Pamela kam dem Befehl sofort nach. Doch als sie den Antrieb deaktivierte, gab es sofort einen Alarm. Der schien jedoch unbegründet, denn das Schiff trat wieder in den Normalraum ein und stoppte.
»Stellt den Alarm ab! Ray!«
Die Sprechanlage meldete sich.
»Kapitän, was habt ihr da oben gemacht?«
»Den Antrieb deaktiviert! Warum? Was ist los?«
»Einfach deaktiviert? Macht sich eigentlich hier keiner mehr die Mühe, meine Upgrade-Informationen zu lesen?«
Tatsächlich hatte Krieger das nicht getan. Wohl aber deswegen, da er gar nicht wusste, dass es die überhaupt gab.
»Nein. Warum? Was steht darin?«
»Was darin steht? Meine Güte! Da steht drin, dass man den Antrieb bei voller Leistung nicht einfach abschalten darf! Das Überlastet den Anti-Higgs-Emitter! Der ist jetzt so heiss gelaufen, dass er erst abkühlen muss, bevor wir ihn wieder einsetzen können!«
»Ganz grossartig! Wir hängen jetzt hier im Raum der Thori rum und kommen nicht mehr weg, oder wie?«
»Im Moment nicht Kapitän. Es dauert mindestens eine halbe Stunde, bis der Emitter wieder einsatzbereit ist!«
»Ganz, ganz toll! Ray, wir müssen uns über solche Informationen mal unterhalten!«
Auch wenn Krieger der Meinung war, dass der Fehler bei ihm lag, wälzte er diesen doch lieber auf Ray ab. Doch nun gab es ein Problem. Ohne den Hauptantrieb waren sie in dieser Region gefangen und das konnte Schwierigkeiten bedeuten. Die zeigten sich keine fünf Minuten später.
»Krieger! Ich habe mehrere Signale. Schiffe kommen auf uns zu!«
»Das es niemand schafft, mich Kapitän oder Kapitän Krieger zu nennen! Wie viele sind es?«
»Kann ich nicht genau sagen. Dutzende!«
»Wo kommen die auf einmal her?«
»Von allen Seiten Tiff!«
»Wann erreichen die uns?«
»In 20 Minuten, vielleicht weniger!«
»Genial! Ray! Wenn wir nicht in 20 Minuten Gas geben können, haben wir ein richtiges Problem am Hals!«
»Dann haben wir ein Problem am Hals Kapitän! Der Emitter kühlt nicht schneller ab, nur weil wir es eilig haben!«
Krieger dachte kurz nach. Es war weniger den Angriff, den er fürchtete. Viel mehr war es die Konsequenz, die bei einem Aufeinandertreffen folgen konnte. Hier draussen, ausserhalb eines Sonnensystems war es nicht möglich, die Megaclite zu verstecken. Auch war es nicht zu machen, dass man eine Nachricht an die Thori-Heimatwelt hätte verhindern können. Waren die Schiffe vor Ort war es mehr als wahrscheinlich, dass die Existenz des Schiffes nun doch bekannt wurde.
»Steuermann, wenn wir mit voller Kraft Kurs auf die Thori-Heimatwelt setzten, würde das die Zeit bis zum Eintreffen der Schiffe vergrössern?«
Pamela gab die Daten in die Navigation ein und schickte das Ergebnis an Barrys Station.
»Vielleicht eine, oder zwei Minuten. Das reicht nicht!«
»Danke Barry. Steuermann, Kurs setzen und mit maximaler Leistung beschleunigen. Sobald der Hauptantrieb wieder im Netz ist, volle Kraft. Setzen sie nach Überschreiten von LS1 Kurs zurück auf Brassika!«
»Was wird das Krieger?«
»Eine Finte Nummer eins!«
Wenn Tiffany ihn schon Krieger nannte, konnte er sie auch Nummer eins nennen.
»Tiffany bitte! Aber was soll die Finte bringen?«
»Kapitän Krieger bitte! Ganz einfach! Die sollen auf die Idee kommen, wir hätten hier nur kurz gehalten, um uns zu orientieren. Wenn sie sehen, dass wir auf ihre Heimatwelt zuhalten, gehen dort hoffentlich sämtliche Alarmsignale los und sie fangen an alles zur Verteidigung zu mobilisieren.«
»Super! Dann werden aber auch die, die auf uns zufliegen, alles daransetzen, dass wir das Ziel nicht erreichen.«
»So ist es Tiffany!«
»Logisch finde ich das jetzt aber nicht unbedingt! Wo liegt der Nutzen?«
»Ganz einfach. Der Anti-Higgs-Antrieb hinterlässt keine Spuren, die man irgendwie orten könnte. Das heisst, wir sind mit einem Mal auf deren Radar aufgetaucht und sie haben keine Ahnung, wo wir eigentlich herkommen. Das wir anscheinend nicht genau die Position der Heimatwelt kennen sollte sie davon ablenken, dass wir was mit den Brass zu tun haben. Dann sollen sie uns eben entdecken und das melden. Mit etwas Glück wird man uns für einen Eindringling von draussen halten.«
»Klingt jetzt aber nicht nach einer besonders vielversprechenden Taktik!«
»Nein, aber falls sie nichts besseres auf Lager haben würde ich sagen, Steuermann, ausführen!«
Tiffany hatte nichts besseres zu bieten. Sie waren alleine, ohne Hauptantrieb und es gab nichts, wo man sich hätte verstecken können. Da sie nichts sagte, ging Pamela auf Kurs und beschleunigte.
