Das Leben bei den Olympen

Die Planung einer Angriffsstrategie war etwas, was seine Zeit dauerte. Die Besatzung nahm es als willkommene Abwechslung. Im Vergleich zur Megaclite war der Planet ein Paradies. Nicht nur von den Freizeitmöglichkeiten, sondern natürlich auch von der Umgebung selbst. Die Landschaften, Bäume, Wiesen, der Himmel und selbst die Tiere muteten wie Kopien von der Erde an. Schaute man genau hin, gab es natürlich kleine Unterschiede, doch die waren vernachlässigbar. Für die Besatzung war klar, sie waren nicht mehr auf einem Raumschiff, sondern auf einem Planeten, an den sie sich gewöhnen konnten.

Casper, Pamela und Ray nutzen die Zeit, um ein bisschen über die saftig grüne Wiese zu schlendern, die am Stadtrand begann und sich über eine grosse Fläche erstreckte. Die Luft war warm und es wehte eine leichte Brise.

»Sagt mal, also, ich meine, ich will den Kapitän, also seht das nicht als Meuterei …«

»Atmen Ray! Tief durchatmen und dann erneut!«

»Pam, wir sind schon eine ganze Zeit in Andromeda. Aber ausser in den ersten Tagen sind wir nicht einmal in Richtung Milchstrasse geflogen. Eigentlich fliegen wir immer weiter weg!«

»Gut erkannt Einstein. Das aber nur, weil Ruug uns in die Richtung führt. Ich hab mir da auch schon meine Gedanken gemacht.«

»Seit ihr jetzt Paranoid? Ja, wir fliegen in die falsche Richtung, aber wenn wir dort wirklich Hilfe bekommen und unseren Antrieb voll nutzen können, spielt das überhaupt keine Rolle! Dann sind wir so schnell in der Milchstrasse, wie wir hier nach Andromeda gekommen sind.«

»Da magst du Recht haben Casper, aber verdächtig ist es schon. Ruug kommt zu uns aufs Schiff und von da an fliegen wir nur noch in die falsche Richtung. Hast du mal daran gedacht, dass er vielleicht unsere Rückkehr gar nicht will? Die Megaclite ist hier eine echte Hausnummer und das könnte er sich ja zunutze machen wollen!«

»Du spinnst doch! Wenn Tiffany nicht gewesen wäre, wäre er schon tot!«

»Wie, wieso? Warum, also Ruug, tot?«

»Hast du das nicht gewusst Ray? Ruugs Spezies tritt in eine Paarungszeit ein. Sie produzieren Samen und müssen den loswerden. Schaffen sie das nicht, wird der Samen toxisch. Feierabend. Wäre Tiffany nicht gewesen, müssten wir uns um Ruug keine Gedanken mehr machen.«

»Ich, Casper, ich verstehe nicht. Was hat Tiff damit zu tun?«

»Boah Ray, Ruug hat sie gefickt, was denn sonst!«

Ray verschlug es die Sprache.

»Toll Pam, jetzt hast du ihn kaputt gemacht!«

»Ach was. In zehn Minuten kommt seine Reaktion. Wart ab. Aber da ist ja schon was dran. War das aber vielleicht Taktik von Ruug? Hat er darauf spekuliert, dass sich jemand zur Paarung anbietet?«

»Weiss ich nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er uns hintergeht. Ausserdem, soll ich dir mal was sagen? Wenn wir keinen Weg zurückfinden, hier ist es gar nicht übel! Die Megaclite ist wirklich eine Marke in dieser Galaxie und hier gibt es tolle Planeten. Falls wir nicht zurückkommen, kann ich damit leben!«

»Stimmt schon Casper. Schlecht ist es hier wirklich nicht. Genau genommen hab ich auch nicht zwingend etwas zurückgelassen, was ich schmerzlich vermissen würde.«

»Also. Mir ist es egal, ob wir die Technologie für die Heimreise finden, oder hier sesshaft werden. Solange wir als Besatzung zusammenhalten, bin ich dabei.«

»Wirklich Sex? Zwischen, also Ruug und Tiff?«

»Wow. Weniger als zehn Minuten. Ich bin beeindruckt Ray.«

»Lass ihn Casper. Ja, wirklich Sex. Aber sag mal, mit der Megaclite ein System angreifen. Überleben wir das?«

»Ich hab mich gestern mit Barry unterhalten. Nach den Spezifikationen der feindlichen Schiffe müssen wir uns nur Gedanken über die Anzahl der Angreifer machen. Solange Krieger nicht erst lange mit denen quatschen will, oder wir sie nur kampfunfähig machen sollen, sehe ich da keine wirklichen Probleme. Ausserdem haben die Olympen uns angeboten, Schäden in ihren Werften zu beheben. Sie wollen sogar verwendete Torpedos ersetzen. Alles gratis.«

»Ja, ganz, also wirklich toll. Dabei erfahren, also sie sehen dann ja, wie die Torpedos gebaut sind und können …«

»Ganz ruhig Ray. Krieger hat denen schon alle Spezifikationen gegeben. Die wissen jetzt schon, wie man unsere Torpedos und Energiewaffen bauen kann.«

»Ich, also ich will den Kapitän, ich meine, es ist ja seine Entscheidung, aber so, wir sind im Moment zwar mächtig aber …«

