Erfolg oder Zeitverschwendung?

»Und was sehe ich da? Tote? Das würde die Sache natürlich verdeutlichen!«

»Nein, aber einige Verletzte. Oder reicht das nicht?«

Auch der Älteste meldet sich.

»In der Tat würde es die Umstände nicht wirklich bekräftigen! Aber, wenn es tatsächlich ein Schiff gibt, was mehr Macht hat als dieses, dann dürfen wir das nicht ignorieren! Sie, Kapitän Krieger, haben schon bewiesen, dass ihr Schiff ein grosser Machtfaktor in unserem Sektor darstellt! Sie haben sowohl mich, wie auch meinen Kollegen entführt und seine Flotte konnten nichts daran ändern. Nun gibt es vielleicht ein Schiff, was auf gleiche Weise mit ihnen umspringen kann. Das würde bedeuten, wir wären dagegen machtlos. Unsere einzige Chance besteht nun darin, das Kriegsbeil zu begraben und unsere Kräfte zu vereinen!«

Der Anführer der Thori fing an laut zu lachen und in die Hände zu klatschen.

»Ich bin wahrlich beeindruckt von dieser schauspielerischen Leistung! Natürlich sehen sie das so, denn sie stecken ja mit diesen Hampelmännern unter einer Decke!«

Ruug glitt heran.

»Darf ich dazu etwas sagen?«

Dem Thori schien Ruug noch gar nicht aufgefallen zu sein, er wich zurück.

»Was macht diese Kreatur hier?«

»Ruug gehört zu meiner Besatzung! Er hat sich in vielen Situationen schon als äusserst wertvoll erwiesen und ist ein guter Freund geworden!«

»Dieses Ding? Ein Plünderer, Vergewaltiger und Mörder! Kein Wunder, dass sie sich auch mit den Brass verstehen!«

Tiffany trat vor.

»Was soll das bitte heissen? Plünderer, Vergewaltiger und Mörder?«

»Ach ja, sie kommen ja nicht aus unserer Galaxie. Dieses Volk ist an Hinterlist und Heimtücke nicht zu überbieten! Wir haben sie sogar schon über unsere Grenzen hinaus gejagt und zur Strecke gebracht, als sie unsere Frauen geschändet haben!«

Tiffany schaute zu Ruug.

»Ach, ist das so? Ich dachte, euer Volk macht sich nichts aus Menschen!«

»Das habe ich nie gesagt, meine Freundin! Ich sagte lediglich, ich kann in einem menschlichen Körper keinen Reiz finden. Wobei sich das ja geändert hat. Ausserdem muss ich zugeben, ja, mein Volk plündert auch, aber hat bislang noch nie dafür gemordet! Ich selbst habe mit meinem Volk auch nicht mehr viel zu tun, ich bin damals gegangen!«

»Haarspalterei! Kapitän, wenn sie diese Kreatur als ihren Freund ansehen, dann bestärkt es nur meine Meinung über sie!«

»Na schön, wie sie denken! Dann können sie sich in ihre Quartiere zurückziehen. Wenn sie Interesse haben, stelle ich ihnen die Aufzeichnungen über den Kampf zur Verfügung!«

Wortlos drehte sich der Thori um und liess sich von seinem Begleiter wegbringen. Auch der Brass verschwand und Krieger schaute Ruug an. Hatte er den Plan nun zu Nichte gemacht? Nun, woher hätte Krieger das auch wissen sollen?

Ein paar Stunden später sass Krieger in seinem Raum, als der Bordfunk aktiv wurde.

»Kapitän, der Thori möchte mit ihnen sprechen. Allein!«

Krieger, der schon an neuen Plänen brütete, wie er Brass und Thori zusammenbringen konnte, eilte sofort los. Auf der Brücke war wieder das gewohnte Bild. Barry hatte die Füsse auf dem Pult, Tiffany ihr Bein über der Armlehne hängen und Pamela schnarchte. Doch irgendwie störte Krieger das nicht mehr. Es war nicht so, wie er sich das wünschte, doch hatten diese Leute nun schon ihren Wert mehr als bewiesen. Wenn sie eben so herumhängen wollten, dann sollten sie eben. Dieses Privileg räumte ihnen ihre Leistung einfach ein.

Krieger trat in das Quartier des Thori.

»Kapitän. Kommen sie, nehmen sie Platz!«

Krieger war von der Freundlichkeit etwas verwundert. Er kam heran und setzte sich zu dem Thori an den Tisch.

