»Soweit habe ich das verstanden, aber warum holen sie sich das Ding nicht?«
»Es mag daran liegen, dass unser Schiff nicht in solch eine Region vordringen kann.«
»Verstehe. Ruug, hält unser Schiff das aus?«
»Schwer zu sagen. Theoretisch ja. Ich habe aber auch schon von Fällen gehört, wo Besatzungen aufgrund der Strahlung erkrankten, oder wahnsinnig wurden.«
»War ja klar. Gibt es nichts anderes, was wir ihnen anbieten können?«
»Leider nein. Wir sind derzeit mit allem ausgestattet, was uns einen entsprechenden Profit verspricht. Lediglich einen Zwe-Kristall haben wir nicht.«
»Schade. Ruug, dann müssen wir uns woanders umschauen.«
»Das können sie natürlich tun, doch seien sie gewiss, sie werden auf dem ganzen Planeten keinen anderen Händler finden, der diese Art von Technologie hat.«
»Damit wird er wahrscheinlich Recht haben Tiffany. Als ich das letzte Mal hier gehandelt habe, hatte man nirgendwo Bedarf an meiner Ware, nur hier. Die scheinen echt die Einzigen mit dieser Art von Technologie hier zu sein.«
»Na geil. Also haben wir wohl keine andere Wahl. Von mir aus, wo befindet sich dieses Ding?«
Mitten im Raum tauchte eine Sternenkarte auf. Einfach so. Nichts deutete auf deren Emitter hin, auch war hier generell keine Technik zu sehen. In der Mitte leuchtete etwas.
»Genau hier!«
Ruug wich zurück.
»Ist das ihr Ernst? Das ist in der Frenalen-Ausdehnung!«
»Diese Aussage ist korrekt!«
»Toll. Was ist denn jetzt wieder eine Frenale-Ausdehnung?«
»Eine Region, in der viele Naturgesetze anscheinend nicht gelten. Es gibt Bereiche, wenn man dort eindringt verlieren Atome einfach ihre Bindung. In anderen Bereichen, so heisst es, läuft die Zeit nicht regelmässig. An dem einen Punkt läuft sie schneller, an einem anderen langsamer.«
»Klingt ja nach jede Menge Spass. Haben wir eine Garantie, dass das Zeug auch noch da ist, wenn wir zurückkommen? Sie sagten ja, es sei heiss begehrt!«
»Selbstverständlich!«
»Na denn. Wir satteln die Pferde! Lasst uns das Teil holen.«
Einige Stunden später war der Kreuzer unterwegs und hatte die Zielregion erreicht. Es war der Besatzung anzumerken, dass sie überhaupt keinen Bedarf hatte, dort einzudringen.
»Legt mir das mal auf den Schirm, ich will es mir mal anschauen.«
Was zu sehen war schien gar nicht schlimm. Ein Nebel, mehr nicht. Da sah der, den die Megaclite bei ihrem einzigen Auftrag untersucht hatte, deutlich gefährlicher aus.
»Sieht gar nicht so schlimm aus. Also. Kurs setzen und volles Programm. Will zum Abendessen daheim sein!«
Die Besatzung kam zwar mit Tiffanys Redewendungen nicht ganz klar, aber der Befehl war eindeutig. Dennoch spürte Tiffany eine Verzögerung, bis er ausgeführt wurde. Das Schiff trat in den Nebel ein und alles schien ruhig. Über Stunden.
»Wie lange ist es eigentlich noch, bis wir das Ding erreichen?«
»Kommandant, hier stimmt etwas nicht! Als wir in den Nebel geflogen sind hiess es, es wären runde sechs Stunden. Nun zeigt mir die Anzeige fast vier Jahr!«
»Wahrscheinlich stört der Nebel die Sensoren. Wir werden schon ankommen.«
Die Sprechanlage meldete sich.
»Sicherheit an Brücke. Kommandant, kommen sie bitte schnell zu uns!«
Tiffany schaute zu Ruug, dann stand sie auf und eilte los. Schön bei diesem Schiff war, nach einem solchen Ruf zeigte sich eine gelbe Linie auf dem Boden, die den Weg anzeigte. Tiffany kam bei den Mannschaftsquartieren an. Ein Mann von der Sicherheit stand davor.
»Was ist los?«
»Schauen sie selbst Kommandant!«
Tiffany ging zu der geöffneten Tür. Der Schiffsarzt stand neben dem Bett und untersuche gerade offensichtlich eine Leiche. Eine Frau, die anscheinend sehr alt gewesen sein musste.
