondensierte und schliesslich auch das Hauptfahrwerk in die Lüfte stieg.

Viper drehte in Richtung Brücken ab, wobei sich das Fahrwerk bereits einzog und auch die Nase wieder in normale Position ging. Also Mario die Nachbrenner deaktivierte, wurde es bei den Zuschauern schlagartig viel leiser. Aber staunen taten sie dennoch, denn noch nie hatten sie ein Flugzeug so schnell so steil aufsteigen und so schnell verschwinden sehen. Eigentlich waren sie sich sogar daran einig, dass dieser Vogel niemals auf dieser kurzen Startbahn abheben würde. Aber, sie hatten sich ganz offensichtlich geirrt.

Viper stieg nicht besonders hoch auf. Der Flughafen Brücken war nur knappe 500 Kilometer entfernt, was für dieses Flugzeug nicht einmal ausreichte, um eine warme Aussenhaut zu bekommen. Weniger als 30 Minuten bei Überschall, weniger als 15 Minuten bei doppelter Schallgeschwindigkeit. Zumindest dann, wenn die Maschine in Heinzfort sofort auf doppelte Schallgeschwindigkeit gesprungen und in Brücken wieder in einem Satz zum stehen gekommen wäre. Aber, so eilig hatte es die Gruppe auch gar nicht. Viper wählte eine Geschwindigkeit, die einer normalen Linienmaschine entsprach. Auch der Anflug und die Landung erfolgte über ATC und den Tower.

Also die Maschine auf ihre Parkposition gerollt war, konnte Mario über die Kameras schon seinen Luigi erkennen. Da stand er, hatte einen Koffer bei sich und wartete darauf, dass die Maschine zum stehen kam und eine Treppe herangerollt wurde. Da hielt ihn dann nichts mehr auf seinem Sitz.

Rebekka, die wieder Crew spielte und die Tür geöffnet hatte, war von dem Wiedersehen gerührt. Mario drückte seinen Freund derart, dass dem deutlich die Luft wegblieb. Definitiv, die Beiden hatten sich heftig vermisst und es tat sehr gut, sie so zu sehen.

Natürlich durfte Luigi mit ins Cockpit. Er begrüsste alle schnell mit erhobenen Arm und während Rebekka die Tür wieder schloss und die Treppe weggerollt wurde, rollte Aisha den Vogel nach Angaben des Towers schon wieder in Richtung Startbahn. Hier würde es kein Problem sein, ohne Nachbrenner in den Himmel auszusteigen, doch hier war auch deutlich mehr Verkehr. Sie rollten hinter zwei Kurzstrecken-Maschinen her und natürlich war Aisha wieder total begeistert und stolz, als alle, an denen sie vorbeirollte, sofort stehenblieben und zuschauen mussten.

Viper, der in dem Moment nicht wirklich viel zu tun hatte, dachte an damals zurück, als er zum ersten Mal auf diesem Platz gesessen hatte. Er hatte sich geschworen, nie wieder hinter dem Steuer eines Flugzeugs zu sitzen, nachdem seine Verlobte bei dem Unfall ums Leben kam. Er wollte nie wieder für Menschenleben verantwortlich sein. Doch dieser Einsatz erforderte einen Piloten und ausser ihm gab es in der Gruppe keinen, der einen Schein vorweisen konnte.

Als er das erste Mal hier sass und das Kommando hatte, lief um ihn herum noch alles wirklich dramatisch ab. Amy, Rebekka und Janine prügelten sich unbewaffnet mit bewaffneten Wachen, Abfangjäger würden nicht lange auf sich warten lassen und da war noch die Sache mit der zweiten Maschine, die im getarnten Hangar im Berg stand und jederzeit hinter ihm her sein konnte. Ja, sie war sabotiert worden, aber ob das gereicht hatte, da war sich Viper nicht sicher gewesen.

Er erinnerte sich noch gut, als sie dann aufgestiegen und die Jagdflugzeuge hinter ihnen her waren. Viper war kein Kampfpilot, auch wenn er in den Wochen zuvor oft im Simulator trainiert hatte. Dennoch. Dieses Flugzeug mit seiner unglaublichen Wendigkeit und Schubkraft war den Jagdmaschinen derart überlegen, dass Viper nicht eine Sekunde wirklich in Gefahr war. Er manövrierte die Maschinen einfach aus, brachte sich in Schussposition und feuerte. Schnell war ruhe und sie auf dem Weg in die Heimat.

Das brachte ihn dann auf den Gedanken, beim ersten Start war der Vogel noch so anders gewesen. Bordwaffen, diese merkwürdige Wunderwaffe hinten in der Kabine. Heute war das Flugzeug im Prinzip einfach das schnellste Wohnmobil der Welt. Die Waffen waren allesamt ausgebaut worden, die wohnliche Einrichtung kam in die Kabine und eben das, was Aisha und Mario da immer wieder dran umbauten. Gut. Der Vogel war immer noch extrem schnell und wendig und auch die Tarnkappe funktioniere nach wie vor besser, als bei jedem anderen Flugzeug der Welt. Aber ansonsten war das Baby einfach eine reine Privatmaschine. Ohne wenn und aber.

Als sie schliesslich in der Luft waren, wollte Luigi dann wissen, wo es denn eigentlich hin ging und warum. Mario erklärte ihm das natürlich sehr gerne, aber hinten. Als er sich bei Viper und Aisha abmeldete, baten die ihn lediglich darum, Derrick nach vorne zu schicken, damit er ein bisschen auf die Instrumente achten konnte. Das Mario da hinten nicht nur erzählen wollte, war eigentlich jedem klar.

Eigentlich war es auch unsinnig gewesen, extra Derrick nach vorne zu rufen. Wie oft waren sie schon unterwegs gewesen, wo nur einer im Cockpit war, oder sogar niemand. Doch Viper war irgendwie der Meinung, Derrick sollte sich nicht ausgeschlossen fühlen. Wenn Aisha nicht dabei war, hatte er den Platz des Copiloten immer inne und Viper wollte nicht, dass er sich als zweite Wahl fühle.

Derrick hingegen fühlte sich nicht so. Er fühlte sie irgendwie sogar etwas frustriert, als Mario grinsend an ihm vorbei ging und ihn nach vorne schickte. Eigentlich hatte er in dem Moment den Entschluss gefasst, Elena ein bisschen zu nageln.

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