Der Abend

Nachdem Katja wieder in dem Gefährt sass, fühlte sie sich wirklich gut. Die Hormone waren etwas abgeklungen, doch die Aufregung blieb. Noch einige Male schoss sie mit dem Gerät die Strasse hoch und runter und meinte bei sich selbst zu erkennen, wie sie den Start immer besser hinbekam. Sie fand eine wirklich geeignete Dosierung, um die Räder nicht durchdrehen zu lassen, dafür aber schnell auf Tempo zu kommen und sie hatte mächtig viel Spass dabei!

Doch irgendwann, sie war gerade mit einiger Geschwindigkeit auf dem Weg zurück zu Pascal, war die Power auf einmal weg. Die Beschleunigung liess einfach nach und mit letzter Kraft erreichte sie die Garage.

»Oh je, hab ich was kaputt gemacht?«

»Aber nein! Die Akkus halten nicht ewig.«

»Heisst das, die Kiste ist leer und du kannst sie heute nicht mehr einsetzen?«

»Ach was. Ich hab Ersatzakkus. Hab schon welche in den Kofferraum gepackt. Du fährst jetzt zur Strecke, ich tausche die Akkus und komme nach.«

Das hatte alles so lange gedauert, dass Amy und die Anderen bereits vor Ort waren und auch schon ein paar Rennen gestartet waren. Erst da kam Katja mit Pascals Auto angefahren. Aus Mangel an Platz und Signalen von Mario, stellte sie die Kiste hinter seinem Kommandostand ab und stieg aus. Sofort waren Elena und Claudia bei ihr, aber auch Amy kam fröhlich herbei. Doch bevor jemand etwas sagen konnte, schaute Katja mit ernstem Blick zu Amy.

»Amy, was ist Pascal eigentlich? Ein Monster, oder so?«

Amy grinste. Sie konnte sich schon denken, worauf die Frage bezogen war.

»Könnte man meinen gell?«

»Alter, so etwas hab ich ja noch nicht erlebt! Da wird ja jeder Hengst neidisch!«

»Jupp. Definitiv! Umgehen kann er damit dann auch noch. Besser geht es kaum!«

Das machte natürlich Claudia neugierig. Doch nicht so neugierig wie Elena, die ja am folgenden Tag mit Pascal aktiv werden musste.

»Sprich nicht in Rätseln, sondern nenn das Kind beim Namen!«

»Stell dir einfach vor, da bohrt jemand seine Faust und den Unterarm in dich. Dann hast du eine Vorstellung Elena!«

Elena bekam grosse Augen, doch schienen die nicht durch Vorfreude entstanden zu sein. Eher aus Angst.

»Ach komm, kann ja nicht sein!«

»Und ob das kann Elena! Pascal ist überdimensional bestückt!«

Elena schaute etwas panisch zu Amy.

»Das tut doch bestimmt weh!«

»Eigentlich überhaupt nicht! Hat mich auch gewundert. Fühlt sich nur so an, als ob dich da jemand auseinander reissen will. Ist aber geil!«

»Wo steckt denn Pascal eigentlich?«

»Der baut neue Akkus ins Auto, dann kommt er.«

»Ins Auto? Sag jetzt nicht, der hat dich fahren lassen!«

»Doch. Er meinte, ich bräuchte ein bisschen Übung.«

»So ein Arschloch! Mich hat er noch nie sein Auto fahren lassen!«

Das kam Katja komisch vor. Aber irgendwie war sie auch deshalb etwas stolz.

Zu ihrer Verwunderung gingen einige Rennen ins Land und wieder war die Stimmung ausgelassen und grossartig. Pascal liess sich nicht blicken. Der Lion mit Rebekka am Steuer wurde von Manfred gefordert. Claudia bemerkte dabei, dass das Rennen nicht so klar für den Lion ablief, wie sie es bislang gewohnt war. Es kam auch dieses Pfeifen, kurz bevor der Lion schliesslich als Erster über die Ziellinie ging. Eigenartig. Bisher hatte sich dieses Geräusch immer nur gezeigt, wenn Janine am Steuer sass.

Amy war dabei total aufgeregt. Wie sie sagte, hätte Manfred bislang noch nie mit dem Lion mithalten können und wenn Rebekka sogar den Turbo einsetzen musste, dann war die Sache ganz schön knapp.

Das gefiel den Mädels. Denn offensichtlich war der Lion nicht so unschlagbar, wie die Viper, oder der Lori. Irgendwie war das besser, denn wenn von vorneherein ein Auto als Sieger feststand, nahm das irgendwie den Reiz.

Auch wenn Katja es am Vorabend eigentlich vorhatte, sie hatte keine Blicke für die ganzen Kerle. Pascal meinte, sie müsse sich noch um ihn kümmern und irgendwie war damit schon klar, wer heute die Ehre mit ihr haben würde. Elena hingegen war auf der Pirsch. Doch es gab so viel brauchbares Material. Zum ersten Mal hatte sie das Problem, sich nicht entscheiden zu können und alle abzugrasen wäre selbst bei den Stunden, in denen die Rennen noch laufen würden, für Elena zu viel gewesen. Sie hatte jedoch schon einen Plan.

