Die Heinzforter Entdecker

»Also, ich verstehe euch richtig. Ihr habt irgendwann beschlossen ein Auto zu tunen. Um das zu realisieren habt ihr euch so eine monströse Halle gemietet, die ganzen Einbauten hier vorgenommen und das alles? Für ein Auto?«

»Na, mittlerweile ja für zwei Autos. Aber im Prinzip hast du schon Recht. Wir machen aber auch keine halben Sachen. Ganz, oder gar nicht Donald!«

Das war deutlich zu sehen.

»Und das ist der Lori?«

»Klar. Sieht man doch Perry. Mein Baby!«

»Dein? Okay, wartet mal. Beim Lion heisst es immer es wäre Amys Auto. Beim Lori sagst du es ist dein Baby. Wie ist das denn jetzt?«

Die Mädels lachten mal wieder.

»Also, genau genommen ist es unser Auto. Also uns drei und Mario. Amy hatte aber von Anfang an eine Affinität für den Lion und sie kitzelt auch immer noch ein bisschen mehr Zeit aus ihm raus, als Rebekka, oder ich. Beim Lori bin ich der beste Fahrer. Ich hab mich da rein gesetzt und wusste genau, dass ist meiner.«

»Macht das so einen Unterschied, wer fährt?«

»Oh ja Donald! Auto und Fahrer gehen quasi eine Beziehung ein. Wer am Besten passt holt auch das Beste heraus. Das wird sich bei euch und dem Garzella auch noch zeigen.«

»Apropos. Was denkst du denn vom Garzella Viper?«

»Ich bin beeindruckt. Wie die Mädels ja schon sagten, wurde an Motor und Getriebe noch nichts verändert. Der hat aber schon echt Power. Wenn euer Waldemar so gut ist wie Mario und ihr beim schrauben auch nicht ungeschickt, sehe ich da schon einen Lion-Killer!«

»Was? Träum weiter!«

Amy verschränkte die Arme und schien eingeschnappt.

»Ja was Amy? Ob du es willst oder nicht, der Lion 45 ist ein Gartenhäuschen. Der Garzella ist flach, windschnittig und hat das meiste Gewicht auf den Antriebsrädern. Da ist noch sehr viel Arbeit nötig, er hat aber das Potential!«

»Trotzdem. Meinen Lion schlägt der niemals!«

»Ach, die Viper ist auch ungeschlagen.«

Janine lachte mal wieder.

»Solange der Lori nicht dagegen antritt!«

»Sei doch einmal still Janine!«

»Du hast doch damit angefangen!«

»Jetzt hört mal auf zu streiten! Wenn der Garzella irgendwann mal mehr Power hat als der Lion, motiviert uns das nur für weites Tuning!«

»Stimmt schon Rebekka. Das haben wir ein bisschen schleifen lassen.«

»Was heisst hier schleifen lassen Amy? Warum sollten wir da was dran frisieren? Wann haben wir denn das letzte Rennen verloren?«

»Na, na, na Janine! Stillstand ist nie eine gute Idee!«

»Never change a running system Viper!«

»Trotzdem. Seit wir den Lori haben kümmern wir uns eigentlich nicht mehr richtig um den Lion. Sobald wir in Heinzfort fertig sind schauen wir mal, was wir am Lion verbessern können.«

»Solange wir den Lori dabei nicht ignorieren Amy, bin ich dafür.«

»Janine, Katja hat da was gesagt, der Lori macht auf Kommando die Türen auf und so?«

»Klar Perry. Lori, mach mal bitte die Türen auf!«

Perry und Donald bestaunten das öffnen der Flügeltüren. Das war schon ein Anblick.

»Ähm, der Lion kann das auch! Lion, Fenster runter, alle Türen auf!«

Nun bestaunten die Jungs, wie sich beim Lion alle Fenster senkten und dann alle Türen aufgingen.

»Wow! Echt jetzt. Wie in der Serie.«

»Schon cool, gell Donald! Ist zwar nur Spielerei, aber Spass macht es dennoch!«

»Spielerei? Da sieht man mal, dass du von der ganzen Sache keine Ahnung hast Janine! Eine Spielerei war das am Anfang vielleicht, aber was die Autos mittlerweile an Intelligenz entwickelt haben, überrascht selbst mich immer wieder!«

Mario kam herbei. Offensichtlich gefiel es ihm gar nicht, dass man seine Leistung als Spielerei ansah.

