Waldemars Gefühle

»Du bist total irre, weisst du das?«

»Ich bin total kaputt Elena. Ich gehe jetzt hoch, esse was und hoffentlich schlafe ich nicht ein, bevor ich Perry noch befriedigt habe.«

»Ja, mach das. Ich geniesse mal den Knecht. Der ist echt gut!«

Waldemar hatte sich schon sein Essen gemacht und gerade mit dem Verzehr begonnen, während seine Serie lief. Doch wirklich konzentrieren konnte er sich nicht. Da war dauernd Elena in seinen Gedanken. Wie sie ihm bei der Schnittstelle unterstützt hatte, ihm Ratschläge gab und das auf eine Art, die er gerne akzeptierte. Jeder andere Mensch hätte das als aufkommende Gefühle verstanden, doch für Waldemar war alles neu und ungewohnt. Für ihn gab es immer nur seine Ziele und die Konzentration darauf. Das nun dauernd Elena in seine Gedanken sprang, fand er äusserst irritierend.

Nicht nur irritierend, sondern auch noch höchst ablenkend. Normalerweise fiel es ihm nicht schwer, während dem Essen der Handlung seiner Serie zu folgen. Doch dieses Mal wurde der Protagonist gerade von ein paar zwielichtigen Gestalten ausgeraubt, weil die ihm beim Verkauf von Prepaid-Handys beobachtet hatten und Waldemar hatte gar nicht registriert, dass er diese Geräte überhaupt verkauft hatte.

Doch seine Gedanken wurden zerstreut, als Katja die Tür reinkam. Sie sah sehr mitgenommen aus und warf sie einfach in den Sessel.

»Sind die Jungs noch nicht da?«

»Meine liebe Katja. Nein, Elena hat mich nachhause gefahren, da die Anderen es ja nicht für nötig erachten, einen festen Tagesrhythmus einzuhalten.«

»Oh Mann, hoffentlich brauchen die nicht mehr so lange. Ich weiss nicht, wie lange ich mich noch auf den Beinen halten kann.«

»Wenn du mir die Frage erlaubst, was hat dich so erschöpft?«

»Ach, dieser Kincaid. Der hat mich seit heute Mittag gevögelt und will einfach nicht klein werden.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Was willst du da verstehen? Gestern hat Amy angefangen, mit dem Kincaid zu vögeln. Veronika hat uns gezeigt, der spritzt zwar recht schnell, aber danach bleibt er trotzdem hart. Wir wollen jetzt herausfinden, wie lange er wirklich kann.«

»Aber, wenn Amy doch Koitus mit ihm hatte, warum bist du jetzt so geschafft?«

»Weil ich sie heute Mittag abgelöst habe. Jetzt ist Elena an der Reihe.«

Irgendwie gefiel Waldemar diese Aussage nicht, auch wenn er den Grund dafür nicht erkennen konnte.

»Das bedeutet, Elena hat gerade Sex mit diesem Mann?«

»Genau das bedeutet es.«

Waldemar schwieg.

»Ach, gefällt dir nicht, kann das sein?«

»In der Tat sehe ich diesen Umstand als wenig erfreulich an. Elena ist eine intellektuell hoch entwickelte Frau. Warum sie sich ihren niederen Gelüsten derart hingibt, ist ein wirkliches Rätsel für mich.«

»Tja, du müsstest es mal ausprobieren. Das macht schon höllisch viel Spass!«

»Liebe Katja. Ich kann nicht erkennen, wo der Spass in diesem Falle liegt. Zwei zumeist nackte Körper sind dicht an dicht. Alleine die dadurch hervorgerufene Transpiration ist sehr unhygienisch. Dazu dann noch der Koitus selbst. Das Eindringen in einen fremdem Körper, oder die Penetration einer anderen Person verursacht in mir Gänsehaut. Besonders im Hinblick auf die Tatsache, dass es ohne den eigentlichen Zweck, die Fortpflanzung, durchgeführt wird.«

»Es macht trotzdem Spass! Die ganzen Hormone, die in einem aufkommen, die Tatsache, dass man so attraktiv auf eine andere Person wirkt, um die zur Paarung anzuregen. Es ist einfach geil!«

»Dem kann ich nicht folgen. Alleine wenn man bedenkt, wie viel Zeit du heute dafür aufgebracht hast, in welcher du auch produktiv am Garzella hättest arbeiten können, macht dein Verhalten für mich schon irrational!«

»Waldi, ich hab mich ja nicht die ganze Zeit gelangweilt! Die meiste Zeit war es echt geil und die Orgasmen ganz schön heftig.«

»Und wo liegt der Nutzen? Weder kannst du für die Orgasmen etwas kaufen, noch sonst irgendetwas nutzbringendes nennen.«

