Die zweite Welle

Es vergingen noch Stunden, in denen fleissig an der Megaclite repariert wurde. Tatsächlich waren bald die Steuerdüsen wieder funktionsfähig, die Schilde hatten volle Stärke und selbst die Hülle am Bug war wieder geschlossen. Soweit lief also alles nach Plan, als Barry schliesslich eine Meldung machte.

»Krieger, ein ganzer Pulk von Raumschiffen ist gerade im System angekommen und nimmt Kurs auf uns.«

»Viele?«

»Kann ich nicht genau sagen. Aber ich schätze mal, mindestens doppelt so viele, wie wir vernichtet haben.«

»Ist ja grossartig. Pam, du bist bereit für dieses komische Manöver?«

»So bereit ich sein kann Tiff.«

»Ruhe jetzt! Barry, Signal an die Brass, die müssen uns unterstützen. Alle Schilde hoch, Waffen bereitmachen!«

Kurze Pause, während Barry arbeitete.

»Brass haben bestätigt. Alle Schiffe einsatzbereit. Schilde sind oben, Waffen klar.«

»Sehr gut. Dieses Mal warten wir aber nicht, dass die zu uns kommen. Steuermann, Kurs auf die Angreifer. Barry, sobald wir in Waffenreichweite sind, eröffnen sie aus allen Rohren das Feuer.«

»Ja was denn? Keine Aufforderung abzudrehen, sich zu ergeben, oder wenigstens ein Hallo?«

»Nummer eins …«

Krieger betonte das absichtlich.

»Ich gehe mal stark davon aus, dass die nicht zum reden aufgelegt sind.«

Tiffany fand das natürlich super. Krieger hatte es anscheinend mal verstanden.

Kurz darauf war die Megaclite unterwegs. Die Schiffe der Brass etwas dahinter. Dann wollte Krieger es wissen.

»Pamela, setzen sie einen Kurs, der uns direkt in Waffenreichweite bringt. Barry, sie halten sich bereit!«

»Fertig.«

»Gut, dann wollen wir die Taktik mal ausprobieren. Setzen sie sofort einen Kurs, seitlich ab von den Angreifern. Wieder so, dass wir innerhalb unserer Waffenreichweite, aber ausserhalb deren sind. Sobald sie das Feuer eröffnen, sofort beschleunigen. Nicht erst auf meinen Befehl warten!«

»Geht klar Krieger!«

»Casper, die Reparaturmannschaften sollen sich bereithalten. Für alle Fälle!«

»Wissen schon Bescheid Tiff.«

»Okay. Steuermann, ausführen!«

Pamela aktivierte den Higgs-Antrieb. Genau wie Ray es vorhergesagt hatte, beschleunigte das Schiff sofort. Auf dem Bildschirm, der die taktische Anzeige zeigte, sah es einen Moment wirklich so aus, als wäre die Megaclite doppelt vorhanden. Alles dauerte wirklich nicht länger als eine Sekunde und sofort eröffnete Barry das Feuer aus allen Geschützen und allen Torpedorohren.

Die Hölle brach los. Dort, wo die Salven der Megaclite einschlugen, verursachten sie sofort massiven Schaden. Sobald der zweite Torpedo sein Ziel traf, gab es wieder diesen gigantischen Feuerball. Barry konnte noch ein zweites Mal feuern, bevor auch die Thori in Waffenreichweite kamen.

»Die feuern zurück!«

Krieger wollte gerade den Befehl an Pamela geben, als die Megaclite schon sprang. Sie stand seitlich zu den Gegnern, wodurch zwar die Torpedos kein Ziel hatten, wohl aber die vielen Waffen Mittschiffs. Erneut eröffnete Barry das Feuer. Zwar kamen nicht die erhofften Feuerbälle, dennoch brachte die Megaclite gleich bei einer Vielzahl von Schiffen heftigen Schaden zum Vorschein.

Erneut sprang Pamela zu einem neuen Punkt. Aus den hinteren Torpedorohren des Schiffes kamen die Torpedos geflogen und liessen erneut einige der Angreifer wie Sonnen vergehen.

Doch nun gab es ein Problem. Die Megaclite konnte nicht seitlich, oder nach hinten springen. Es ging immer nur nach vorne. Pamela hatte das jedoch berücksichtigt. Auch war es für die Thori anscheinend nicht einfach möglich, ihre Schiffe zu wenden. Barry feuerte weiter, während Pamela das Schiff zu drehen begann.

»Die Brass haben ihren Angriff begonnen!«

Krieger hatte es auf dem Bildschirm schon gesehen. Auch, wie die Angreifer anfingen ihren Pulk aufzulösen. Tiffany hatte ein merkwürdiges Gefühl.

