Elena und Pascal

In Neunburg wachte das Haus langsam auf. Draussen waren schon die Meisten versammelt, wobei Elena schon bald wieder mit Derrick verschwand. Selbst Katja und Claudia waren beeindruckt. Elena war zwar immer schon aktiv gewesen, doch hier schien sie sehr auf ihre Kosten zu kommen. Oder es lag an Derrick.

Während alle draussen sassen und die Sonne genossen, gesellte sich auch Pascal zur Gruppe. Natürlich war dessen einziges Thema die erste Niederlage der Viper gegen sein Auto. Für Viper war das jedoch ausgeschlossen. Warum auch immer er den Lori nicht mehr besiegen konnte, Pascal hatte bisher noch nie gewonnen und das würde auch so bleiben.

Nachdem Derrick sich an Elena abreagiert hatte und ebenfalls draussen erschien, verschwand Pascal. Das fiel nicht weiter auf. Zumindest denen draussen nicht. Elena hingegen, die sich gerade geduscht hatte und sich in ihrem Zimmer am anziehen war, bemerkte ihn sehr wohl. Sie stand da, hatte nur einen Tanga an und überlegte, welchen BH sie anziehen sollte, als sie Pascal bemerkte.

»Hey. Stör dich nicht dran, dass die Tür geschlossen war. Komm ruhig rein.«

Das war natürlich Sarkasmus.

»Bin ja schon drin. Aber Elena, ich spüre, dass bei dir etwas nicht ganz in Ordnung ist.«

Da spürte Pascal aber etwas falsches. Elena fühlte sich pudelwohl und hätte nicht sagen können, dass sie irgendwo ein Problem hätte.

»Mit mir ist alles in Ordnung. Glaub mir, eine Fee mit drei Wünschen wäre bei mir arbeitslos.«

»Ja? Ist das so? Warum spüre ich dann, dass du eine unerfüllte Sehnsucht in dir hast?«

»Kein Plan. Aber unerfüllt ist bei mir ganz sicher nichts! Das garantiere ich dir!«

»Dann bilde ich mir das nur ein. Aber keine Sorge, dass mit Waldemar wird schon.«

Pascal drehte sich um. Aber auch Elena schoss herum und schaute ihn an.

»Was ist mit Waldemar?«

»Nichts. Du hast ja keine unerfüllten Bedürfnisse!«

»Bitte? Was haben denn Bedürfnisse mit Waldi zu tun?«

Anstatt zu gehen schloss Pascal die Tür.

»Elena. Wenn du das wirklich wissen willst, dann musst du jetzt die Wahrheit sagen!«

Elena spürte, dass sie in der Tat unbedingt jetzt sofort etwas aussprechen wollte.

»Ja, okay. Ich denke wirklich viel an Waldi. Wenn wir zusammen sind und über seine Arbeit reden, oder wie wir getanzt haben. Da ist schon etwas.«

Pascal drehte sich wieder um.

»Und was?«

»Schwer zu sagen. Es ist schön, wenn wir zusammen sind. Er ist ein guter Freund!«

»Aber du wünschst dir, dass er mehr ist, als nur ein Freund. Richtig?«

Elena dachte nach. Mehr als ein Freund? Also, Sex konnte sie sich mit ihm beim besten Willen nicht vorstellen. Eine Beziehung vielleicht? Aber nein. Das würde auch nicht zu Waldemars Art passen. Aber doch, irgendwie wollte sie mehr.«

»Schon. Aber keine Ahnung was mehr bei Waldi bedeuten würde.«

»Verstehe. Nun, eine andere Frau weiss das sicherlich.«

Eine andere Frau? Was sollte denn das jetzt? Ausser ihr gab es da nur Veronika, die wirklich auch mehr Zeit mit Waldemar verbrachte. Aber ja, genau! Waldemar kümmerte sich viel um sie. Sie schrieben viel, er arbeitete für sie und lobte sie immer in den Himmel. Tatsächlich spürte Elena, dass sie so etwas wie eifersüchtig wurde.

»Ganz sicher nicht!«

»Dann sag mir, was mehr bei Waldemar bedeuten könnte. Was wäre denn mehr für dich?«

Elena dachte nach, kam aber auf keine Antwort.

»Das weiss ich nicht. Ganz ehrlich.«

»Dann geh in dich und finde die Antwort. Bevor es zu spät ist!«

Was war denn das für ein Mist? Elena war eben noch befriedigt, zufrieden, freute sich auf etwas zu Essen und den Abend. Warum musste Pascal aufschlagen und sie so verunsichern? In sich gehen und nachdenken? Da war doch nicht zu finden! Wenn da was gewesen wäre, dann hätte sie das ja wohl schon mitbekommen. Klar, beim Tanzen damals hatte sie das Gefühl, dass Waldemar ihr etwas besonders damit gab. Er ging normalerweise nie nah an eine andere Person, tanzte aber ganz eng mit ihr. Er fragte auch nie Claudia, oder Katja nach ihrer Meinung zu einem Problem. Wollte auch nicht, dass die sich seine Arbeit anschauten, um ihn auf neue Ideen zu bringen. Da schlug es bei ihr ein.

