Der erste Monat

Ein ganzer Monat war vergangen. In der Zwischenzeit hatte sich so einiges ereignet, doch war nichts davon in irgendeiner Weise aufregend. Krieger verzweifelte jeden Tag wegen seiner Mannschaft. Pamela hatte zwischenzeitlich Casper ausprobiert und war ähnliche begeistert wie Tiffany und Ray brach jedes Mal in Schweiss aus, wenn der Kapitän in seine nähe kam. Das grösste Problem, mit dem die Mannschaft zu kämpfen hatte war eindeutig das Fehlen einer Karte. Die Megaclite flog der Nase nach und niemand wusste, wo sie einen neuen Stern finden würden.

Das Schiff war im Nachtmodus. Tiffany hatte Pamelas Platz eingenommen, während Barry die Sensoren im Blick behielt. Zumindest theoretisch. Tiffany sass an der Steuerung und schaute nach draussen, während Barry mal wieder seine Füsse auf dem Pult liegen hatte und fest eingeschlafen war.

Die Schicht war schon fast beendet, als Tiffany ein Signal hörte. Das kam von Barrys Konsole, doch der schien sich nicht darum kümmern zu wollen.

»Barry? Da piept was?«

Keine Reaktion.

»Barry? Eh Mann, wach auf! Bei dir piept irgendwas!«

Tiffany konnte nicht begreifen, wie Barry in dieser Haltung so tief schlafen konnte. Da Barry jedoch auf keine verbale Kommunikation reagierte, schob Tiffany ihren Sitz nach hinten und stand auf. Wütend ging sie zu Barry und schüttelte ihn. Immer noch keine Reaktion. Immer wütender werdend beschloss Tiffany eine etwas heftigere Variante. Sie hob Barrys Beine noch ein Stück an, wodurch sein Schwerpunkt sich stark verlagerte. Genau in dem Moment, wo der Stuhl zu kippen begann, wachte Barry auf. Doch alles Rudern mit den Armen half nichts, der Stuhl fiel und Barry mit ihm.

»Eh, was soll die Scheisse?«

»Was? Alter, du hast Wache und da piept irgendwas. Ich hab dich ein paar Mal gerufen und geschüttelt. Wenn du auf nichts reagierst, muss ich eben zu drastischen Massnahmen greifen!«

»Ei toll. Ich hätte mir den Hals brechen können!«

»Ach Blödsinn! So viel Glück hab ich nicht!«

Barry wollte gerade ebenfalls eine wütende Antwort geben, als sein Blick an Tiffany vorbei auf seine Kontrollen fiel. In der Tat wurde dort etwas angezeigt. Waffenfeuer!

Total erschrocken sprang Barry auf, schob Tiffany unsanft zur Seite und startete eine Auswertung.

»Verdammt, irgendwo wird gekämpft!«

»Was? Sind wir davon betroffen?«

»Betroffen? Wie denn? Das ist am Rand unseres Erfassungsbereichs!«

»Trotzdem. Gib Alarm! Alle auf Gefechtsstation!«

Barry löste Alarm aus. Wenn man der Mannschaft eins nicht nachsagen konnte, dann dass sie nicht auf Zack war. Weniger als fünf Minuten nach ertönen des Alarms waren Alle auf ihren Posten. Der Kapitän erreichte als Letzter die Brücke.

»Bericht!«

»Waffenfeuer am Rand unseres Erfassungsbereich. Ich kann nur sagen, dass dort ganz schön was los ist, aber für eine genauere Erfassung sind wir zu weit entfernt.«

»Gut. Kursänderung. Steuermann, bringen sie uns näher ran. Aber ganz unauffällig und nur so nah, dass wir ein genaueres Bild der Lage bekommen.«

Wie gewohnt passierte nichts. Krieger hatte es im letzten Monat schon unzählige Male versucht, Pamela zur Kooperation zu bewegen. Auf die ganz sanfte Art, aber auch mit brutaleren Methoden. Keine Chance. Wäre sie nicht die beste Pilotin gewesen, die er je am Steuer eines Raumschiffs gesehen hatte, wäre sie schon längst von ihren Pflichten entbunden worden. Doch so schaute er nur zu Tiffany.

»Pam, los. Wir müssen wissen was dort los ist!«

Sofort brachte Pamela das Schiff auf Kurs. Der Flug dauerte nur runde zehn Minuten, dann brachte Pamela das Schiff zum stehen. Barry wurde sofort aktiv.