»Was ist hier passiert?«
»Unbekannt! Meiner Untersuchung zufolge, ist sie an Altersschwäche gestorben.«
»An Altersschwäche?«
»Ja, Kommandant. Meiner Untersuchung zufolge hat sie ein Alter von 131 Jahren erreicht. Alle Zellen bestätigen das.«
»Moment mal, wir haben doch wohl kaum Besatzungsmitglieder in diesem Alter auf dem Schiff!«
»Natürlich nicht! Nach ihrer Datei ist sie eigentlich erst 34 Jahre!«
»Super! Bringen sie sie auf die Krankenstation. Und sie, geben sie ihren Leuten den Befehl, die anderen Besatzungsmitglieder zu überprüfen und stellen sie zwei Leute ab, um sich um die Logbücher der Frau zu kümmern. Vielleicht hat sie etwas eingetragen!«
So wurde es gemacht. Als Tiffany wieder auf die Brücke kam, wurde sie überrascht.
»Kommandant! Was ein Glück. Ich dachte schon, wie wären da unten verloren gegangen!«
Tiffany schaute zu Ruug.
»Wie kommen sie denn auf die Idee?«
»Es ist schon ein wenig ungewöhnlich, wenn man über zwei Wochen keinen Kontakt zum Kommandanten hat!«
Wieder wechselten Tiffany und Ruug einen Blick.
»Zwei Wochen? Wir waren keine halbe Stunde weg!«
»Doch! Seit sie die Brücke verlassen haben, sind zwei Wochen vergangen. Wir gingen sie suchen, kamen aber nicht weit. Irgendein Kraftfeld hat uns abgehalten weiterzugehen. Ein Glück, dass Nahrungsmittelgeneratoren in Reichweite waren.«
»Bitte? Wir waren wirklich nur einige Minuten weg!«
»Tiffany, sprach ich nicht von zeitlichen Verzerrungen in der Region?«
Tiffany erschrak. Davon hatte Ruug gesprochen. Das es aber so heftige Verzerrungen sein würden, davon hatte er nichts gesagt.
»Na geil! Hättest ruhig sagen können, dass die so krasse Auswirkungen haben.«
»Und wie, wenn ich fragen darf? Das ist alles Hörensagen. Genaue Angaben habe ich auch nicht!«
»Na super! Dann stecken wir jetzt bis zum Hals in der Scheisse und müssen hoffen, dass niemand eine Welle macht. Wie ist unsere Lage?«
»Wir haben unser Ziel schon lange erreicht. Schauen sie!«
Auf dem Bildschirm zeigte sich ein kleines Objekt. Es sah eigentlich mehr aus wie ein Klumpen Dreck und nicht wie ein Kristall.
»Und das ist das Ding? Hab ich mir irgendwie imposanter vorgestellt!«
»Ist es Tiffany und die Grösse ist beeindruckend!«
»Dann bezahlen wir teures Geld für das Zeug.«
»Nicht zwingend. Wir können den Kristall zerteilen und den Rest für uns behalten.«
»Das geht?«
»Aber ja. Sind Energiewerte von dem Kristall zu messen?«
Der Offizier an den Sensoren gab Antwort.
»Unglaubliche Werte sogar! Liegt am hinteren Ende der Skala!«
»Hmm. Geht von dem Teil eine Gefahr aus?«
»Nein Kommandant. Die Energie ist harmlos, solange sie nicht entsprechend kanalisiert wird.«
»Gut. Dann sammeln wir das Ding mal ein und schauen, dass wir ganz schnell Land gewinnen!«
Das Einsammeln gestaltete sich noch recht simpel. Tiffany erkannte, dass auch in dieser Hinsicht die Brass den Menschen weit überlegen waren. Sie zogen den Kristall einfach mit einem Energiestrahl in eine Ladebucht des Kreuzers. Die Megaclite hätte das Shuttle einsetzen müssen.
»Das hat ja geklappt, jetzt schnell …«
»Kommandant, melden sie sich endlich! Die Zeit ist abgelaufen!«
Tiffany erschrak. Das war die Sprechanlage des Schiffes.
»Was ist denn los?«
»Na endlich! Was los ist? Wir haben keine Energie mehr! Ich zweifle ernsthaft ihre Fähigkeit als Kommandant an, wenn sie über Wochen jede Anfrage von uns ignorieren und uns mittels eines Kraftfeldes vom Rest des Schiffes abschneiden!«
Tiffany bekam Panik.
»Das war anscheinend eine zeitliche Verzerrung! Bringen sie mich auf den neuesten Stand!«
»Der ist einfach. Schiff ohne Energie! Flugfähig nur durch Manöverdüsen. Energie ausreichend für etwa vier Wochen Lebenserhaltung!«