»Pamela, volle Leistung auf die Angreifer. Barry, putzen sie so viele wie möglich weg, dann springen Pamela!«

Barry hatte, aufgrund der hohen Geschwindigkeit, nur einmal die Gelegenheit zum feuern. Die nutze er jedoch blendend. Explodierende Schiffe, Schiffe, die schnell eine Trümmerspur hinter sich hatten, im Augenblick sah alles danach aus, als wäre diese Taktik der Stein der Weisen. Nicht einmal wurde die Megaclite getroffen, richtete aber unglaubliche Schäden an.

Es war jedoch schlimmer, als beim ersten Angriff. Auch wenn sehr viele Schiffe explodierten, die Zahl der Gegner blieb unglaublich gross. Da dieses Mal keine Jagdmaschinen zum Geschwader gehörten, mussten die Brass sofort die Kreuzer angreifen. Ein echtes Problem! Die kleinen Schiffe konnten bestenfalls für Ablenkung sorgen. Wirklich eine Chance gegen die Kreuzer hatten sie nicht.

Minuten vergingen. Gleichzeitig auch jede Menge Kreuzer, aber auch viele Schiffe der Brass.

»Barry, Signal an die Brass. Die sollen sich zurückziehen! Sie können hier nichts ausrichten!«

Barry gab das Signal, während Pamela erneut sprang. Tiffany wusste genau in dem Moment, was ihr an der Anzeige auf dem Bildschirm nicht gefiel. Als die Megaclite wieder auftauchte, sprang sie auf.

»Sofort wieder weg hier Pam! Die haben unsere Taktik analysiert und können …«

Genau in dem Moment krachte es einige dutzend Mal auf der Megaclite. Tiffany wurde von den Füssen gerissen und auch auf der Brücke gab es viele Explosionen. Die Megaclite taumelte, Pamela verlor fast die Kontrolle.

»Antrieb ausgefallen! Schilde auf 30%! 50% der Energiewaffen ausgefallen, hintere Torpedorohre weg! Viele Hüllenbrüche auf dem ganzen Schiff! Steuerung 80%.«

Nun erkannte es auch Krieger. Die Thori hatten ihre Schiffe so positioniert, dass nahezu jeder Sprung der Megaclite in Schussreichweite der Schiffe liegen musste. Nun bekamen sie Treffer von allen Seiten. Wirklich schwere Treffer.

»Ray! Wir brauchen den Antrieb, sonst sind wir tot!«

»Wir arbeiten daran! Die Schäden sind jedoch schwer!«

»Auch wenn sie schieben müssen, wir müssen hier weg! Jetzt!«

Barry feuerte aus allem, was er noch zur Verfügung hatte. Die Schäden bei den Thori waren weiterhin beachtlich und sie verloren einige Schiffe, doch es waren einfach zu viele. Das konnte die Megaclite nicht mehr stemmen.

»Ray! Antrieb! Jetzt!«

Erneut wurde die Megaclite von unglaublich vielen Ladungen getroffen. Erschütterungen, Explosionen, dazu noch Trümmer, die quer durch die Brücke flogen.

»Schilde 10%! Noch so eine Ladung und das wars!«

»Kapitän! Werfen sie den sekundären Energiekern ab!«

»Ray, wir müssen hier weg und nicht irgendwas abwerfen!«

»Tun sie es!«

Auch wenn Krieger nicht wusste, was diese Nummer sollte, er hatte Vertrauen zu seinem Chef-Ingenieur.

»Casper, zweiter Energiekern raus. Los!«

»Kern abgeworfen!«

»Ist raus Ray!«

Wieder krachte es heftig. Caspers Station flog in Fetzen durch die Brücke und verletzte ihn gleich mehrfach.

»Antrieb aktiv! Weg hier!«

»Pamela!«

Die hatte die Lage erfasst und beschleunigte. Ein gutes Stück von den Angreifern entfernt kam die Megaclite wieder in den normalen Raum. Sicher vor weiteren Angriffen.

»Barry, einen Torpedo auf den Energiekern!«

»Was? Der ist gar nicht mehr in Reichweite!«

»Feuer einfach! Der Energiekern bewegt sich nicht, du triffst!«

Barry konnte sich keinen Reim darauf bilden, schaute aber zu Krieger. Der nickte nur und Barry feuerte. Einige Sekunden später traf der Torpedo tatsächlich, aber die Explosion war bescheiden. Dennoch, irgendwas war anders. Auf dem Schirm war zu sehen, dass die Thori anscheinend manövrierunfähig waren. Zwei stiessen sogar zusammen.

»Ray, was haben sie getan?«

»Die Thori analysiert. Der explodierende Energiekern hat eine Schockwelle ausgelöst. Nach der Simulation dürften die Thor jetzt keine Energie mehr haben!«

Das war ja Wahnsinn! Ray schien damit Recht zu haben!

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