Einmal Planetenoberfläche und zurück

Krieger liess Ray und seine Leute in aller Ruhe den neuen Transporterraum fertigstellen. Angeblich, damit Ray die Chance bekam, mehrere dieser überaus praktischen Transporter bauen zu können. In Wirklichkeit lag es vielmehr daran, dass er einfach nicht zurück wollte zu den Brass. Ihm gefiel es irgendwie. Die Megaclite war in einem Raum, welcher laut Ruug unglaublich gefährlich war und den man nur mit möglichst hoher Geschwindigkeit durchqueren sollte, wenn man nicht die Piraten am Arsch haben wollte. Die Megaclite lag nun jedoch schon einige Zeit regungslos im All und kein Pirat war gekommen. Das gefiel Krieger, zeigte es doch die Furcht, welche sein Schiff einflößte.

Tiffany hingegen bekam langsam Langeweile. Es war eigentlich nichts zu tun. Sie sass ein paar Stunden auf der Brücke, ging dann meist zu Raschniposa für den ersten Sex, dann zu Ruug für die zweite Runde und dann ins Arsch, wobei dort langsam der Alkohol zur Neige ging. Anfangs war das ein tolles Leben, doch mittlerweile fühlte sie sich ernstlich gelangweilt.

Ray und Raschniposa hingegen hatten alle Hände voll zu tun. Der neue Transporterraum wurde einfach ein abgegrenzter Teil in einem der Frachträume. Gleich acht dieser Geräte wurden dort aufgestellt, um gleichzeitig auch acht Personen transportieren zu können. Wie Ray immer wieder feststellen musste, für die Leistung, die diese Geräte zu bringen hatten, war die Aufnahme an Energie und die Nutzung der Computer eigentlich kaum nennenswert. Beeindruckend, was die Piraten da ersonnen hatten. Noch beeindruckender fand er jedoch, dass sie zwar diese Technik, aber kaum nennenswerte Waffen hatten. Das ergab für ihn irgendwie keinen Sinn.

Dann jedoch hatte er eine Nachricht für Krieger und suchte ihn deshalb in seinem Raum auf.

»Kapitän, der Transporter ist fertig. Ich würde ihn gerne noch vor dem Einsatz auf irgendeinem Planeten testen, danach können wir ans Werk gehen.«

»Danke Ray. Brücke?«

Aus der Sprechanlage kam die gelangweilte Stimme von Tiffany.

»Ist wegen Langweile geschlossen!«

»Sehr lustig. Lassen sie Kurs auf den nächsten, für uns bewohnbaren Planeten setzen und beschleunigen. Wir wollen den Transporter testen!«

Auf der Brücke schnellte Tiffany aus ihrer lethargischen Position auf. Sie hatte etwas zu tun und das gab ihr Antrieb.

»Casper, Barry, wo ist der nächste bewohnbare Planet?«

»220 auf 112.«

»Danke Casper. Pam, hast es gehört. Kurs setzen und Gas geben!«

Pamela tippte, die Megaclite nahm Kurs und beschleunigte. Kurz darauf kamen Krieger und Ray auf die Brücke.

»Kurs gesetzt, wir sind Unterwegs.«

»Danke Nu … Tiffany. Wie lange?«

»Pam?«

»Bei der Geschwindigkeit etwa eine Stunde.«

»Alles klar, danke. Ray, ab in den Transporterraum. Gehen sie noch einmal alles durch, damit wir keine Überraschungen erleben.«

»Geht klar Kapitän!«

Ray verschwand.

Knapp eine Stunde später hatte Pamela das Schiff in die Umlaufbahn um den Planeten gebracht. Der war eigentümlich. Eigentlich war er viel zu klein, viel zu weit weg von seinem Stern und es gab keine Vegetation. Dennoch gab es Sauerstoff, seine Masse war so gross, dass fast die irdische Gravitation herrschte und es waren an der Oberfläche angenehmen 21 Grad Celsius. Warum das alles so war, hätte Casper vielleicht herausfinden können, der war jedoch im Transporterraum und weit mehr daran interessiert, was da passierte, als warum dieser Planet solch eigenartige Eigenschaften hatte.

Im Maschinenraum hatten sich Krieger, Tiffany, Ruug, Ray, Raschniposa, Casper und Baki versammelt.

»Nun gut. Wir wären dann am Ziel. Ray, können sie den Transporter so einstellen, dass er uns auf den Planeten bringt?«

»Kapitän? Dafür sind wir doch hier? Was würde es für einen Sinn machen, wenn ich es nicht könnte?«

»Gut. Dann suchen sie uns mal ein schattiges Plätzchen. Wer will zuerst?«

Tiffany und Raschniposa traten gemeinsam vor.

