Es war schon Mittag, als die Gruppe das Flugzeug erreichte. Während Derrick und Viper ins Cockpit gingen, um die Checkliste abzuarbeiten, besorgten sich Mario und Aisha einen Hubwagen und begannen damit, die Verkleidung von Triebwerk 1 zu öffnen. Es dauerte nicht lange bis klar war, wo denn da nun der Fehler lag. Tatsächlich war ein kompletter Aufhängungspunkt des Triebwerks gebrochen. Im Prinzip nicht schlimm, da die Triebwerke viermal besser montiert waren, als es rechnerisch notwendig war.
»Ist halb so wild. Damit können wir problemlos nach New Apple und nachhause fliegen. Dort ersetzen wir das Teil und gut ist.«
Mario sah das genauso. Es war in der tat kein Problem für die Maschine, mit diesem Schafen alle vier Triebwerke einzusetzen. Da die anderen Aufhängungen einwandfrei aussahen, also keine Risse, oder sonstige Beschädigungen zeigten, hätte Mario eigentlich Aishas Worte unterstrichen. Doch er wusste auch, niemals hätte er es sich verziehen, wenn er die Chance, einen Blick in die Area 51 zu werfen, hätte verstreichen lassen.
»Bei Triebwerk zwei bis vier würde ich dir da Recht geben. Aber Triebwerk 1? Überleg mal. Wir fliegen mit zwei und drei los und irgendwo über dem Atlantik passiert etwas und noch ein Triebwerk fällt aus. Ohne Nummer 1 kriegen wir kein Anderes mehr gestartet!«
Aisha fragte sich, wieso Mario ihr das erzählte. Sie hatte die Triebwerke entwickelt und wusste sehr genau, dass Nummer 1 zum Anlassen der anderen Triebwerke notwendig war, wenn man keine Bodenunterstützung zur Hand hatte. Doch hatte sie nicht gesagt, man könne mit dem Schaden problemlos fliegen? Also mit allen vier Triebwerken? Irgendwie verstand sie das nicht.
»Was soll das Theater? Wir fliegen mit allen Triebwerken. Du weisst genau, wie ich das eben gemeint habe und auch weisst du, dass wir keine Probleme haben. Also, was soll so eine hohle Aussage? Bin ich von dir gar nicht gewohnt!«
»Hast ja Recht! Mir geht es nur darum, wenn wir kein Problem haben, müssen wir auch nicht zur Area 51!«
Aisha verstand, wie der Hase lief.
»Sag das doch gleich! Also, nach nochmaliger Prüfung muss ich zugeben, es sieht nicht so toll aus. Ein Austausch sollte schon vorgenommen werden!«
Mario grinste. 15 Minuten später waren auch die Beiden im Cockpit, nachdem sie die Verkleidung wieder geschlossen hatten.
»Okay. Also, eine Halterung ist gebrochen. Kein Beinbruch, aber wir sollten es auf jeden Fall reparieren. Das funktioniert aber nur mit Karbon, oder Titan und Beides werden wir auf einem regulären Flughafen nicht finden!«
»Sag doch gleich, dass wir zur Area müssen Aisha. Derrick, sagst du Pascal Bescheid?«
Derrick stand auf und ging nach hinten. Da er sowieso nicht im Cockpit gebraucht wurde, blieb er auch gleich bei seinen Freunden. Auch Jerry hatte sich der Gruppe angeschlossen und sein privates Flugzeug alleine zurück nach New Apple geschickt. Wenn er schon die Möglichkeit hatte, mit diesem Monster zu fliegen, dann wollte er es auch nutzen.
Die Strecke bis zur Area 51 war nicht weit. Nachdem der Vogel abgehoben hatte, ging Pascal schon nach vorne, obwohl das Zeichen zum Anschnallen noch brannte. Auch er musste zugegen, es hatte seinen Grund, warum man in dieser Phase angeschnallt bleiben sollte. Doch er schaffte den beschwerlichen Weg ins Cockpit.
»Hast du einen Stich? Du kannst doch nicht in der Startphase ins Cockpit gekrabbelt kommen!«
»Stimmt, ich hätte schon vor dem Start kommen sollen Mario. Ich hab irgendwie ignoriert, dass der Weg für die Maschine nur ein Katzensprung ist und du wirst jeden Moment einen Funkspruch erhalten!«
In der Tat kam genau in dieser Sekunde ein recht unfreundlicher Spruch durch Marios Kopfhörer.
»Hier Nellis Luftraumüberwachung an unbekanntes Flugzeug. Sie steuern ein militärisches Sperrgebiet an! Drehen sie augenblicklich ab, sonst sind wir gezwungen vernichtende Massnahmen gegen sie zu richten!«
Mario nahm das Headset ab und gab es Pascal.
»Hier, für dich!«
Pascal setzte es auf und konnte gerade noch das Ende des nächsten Spruches hören.
»… unsere letzte Wartung!«
»Nellis Luftraumüberwachung! Q-Clearance-Code: Der majestätische Adler landet auf dem vorgeheizten Grill!«
Mario, Aisha und Viper drehten sich zu Pascal um, da dieser Freigabecode wirklich dämlich wirkte.
