Neue Gefahren

»Scheisse! Weg hier!«

Casper schrie seine Angst hinaus und schaute zu seinem Begleiter. Der hatte den Angriff nicht kommen sehen und war von einer dieser Wurzeln an den Beinen gepackt worden. Casper stand da und wusste nicht was er machen sollte.

»Casper? Was ist los?«

»Der Wald greift uns an Tiff!«

»Der Wald?«

»Ja verdammt! Die Bäume! Sie haben auf der Erde liegende Wurzeln und die bewegen sich!«

»Dann weg da!«

»Meinen Kollegen hat es erwischt!«

»Dann hilf ihm!«

Tiffany gab der verblieben Wache sofort den Befehl, zur Hilfe zu eilen und der machte sich sofort auf den Weg. Casper stand da wie erstarrt. Hilflos sah er zu, wie der Körper seines Kameraden immer mehr von der Wurzel eingerollte wurde. Der gab jedoch kein Geräusch von sich und wehrte sich auch nicht. Casper konnte aber seine Atmung erkennen.

Das konnte nur eins bedeuten. Der Mann war irgendwie betäubt worden. In dem Moment fiel Casper noch etwas auf. Offensichtlich wurde er nicht mehr angegriffen, obwohl die Wurzeln weiterhin wie wild umher stoben. Für Casper war klar, diese Pflanzen reagierten auf Bewegung!

Bewegen tat sich da auch noch etwas. Der zweite Mann der Sicherheit kam angelaufen. Casper bekam Panik. Der bewegte sich und das hiess, die Pflanzen konnten ihn erkennen.

»Bleiben sie stehen!«

»Was? Wieso?«

»Weil die Pflanzen anscheinend auf Bewegung reagieren!«

Der Mann blieb stehen.

»Und jetzt? Bleiben wir hier, bis wir verhungert sind?«

»Natürlich nicht, ich überlege schon!«

Das war aber gar nicht einfach, denn Casper musste mitansehen, wie der ganze Körper seines Begleiters von der Wurzel eingerollt wurde. Da musste schnell eine Lösung her.

»Haben sie Granaten dabei?«

»Natürlich, warum?«

»Werfen sie eine so weit sie können seitlich von uns weg! Bei der Explosion müsste so viel Bewegung entstehen, dass die Pflanzen nicht mehr ausmachen können, was eine Bedrohung darstellt!«

Auch wenn sich der Sicherheitsmann nicht ganz darüber im Klaren war, ob die Idee wirklich etwas bringen würde, entsicherte er eine seiner Granaten und warf sie, so weit er konnte. Sekunden später eine massive Detonation.

Casper hatte Recht. Auch alle Wurzeln, die in seiner Nähe lagen, reagierten sofort darauf. Sie schienen ihre Länge variieren zu können, wodurch sie jedoch wie ein Gummi immer dünner wurden. Auch die Wurzel, die seinen Begleiter gepackt hatte, eilte zur Bedrohung und gab den Körper frei. Das war jedoch kein Grund zur Freude, denn was von dem Körper übrig geblieben war, war mit Sicherheit nicht mehr lebensfähig.

Casper schüttelte den Gedanken ab.

»Los, laufen sie!«

Tiffany war mittlerweile aufgestanden und schaute in die Richtung, wo ihre Besatzung verschwunden war. Die Explosion war mehr als deutlich zu sehen und kurz darauf wurde es richtig bedrohlich. Der ganze Wald schien in Bewegung.

Einige Augenblicke später sah sie zwei Männer aus dem Wald kommen. Casper voraus, während der Mann von der Sicherheit sich immer wieder umdrehte und feuerte.

»Tiff, mach die Kiste startbereit, wir müssen sofort hier weg!«

Tiffany schaute zu Casper, dann zum Shuttle. Der Weg war nicht gerade kurz und sie entdeckte noch etwas. Auch aus dem Wald hinter dem Shuttle drangen diese Wurzeln hervor. Als sie sich umschaute war klar, die Wurzeln kamen von überall! Sie hatte keine andere Wahl. Sie musste zum Shuttle!

Voller Panik rannte sie los. Dabei sah sie dauernd, wie auch diese Wurzeln näher kamen. Mit dem Weg war es aber noch nicht getan! Nach Protokoll würde es fast 20 Minuten dauern, bis alle Systeme aktiviert waren. Nun, dann konnte sie das Protokoll eben nicht befolgen und würde nur das aktivieren, was zum abheben notwendig war. Sie war dazu in der Lage, so ein Schiff auch ohne den Computer zu steuern und wenn sie mal in der Luft und in Sicherheit waren, gab es noch genug Zeit, den Rest zu aktivieren.