»Eigentlich will ich nur, dass Waldi und ich etwas besonders haben. Das er keine Scheu hat, mich zu berühren und in mir jemand sieht, auf den er sich verlassen kann und der ihm beisteht.«

»Ach Blödsinn! Du willst die erste Frau sein, die er im Bett haben will!«

»Wie bitte? Ich weiss ja nicht für wen du dich hältst, aber eins sag ich dir. Waldi ist einer der wenigen Männer, bei denen ich überhaupt noch nie an Sex gedacht habe! Auch nicht, als wir ganz eng und super intim getanzt haben! Er ist so viel mehr als ein normaler Mann! Er ist was ganz besonderes und gibt auch mir das Gefühl, ganz besonders zu sein! Wenn er mir etwas zugesteht, was selbst seine besten Freunde nicht bekommen, dann macht mich das unendlich glücklich und befriedigt mich mehr als Rudelbumsen! Also komm mir nicht so!«

»Sorry, aber irgendwie muss man dich doch aus der Reserve locken. Waldemar scheint dir etwas zu geben, was kein anderer Mensch dir geben kann und weil er so ist, wie er eben ist, gibst du dir nicht die Chance, es dir zu nehmen. Tut mir leid, wenn ich dich jetzt aufgeregt habe. Aber wie gesagt, ich spüre das da eine Sehnsucht in dir steckt.«

Damit war die Unterhaltung beendet und Pascal verschwand, bevor Elena reagieren konnte. Da stand sie nun. Dieser Kerl hatte ihr etwas gezeigt, was ihr gar nicht bewusst war aber nun, da sie es im Kopf hatte, sah sie es selbst. Tatsächlich wollte sie mehr von Waldemar. Aber auf eine ganz andere Art. Sie wollte ihm das geben, was er ihr gab. Das Gefühl ganz besonders zu sein. Total faszinierend, denn hätte Pascal sie nicht darauf gebracht, wäre ihr dieser Wunsch wahrscheinlich nie aufgefallen.

Doch dabei fiel ihr etwas auf. Woher wusste Pascal das? Er hatte es gefühlt, auch wenn sie es nicht gespürt hatte? Woher konnte er wissen, dass es ausgerechnet Waldemar war, der ihr mehr bedeutete? So etwas hatte niemand gesagt. Eigentlich, von den ganzen Gesprächen her, hätte er eher zu dem Schluss kommen müssen, Waldemar sei eher ein Aussenseiter, der einfach nur toleriert wurde.

Irgendetwas war an der Sache ziemlich komisch und das wollte Elena herausfinden. Sie stürmte also zur Tür, riss sie auf und schaute in den Flur. Pascal war noch nicht weit gekommen.

»Pascal! Zurück! Wir sind noch nicht fertig!«

Pascal kam zurück. Elena ging wieder ins Zimmer und als auch Pascal es betreten hatte, schloss er wieder die Tür.

»Erklär mir eins. Woher weisst du das alles?«

»Das kann ich dir nicht sagen!«

»Na und ob du das kannst und ich will das wissen! Erzähl mir nicht, dass du geraten hast! Mir hat noch nie jemand gesagt, dass ich irgendwelche unerfüllten Bedürfnisse hätte. Nicht einmal Claudi oder Katja und die kennen mich quasi mein ganzes Leben. Dann kommst du und analysierst mich, obwohl du gar nichts von mir weisst. Also, erzähl!«

»Na schön, wenn du es willst. Ich bin ein Dämon! Aber nicht nur ein Dämon. Der Neffe des Teufels persönlich, wenn man so will. Ich habe Kräfte und kann in die Menschen hineinblicken und sie dazu bringen mir Dinge zu sagen, die sie sonst keinem sagen würden. Ausserdem vögele ich ziemlich gut dadurch!«

Elena war schockiert. Was war das denn für ein Spinner? Obwohl, er hatte ja gesagt, er könnte es ihr nicht sagen und wenn er dann so eine Story erfand, dann war da wohl wirklich keine nennenswerte Information zu holen.

»Dann ist es aber schade, dass Derrick mich schon so gut gebürstet hat. Sonst würde ich die Aussage gleich mal überprüfen!«

»Kannst du trotzdem noch. Starte einfach heute Abend das Rennen zwischen mir und Viper. Der Gewinner darf dich haben.«

Gute Idee! Egal wer gewinnen würde, Sieger würde auf jeden Fall sie sein.

»Die Idee gefällt mir! Was, wenn Viper gewinnt?«

»Das Risiko muss ich wohl eingehen. Aber selbst wenn, dann bist du eben morgen fällig. Sicher ist nur eins. Du wirst Neunburg nicht verlassen, bevor ich dich nicht gefickt habe! Da kannst du Gift drauf nehmen!«

Elena war sich sicher, dass diese Aussage korrekt war!

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