»Stand-By! Landeerlaubnis voraussichtlich in 15 Minuten. Warteschleife Steuerboard! Weitere Anweisungen abwarten!«
Pascal gab Mario das Headset zurück.
»Wir bekommen in voraussichtlich 15 Minuten die Landeerlaubnis und sollen nach Steuerboard in eine Warteschleife gehen.«
Während Aisha dem Autopilot die entsprechenden Befehle gab, musste Viper etwas wissen.
»Woher hast du einen Freigabecode und warum ist der so bescheuert?«
»Sagen wir einfach mal, ich hatte schon einmal mit der Area zu tun und bekam dadurch auch eine Freigabe. Die beschränkt sich zwar nur auf das Landefeld und ein paar der kleineren Gebäude, aber immerhin. Das der Code so bescheuert ist tut mir ja auch leid, aber wenn man den auf einem bestimmten Weg umrechnet bekommt man eine Zahlenfolge.«
Tatsächlich kam knapp 15 Minuten später die Meldung über die Landeerlaubnis. Auch wenn Viper Aisha ja zu gerne den Vortritt liess, auf der Area 51 wollte er persönlich landen. Die Nase war unten, dass Fahrwerk draussen und zur Sicherheit hatte Aisha die Schubvektorsteuerung aktiviert. Sollte irgendetwas schiefgehen und sie würden doch von Raketen beschossen, waren sie so schnell genug aus der Gefahrenzone.
Dem war jedoch nicht so. Viper konnte es nicht glauben, was da für eine unglaublich lange Landebahn vor ihm lag. Er liess seinen Vogel ganz vorsichtig absteigen und setzte, nachdem er schon ein gutes Stück über der Landebahn war, schliesslich so sanft auf, dass die hinten davon gar nichts mitbekommen hatten. Auch fühlte er sich keineswegs genötigt, die Schubumkehr zu aktivieren. Es schaltete die Triebwerke in den Leerlauf und liess den Windwiderstand und die Reibung der Reifen die Fahrt abbauen. Erst, als die Beleuchtung signalisierte, er solle die Bahn verlassen, musste er mit der normalen Bremse noch runden 30 Km/h abbauen, um abbiegen zu können.
Schon wenig später stand dieses Wunderflugzeug tatsächlich auf dem Vorfeld der Area 51. Viper sah viele Gebäude, viele Menschen, die zu Fuss, oder mit Autos unterwegs waren. Aber andere Flugzeuge waren keine zu sehen. Nicht einmal diese geheime Airline, welche die Arbeiter hier her brachten. Die Hangar waren alle geschlossen und es war schon abzusehen, dass hier kein Geheimnis zu lüften war.
Wenig später standen die Freunde dicht gedrängt an der Tür. Pascal hatte sie geöffnet, war die Treppe hinab gestiegen und sprach nun mit einem richtig hohen Tier des Militärs. Zur Verwunderung der ganzen Gruppe, nachdem Pascal soweit alles geregelt zu haben schien, salutierte dieser General, oder was auch immer der war vor Pascal und verschwand. Er signalisierte seinen Freunden, dass sie aussteigen durften.
Gleichzeitig mit der Besatzung erreichten auch fünf junge Männer in Overalls den Ort des Geschehens. Pascal baute sich vor seinen Freunden auf.
»So Leute, hört mal. Wir bleiben alle im Umfeld von unsere Maschine. Da haben wir volle Handlungsfreiheit. Sollte es jedoch auffallen, dass Bilder, Videos, oder sonstiges Material angefertigt wird, werden die entsprechenden Gerätschaften beschlagnahmt, der Fotograf in Gewahrsam genommen und dann vor Gericht gestellt. Guckt mich jetzt nicht an, dagegen könnte auch ich nichts unternehmen! Schaut euch um, aber bleibt in der Nähe vom Flugzeug! Aisha, sag du den Jungs hier, was du für die Reparatur brauchst. Die beschaffen dir alles!«
Mario, Waldemar, aber auch Perry und Donald waren sichtlich enttäuscht. Natürlich fanden Derrick und Viper es auch nicht komisch, an dem geheimsten Ort der Welt zu sein und sich nicht umsehen zu dürfen. Viper sah jedoch auch, dass hier nicht gespasst wurde. Unauffällig hatten sich gute zwei Dutzend Scharfschützen in Stellung begeben. Es war technisch unmöglich, irgendein Gebäude der Area 51 lebend zu erreichen. Pascal hatte zwar dafür gesorgt, dass sie hier landen durften, aber ausser, dass sie wirklich vor Ort waren, wussten sie nun auch nicht mehr, als die anderen Verschwörungstheoretiker, die sich über die Area 51 ihre Theorien strickten. Irgendwie fanden das alle ziemlich ernüchternd.
»Pascal, wenn ich einen von denen verführe, komme ich dann da irgendwo rein?«
»Du kannst es versuchen, aber mach dir keine Hoffnungen. Selbst wenn du hier nackt rum tanzt, da springt keiner drauf an!«