Flucht

Tiffany und Casper gingen schnellen Schrittest zurück zum Raumhafen. Weiterhin waren da die Männer mit ihren Waffen, doch Tiffany war es egal. Als die Luke des Shuttles sich öffnete, ging es ihr nicht schnell genug. Dann endlich kam sie hinein. In Windeseile wurden von ihr sämtliche Knöpfe, Schalte und Regler betätigt und das Schiff erwachte zum Leben. Als soweit alles vorbereitet war und die Triebwerke warmliefen, hatte sie einen Moment Zeit.

»Casper? Alles okay mit dir?«

»Ja, klar, warum?«

»Weil du seit der Landung keinen Ton von dir gegeben hast!«

»Was hätte ich auch sagen sollen? Andere Länder, andere Sitten. Ich finde es aus Sicht eines Arztes natürlich nicht gut, aber so darf ich nicht denken. Es ist eine andere Kultur und ich habe nichts gesehen, war mir verwerflich schien. Es sind Wesen mit Verstand, mit Entscheidungsfreiheit und sie haben diesen Weg gewählt. Selbst die Schlachtung der Tiere kann man als absolut human ansehen. Diese Wesen leben ihre gesamte Lebensspanne, bekommen jegliche Pflege und ausreichend Futter und erst, wenn sie ohnehin gleich verenden, werden sie in einem Zustand geschlachtet, in dem sie das nicht mehr mitbekommen. Da war die Menschheit grausamer. Wir haben Jahrhunderte lang Tiere teilweise sogar zum Beginn ihres Lebens für die Fleischgewinnung getötet und das nicht immer auf die humanste Art.«

»Das ist aber jetzt nicht dein Ernst, oder?«

»Natürlich ist das mein Ernst! Ich heisse die hier vorherrschenden Sitten nicht gut, aber im Vergleich zu unserer Vergangenheit sind sie ziemlich human!«

»Mag ja sein. Ich möchte trotzdem immer weniger mit diesen Leute zu tun haben!«

»Nun, wenn ich Krieger richtig verstanden habe dann …

»Kapitän Krieger und sie haben mich richtig verstanden. Luke zu, starten! So schnell es geht!«

15 Minuten später dockte das Shuttle an der Megaclite an. Es ging auf die Brücke.

»Steuermann, weg hier! Der Kurs ist mir egal, nur weg hier und das mit allem, was der Antrieb zu bieten hat!«

»War es so schlimm?«

»Schlimmer! Ich will auch im Moment nicht darüber reden! Nur weg hier!«

Pamela akzeptierte die Worte, setzte Kurs auf Brassika und gab Gas. SchlaHa war schon lange ausser Sicht, als Krieger eine Idee kam.

»Tiffany, auf ein Wort!«

Gemeinsam gingen sie in den Raum des Kapitäns.

»Tiffany, ich will so schnell wie Möglich unser Versprechen einlösen und dann die Kurve kratzen. Ich habe zwar keine Ahnung, was hier so alles auf uns zukommen wird, aber alles ist besser als so etwas. Ich mag engstirnig sein, aber ich kann das nicht nachvollziehen. Ich will nur noch hier weg!«

»Da bin ich ganz ihrer Meinung. Vielleicht sollten wir einfach den Heimatplaneten der Thori …«

»Sparen sie sich ihre Worte. Ich habe schon einen Plan, der ohne Blutvergiessen auskommen wird!«

»Na da bin ich gespannt.«

»Wir entführen die beiden Anführer. Den Ältesten der Brass und den Chef der Thori. Dann fliegen wir so weit weg, dass man uns nicht mehr folgen kann. Die Beiden werden an einen Tisch gesetzt und dann wird geredet.«

»Der Plan ist einfach und genial. Nur, die Oberhäupter zweier Kulturen gefangenzunehmen ist jetzt nicht gerade einfach.«

»Vielleicht doch. Erinnern sie sich doch mal an die Piraten. Die kamen einfach so auf unser Schiff!«

»Ja, super. Sollen wir die fragen, ob sie uns die beiden Typen da gefangennehmen, oder wie?«

»Nein. Ich will nur die Technologie!«

»Und die kriegen wir einfach so?«

Krieger schaute finster.

»Zur Not holen wir sie uns einfach!«

»Aber Krieger, wir können doch nicht …«

»Es heisst Kapitän Krieger und doch, wir können! Die Piraten stören sich auch nicht an anderen Personen. Warum sollten wir es tun? Entweder sie geben uns die Technologie freiwillig, oder wir nehmen sie uns. So einfach ist das!«

»Das entspricht aber nicht gerade dem Kredo der GemSpa!«

»Ja und? Entspricht es dem Kredo, unwillkommene Menschen in ein Schiff zu verfrachten und zu hoffen, dass diese durch eine Fehlfunktion des Antriebs auf nimmer Wiederstehen verschwinden?«

Da hatte Krieger natürlich nicht ganz Unrecht.