»Krieger, drei Schiffe greifen ein Einzelnes an. Gefeuert wird nur von den Angreifern. Das einzelne Schiff weicht äusserst geschickt aus, scheint aber schon einiges abbekommen zu haben.«

»Da müssen wir helfen!«

»Ruhe Casper! Ich entscheide, wann wir helfen!«

»Ich muss ihm aber zustimmen Krieger! Drei gegen einen, dass ist nicht fair!«

»Erstens, es heisst Kapitän Krieger, auch für sie Barry! Zweitens, wir wissen nicht, was dieser Angriff zu bedeuten hat und ich habe keinen Bedarf, dass wir der falschen Seite helfen!«

»Was heisst der falschen Seite? Da kämpfen drei Schiffe gegen einen Gegner, der nicht zurück schiessen will!«

»Tiffany, dem widerspreche ich! Der schiesst nicht zurück, weil sein Schiff überhaupt keine Waffen hat!«

»Sehen sie! Krieger, wir müssen eingreifen!«

Krieger blieb einen Moment sitzen, sagte nichts, sondern dachte nach.

»Kapitän Krieger! Barry, können sie etwas über die Waffen der Angreifer sagen?«

»Einfache Plasma-Waffen. Nichts aussergewöhnliches.«

»Wie würden die Waffen auf unsere Schilde wirken?«

»Na ja, wenn die ihr Waffenfeuer nicht massiv verstärken können, könnten sie auch mit Backpflaumen nach uns werfen.«

»Gut. Können sie etwas über die Fracht des angegriffenen Schiffes sagen?«

Tiffany schaute entsetzt zu Krieger.

»Echt jetzt? Da wird jemand angegriffen und vielleicht getötet und sie machen sich Gedanken über deren Fracht?«

»Ja Nummer, Tiffany. Mache ich! Wenn wir etwas über die Fracht wissen können wir vielleicht den Grund erfahren, warum der Angriff erfolgt.«

Für Barry klang das logisch und er machte sich sofort an die Arbeit.

»Krieger, oder Kapitän Krieger, ich kann nichts unauffälliges entdecken. Das Schiff ist mit Nahrung, denke ich zumindest und allerhand Alltagsgegenständen ausgestattet, wenn ich das richtig interpretiere. Aus meiner Sicht ist nichts dabei, was einen Angriff rechtfertigen würde.«

»Also gut. Dann wollen wir doch mal sehen, ob die Megaclite wirklich so stark ist, wie man ihr nachsagt. Steuermann, maximale Beschleunigung mit den normalen Triebwerken. Barry, Schilde auf Maximum und alle Waffen aktivieren. Aber erst feuern, wenn ich es sage!«

Dieses Mal hatte Pamela keine Bedenken, den Befehl auszuführen. Sie brachte das Schiff auf Kurs und schon wenige Minuten später waren sie in Reichweite.

»Krieger, zwei der Schiffe kommen direkt auf uns zu. Ihre Waffen scheinen voll aktiviert zu sein und ich glaube nicht, dass die Hallo sagen wollen!«

»Egal. Macht mir eine Verbindung!«

»Eine Verbindung? Was wollen sie denen sagen? Die verstehen doch kein Wort!«

»Mag sein Nummer … aber sie sollen sehen, dass wir erst einmal eine Kommunikation versuchen, bevor wir …«

Die Megaclite fing an zu schwanken. Unvermittelt waren Energieladungen im Schild eingeschlagen.

»Meldung!«

»Nichts passiert Krieger! Wie ich gesagt hatte.«

Noch drei Mal wurde das Schiff in kurzer Folge getroffen.

»Krieger, ich will zurückfeuern! Denen treten wir in den Arsch!«

»Noch nicht und es heisst Kapitän Krieger! Wir warten. Vielleicht erkennen die an, dass wir ihnen überlegen sind!«

Nachdem kurz darauf weitere 14 Ladungen in den Schilden einschlugen, war die Lage klar.

»Gut. Die erkennen unsere Friedfertigkeit anscheinend nicht an. Barry, Feuer frei!«

Die Ziele hatte Barry schon eingestellt und sein Finger kreiste schon über dem Feuerknopf. Kaum hatte er den Befehl gehört, drückte er ab. Alles, was die Megaclite aufzubieten hatte flog den beiden Angreifern entgegen, die sich nach Auftreffen in zwei glühende Feuerbälle verwandelte.

»Barry! Mussten sie gleich das ganze Arsenal abfeuern?«

»Was ich mache, mache ich gründlich!«

»Ja trotzdem! Versuchen sie den Dritten nicht gleich zu pulverisieren!«

Bevor Barry den verbliebenen Angreifer anvisieren konnte, gab der Gas und verschwand.

»Wow, der ist schnell. Ich habe ihn schon nicht mehr auf dem Schirm!«

»Na grossartig. Dann versuchen wir mal mit dem da Kontakt aufzunehmen!«

Auch wenn Barry den Nutzen nicht verstand, öffnete er alle Kanäle, damit Krieger seinen Spruch absetzen konnte.

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