Pascal tauchte dann vor dem letzten Rennen, bevor die Halbzeitshow begann, endlich auf. Katja hatte sich schon Sorgen gemacht, doch Amy beschwichtigt. In aller Regel tauchte Pascal erst später auf. Warum das so war, wusste jedoch niemand.

Das letzte Rennen bestritten Phillip und Manfred. Natürlich standen alle an der Strecke und schauten zu, während eine wunderschöne Dame in elegantem Abendkleid und vielen Diamanten den Start freigab. Claudia war von ihr fasziniert. Die wirkte eher, als gehörte sie in eine Oper und nicht an eine Rennstrecke. Aber genau dieser Umstand machte sie so interessant.

Interessant war aber auch das Rennen. Eigentlich war der Lipizzaner dem Auto von Manfred unterlegen, wie sich ja schon gezeigt hatte. Doch bei diesem Rennen war Manfred entweder nicht in Form, oder der Lipizzaner hatte mächtig aufgebaut. Manfred kam kaum von ihm weg. Bis ins Ziel blieben die Fahrzeuge Kopf an Kopf und auch wenn auf der Anzeigentafel schnell Manfreds Nummer gezeigt wurde, blendete Mario die Zieldurchfahrt ein und da sah man, dass Manfred keinen wirklich grossen Vorsprung hatte.

Definitiv ein Abend voller Überraschungen! Erst demonstrierte Manfred, dass er sich mittlerweile mit dem Lion anlegen konnte, um schon bald gleiches vom Lipizzaner zu erfahren. Im Umkehrschluss hiess das, Phillip und Derrick waren mittlerweile dazu in der Lage, auch dem Lion zumindest gewisse Schwierigkeiten zu bereiten.

Es kam wieder zu der gewohnten Show mit dem Autowaschen. Zwar waren es andere Fahrzeuge, die Mädels blieben jedoch gleich, zeigten aber eine gänzlich andere Performance. Wieder super einstudiert, aber eben keine Wiederholung. Eine Tatsache, welche den Damen zugute kam.

Wieder dauerte es, bis das nächste Rennen startete und das war dann das erwartete Highlight. Viper gegen Pascal. Katja und Claudia sahen zu, wie ihre Freundin aus der Menge trat und zu den Autos ging. Auch wenn Elena ein wenig unbeholfen aussah und anscheinend gar nicht so genau wusste, wie sie sich da nun möglichst erotisch räkeln sollte, ihre Show brachte einige der Männer in Wallung.

Doch es ging in dem Moment nicht um sie, sondern um die beiden Streithähne. Wieder war es so still, als sie die Arme hob und als diese dann wieder runtergingen, brausten die Geschosse los. Natürlich so, wie man es erwarten konnte. Die Viper hatte sofort etwas Vorsprung. Aber nicht besonders viel. Viper konnte sich nicht darauf ausruhen und musste volles Programm bei der Sache bleiben.

Das half ihm jedoch offensichtlich nicht viel, denn Pascal holte auf. Vom Parkplatz aus war es zwar kaum zu erkennen, doch in den wenigen Sekunden schob sich Pascal immer weiter nach vorne. So weit, dass nach der Zieldurchfahrt sofort alle Blicke zur Anzeigentafel gingen.

Erneut machte Mario es spannend. Wieder wartete er, bis auch die Fahrer zurück am Start waren und das Ergebnis sehen konnten. Da tauchte wieder die Wiederholung auf. Wieder in dieser phänomenalen Zeitlupe. Ganz deutlich war zu sehen, wie Pascal sich immer mehr an die Spitze kämpfte. Wäre die Stecke nur einen Meter länger gewesen, so hätte er wahrscheinlich sogar den Sieg davon getragen, doch da sie es nicht war, erreichte die Nase der Viper die Ziellinie wirklich ganz, ganz knapp zuerst.

Sofort wurde Viper auf der Anzeigentafel eingeblendet und augenblicklich riss dieser die Arme nach oben. Wie war das so spannend!

Natürlich war der Jubel wieder riesig und Viper liess es sich nicht nehmen, entsprechende Gesten in Pascals Richtung zu zeigen. Claudia fand das übertrieben. Das war kein Sieg, den Viper so angeberisch feiern konnte. Aber irgendwie musste das so sein. Pascal und Viper schienen da ihre ganz persönliche Art zu haben.

Dummerweise kam Claudia auf eine wirklich dumme Idee. Bald würde die Viper gegen den Lori antreten. Also Viper gegen Janine. Claudia war aber durch Elenas Start beflügelt und in ihrem Kopf hatte sich eine Situation ergeben, die unbedingt durchgeführt werden wollte. Das wäre weiter auch nicht schlimm gewesen, wenn zu dieser Sache nicht auch ihr Körper gehört hätte. Unterbewusst schien sie das schon im Kopf gehabt zu haben, bevor sie zur Halle gefahren waren, denn ihr Outfit passte vorzüglich dazu. Ein bisschen Zeit hatte sie aber noch, um sich das Alles noch zu überlegen.

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