Strassenrennen in Amerika

»Jetzt hört mal auf mit dem Quatsch. Katja hat gewonnen und das heisst nicht, dass du schlecht bist Amy! Können wir jetzt weitermachen?«

Amy verschränkte die Arme.

»Ja, mach nur weiter Alexis.«

»Gut. Na ja, wie machen wir weiter? Jemand eine Idee?«

»Hast du nichts mehr geplant?«

»Doch Janine, aber nicht mehr heute.«

»Ihr kennt nicht zufällig die Rennsportszene hier?«

Alle schauten Viper an.

»Die illegale?«

Nun schaute Viper Markus an.

»Genau die!«

Markus schaute zu Amy.

»Ja, kenne ich und ich habe da auch was vorbereitet. Los, in den Bus!«

Amy war verwundert. Was sollte Markus da denn bitte vorbereitet haben? Er war kein Freund der Szene und vor allem auch in Neunburg nie wirklich begeistert, wenn die Wochenenden vor der Tür standen. Umso neugieriger wurde sie, je weiter die Fahrt ging.

Perry verstand das nicht so genau. Die Fahrt dauerte nicht besonders lange und führte von einer Lagerhalle zu einer anderen. Die war noch deutlich kleiner, eigentlich auch nicht viel mehr wie eine grosse Garage. Doch als Markus das Tor öffnete, fing Vipers Herz an zu strahlen.

»Alter, ein echtes Rodge Ladegerät? Wo hast du das denn her?«

»Gekauft Viper. Gekauft und mit Morgen zusammen aufgebaut. Ich kann euch daheim Bilder zeigen, wie das Ding nach dem Kauf ausgesehen hat. War viel Arbeit, aber seit ein paar Wochen ist er im Einsatz!«

Amy, die bei Markus an der Hand war, schaute ihren Freund fragend an.

»Was heisst, im Einsatz?«

»Morgen und ich fahren das Ding hier in der Gegend. Ich muss aber sagen, wir gewinnen zwar hin und wieder, aber mehr aus Zufall. Wir sind da nicht wirklich gut.«

»Du? Du fährst Strassenrennen?«

»Ja, ich fahre Strassenrennen. Eigentlich wollte ich noch trainieren, bis ich gut genug bin und dann mit dem Teil in Deutschland ankommen und dich das fürchten lehren. Aber irgendwie, auch Morgen ist der Meinung, die Karre ist zu schwer dafür.«

»Was steckt denn unter der Haube?«

»Acht Zylinder, 7,7 Liter, fast 900 PS bei runden 600 Newtonmeter.«

»Kein Lion, aber schlecht klingt das auch nicht.«

»Schlecht klingt es nicht, aber es funktioniert einfach nicht. Entweder reicht die Beschleunigung nicht, oder die Endgeschwindigkeit. Wir kriegen das nie so hin, dass wir konstant damit überzeugen.«

»Wie schnell ist der auf der viertel Meile?«

Markus zog die Schultern hoch.

»Keine Ahnung. Wir sind bislang nur Rundkursrennen gefahren Rebekka.«

Amy fand das gar nicht komisch. Rundkursrennen? Auf regulären Strassen? Sicherheit war mit Sicherheit anders.

»Ihr heizt mit den Dingern durch die Stadt?«

»Was sollten wir sonst machen Schatz?«

»Also damit bin ich überhaupt nicht …«

Lautstark meldete sich Amys Handy. Sie nahm es und schaute drauf.

»Was will der denn jetzt? Wartet mal kurz.«

Sie nahm das Gespräch an, hielt das Handy ans Ohr, was beim auftreffen auf den Ohrring wieder ein spezifisches Geräusch machte, durch welches Claudia wieder erregt wurde und fing an zu sprechen.

»Pascal, was ist los?«

Ihr Gesicht verriet, was er zu sagen hatte schien sie nicht zu verstehen, oder es schockierte sie sogar. Sie sprach auch nichts mehr und das Gespräch dauerte nicht lange. Sie steckte das Handy wieder weg und drehte sich zu Markus.

»Alles klar Schatz. Vorschlag. Wir haben hier die besten Leute zusammen, wenn es um Autos geht. Sollen wir uns das Ding mal zur Brust nehmen und dann schauen, ob wir nicht damit gewinnen können?«

Alle schauten ungläubig Amy an. Na ja, alle, ausser die Heinzforter. Die verstanden natürlich nicht, warum ihre Reaktion so unwahrscheinlich und verblüffend war.

