Armer Mario

Auch diese Nacht hatte ein Ende. Natürlich eines, welches viel zu früh kam! Es waren die üblichen Verdächtigen. Waldemar, Janine, Rebekka und Markus, die schon zu den unmöglichsten Zeiten putzmunter waren und den Rest weckten. Janine fand es dabei ziemlich amüsant, dass fast alle irgendwie während, oder nach einer sexuellen Aktivität eingeschlafen waren. Es war jedoch nicht ganz einfach, den gesamten Trupp aus den Federn zu holen und im Gegensatz zum Alltag, trafen sie sich dieses Mal in der Wohnung der Neunburger.

»So. Tagesordnungspunkt 1. Claudia, wann bekommen wir die Planen?«

Claudia schaute auf ihr Handy. Das fand Viper gar nicht lustig, denn sie sollte ihm ja Antwort geben. Die bekam er dann jedoch auch.

»Die sollten schon am Flugplatz sein. Wie mein Vater mir geschrieben hat, ist alles bei unserer Maschine deponiert worden.«

»Ah, sehr gut. Das heisst, wir machen uns fertig, fahren rüber, verladen alles und los. Jerry, da unten ist alles geregelt?«

»Ja. Landeerlaubnis, Stellplatz, Starterlaubnis wann wir wollen, alles geregelt. Wir kriegen wohl sogar einen echten Bus bereitgestellt, den wir über die Zeit nach eigenen Vorstellungen nutzen können. Nur tanken müssen wir ihn selbst.«

»Das sollte ja kein Problem sein. Mario, wie ich dich kenne, laufen schon die Vorbereitungen in unserem Vogel?«

Mario grinste.

»Schon seit einer halben Stunde. Ich mache mir nur etwas sorgen, dass unsere neue Fracht die Trimmung negativ beeinflusst. Wir haben den Laderaum ja schon ordentlich voll gestopft und wenn wir das Zeug noch dazu drücken …«

Er machte eine kurze Pause, doch da das bei Mario normal war, quatschte ihm niemand ins Wort.

»Es kann gut sein, dass wir erst etwas von dem verstauten Zeug ausladen müssen, um uns eben die Trimmung nicht zu versauen!«

»Mario. Du behauptest immer und immer wieder, dass du mein Baby so gut kennst wie ich. Ganz ehrlich? Dann müsstest du wissen, dass wir mit dem Treibstoff auch grobe Schnitzer in der Trimmung ausgleichen können!«

»Am Anfang vielleicht Aisha. Aber vergiss mal nicht, wir verbrauchen ja auch Treibstoff, die Ladung bleibt aber am Platz!«

»Und du vergisst, dass unsere Tanks ziemlich voll sind. Wir haben ja in New Apple alles bis zum Rand gefüllt. Wie viel ist also noch da?«

Mario, der sich blitzschnell die Anzeigen nach der Landung ins Gedächtnis rufen konnte, fing an zu sinnieren.

»72% hatten wir übrig. Du könntest Recht haben. Der Flug nach Ägypten ist ja kaum nennenswert. Da geht nicht viel verloren. Aber ein Dauerzustand ist das nicht!«

»Hat doch auch keiner gesagt! Aber, wenn ich das richtig verstehe, laden wir das ganze Zeug in Ägypten sowieso aus, kleben die Planen an die Flügel und bauen aus unserem Vogel ein Zelt. Auch von der übrigen Ausrüstung, die du immer wieder in den Bauch lädst, werden wir einiges ausladen und verwenden. Dann können wir es hinterher auch durchdacht wieder verstauen!«

»Mein lieber Freund Mario. Du siehst mich tatsächlich ein wenig verwundert. Wie kann es sein, dass du daran nicht gedacht hast? Ich kenne das Flugzeug nur soweit, wie ihr es mir bislang demonstriert habt. Dennoch hatte ich bei der Einleitung zu deinen Bedenken bereits die gleiche Lösung im Kopf, wie Aisha sie angesprochen hat und ich wusste nicht, wie viel Treibstoff noch vorrätig ist. Wirklich, ich bin sogar ein wenig enttäuscht!«

Mario stand auf und er war wütend. So wütend, dass selbst Amy und die die Anderen es von ihm noch nie erlebt hatten.

»Ach ja? Tut mir ja leid Herr Professor, aber ist euch mal der Gedanke gekommen, dass ihr alle nicht alleine auf der Welt seit? Mann eh! Ihr turtelt jeden Tag um mich rum, sogar du hast mittlerweile deinen Spass und niemand denkt an mich! Vielleicht hab ich auch Notstand, vielleicht vermisse ich meinen Freund und wäre auch gerne mit dem intim? Hat da mal jemand dran gedacht? Vielleicht wäre ich im Moment lieber bei ihm, oder hätte ihn gerne bei mir? Na? Wer hat sich da mal Gedanken drum gemacht? Niemand, oder? Der kleine Mario ist ja total zufrieden wenn er seine Computer hat. Ja, ist er auch! Aber selbst da sitze ich ja komplett auf dem trockenen! Hab kann keine Videos schneiden, kann nichts an den Autos machen, nichts was mich ablenkt! Ich bin verzweifelt, habe Notstand und tierisch Sehnsucht. Tut mir leid, wenn mein sonst messerscharfer Verstand da dann nicht zu 100% funktioniert!«

Amy, die Mario am längsten kannte, war total schockiert. So ein Ausbruch von Mario hatte sie nicht einmal im Ansatz erlebt. Normalerweise war er eigentlich der, den man durch wirklich gar nichts aus der Ruhe bekam. Ausser er war auf einer Insel voller Terroristen, denen er ein Flugzeug stehlen sollte. Viper wusste die Sache jedoch zu klären. Er zog sein Handy und wählte eine Nummer.