»Vergiss es Ray. Darüber habe ich mich mit Barry schon unterhalten. Die Olympen müssten einen ganz neuen Typus von Raumschiff dafür bauen. Ihre ganze Energieversorgung funktioniert so grundlegend anders, dass man da nichts konvertieren kann. Ausserdem müssten sie auch eine ganz neue Technik erlernen. Das ist so, als wenn du versuchst Technik der Weltraumrussen nachzubauen.«

»Also müssen wir keine Sorgen haben, dass wir auf diese Mission gehen und im Zinksarg zurückkommen?«

»Nein Pam. Das ist vielleicht nicht komplett auszuschliessen, aber es müsste schon wirklich schlecht laufen, damit es in die Hose geht. Ich hab das mit Barry durchgerechnet. Wir haben veranschlagt, dass zwei Torpedos die gegnerischen Schiffe ausschalten können. Wir können einen ganzen Pulk von Angreifern zerlegen, ohne dass die uns überhaupt angreifen. Wenn du das Schiff noch geschickt fliegst und die Olympen das Feuer immer wieder auf sich ziehen, wird das ein Spaziergang.«

»Na, also, wenn du mich, wirst du nicht, aber wenn doch, wir haben bei den Olympen schon Schaden, also die haben uns …«

»Ray. Das waren andere Umstände! Die wollten wir ja nicht vernichten! Barry hat da auf Halbgas geschossen.«

»Findet ihr das eigentlich okay? Ich meine, wir sind Forscher.«

»Wir können aber nicht die GemSpa anrufen und sagen, sie sollen uns eine Ladung Kriegsschiffe schicken. Ausserdem sind wir doch Forscher. Wir haben hier mehr erforscht, als die GemSpa, seit die Schiffe schneller als das Licht geworden sind. Guck mal, wie viele Erstkontakte wir bis jetzt hatten. Wie viele neue Planetensysteme wir schon erkundet haben, die gar nicht auf unseren Sternenkarten stehen. Wenn wir dann ein bisschen Krieg spielen müssen, ich kann damit leben.«

»Ich mein ja nur.«

Barry hatte unterdessen eine Pause. Seit Stunden tüftelten sie nun schon an einer Strategie rum und er brauchte einfach mal Luft. Tiffany war bei ihm.

»Tiff, so können wir das nicht lange machen!«

»Was nicht machen?«

»Uns auf der Megaclite ausruhen. Im Moment sind wir stark, aber du weisst ja wie das ist. Die GemSpa war anfangs quasi ein Opfer im All. Wäre Maya nicht gewesen, hätten uns schon die Weltraumrussen den Garaus gemacht. Wir haben uns aber entwickelt, weil wir dauernd gegen eine Übermacht kämpfen mussten. Das wird hier nicht anders. Je mehr die Megaclite sich hier einmischt, desto schneller wird die Entwicklung unserer Gegner voranschreiten. Noch sind wir überlegen, aber so wird es nicht bleiben!«

»Mag sein, aber was willst du dagegen machen?«

»Aufrüsten!«

»Also das musst du mir erklären!«

»Kein Problem! Wir müssen unseren Vorsprung halten. Ergo, wo auch immer es geht, müssen wir die Megaclite verbessern. Neue Waffen, neue Schulde, mehr Energie, bewaffnete Shuttle.«

»Du willst aus der Megaclite ein Kriegsschiff machen?«

»Nein! Eine Festung! Ich will, dass unser Schiff so mächtig wird, dass niemand auch nur wagt es anzugreifen. Falls es doch jemand tut weil er denkt, er hat uns übertroffen, muss der sofort erkennen, wie falsch er da liegt. Tiff, ich habe keine Ahnung, wie lange wir hier draussen bleiben. Mittlerweile glaube ich aber, dass wird ein Dauerzustand. Das wird einen Ruf mit sich bringen und dem müssen wir einfach gerecht werden. Die Megaclite muss zu einem Mythos werden.«

»Also, an mir soll das nicht scheitern. Ich habe auch das Gefühl, dass wir noch eine ganze Zeit hier rum gondeln werden und fände es nicht lustig, wenn man dauernd Jagd auf uns machen würde.«

»Das ist gut, denn ich befürchte, Krieger wird damit nicht einverstanden sein. Ich weiss auch nicht genau, ob er der richtige Kommandant ist.«

Das löste etwas in Tiffany aus.

»Denk nicht einmal so etwas! Krieger hat seine Macken, aber ich vertraue ihm. Er mag komische Ansichten und Methoden haben, aber dennoch ist er der Kommandant und hat meine volle Unterstützung! Er braucht uns und genauso brauchen wir ihn! Ich hätte die Piraten zum Teufel gejagt und soll ich dir was sagen? Es wäre die falsche Entscheidung gewesen!«

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2 Kommentare

  1. Die Geschichte ist toll ich liebe Sci Fi und den Weltraum.
    Bisher hab ich noch bei jeder deiner Geschichten eine oder einen bzw mehrere sagen wir Helden gefunden ob männlich oder weiblich mit denen ich mich identifizien konnte wenn ich in die Geschichte eintauche.

    Hier hab ich bisher noch diese Person nicht gefunden, suche aber noch ist ja noch der Anfang.

    Trotzdem danke das du das abgegangen bist und mach weiter.

    LG
    Maia

    1. Ich hab in der Geschichte auch noch niemand, der eine besondere Rolle einnehmen würde. Aber, so macht es auch irgendwie Spass. Finde ich. Wie es aber immer so ist, die machen alle schon wieder was ganz anderes, als ich eigentlich geplant hatte.

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