Casper hingegen spürte beim Laufend dauernd das Gefühl, von einer Wurzel gepackt zu werden. Das war allerdings unmöglich, sein Vorsprung war gross. Der Sicherheitsmann verspielte jedoch seinen Geschwindigkeitsvorteil. Immer wieder drehte er sich um und feuerte auf die herannahenden Wurzeln. Wurden sie getroffen, zogen sie sie auch blitzschnell zurück. Doch waren es einfach zu viele. Sie kamen aus allen Richtungen in einer Zahl, die er unmöglich abwehren konnte.

Mit einem Schlusssprint schaffte es Casper schliesslich zur Luke des Shuttles. Drum herum überall herannahende Wurzeln. Die Triebwerke liefen gerade an, als er sich nach seinem Kameraden umschaute. Entsetzen ergriff von ihm Besitz, als er sah, wie eine der Wurzeln den Mann erreichte und zu Boden brachte. Sofort waren viele der Wurzeln da und wickelten den Körper komplett ein.

»Steh nicht da rum! Komm rein und schliess die Luke!«

Von Tiffanys Worten aus seinen Gedanken gerissen, sprang Casper die wenigen Stufen ins Schiff und drückte den Knopf. Die Luke schloss sich, er war in Sicherheit.

»Weg hier Tiff!«

Darauf hatte Tiffany gewartet. Die Triebwerke lieferten schon Schub und sie drückte den Regler nach vorne. Sofort fing das Schiff an zu wanken und hob ab. Eine Sekunde zu spät. Wurzeln hatten sich bereit um das Landegestell gelegt und verhinderten, dass das Shuttle an Höhe gewann.

»Worauf wartest du?«

»Klugscheisser! Ich bin auf voller Kraft und wir kommen nicht weg! Die Dinger scheinen uns erwischt zu haben!«

»Toll und was jetzt?«

»Wer ist denn hier der Wissenschaftler?«

Casper dachte nach. Das Shuttle war nicht bewaffnet und wenn Tiffany schon auf voller Kraft war, gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie kamen nicht weg, oder das Landegestell würde abreissen. Letzteres wäre für den ersten Moment nicht schlimm gewesen, da das Shuttle eine spezielle Bucht in der Megaclite hatte und dort kein Landegestell benötigte. Doch sollten sie nicht dazu in der Lage sein, dass Gestell zu ersetzen, wäre das Shuttle für weitere Landungen unbrauchbar.

Ihm musste irgendetwas einfallen. Nur was? Da schoss ihm ein Film in den Kopf, welcher er einst gesehen hatte. Ein wirklich alter Schinken, noch in 2D. Da ging es um ein U-Boot, welches von einem Kraken angegriffen wurde. Die verteidigten sich, indem sie die Hülle des Bootes unter Spannung setzten. Unter Umständen würde das auch hier funktionieren.

Augenblicklich fing Casper an, die Abdeckungen vom Boden zu öffnen. Von da aus kam er zwar nicht direkt an das Landegestell, aber an dessen Mechanik. Wenn er die unter Spannung setzen konnte, dann würde sich diese bis zum Gestell fortsetzen. Im Inneren des Shuttles war alles aus nicht leitendem Material gefertigt, sie hatten also nichts zu befürchten.

Für Feinarbeit war keine Zeit. Casper riss das mächtige Kabel des Schutzschildes aus seiner Verankerung und klemmte dessen Ende an die Mechanik des Landegestells. Das müsste funktionieren.

»Tiff, Schutzschilde!«

»Die helfen nur gegen Energiewaffen!«

»Mach schon!«

Nun, wenn Casper das so wollte. Sie aktivierte die Schilde und sofort wurde das Schiff sehr heftig durchgeschüttelt. Casper sah Blitze entstehen und brachte sich in Sicherheit. Kurz darauf machte das Shuttle einen mächtigen Sprung und schoss nach oben und vorne. Tiffany hatte alle Hände voll damit zu tun, die Kontrolle nicht zu verlieren. Erst knapp über den Baumwipfeln hatte sie die Maschine unter Kontrolle.

»Gut, Schilde aus!«

Nachdem diese deaktiviert waren, entfernte Casper wieder das Kabel und schloss den Boden.

»Jetzt bring uns nur schnell weg hier!«

Das liess sich Tiffany gerne sagen. Sie aktivierte die restlichen Systeme und als die liefen, steuerte sie das Shuttle direkt ins All.

Grandiose Auftakt für sie. Ihre erste Mission, schon zwei Männer verloren und kaum nutzbringende Daten beschafft. Krieger würde böse sein und das zurecht. Doch hatte Tiffany in dem Moment ein ganz anderes Problem. Sie war in einer lebensbedrohlichen Situation und ihr Körper schrie nach Fortpflanzung.

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