Perrys Depression

»Ja, vielen Dank. Die sind besser als Donald und Donald ist besser als ich. Schön zu wissen, wo ich stehe!«

Perry bekam einen unsanften Ellenbogen in die Rippen.

»Alter, du gehst mir gerade mit deinem Selbstmitleid voll auf den Sack! Hast du mal gesehen, was du für eine Freundin hast? Die dich vergöttert? Katja kann jeden Kerl haben, will aber dich. Ja, stimmt, dann musst du ja irgendwo ganz weit unten in der Liga spielen. Claudia und Elena schwärmen von dir als Liebhaber. Hast schon Recht, du bist ein Dünnbrettbohrer! Amy hat Phillip erzählt, dass du sie quasi im vorbeigehen zum Orgasmus gebracht hast. Amy hat das gesagt! Die, die normalerweise echt kritisch ist. Klar, du bist nur eine Lachnummer!«

»Was willst du eigentlich von mir Rebekka?«

»Was ich will? Du stehst hier rum wie ein aggressiver Trauerklos und hast beim besten Willen keinen Grund dazu! Du siehst anders aus als Donald, müssen wir uns nicht drüber unterhalten. Aber ich kann dir alleine hier in der Werkstatt fünf Frauen nennen, die sich sofort von dir flachlegen lassen!«

»Wenn Donald keinen Bock hat vielleicht!«

»Oh leck, gehst du mir auf die Eierstöcke! Katja? Nächste Nummer, Donald oder Perry?«

Perry schaute erschrocken zu Katja. Die schaute aus dem Radkasten des Garzella heraus.

»Na Perry!«

»Janine, nächste Nummer? Perry oder Donald?«

Keine Antwort.

»Janine! Antwort! Jetzt!«

»Oh Mann! Perry!«

»Claudia? Selbe Frage!«

»Donald natürlich!«

Rebekka wurde lauter.

»Elena! Nächste Nummer mit Donald oder Perry?«

»Ist aber eine ganz schön begrenzte Auswahl!«

Kam es aus dem neuen Büro zurück.

»Jetzt gib schon Antwort!«

»Von mir aus. Dann Perry. Will wissen wie sein neuer Body so wirkt!«

»Siehst du? Vier Frauen und nur eine hat Donald genommen und das wohl in der Hauptsache nur, weil er ihr Freund ist.«

»Du hast aber von fünf Frauen gesprochen.«

»Stimmt. Ich bin Nummer 5 und würde auch dich nehmen!«

»Darf ich mal ganz dumm fragen, was jetzt wieder los ist?«

»Ganz einfach Donald. Herr Perry hier spielt Selbstmitleid. Ich versuch ihm nur zu erklären, dass er dafür keinen Grund hat!«

Katja sprang auf und kam heran.

»Selbstmitleid? Was ist los Schatz?«

»Ach nichts, alles gut.«

»Also, mit dem Lügen musst du definitiv noch üben! Katja, der Herr ist geknickt, weil du Donald um Hilfe gebeten hast und nicht ihn, obwohl er direkt neben dir gestanden hat.«

»Bitte was? Wann?«

»Na vorhin, als du die Schraube nicht öffnen konntest. Perry stand neben dir, du hast aber nach Donald gerufen.«

Katja wurde rot und verlegen.

»Schatz? Das war doch nicht böse gemeint. Ich hab aber die ganze Zeit Donald gerufen, als du nicht da warst.«

»Schon gut, der hat eh mehr Power als ich.«

»Ach ja? Warum zieht mich dann unser Trainer dauernd damit auf, dass du auf allen Geräten mehr Gewicht drauf hast als ich?«

»Was wollt ihr eigentlich alle von mir? Ist ja alles lieb gemeint, aber ich weiss schon wo ich stehe!«

»Boah. Kann dem mal jemand an den Kopf hauen? Ich krieg es nicht mehr auf die Reihe!«

Rebekka schüttelt nur noch den Kopf. Katja hingegen kam ganz nah an Perry ran.

»Sag mir mal eins Schatz. Wieso auf einmal so selbstkritisch? Du sagst, du weisst wo du stehst. Bist du dir da sicher? Ich meine, von unserer ersten Begegnung an wollte ich dich haben. Seit ich dich hab lasse ich dich nicht mehr gehen.«

»Mag ja sein, aber trotzdem bin ich eben ich und tauge nicht besonders viel.«

Womit niemand gerechnet hatte, da kam jemand aus dem Aufenthaltsraum. Genervt und offensichtlich richtig wütend.

