Amy im Einsatz

Eigentlich hatte bislang immer Janine die Führung beim Kauf neuer Teile übernommen. Das lag daran, dass der Verkäufer auf sie am Besten reagierte. Sie war jedoch weit weg und Amy dachte an die Zeit, die sie hier verlor, anstatt zuhause am Lion zu schrauben. Doch natürlich wusste auch sie ganz genau, wie sie den Verkäufer bezirzen konnte.

Zusammen mit Rebekka, Perry und Donald ging es auf die Reise. Katja, Claudia und Elena durften nicht mit, damit die Jungs wenigstens etwas hatten, wo sie die Platzhirsche spielen konnten. Amy hatte einen Plan. Bevor sie den Laden betraten, setzte sie und Rebekka die Video-Brillen auf und es ging hinein. Voller Freude kam der Verkäufer sofort auf sie zu.

»Meine neuen Lieblingskunden! Womit kann ich euch denn heute weiterhelfen?«

Amy ging direkt zu ihm.

»Zuerst muss ich ihnen etwas sagen. Meine Freundin und ich nehmen gerade auf. Da sie uns bislang so vorzüglich entgegengekommen sind, wollen wir uns jetzt revanchieren. Aus dem Material werden wir ein Video zusammenstellen, um den Laden hier ein bisschen zu bewerben. Ist hoffentlich in Ordnung!«

»Was? Aber klar!«

»Super. Ich hoffe es ist okay, wenn wir von jetzt an du sagen?«

»Sicher doch! Soll mich nicht stören.«

»Perfekt. Also, wir brauchen Stoff. Alles für den Garzella. Nockenwellen, Auspuffanlage, elektrisch verstellbare Sitze und so ein Zeug. Wie sieht es aus?«

Er schien mit so etwas gerechnet zu haben, denn er verschwand kurz hinter seinem Tresen und förderte einen nagelneuen Katalog zu Tage, in dem es einzig um das Tuning eines Garzella ging. Nach kurzem Blättern hatte er auch schon etwas gefunden, drehte den Katalog um und zeigte ihn den Mädels.

»Das sieht doch sehr gut aus! Jungs, was meint ihr?«

Perry und Donald schauten sich an. Sie hatten keine Ahnung, was eine Nockenwelle bringen sollte.

»Ja, sieht doch gut aus.«

Rebekka fing an zu lachen.

»Gib ruhig zu, dass du keine Ahnung davon hast Donald. Ich erklär dir das mal schnell. Mit einer scharfen Nockenwelle werden die Ventile einfach weiter geöffnet. Dadurch kriegst du bei höherer Drehzahl mehr Luft in den Motor, aber hast dafür Probleme im Leerlauf. Auch die Abgaswerte ändern sich und so.«

»Also hinten raus mehr Power?«

»Genau!«

»Und was sind das für Probleme beim Leerlauf?«

»Ganz einfach Perry. Da die Ventile länger offen sind, vermischen sich auch mehr Abgase mit der angesaugten Luft.«

»Das ist doch dann aber nicht so gut, oder Amy?«

»Werden wir sehen. Da wird dann Waldemar zeigen müssen, was er wirklich drauf hat!«

Das überzeuge die Beiden. Weniger weil sie sich relativ sicher waren, dass Waldemar es hinbekam, sondern viel mehr um ihm eine Herausforderung zu geben.

»Gut, dann nehmen wir die.«

Der Verkäufer nickte freudig. Er notierte sich die Nummer und blätterte weiter. Einige Abgasanlagen bekamen die Mädels gezeigt, schienen aber nie zufrieden. Bis da schliesslich eine ganz bestimmte auftauchte.

»Ja wow! Hätte nicht gedacht, dass es die für das Auto gibt!«

»Warum? Was ist so toll an der Amy?«

»Ganz einfach. Die Anlage kannst du elektronisch verstellen. Damit kannst du sie so weit öffnen, dass wirklich alle Abgase entsprechend abgeführt werden, im Motor aber auch kein Unterdruck entsteht, der dir wieder Frischluft aus den Zylindern zieht. Die ist definitiv Top Perry, die nehmen wir!«

Da auch das beschlossene Sache war, ging es weiter zu den Sitzen. Da gab es eine ganze Fülle. Einige waren so massiv verstellbar, dass man ein kleines Studium brauchte, um die ganzen Möglichkeiten zu begreifen. Ein paar boten so viel Seitenhalt, dass Perry sich unwillkürlich fragte, ob er da überhaupt hineinpassen würde. Schlussendlich fanden sie aber etwas, was ihnen gefiel und das kam auf die Liste.

Nun aber die Gretchenfrage, auf die Amy bereits gespannt war. Sie schaute den Verkäufer direkt an, damit das Gesicht auch schön in der Kamera war.