»Luigi? Mach dich frei ab heute Mittag. Du fliegst mit uns nach Ägypten, Alexis Hochzeit beiwohnen.«

Eine kurze Pause.

»Du, ich bin mir sehr sicher, wenn ich es nicht kann regeln das die Mädels. Aber ist das sicher?«

Wieder eine Pause, in der sich Amy, Rebekka und Janine verwirrt anschauten.

»Na siehst du. Aber warte, ich frage mal.«

Viper nahm das Handy vom Ohr und drückte auf die Stummtaste.

»Mädels. Luigi ist gerade in einem fetten Geschäft. Er wird zwar versuchen ein paar Tage rauszuschlagen, aber ob das klappt weiss er nicht. Ich würde ihn entschädigen, falls es wegen uns nicht klappt. Falls aber meine finanziellen Mittel dafür nicht reichen …«

»Willst du mich verarschen? Sag dem, der soll Koffer packen! Wenn es nur an etwas Kleingeld liegt, dann ist das geritzt!«

»Das ist unter Umständen sechsstelliges Kleingeld Amy!«

Amy schaute ihre Freundinnen an und hatte sofort die Antwort.

»Kleingeld, sag ich doch! Also, der soll packen, alles andere regeln wir, wenn es in die Hose geht!«

Viper aktivierte wieder das Mikrofon und hielt sich das Telefon ans Ohr.

»Ist geritzt. Du sollst packen, sagen die Mädels. Wenn es hart auf hart kommt, bezahlen die deinen Schaden. Aber sag mal, ich weiss ja gar nichts von so einem fetten Geschäft!«

Die nächste Pause, dieses Mal etwas länger.

»Ohne Scheiss? Für das Ding will der so viel löhnen? Den hast du doch eigentlich nur aus Spass gekauft!«

Und noch eine Pause.

»Na, wenn der denkt. Aber dann mach dir mal keine Sorgen, der wartet dann auch ein paar Tage. Vielleicht kannst du dann sogar mehr dafür verlangen. Wenn nicht, sollen die Mädels den kaufen und ich mache daraus ein echtes Monster!«

Pause.

»Ach komm schon! Historisch. Ist aber jetzt auch egal. Sag dem Bescheid, mach ihm bisschen Angst und pack dein Zeug. Wenn ich die Bescheid sage, mach dich auf den Weg zum Flugplatz. Keine Widerrede!«

Mario hatte Herzklopfen. Das waren definitiv die besten Freunde, die er sich überhaupt wünschen konnte!

»Er kommt?«

»Klar kommt er dicker! Der hat doch die selbe Sehnsucht wie du!«

Mario hatte das Wasser in den Augen stehen.

»Danke Leute!«

Amy kam zu ihm und nahm in in den Arm.

»Du bist so doof echt! Sag doch einfach was! Wir sind doch immer ehrlich zueinander!«

»Ja genau und wenn die Eier drücken, so übel bist du gar nicht!«

Alle schaute entsetzt zu Donald. Besonders Claudia.

»Hallo? Habt ihr Probleme?«

»Du bist doch nicht schwul!«

»Ähm, nein. Schatz, ich bin nicht schwul! Aber ich hab auch keine Phobie gegen Männer und wenn ich meinem Freund da helfen könnte, warum denn nicht?«

Schweigen. Niemand konnte glauben, was er da hörte. Nur bei Claudia formierte sich ein neuer Gedanke, aber den wollte sie noch nicht aussprechen.

»Was hat der denn da wo er verkaufen will?«

»Ach, der hat sich vor ein paar Monat einen Riat 5000 gekauft. Der war bei mir in der Werkstatt weil der Vorbesitzer den loswerden wollte. Platzmangel. Luigi fand den süss und hat ihn für 1.000€ gekauft. Schnäppchen, denn der ist top in Schuss. Aber anscheinend hat sich jetzt herausgestellt, dass Ding hat mal einem Gangsterboss in Italien gehört und ein Sammler will das Teil jetzt unbedingt haben für seine Sammlung.«

»Um wie viel geht es?«

»Luigi meint, er ist bei 1,2 Millionen Euro.«

Amy verschränkte die Arme.

»Gut. Dann biete ich Luigi zwei Millionen dafür. Wenn der Typ den haben will, muss er tiefer in die Tasche greifen!«

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