»Okay, da ist was dran!«

»Sehen sie? Mir ist es total egal, was mit der GemSpa ist, denn eigentlich will ich gar nicht zurück. Hier können wir tun was wir wollen und ich habe die Schnautze gestrichen voll, mich hinter irgendwelchen Rollen und Regeln zu verstecken. Wir sind hier, die Megaclite eine wahrliche Macht. Die werde ich jetzt einsetzen!«

»Werden dann nicht wir zu so etwas wie Piraten?«

»Möglich, aber das ist mir auch egal! Ich werde einen Rundruf durch das Schiff machen und meine Absichten bekannt geben. Jeder, der damit nicht einverstanden ist, kann bei den Brass bleiben.«

»Niemand wird blieben wollen!«

»Denke ich auch. Aber, wir werden in Andromeda bleiben und wir werden uns ein Eck suchen, wo wir leben können und wollen. Die Megaclite wird der Garant dafür sein, dass es uns gutgehen wird und wir alles haben, was wir brauchen!«

»So habe ich sie gar nicht eingeschätzt Krieger!«

»Mag daran liegen, dass ich immer versucht habe die Vorschriften zu beachten. Das werden wir zwar auch weiterhin tun, doch werden wir viele Direktiven der GemSpa bezüglich des Kontaktes zu anderen Spezies über Board werfen!«

Krieger kam auf Tiffany zu und schaute sie durchdringend an.

»Oder gibt es da ein Problem, Nummer eins?«

Tiffany war nicht dazu in der Lage, die für sie falsche Formulierung zu korrigieren. So wie Krieger gerade drauf war wurde sie mit jeder Silbe immer erregter.

»Aber Kapitän! So kenne ich sie überhaupt nicht!«

Ohne Vorwarnung hatte Krieger Tiffanys Kopf an sich gezogen und küsste sie so brutal, dass ihre Knie begannen nachzugeben. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit.

»Krieger!«

Protestierte sie, als der Kuss geendet hatte. Aber halbherzig und auch auf sehr wackligen Beinen.

»Es heisst Kapitän Krieger und das Kapitän bedeutet, ich kann mir nehmen was ich will!«

Tiffany hätte es nie für möglich gehalten, was da gerade passiert war und noch weniger, wie geil sie das machte. Krieger war bislang die letzte Person auf dem Schiff gewesen, bei der sie irgendwie Erregung verspürte. Nun war sie jedoch fast so nass, wie wenn sie Spass mit Ruug hatte.

»Ja, Kapitän!«

Sie erschrak fast über die unterwürfige Art, die sie da an den Tag legte. So kannte sie sich selbst nicht.

»Ach, man muss also erst zeigen das man der Chef ist, damit sie mich mit meinem Titel ansprechen?«

»Reizen sie es nicht aus!«

Kurz darauf auf der Brücke.

»Alles Stopp!«

Pamela brachte das Schiff zum stehen.

»Alles gestoppt!«

»Gut. Casper, Schiffsweite Übertragung! Ich will, dass jeder mich hören kann.«

»Dann nur zu Krieger.«

»Achtung an Alle! Ich habe eine wichtige Durchsage zu machen! Da wir auf unbestimmte Zeit kaum die Chance haben werden, in unsere Heimat zurückzukommen, habe ich eine Entscheidung getroffen. Wir bleiben hier und sorgen dafür, dass wir hier ein wirklich gutes Leben führen können! Auch wenn an Board weiterhin die Hierarchie bestehen bleibt, werden wir uns von den Grundprinzipien der GemSpa verabschieden. Was wir brauchen, werden wir uns nehmen. Erst auf korrektem Weg mit Handel, doch wenn das nicht funktioniert, setzen wir die Macht des Schiffes ein und nehmen uns, was wir brauchen! Das ist beschlossene Sache! Wer damit nicht klar kommt, dem steht es frei zu den Brass zu gehen! Wer jedoch bleibt, von dem will ich einen Treueschwur auf das Schiff und seine Mannschaft! Ihr habt eine Stunde Zeit für die Entscheidung!«

Pamela, Casper und Barry schauten irritiert zu Tiffany. Doch die stellte sich vor Krieger.

»Kapitän, hiermit schwöre ich dem Schiff und der Besatzung meine absolute Treue! Wo das Schiff hinfliegt, fliege auch ich hin und wenn es zum Wohl des Schiffes ist, bin ich zu allem bereit!«

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