»Ach komm schon Mario. Die Viper hat das alles nicht und die ist trotzdem fast genauso gut.«

»Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun Janine! Lori, gib mir mal eine Analyse vom letzten Rennen gegen die Viper!«

»Der Start verlief einwandfrei. Ich musste meinen Heckflügel nur geringfügig anstellen, während der Frontspoiler unten blieb. Die Traktion war hervorragend, der Vortrieb nominal. Dennoch war die Zieldurchfahrt sehr knapp. Die Viper hat ihre Leistung um mindestens 12, wenn nicht gar 15% im Vergleich zum letzten Rennen gesteigert. Eine weitere Steigerung zwischen einem und fünf Prozent würde meine Überlegenheit übertreffen. Etwas schnelles anpassen des Heckspoilers und absenken des Fahrwerks auf Null könnte das noch kompensieren, wenn auch nur knapp.«

Perry, Donald, aber auch der ebenfalls herangekommene Waldemar staunten nicht schlecht.

»Spielerei. Schon klar!«

»Mein lieber Mario. Es ist ein äusserst geschickter Schachzug, die Rennen von einem der Fahrzeuge analysieren zu lassen. Ich beglückwünsche dich!«

»Nee Waldemar, dass steht mir nicht zu. Denn ich habe die KI nicht darauf trainiert. Das ist mir vor ein paar Wochen aufgefallen, als ich im Lori sass und laut gedacht habe. Auf einmal gab er mir Antwort und das hat mich fast schon entsetzt!«

Waldemar schaute, als hätte ihn ein Bus gestreift.

»Du willst damit sagen, wie man ein Rennen analysiert hat er sich alleine beigebracht?«

»Nein, habe ich nicht! Ich habe mich während einer Dienstpause mit dem Lion unterhalten und wir haben über die vergangenen Rennen gesprochen.«

»Ähm, die reden miteinander?«

»Klar Elena. Das habe ich als Lernprozess eingebaut. Wir sitzen ja nicht ständig bei den Autos und reden mit ihnen. Um ihre Lernkurve zu steigern habe ich so etwas wie einen Chat etabliert, über den die Fahrzeuge sich unterhalten können. Auch ich kann da mitschreiben.«

»Mario, ich bin tatsächlich vollkommen überwältigt«

»Danke Waldemar. Das hab ich aber alles aus dem Internet. Dummerweise haben die Beiden so etwas wie eine eigene Sprache entwickelt. Wenn sie sich untereinander unterhalten, verstehe ich kein Wort.«

»Das will ich jetzt aber wissen. Lion, unser Rennen gegen den Lipizzaner, da war ich nicht toll, oder?«

»Doch, warst du Amy. Unsere Leistung war fast nominal.«

»Also haben die das Ding wirklich so heiss gemacht?«

»Anzug, Beschleunigung und Endgeschwindigkeit lassen nur diesen Schluss zu.«

»Fuck! Ich dachte echt, ich wäre bei dem Rennen einfach zu sorglos gewesen. Mädels, wir müssen echt was tun, sonst geht der Lion noch unter!«

»Werden wir auch Amy. Aber du musstest den Jungs ja versprechen, dass wir uns erst um den Garzella kümmern.«

»Ich Janine? Wieso ich? War doch Perrys Idee!«

»Ja und? Wer hat dem denn gesagt, wenn er dich zum kommen bringt machst du alles was er will?«

Das machte Viper neugierig.

»So, so. Du hast also Amy befriedigt?«

Perry war verlegen, aber auch etwas stolz.

»Mehrfach, glaub ich.«

»Ach ist er süss, wenn er schüchtern ist. Ja Viper, hat er. Mich auch, so nebenbei.«

»Ja und mich auch!«

Viper schaute beeindruckt.

»Was hast du gemacht? Jeden Tag eine Andere?«

Perry schüttelte den Kopf.

»Nee, gleichzeitig.«

Erst blieb Viper einen Moment regungslos, kam dann aber vor Perry. Seine Hand legte er auf seine Schulter.

»Respekt! Die Beiden sind ganz schön verwöhnt. Nacheinander hätte ich mir noch vorstellen können, aber gleichzeitig? Respekt!«

»Eh, was heisst hier verwöhnt?«

»Seit ihr doch Amy! Oder willst du sagen, dass ich ein Durchschnittsrammler bin?«

»Das nicht, aber verwöhnt kann man das nicht nennen! Okay, Rasmus und Markus, oder Morgen aber …x

»Jetzt fang du nicht auch so an! Vergiss es gleich, meine Selbsteinschätzung kriegst du nicht kaputt, ich weiss was ich kann!«

Das war Janines Stichwort.

»Jupp. Zum Beispiel grandios gegen den Lori verlieren. Immer und immer wieder!«

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