»Mein lieber Freund Perry. Verzeih, wenn ich nun etwas aufbrausend sein werde, aber ich kann mir deine Art nicht länger anhören! Wie du sagst, taugst du nicht besonders viel. Nun, da lass mich dir etwas sagen. Deine Arbeit macht nahezu 70% unserer gesamten Software aus. Die verbliebenen Prozente teilen sich in meine und die Arbeit von Donald auf. Insofern deine Aussage korrekt wäre und du taugst nicht viel, müssten die Nutzer der Software das mittlerweile vermerkt haben. Doch was man uns an Problemen meldet bezeichnet man landläufig als Kinderkrankheiten. Davon abgesehen ist die Zufriedenheit hoch! Darüber hinaus, wäre deine Aussage korrekt, würdest du einen anderen gesellschaftlichen Status innehalten. Du bist jedoch umgeben von Freunden, die dir in der Not zur Seite stehen. Darüber hinaus bist du begehrt bei äusserst attraktiven Frauen! Bedenke die ganzen Gespräche, die ich immer wieder zu erdulden habe! Deine Qualitäten als Liebhaber werden immer wieder deutlich hervorgehoben und aus evolutionärer Sicht reiht dich das weit oben in der Liste derer ein, mit denen man sich fortpflanzen will. Auch aus dieser Sicht stimmt deine Aussage nicht mit den Tatsachen überein. Zudem komme auch ich nicht umhin zu bemerken, dass du körperlich deutliche Vorschritte erzielt hast. Verglichen mit dem Schönheitsideal unserer Gesellschaft magst du noch nicht an der Spitze angelangt sein, bist aber deutlich weiter oben, als noch vor einigen Monaten! Nun aber der hauptsächliche Grund, warum deine Aussage zur Gänze falsch ist! Ich achte deine Arbeit als Programmierer, empfinde deine Anwesenheit als überwiegend angenehm und deine Freundschaft als wertvoll. Dir sollte nicht entgangen sein, dass ich hohe Ansprüche an jene lege, die ich in meiner Gegenwart erdulden muss. Noch weit höhere Ansprüche habe ich im Bezug auf Menschen, die ich als Freunde bezeichne. Alleine deshalb ist deine Aussage grundlegend falsch!«

Perry war sprachlos. Alleine die Tatsache, dass Waldemar sich so energisch in das Gespräch eingemischt hatte, war schon eine gravierende Aussage. Seine Worte taten ihr übriges. Wenn jemand absolut schonungslos die Wahrheit sagte, dann definitiv Waldemar. Dem war es egal, ob seine Worte jemand verletzte, oder ihm gut taten. Das hiess, was er sagte war auch exakt das, was er meinte und das tat Perry unglaublich gut.

»Danke mein Freund. Ich bin auch froh, dass wir Freunde sind!«

Waldemars Ärger schien sofort verflogen.

»Natürlich bist du das!«

Mit den Worten drehte sich Waldemar um und war wieder verschwunden.

»Und? Jetzt besser?«

»Ja, glaub schon Rebekka.«

»Du machst dir einfach zu viele Gedanken Dicker.«

»Du hast gut reden. Bei dir läuft ja alles wie am Schnürchen!«

Rebekka stemmte die Fäuste in die Hüfte.

»Ach ja? Dann erklär mir mal eins. Warum habe ich keinen Freund?«

Die Frage irritierte Perry.

»Du willst keinen?«

»Ach, ich bin ja kein Mädchen mit romantischen Gedanken. Gelle?«

»Weiss ich das?«

»Nein, aber ich sag es dir jetzt. Natürlich wünsche ich mir eine Beziehung. Denkst du es lässt mich kalt, Amy immer mit ihren Männern zu sehen? Oder Mario mit Luigi? Mir tut es sogar hin und wieder etwas weh, dich und Katja zu sehen.«

»Verstehe ich nicht. Wo liegt denn dein Problem?«

Rebekka drehte sich ein bisschen zu Katja.

»Mein Problem? Erstens, die Kerle sehen mich und denken nur noch mit dem Schwanz. Dann bin ich auch noch ziemlich erfolgreich und zudem ein recht guter Rennfahrer. Das schüchtert ein. Die Meisten trauen sich nicht, näher an mich heranzukommen. Wohl auch, weil ich mich nicht zügele, was Sex angeht. Aber soll ich euch was sagen? Es ist nur ein Aspekt meines Lebens! Der ganze Rest läuft glänzend! Allein die Tatsache, dass ich meine Freunde um mich habe, auf die ich Hochhäuser bauen könnte.«

Perry gab das wirklich zu denken. Rebekka hatte da nicht ganz Unrecht. Vielleicht lief bei ihm nicht alles zu 100% so, wie er sich das wünschte, aber im Grossen und Ganzen lief eigentlich alles recht gut. Der Erfolg stellte sich ein, er bekam seine Figur langsam in den Griff und hatte eine Freundin, die ihm viele Neider einbrachte. Aber auch er hatte unglaubliche Freunde, wie Waldemar eindrucksvoll bewiesen hatte. Dazu dann noch die Tatsache, dass ja wirklich seine sexuelle Leistung immer wieder von verschiedenen Frauen hoch gelobt wurde, war auch nicht von der Hand zu weisen. War es da wirklich so schlimm, dass Katja Donald gerufen hatte und nicht ihn?

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