»Du willst damit hier fahren?«

»Ja, will ich Rebekka. Pascal hat gerade gemeint, wir sollten das unbedingt machen und müssten keine Sorge wegen dem gefährden von Passanten machen.«

»Okay? Wenn Pascal das sagt?«

»Morgen, was meinst du? Sollen wir den Trupp mal schauen lassen?«

»Soll mich nicht stören. Ich stehe gerne zu Diensten, falls ihr was braucht!«

Mario schaute Waldemar an, der Mario. Aber auch Amy, Rebekka und Janine schienen Blut geleckt zu haben und auch ein Viper schien es nicht erwarten zu können. Markus sperrte seinen Boliden auf, öffnete die Motorhaube und ging dann zur Seite. Sofort stürzten sich alle darauf.

Da wurde viel kontrolliert, geprüft, begutachtet, während Waldemar und Mario auch immer wieder irgendwas mit dem Handy machten. Der Rest der Heinzforter stand nur daneben und beobachtete. Bis schliesslich die Gruppe von dem Auto zurücktrat und zu den Zuschauern kam.

»Also. Kein Wunder, dass ihr damit nicht gewinnt. Der Turbo ist ja gut gemeint, aber so wie der eingestellt ist, kommt der viel zu spät. Ausserdem, ein Turbo bei 7,7 Liter? Was soll das denn?«

Es gab ganz offensichtlich sehr viele Fehler, die in den paar Minuten da entdeckt wurden. Alles keine wirklich gravierende Probleme, sondern viel mehr fehlte da die Feineinstellung. Markus verschränkte die Arme.

»Also, was brauchen wir?«

Zum ersten Mal zogen alle am gleichen Strang. Geballtes Know-How für ein einziges Auto. Das gab ein ganz neues Gefühl bei den Autoschraubern. Normalerweise waren sie erbitterte Konkurrenten, doch dieses Mal würden sie ihr Wissen nutzen, um gemeinsam ein Auto an die Spitze zu bringen.

»Also, Blaumänner, Handschuhe, Haargummis, jede Menge Werkzeug und dann geht es los!«

Bestimmte Amy. Markus schaute zu Morgen, der nickte und schon war er verschwunden. Zeit genug für den hochmotivierten Trupp, einen Plan zu schmieden. Perry und Donald blieben zurück und redeten mit Markus.

»Und ihr seit da nicht involviert?«

»Na ja Markus, wenn man es genau nimmt, war es sogar unsere Idee. Aber irgendwie, seit die Mädels in Neunburg waren, sind sie nicht mehr zu halten. Elena schlägt dabei voll Waldis Bahn ein und irgendwie ist da dann kaum noch Platz für uns. Nur wenn es um was schweres geht, werden wir gerufen. Da haben sie jetzt aber Viper.«

»Was ich gerade bemerkenswert finde, Aisha steckt da voll mit drin und die hat so ein brutales Flugzeug entworfen. Schadet sie da jetzt mehr, oder nützt sie wirklich was.«

»Schwer zu sagen Perry. Ich kenne Aisha ja jetzt schon ein bisschen, aber sie ist schwer zu verstehen. Sie ist ein unglaublich guter Ingenieur und ich denke, dass grösste Problem wird ihre Stellung sein. Viper wird sich nicht so schnell reinreden lassen, wenn er etwas behauptet. Falls Aisha dann auf ihrer Meinung besteht, wird es wahrscheinlich knallen. Das Problem ist dann, keiner ist hier wirklich gut genug, um zwischen den Beiden zu entscheiden. Die arbeiten auf einem so hohen Niveau, dass sie uns einen Affen als Maus verkaufen könnten. Ich denke, da könnte es noch laut werden.«

»Aber sei mal ehrlich Markus. Das ist doch eine krumme Nummer von dir. Die Karre steht schon länger hier rum und sie könnte viel besser sein, wenn du es wollen würdest.«

»Richtig. Das ist alles langer Hand geplant. Es geht schliesslich einfach darum, Amy eine Freude zu machen und sie freut sich bei nicht vielem so intensiv wie bei Autos.«

»Du kannst dir aber schon denken, dass dieses Ding niemals mit dem Lion mithalten kann, oder?«

»Solange wir dran rum geschraubt haben sicherlich nicht. Aber wenn die da jetzt ihre Finger im Spiel haben und der Ehrgeiz sie packt …«

»Boah, bist du ein Arschloch! Du lässt sie jetzt deine Arbeit machen, packst das Ding dann in Neunburg auf die Strasse und versenkst deine eigene Freundin!«

Donald lachte.

»Ja, so in etwa ist der Plan. Was dagegen?«

»Nein, sicher nicht. Du bist echt eine hinterlistige Bazille, hat dir das schon jemand gesagt?«

»Sagen wir mal, man hat mich schon oft fieser Taktiker, oder gemeiner Stratege genannt. Hinterlistige Bazille ist neu!«

Print Friendly, PDF & Email

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert