»Ruug, ich habe mir ein paar Gedanken über unsere Lage gemacht. Wenn ich alles richtig verstehe, dann fliegen wir auf ein Gebiet zu, wo jeder Eindringling als Feind angesehen wird. Umfliegen nutzt uns nichts, denn damit geraten wir in ähnliche Gebiete, aber mit weniger Angriffen. Korrekt?«
»Korrekt. Doch verlängert das umfliegen die Reise so lange, dass es schlussendlich mehr Angriffe und mehr Schaden sein dürfte.«
»Okay. Soweit ist das klar. Aber, diese weniger frequentierten Gebiete, liegen die im Streit mir diesem Hauptgebiet?«
»Im Streit würde ich nicht sagen, Kapitän Krieger. Es hat sich, soweit ich informiert bin, eine klare Grenze gebildet. Natürlich beanspruchen die Bewohner der Hauptregion die besten Systeme und streiten sich nicht um minderwertige Regionen. Selbstredend hätten die Bewohner der weniger gut entwickelten Regionen gerne Zugriff auf bessere Systeme, doch fehlt ihnen die Angriffskraft, diese streitig zu machen.«
»Sagen sie, haben diese Regionen und Völker eigentlich keine Namen? Ich befürchte, so kommen wir irgendwann durcheinander.«
»Es ist davon auszugehen, dass diese Völker Namen haben. Doch wer auf sie trifft wird entweder vernichtet, oder flieht. Mir wäre niemand bekannt, der Kontakt zu diesen Völkern hatte und da bei Angriffen keine Kommunikation zustande kommt, gibt es folglich auch keine Informationen.«
»Okay. Wären sie für ein hypothetisches Spiel empfänglich?«
»Natürlich.«
»Gut. Nehmen wir mal an, wir fliegen in ein weniger gut entwickeltes Gebiet und warten darauf, gestellt zu werden. Wie würde dieses Volk reagieren, wenn wir ihm das Angebot machen würden, gemeinsam mit ihnen ein System zu erobern?«
»Kapitän, man würde uns nicht anhören. Erst, wenn wir unsere Überlegenheit demonstriert hätten.«
»Also erst angreifen, die Macht der Megaclite zeigen und dann nachfragen?«
»Das hätte zumindest ein wenig mehr Erfolgsaussicht. Doch Kapitän, wollen sie wirklich eine Schlacht um ein Gebiet provozieren? Die dadurch entstehenden Schäden könnten weit höher sein, als bei einem schnellen Flug durch den Raum!«
»Da mögen sie Recht haben Ruug. Doch strebe ich eigentlich eine Allianz mit einem Volk an. Eine gemeinsame Eroberung eines Systems im Ausgleich für freies Geleit durch ihren Raum.«
»Kapitän, ich meine zu verstehen, auf was sie hinaus wollen. Wir helfen denen und dafür lassen sie uns im Nachhinein durch ihren Raum.«
»So ist es Ruug.«
»Das könnte eine vielversprechende Idee sein. Doch hat sie auch gewisse Nachteile. Ein System erobert man nicht nebenbei. Alle Systeme mit hohem Wert werden entsprechend verteidigt. Eine Eroberung wäre eine langwierige Angelegenheit und auch nicht frei von Verlusten.«
»Natürlich nicht. Ich sehe aber auch den Vorteil im Vergleich zu einer schnellen Durchquerung. Fliegen wir einfach durch den Raum, sind wir Beute. Sie sagen selbst, schlussendlich wird die Megaclite Schäden davontragen, die im Anschluss repariert werden müssen. Es macht also keinen Unterschied, ob wir erst ein System erobern und dann weiterfliegen, oder direkt hindurch fliegen und hinterher erst das Schiff zusammenflicken müssen.«
»Es ist ein interessanter Gedanke, zweifelsohne. Zumal mir diese Möglichkeit auch den Gedanken einbringt, etwas mehr über das Volk zu erfahren. Unter Umständen gibt es dort auch Dinge, die uns nützlich sein können.«
»Korrekt. Doch habe ich noch eine Frage an sie. Die Megaclite. Denken sie, sie kann eine Eroberung eines Systems ermöglichen?«
»Wenn sie alleine ist nicht. Vielleicht könnten wir die Verteidiger überwinden, doch ist schon die Stärke der Besatzung für einen Bodenangriff nicht ausreichend.«
»Aber mit den Schiffen können wir uns messen?«
»Nach meinen Informationen ja. Die Megaclite hat eine Angriffskraft, die in diesem Sektor ihres Gleichen sucht. Wenngleich ich auch nur auf lückenhafte Informationen über diese Völker zurückgreifen kann. Doch alles, was mir bislang bekannt ist, weisst eindeutig auf die Überlegenheit der Megaclite hin.«
»Sehr gut. Wir müssten also eines der Völker davon überzeugen, dass die Megaclite ein Garant für den Einsatz von Bodentruppen ist, welche dann von diesem Volk gestellt werden sollte.«
»So ist es, Kapitän. Soweit mir bekannt ist, verfügen diese Völker über starke Truppen. Sie sollten also dazu in der Lage sein, ein solches System einzunehmen. Einzig die Tatsache, dass die zahlenmässige Überlegenheit von Raumschiffen vorherrscht, sollte sie eigentlich von einer Eroberung absehen lassen. Doch diesen Umstand könnte die Megaclite bereinigen. Wenn auch nicht alleine, zumindest nicht ohne Schäden. Auch wenn sie stark ist, sie ist alleine und hat nur eine begrenzte Zahl an Waffen. Unterstützung wäre also angeraten.«
»Ausgezeichnet, mein lieber Ruug. Nun die vielleicht wichtigste Frage. Würden sie sagen, wir sollten die Hypothese testen?«
»Kapitän, da fragen sie mich etwas ungerechtes. Ich sehe mich nicht dazu in der Lage, eine Entscheidung für die Megaclite zu treffen!«
»Ruug, ich habe sie nicht um eine Entscheidung, sondern um ihre Meinung gebeten!«
»Nun, die kann ich ihnen natürlich geben. Insofern wir ein Volk von dem Vorteil einer Allianz überzeugen können, sehe ich in einem solchen Vorgehen in der Tat eine Chance, Schäden abzuwenden. Nicht alle, doch denke ich tatsächlich, dass wir auf diese Art weit einfacher den Bereich passieren könnten.«
»Vielen Dank Ruug! Sie haben mir sehr geholfen. Ich werden noch Barry um Rat fragen. Meine schlussendliche Entscheidung werde ich aber mit Tiffany treffen.«
»Das ist gut. Dürfte ich in dieser Hinsicht etwas anmerken Kapitän?«
»Ja, natürlich Ruug.«
»Ich komme nicht umhin zu bemerken, dass sie Tiffany nicht als erste Wahl für ihren Posten ansehen.«
»Ist das so offensichtlich?«
»In der Tat Kapitän!«
»Gut. Da haben sie auch Recht. Tiffany hält die Protokolle nicht ein, zerlegt dauernd ihre Uniform, fraternisiert mit der Crew und widerspricht mir vor der Besatzung.«
»Ich dachte es mir.«
»Es ist auch mehr als deutlich, würde ich behaupten!«
»Das meine ich nicht Kapitän. Doch sie sehen nur ihre Protokolle, die Uniform und all das. Die grossartige Intelligenz von Tiffany und ihre hervorragende Arbeit sehen sie nicht.«
»Ich würde es nicht grossartige Arbeit nennen Ruug.«
»Nun, ich schon. Nehmen sie mal Tiffany aus der Gleichung. Wie würde es auf dem Schiff zugehen?«
Sofort dachte Krieger daran, wie alle Besatzungsmitglieder parieren würden. Alles nach Protokoll. Ein Schiff, so wie er sich das vorstellte. Doch dann fiel ihm Pamela ein, die Meistens nur dann auf seine Befehle reagierte, wenn sie von Tiffany bestätigt wurden. Auch Barry hatte so die Angewohnheit, aus der Reihe zu tanzen. Je mehr er nachdachte, desto mehr kam er zu einem folgenschweren Entschluss.
»Was sie da ansprechen schockiert mich etwas Ruug. In der Tat scheint das Bindeglied zwischen Besatzung und mir nur Tiffany zu sein.«
»Das ist korrekt! Aus meinen Recherchen habe ich erfahren, dass in aller Regel eine Besatzung den Kapitän als Entscheidungsfinder ansieht, seine Befehle befolgt und ihm vertraut. Auf der Megaclite sehe ich jedoch zwei verschiedene Gruppen. Die Crew und sie. Sie stellen eine Art Prototyp von dem dar, was in der Beschreibung eines Kommandanten zu finden ist. Die Crew hingegen weiss hingegen gar nicht, was sie hier draussen eigentlich soll.Ich nehme an, auf einem Schiff, auf welchem es in aller Regel gesittet zugeht, würden einige schwarze Schafe wenig auffallen. Doch die Megaclite scheint ausschliesslich aus Crewmitgliedern zu bestehen, die ihren eigenen Kopf haben. Tiffany ist ihre Schnittstelle. Nur durch sie haben sie die Kontrolle über das Schiff.«
»Ruug, sie sind ein wirkliche Gewinn für dieses Schiff. Tatsächlich habe ich es bisher nie aus dieser Sichtweise betrachtet. Tiffany war bislang nur ein Ärgernis für mich. Doch nun muss ich sagen, sie ist eine vorzügliche rechte Hand. Sie hilft mir, die Kontrolle über das Schiff zu behalten. Vielen Dank, dass sie mich darauf gebracht haben!«
»Sehr gerne Kapitän! Ich fühle mich mittlerweile, ebenfalls durch Tiffany, als Mitglied des Schiffes. Es ist mir wichtig, dass alles gut läuft. Ich selbst halte sie für einen äusserst fähigen Kommandanten und Tiffany als Bindeglied zwischen ihnen und der Besatzung.«