»Ich muss zugeben, auch nachdem ich die Analyse des Kampfes nun gute 50 Mal durchgeführt habe, konnte er mich nicht überzeugen. Aber es gibt da etwas, was mich wirklich stört. Wissen sie, ich bin schon recht lange im Amt und habe schon einiges erleben müssen. So habe ich, was noch gar nicht lange her ist, dass Gesetz erlassen müssen, dass keines unserer Schiffe mehr aus dem von uns kontrollierten Raum ohne direkten Befehl fliegen darf. Grund dafür ist die Tatsache, ein Teil meines Volkes bezeichnet sich selbst als Wanderer. Sie habe die Grenzen unseres Raumes immer wieder überwunden und sind zu fernen Orten geflogen, um dort frische Ideen für uns zu finden. Das war auch nie ein Problem, bis einige nicht mehr zurückkehrten. Es gab auch nur einen Notruf, den wir auffangen konnten und der besagte, dass ein einziges Schiff angreifen würde. Das, zusammen mit der Tatsache, dass wir genau in der Region sind, wo auch unsere Schiffe verschwunden sind, lässt mich natürlich aufhorchen!«

Nicht nur ihn. Auch Krieger spitzte die Ohren, jedoch aus einem anderen Grund.

»Okay. Das haben sie sich jetzt einfach so aus dem Gedächtnis gezogen? Ganz ohne Hilfsmittel?«

»Habe ich Kapitän. Glauben sie mir, wenn man ein so grosses Volk anführen muss, dann muss man einfach sehr viel im Kopf haben, sonst würden Entscheidungen viel zu lange dauern.«

»Okay. Aber was wollen sie mir damit sagen?«

»Nun, ich bin zwar noch nicht davon überzeugt, dass sie uns keine Märchen erzählen, aber ich halte es zumindest nicht mehr für unmöglich, dass es diesen Gegner wirklich gibt und das er Kurs auf unser Territorium gesetzt hat. Aber, sie haben es ja selbst gesagt. Er ist übermächtig! Wenn sie ihm nichts anhaben konnten, wie sollten wir es dann können? Ich habe unzählige Schiffe im Kampf gegen ihr Schiff verloren. Ganze Flotten. Was sollen wir also nun gegen einen Gegner unternehmen, der auch sie schlagen kann? Das würde ja bedeuten, auch gemeinsam kann man uns keine Chancen einräumen!«

»Was wollen sie jetzt von mir hören? Das wir eine Wunderwaffe aus dem Hut zaubern und uns um dieses Ding kümmern?«

»Nein. Aber eine Erklärung. Nehmen wir mal an, ich komme mit meinem Kollegen zu seinem Konsens und sie halten damit ihr Versprechen ein und führen die Brass ins Licht. Glauben sie damit ist gemeint, dass sie kurz darauf dann untergehen? Gemeinsam mit uns?«

»Das ist ein guter Punkt. Darüber werde ich noch nachdenken müssen.«

»Gut. Dann denken sie darüber nach. Sie wollen ja mit Sicherheit, dass wir uns morgen wieder gemeinsam unterhalten. Dann sollte ja eine Lösung gefunden sein, nehme ich an.«

»Sie trauen mir aber ganz schön viel zu! Aber gut. Zumindest werde ich morgen der Thematik nicht gänzlich fragend gegenüberstehen. Wir werden es sehen!«

Krieger stand auf und ging zur Tür. Bevor er sie jedoch erreichte, musste der Thori noch etwas loswerden.

»Sagen sie Kapitän, was wäre denn gewesen, wenn sie zuerst auf uns getroffen wären?«

»Dann hätte ich meine Crew gefragt, ob sie nicht die einfachsten Befehle befolgen können. Es war geplant, die Brass zu finden und nicht sie.«

»Okay. Warum?«

»Ganz einfach. Unser eigentliches Bestreben war es, unbescholten durch diese Region zu gelangen. Da wir aber nicht auf der anderen Seite als Wrack herauskommen wollten, was man erst reparieren muss, haben wir uns dafür entschieden, einem der kleinen Völker unsere Unterstützung im Austausch gegen freies Geleit anzubieten.«

»Danke!«

Krieger war verwundert. Was sollte ein Dank auf diese Aussage?

»Wieso bedanken sie sich?«

»Ich wollte wissen, ob sie ehrlich zu mir sind. Sie hätten mir auch ein Märchen erzählen können, was denn passiert wäre, wenn sie uns zuerst getroffen hätten. Aber nein, sie haben mir die Wahrheit gesagt. Damit haben sie ein Stück weit Vertrauen in mir aufgebaut.«

»Glauben sie mir, ich muss mir so viel Zeug merken, da auch noch Lügenkonstrukte mit aufzunehmen, wäre mir zu anstrengend. Ausserdem, es war eben so. Sie können das gut finden, oder auch nicht. Wichtig ist mir hier nur eins. Ich will meine Reise fortsetzen. Es gibt noch so viel hier zu erkunden und wir hängen bei euch fest und sind da in eine Sache gerutscht, die uns eigentlich überhaupt nichts angeht. Wäre diese Vorhersage nicht gewesen, ich wäre schon ganz weit weg. Aber so? Jetzt habe ich eben mein Wort gegeben und das ist für mich bindend. Ich garantiere ihnen aber, ein Weg, in dem ihre Völker Frieden schliessen, wäre mir viel Wert!«

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