Freitag. Zeit für Neunburg

Noch während Rebekka und Elena sprachen, kam der Garzella zurück. Donald war absolut zufrieden und da nichts weiter zu tun war, ging es zurück in die WG. Was dort alle verwunderte, Waldemar sprach am Meisten von dem kommenden Wochenende. Nicht wegen Mario, sondern wegen den Rennen. Werbung musste noch dringend besorgt werden, denn wie er mehrfach betonte, konnte schon dieses Wochenende den Bekanntheitsgrad der jungen Firma steigern.

Viel mehr passierte auch nicht. Bald schon verabschiedete sich zuerst Waldemar, dem folgten Katja und Perry und als auch Claudia und Donald den Rückzug antraten, verschwanden auch die übrigen Mädels. Natürlich hatten Claudia und Donald, sowie Katja und Perry noch Sex, aber der war gewöhnlich.

Doch schon am nächsten Morgen war etwas anders. Perry kam aus dem Bett gekrabbelt und entdeckte, dass Waldemar zwar an seinem Computer war, dennoch nichts am Programm arbeitete. Das Frühstück von Katja stand schon bereit, von ihr und auch von Claudia war jedoch nichts zu sehen.

»Hallo? Keine Arbeit heute?«

»Mit Verlaub mein lieber Freund Perry, ich arbeite! Ich habe bereits die Aufkleber für den Garzella bestellt, die heute Mittag zur Abholung bereitstehen. Darüber hinaus bestelle ich gerade sämtliche Teile für den Drucker. Meine neue Ausrüstung für die Werkstatt ist ebenfalls geordert und wird kommende Woche geliefert. Alles in der Zeit, die du sinnlos mit schlafen verbracht hast.«

Perry schwieg lieber, dass konnte ja nur in einer unsinnigen Diskussion enden.

Donald und Perry waren schon beim Training, als Elena ins Tierheim kam. Waldemar war gerade dabei, die Daten aus seinem neuen Raum in den Computer zu übertragen. Natürlich wollte er auch hier nichts dem Zufall überlassen.

»Störe ich?«

»Aber nein, meine liebe Freundin. Ich geniesse doch immer deine Anwesenheit!«

Elena kam näher. Irgendwie wollte sie herausfinden, wie gut Rebekkas Rat funktionierte.

»Was machst du da?«

»Derzeit digitalisiere ich meinen neuen Arbeitsbereich. Virtuell will ich ergründen, wie ich meine Ausrüstung am sinnvollsten positioniere.«

Dabei machte Waldemar einen Fehler. Er drehte sich mit seinem Stuhl ein wenig, so dass Elena besser auf den Monitor schauen konnte.  Dabei gab er ihr unbeabsichtigt Platz, den sie auch sofort nutze. Wieder war er einer Ohnmacht nah, als Elena nun genauso auf seinem Schoss sass, wie Rebekka am Vortag.

»Elena, du sitzt, also wenn du, was du da machst …«

»Denkst du deine Panik vor Körperkontakt ist irgendwie organisch?«

»Was? Meine liebe Elena, du scheinst von Biologie und Psychologie nicht viel zu verstehen. Wie sollte meine Furcht, durch Körperkontakt meine Seele zu verlieren, denn organisch begründet sein?«

»Woher soll ich das wissen? Aber schau mal, ist die Theke nicht ein Stück weiter im Raum?«

Waldemar nahm sich sofort seine Aufzeichnungen und verglich sie mit seinem Modell.

»Nein, liebe Elena. Sie ist genau dort, wo ich sie vermessen habe.«

»Dann wirkt das nur so, nehme ich mal an.«

Waldemar drehte die Ansicht etwas.

»Ah ja, so sieht man es besser. Schon toll, wie du das virtualisieren kannst.«

»In der Tat muss ich zugeben, die vielen Tutorials auf MyTube haben mir wirklich sehr geholfen. Da gibt es sehr viele gute Erklärungen.«

»Aber woher hast du die Abmessungen für deinen Computer, Drucker und so?«

Elena war happy. Es funktionierte tatsächlich! Sie sass auf Waldemars Schoss, hatte sogar einen Arm um ihn liegen und er war dennoch ganz er selbst. Das hatte sie sich schon so lange gewünscht, auch wenn es ihr erst in diesem Moment wirklich klar wurde.

»Das ist sehr einfach, meine liebe Freundin. Da ich die exakt gleiche Hardware bestellt habe, die ich auch hier verwende, musste ich nur meine Ausrüstung hier vermessen.«

Die Beiden blieben noch länger in dieser Position. Fast so lange, wie Donald und Perry unterwegs waren. Es mag Zufall gewesen sein, doch einen Moment, bevor Donald die Tür öffnete, war Elena aufgestanden.