»Dann sag mal an, was kostet der Spass?«

Amy hatten sich schon ausgerechnet, was alles in etwa kosten würde. Die Frage war nur, wie würde er nun reagieren. Kam er den Jungs entgegen, würde es ein wirklich ansprechendes Video mit entsprechender Wirkung werden. Blieb er jedoch bei dem abgeschätzten Preis, würde es nur zu einer Fussnote in einem anderen Video werden.

»So, hier hätten wir den Preis!«

Die Zahl, die er nannte, lag schon ein Stück unter dem, was Amy und Rebekka sich ausgerechnet hatten. Das konnte aber auch an guten Konditionen liegen. Überzeugt waren sie noch nicht.

»Ich bin aber ein grosser Fan von Treue und da ihr bislang immer zu mir gekommen seit und nicht zimperlich mit den Ausgaben wart, biete ich euch den Treuerabatt an. Ziehen wir 25% ab. Wie klingt das?«

Perry und Donald bekamen Leuchten in die Augen. Der Preis war schon heftig. Allzu oft konnten sie sich solche Investitionen nicht erlauben, sonst gab es Probleme mit dem Konto.

»Das ist doch mal ein Wort. Dann schreib das mal auf unseren Deckel und bestell das Zeug. Wäre lieb, wenn du es direkt an die Werkstatt liefern könntest, wir haben zur Zeit nicht gerade praktische Transportmöglichkeiten.«

Perry war verwirrt. Auf ihren Deckel? Die Jungs hatten bisher für die ganzen Umbauten keinen Cent bezahlt. Zumindest nicht mehr, seit die Mädels angekommen waren. Das war zwar auf der einen Seite praktisch, da es ihr Konto schonte, aber irgendwie auch seltsam.

»Das ist ja kein Problem! Aber, darf ich eure Aufmerksamkeit auf noch etwas richten?«

Er schob den Katalog wieder zu Amy. Die schaute sich das an.

»Ein Diagnosecomputer?«

»Ja, natürlich! Damit könnt ihr auch die Zündzeitpunkte und das alles verstellen!«

Amy wusste natürlich, wofür der gut war. Doch war sie sich nicht sicher, ob der im Moment Sinn machen würde. Zuhause hatten sie Mario und der wusste ganz genau, was man wie einstellen musste. Die Jungs hingegen hätten damit alles nur verschlimmert, jede Wette. Doch war die Frage, wie würde sich Waldemar damit schlagen?

»Was denkt ihr Jungs? Kriegt Waldi das hin?«

Da die Beiden gar nicht genau verstanden, um was es eigentlich ging, setzten sie einen irritierten Blick auf.

»Okay. Dann mal von Anfang. Der Computer ist für das Steuergerät gedacht. Damit kann man quasi Chip-Feintuning betreiben. Ist nur die Frage, könnt ihr damit etwas anfangen?«

»Na ja Rebekka. Kann man die richtigen Werte berechnen?«

»Also, ich kann es nicht Donald. Mario schon.«

»Dann kann Waldi das auch. Okay, nehmen wir. Mal schauen, was er dazu sagt!«

»Hervorragend. Welche Ausführung soll es sein? Handgerät? Schnittstelle mit PC-Software?«

Donald und Perry schauten sich an und wussten genau, was die richtige Antwort war. Sie gaben sie gleichzeitig.

»Schnittstelle!«

Der Verkäufer schien ein bisschen enttäuscht. Offensichtlich war das die günstigere Variante und er hätte gerne das teure Pendant verkauft. Aber, es kam auf die Liste. Wenige Minuten später war der Bestellschein ausgedruckt und wanderte zu Amy. Das gefiel Perry nicht so. Warum immer zu den Mädels? Es war ihr Auto und ihr Projekt, aber dauernd wurden sie quasi bevormundet.

Amy setzte die Brille ab.

»Super. Das wird jetzt geschnitten und kommt in ein paar Tagen online.«

»Wahnsinn! Mein Sohn wird ausflippen! Der erzählt bei seinen ganzen Freunden, sein Vater würde die Mädels mit dem Wurm beliefern.«

Amy schaute zu Rebekka, die nickte nur.

»Dann hab ich ein Angebot für dich. Wenn die Teile da sind, bring sie zu uns und nimm dein Sohn gleich mit. Was denkst du wie stolz der sein wird, wenn wir ein paar Bilder mit ihm machen?«

»Das wäre unglaublich! Da komme ich gerne darauf zurück!«

Amy lehnte sich auf den Tresen.

»Dann noch ein Angebot. Je kleiner die Rechnung wird, desto besser wird er mit den Bildern angeben können!«

Der Verkäufer schien kurz nachzudenken. Es war wohl die Frage, wie viel ihm das Glück seines Sohnes Wert war.

»Rechnung? Welche Rechnung?«

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