»Gut. Dann sie beide. Wäre ja der Hammer, wenn sie verloren gehen würden.«

»Nicht kompensierbarer Verlust für das Schiff, Kapitän!«

Leider konnte man in Ruugs Mimik nicht lesen, aber für Tiffany klang er so, als wäre der Verlust besonders für ihn besonders gross.

»Ist mir geläufig Ruug. Ray, wenn sie soweit sind, dann bitte!«

»Ich bin soweit. Tiff, Raschni, geht bitte unter die Transporter!«

Wenige Schritte später waren die Beiden in Position und warteten.

»Dann gebe ich Energie!«

Merkte Ray an, drückte ein paar Knöpfe und Krieger bekam eine Show zu sehen, die er so schnell nicht vergessen würde. Es sah so aus, als würden die beiden Körper in die Trichter über ihnen gesaugt werden. Als wären sie aus Sand, den man mit einem Staubsauger weg saugen würde. So ganz gefiel das Krieger nicht.

»Transport abgeschlossen!«

»Aussenteam an Megaclite, hört ihr mich?«

Das war Tiffany über die Lautsprecher. Natürlich hatte Krieger den Funk in den Transporterraum umleiten lassen.

»Laut und deutlich Tiffany. Bei ihnen alles in Ordnung?«

»Ja, einwandfrei Krieger. Kommen sie runter, der Planet ist echt lustig!«

Es gab zwei Dinge, die Krieger an seinem Job nicht leiden konnte. Einmal die Verantwortung für so viele Leben zu haben und dann noch, immer mit gutem Beispiel vorangehen zu müssen. Das bedeutete in diesem Fall, ob er es wollte oder nicht, er musste da durch. Seine Leute waren durch gegangen, als konnte er sich nicht verweigern. Einmal noch tief durchatmen, dann stellte auch er sich unter so einen Trichter.

»Kommt noch jemand mit?«

Casper und Baki gesellten sich zu Krieger. Ihnen war die Sache auch noch ungeheuer, aber wenn sie es nicht am eigenen Leib erfahren hatten, waren sie nur halb so schlau, wie sie hätten sein können.

»Dann los Ray, bevor ich mir das noch überlege!«

Ray aktivierte wieder das Gerät und Krieger spürte, wie sein Körper nach oben auseinandergezogen wurde. Es tat nicht weh, war nicht unangenehm, nur eben zu spüren. Ausserdem sah auch er dieses merkwürdige Bild. Wie eine Überblende sah er die beiden Orte eine Zeit gleichzeitig, bevor er schliesslich komplett auf dem Planeten erschienen war. Sofort tastete er seinen Körper ab, war sich jedoch absolut sicher, da war alles in Ordnung.

»Puh. Angenehmer als ich dachte!«

»Ja, ich muss auch sagen, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Ausserdem, man ist wirklich die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein. Kein Verlust des Sehvermögens, oder ähnliches, ich bin beeindruckt.«

»Okay, aber das ist nichts, was die Tests nicht vorhergesagt hätten Casper. Ich muss aber auch sagen, es ist eine beeindruckende Erfahrung!«

»Okay, gut, damit wäre die Tauglichkeit ja erwiesen. Sammelt mal jeder einen Stein, oder was auch immer auf und dann geht es zurück.«

»Einen Stein Krieger? Warum das? Andenken?«

»Nein! Aber wie ihr ja vielleicht seht, hier ist kein solcher Trichter über uns. Dennoch kann uns das Schiff zurückholen. Ich will jetzt wissen, ob es auch Materie zurückholen kann, die nicht vorher her transportiert wurde.«

»Warum sollte es damit Probleme geben Krieger?«

»Keine Ahnung Casper, ist mir aber auch egal. Ich hab keine Lust, dass wir den Ältesten versuchen an Board zu holen und da kommt nur Matsch bei uns an.«

Tiffany war mal wieder beeindruckt. Krieger war definitiv ein guter Kommandant, der den Blick für das Ganze hatte und nicht im Moment hängen geblieben war.

Schnell waren ein paar Proben eingesammelt und Krieger gab das Signal, alle wieder auf die Megaclite zu holen. Sofort war da wieder das Gefühl, die Gruppe sah, wie der Transporterraum in ihr Blick eingeblendet wurde und war schliesslich wieder auf dem Schiff. Fast 1.000 Kilometer binnen einer Sekunde. Ohne Antrieb, ohne Raumschiff. Einfach so. Das war schon genial.

»Sind alle Gesteinsproben noch intakt?«

Alle begutachteten ihre Proben und die schienen genau so zu sein, wie zuvor auf dem Planeten.

»Also, sieht ganz so aus Krieger. Ich denke, wir können mit dem Einsatz beginnen!«

Krieger nickte zu Tiffany. Es konnte wirklich losgehen!

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