Doch da war keine Zeit zum ausruhen. Sachen mussten gepackt werden, was aber nur für die Heinzforter galt. Amy und ihre Freundinnen hatten beschlossen, ihre Kleidung gleich hier zu lassen. Sie würden ja ohnehin nach dem Wochenende zurückkommen, von daher wäre es unnötig gewesen.

Bereits kurz nach Mittag ging es zurück in die Werkstatt. Perry und Donald hatten geknobelt und Perry gewonnen. Er würde also den Garzella nach Neunburg fahren, mit Katja an seiner Seite. Platz war also genug. Amy, Rebekka, Janine und Waldemar würden im Lion mitfahren, Claudia, Donald und Elena in Donalds Auto. Das war schon mit allem gepackt, was sie übers Wochenende brauchten und auf den Weg in die Werkstatt hatte Waldemar auch die Aufkleber abgeholt. Alles lief genau nach Plan.

Das Aufkleben gestaltete sich auch sehr einfach. Schnell war auf beiden Seiten die Internet-Adresse der Firma aufgeklebt und das Silber, in dem die Buchstaben waren, sah auf dem schwarzen Lack sensationell aus. Der Garzella würde auffallen, keine Frage!

Eigentlich wollte der Trupp losziehen, wäre da nicht Waldemar gewesen. Sein Tagesablauf sah vor, dass er noch Nahrung zu sich nehmen musste. Eigentlich nörgelte er schon seit der Mittagsstunde und da keiner die 50 Km auf sich nehmen wollte, mit einem dauernd nervenden Waldemar, gab es noch einen Abstecher im Burger-Laden. Gerade die Mädels wurden dabei immer ungeduldiger. Ein Wochenende Neunburg war in greifbarer Nähe und sie konnten es eigentlich nicht erwarten, dass es endlich losgehen würde.

Dann endlich. Das Essen war verzehrt, es konnte losgehen. Besonders für Katja war es jedoch anders. Sie sass nicht in irgendeinem Auto, sondern in der Kiste, die sie hoffentlich an einem der Abende auch fahren konnte. Ob sie gewinnen würde, da machte sie sich eigentlich keine Illusionen. War ihr Gegner nicht genauso ein Anfänger wie sie, würde sie mit Sicherheit ins Hintertreffen geraten. Das war aber egal, denn sie fuhr ein Auto, an dem sie schon selbst gearbeitet hatte. Das war definitiv ein echter Unterschied.

Davon aber abgesehen war die Fahrt wieder genauso lustig, wie die Heimkehr nach Heinzfort. Mittels einer Konferenzschaltung waren die Autos untereinander verbunden, auch wenn es fast nur Waldemar war, der redete. Was der immer noch für Fragen hatte! Doch die Mädels wussten sie so zu beantworten, dass es immer wieder für Heiterkeit sorgte.

Donald fand es dabei immer wieder nicht lustig, dass Lion und Garzella ihm oft davonzogen. Klar, Rebekka hätte mit dem Lion auch dem Garzella jederzeit davonfahren können, aber der war trotzdem noch deutlich schneller, als Donalds Krücke. Immer wieder musste er seine Freunde darauf hinweisen, dass sie ein wenig vom Gas gehen mussten.

Perry bemerkte dabei sehr wohlwollend, dass der Garzella auch für längere Strecken überaus angenehm war. Die Sitze waren bequem, alles war prima eingestellt, so hätte er auch noch weitere Strecken überbrücken können. Doch da war schon die Ausfahrt nach Neunburg.

Als der Konvoi schliesslich vor Amys Haus zum stehen kam, staunten die Jungs nicht schlecht. Die Hütte war echt gigantisch. Da mussten sie sich keine Illusionen machen. Selbst mit dem, was sie mittlerweile verdienten, war an so ein Haus noch nicht zu denken. Obwohl, eigentlich fühlten sie sich in ihrer Wohnung auch super wohl. Trotzdem, dieses Haus war definitiv heftig.

Amy hingegen stieg aus und schien von irgendetwas irritiert. Da stand ein aufgemotzter Ruckzucki, den sie sofort in Augenschein nahm.

»Das glaub ich ja nicht!«

»Was ist los?«

»Moment Katja. VIPER!«

Amy schrie so laut, Katja zuckte zusammen. Kurz darauf öffnete sich die Haustür und ein grinsender Viper kam heraus.

»Anwesend?«

Amy nahm Anlauf und sprang ihrem Freund in die Arme.

»Alter, was machst du hier?«

»Euch überraschen! Ihr habt ja geschrieben, dass die Jungs mit dem Garzella kommen würden und ich dachte, zumindest einen Gegner sollten sie haben!«

»Und du bist echt mit dem Ruckzucki gekommen?«

»Jupp. Vielmehr Sarah. Ich hab natürlich auch die Viper dabei. Da gibt es noch etwas, was ich mit Janine klären muss!«

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