»An alle! Wir bekommen gleich Gesellschaft! Es ist zwar davon auszugehen, dass wir keine wirklichen Schwierigkeiten bekommen werden, dennoch sollen alle, die keine Kampfstationen haben, sich in die Mitte des Schiffes zurückziehen. Der Rest geht auf seine Station und bereitet alles für den Angriff vor!«
Sorgen machte sich Krieger wirklich keine. Sie hatten bewiesen, dass die ankommende Anzahl Schiffe keine Herausforderung für die Megaclite waren. Dennoch wollte er auf Nummer Sicher gehen.
»Barry, Schutzschilde! Casper, sie behalten die Frequenzen im Auge. Sobald die uns komplett scannen können versuchen sie ausgehende Nachrichten zu blockieren.«
Die Schilde fuhren aus, Casper aktivierte seine Sensoren und stellte sie auf die bevorstehende Aufgabe ein. Die Zeit lief ab und es kam die erwartete Meldung von Barry.
»Schiffe in Waffenreichweite!«
Krieger gab darauf keine Antwort. Er wartete darauf, dass Waffenfeuer angezeigt wurde. Jedoch passierte nichts davon.
»Ähm, Krieger, die wollen mit uns sprechen!«
»Es heisst Kapitän Krieger! Audio, oder Video?«
»Ich glaube mit Video.«
»Dann bitte auf den Schirm Barry.«
Sekunden später tauchte ein Wesen auf dem Hauptschirm auf, welches ein Mensch, aber auch ein Brass hätte sein können.
»Nennen sie den Grund für ihr Eindringen!«
Krieger stand auf.
»Ihnen auch einen guten Tag! Mein Name ist Krieger, ich bin Kapitän des irdischen Raumschiffs Megaclite. Wir erforschen diese Galaxie und sind auf der Suche nach intelligentem Leben!«
»Ich weiss sehr gut, wer sie sind Kapitän! Auch weiss ich, dass sie erst kürzlich im Raum der Brass gestartet sind. Also erzählen sie mir nichts von wegen Suche nach intelligentem Leben! Auch wir haben unsere Quellen auf Brassika!«
»Interessant! Dann sagen sie mir doch, was wir hier machen!«
»So weit reichen meine Informationen nicht. Allerdings gehe ich davon aus, dass sie einen Angriff auf unsere Heimatwelt planen. Auch muss ich davon ausgehen, dass wir dagegen nicht viel machen können. Ihr Schiff ist gefürchtet und die Verluste, die sie uns bereits zugefügt haben zeigen deutlich, dass wir ihnen nicht viel entgegensetzen können. Ausser vielleicht der Vernunft! Ich habe ihnen einen Vorschlag von unserer Administration zu unterbreiten. Wenn sie bereit sind, ihre Position zu halten, wird ein Abgesandter herkommen, um sich mit ihnen zu unterhalten. Sie haben wahrscheinlich gesehen, dass wir unsere Waffen nicht aktiviert haben. Ein Zeichen dafür, dass wir nicht gegen sie kämpfen wollen!«
Krieger schaute zu Barry, der dann auf seine Anzeigen.
»46 Schiffe. Waffen und Schilde sind nicht nennenswert.«
»Sie haben es gerade selbst gehört! Selbst mit aktivierten Waffen würden sie keinen Eindruck bei uns schinden. Falls sie aber wirklich mit uns sprechen wollen stelle ich eine Bedingung. Sie ziehen sich mit ihren Schiffen zurück und nur ein einziges Schiff mit dem Abgesandten kommt her. Dann sind wir bereit zu reden!«
Nun sah Krieger, dass der Thori zu einem seiner Leute schaute. Es dauerte ein paar Sekunden, dann sah er wieder zu Krieger.
»Der Vorschlag wurde angenommen! Wir ziehen uns zurück. In etwa zwei Stunden wird ein einzelnes, unbewaffnetes Schiff hier eintreffen. Seien sie sich gewiss, es handelt sich um einen Unterhändler. Weder wird sein Tod ihnen nützen, noch wird er eine nutzbare Geisel sein!«
Krieger lachte.
»Wir brauchen keine Geiseln! Ich verbürge mich für seine Sicherheit. Aber, keine krummen Dinger!«