»Ich fand es geil Waldi, leb einfach damit. Aber wo wir beim Thema sind, wie sieht es denn aus beim Garzella?«

»Oh, hervorragend! Ich habe die neuen Armaturen angebracht und der erste Test war äusserst positiv. Darüber hinaus habe ich mit Elena zusammen mit dem Entwurf einer Schnittstelle für die Fahrer begonnen, damit die das Auto für ihre Fahrweise perfekt individualisieren können. Morgen werden wir die Arbeiten daran abschliessen und ich werde beginnen, alles praktisch umzusetzen. Zusammen mit Elena wird es auch möglich sein, bis zum Abend die Schnittstelle im Auto installiert zu haben.«

»Und sonst ist nichts am Auto passiert?«

»Doch. Die haben das Getriebe ausgebaut und ein neues angebracht. Irgendeine Banalität dieser Art.«

»Wie bitte? Ein neues Getriebe nennst du Banalität?«

»Aber ja.«

»Wie kommst du darauf?«

»Ist das nicht offensichtlich? Ich habe das Getriebe schliesslich nicht gebaut!«

Katja schüttelte den Kopf.

»Weisst du wenigstens, wie weit sie sind?«

»Natürlich habe ich mich mit dieser Lappalie nicht wirklich aufgehalten, doch meine ich aufgeschnappt zu haben, dass das neue Getriebe heute fertig eingebaut werden soll. Morgen würden die Schaltwippen installiert werden, oder ähnliches.«

»Na, da habe ich ja doch einiges verpasst!«

»Ich mag mich irren, liebe Katja, doch habe ich nicht genau das gesagt?«

»Wer hat denn das Getriebe umgebaut?«

»Meines Wissens nach Claudia, mit Perry als Unterstützung.«

Das macht Katja jetzt doch etwas eifersüchtig. Claudia hatte sich also ihre Abwesenheit zu Nutze gemacht, um so etwas krasses wie das Getriebe umzubauen. Während sie Kincaid bearbeitet hatte. Irgendwie fühlte es sich wirklich so an, als wäre der Sex nicht gleichwertig gewesen.

In dem Moment kamen die Jungs zur Tür herein. Kurz darauf die Mädels. Perry suchte sofort den Weg zu Katja, die ihm bereitwillig Platz machte, um sich auf ihn zu setzen.

»Na, wie weit seit ihr?«

»Hab das Getriebe jetzt komplett drin. Die Antriebswellen haben ein bisschen Schwierigkeiten gemacht. Davon abgesehen ist alles super gelaufen. Morgen noch die Schaltwippen.«

»Und dann kann man das Ding fahren Claudi?«

»Ja. Claudia hat echt gut gearbeitet und sei mal stolz auf dein Freund?«

Verwundert schaute Katja erst zu Perry, dann zu Rebekka.

»Warum Rebekka?«

Die Antwort kam jedoch von Donald.

»Weil er das Getriebe gepackt hat und ich nicht!«

Wieder schaute Katja verwundert zu Perry.

»Echt jetzt? Du bist stärker als Donald?«

»Anscheinend. Allerdings bin ich mir da nicht ganz sicher, weil das auch eine Finte von ihm und Rebekka sein könnte, um mein Selbstvertrauen aufzubauen.«

»Nein, nein, nein, mein lieber Perry. Würdest du dir die Mühe machen, Gestik und Tonfall unseres Freundes zu beobachten wäre dir aufgefallen, dass er bei seiner Aussage einen Unterton hatte. Dieser weisst daraufhin, dass ihm der Umstand nicht gefällt und das sagt klar aus, er sagt die Wahrheit.«

Und schon fühlte sich Perry richtig gut.

»Cool. Was denkst du Schatz, wollen wir ins Bett gehen und du probierst meine neuen Kräfte aus?«

»Hallo? Worauf warten wir noch?«

Beflügelt durch Waldemars und Donalds Worte, wurde Perry übermütig. Sein einer Arm lag schon um Katja, so musste er den Anderen nur noch unter ihre Kniekehlen bringen und als das geschafft war, stand er auf und hatte sie auf dem Arm.

»Wow Schatz! Das hast du noch nie gemacht!«

Perry verzog das Gesicht.

»Werde ich so schnell auch nicht mehr, dass zieht irre heftig im Kreuz!«

Katja grinste.

»Wenn du mich so ins Bett bringst zeige ich dir, wie du den Schmerz ganz schnell vergisst!«

Nun grinste Perry.

»Gute Nacht zusammen! Ich lasse mir jetzt von Katja eine ganz besondere Medizin geben!«

Alle schmunzelten. Alle, ausser Waldemar natürlich. Der schüttelte nur verächtlich den Kopf.

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