Umbau am Garzella

Während die Mädels aus Neunburg ein wirklich schmackhaftes Essen zu sich nehmen und noch einigen Geschichten lauschen konnten, waren Donald und Perry in der Werkstatt, um endlich mit dem Umbau beginnen zu können. Waldemar war mit seinen Berechnungen fertig und auch wenn er ein paar Modifikationen nicht wohlwollend akzeptierte, gab er schliesslich sein Okay. Endlich konnte es losgehen. Als die Jungs in der Werkstatt standen und bereit waren, dem Lack an einigen Stellen zum Zwecke des Anbringens neuer Teile zu Leibe zu rücken, hatte Perry auf einmal weiche Knie.

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»Weisst du eigentlich auch, wie man das macht?«

»Sicher. Dort, wo wir die Verbreiterungen anbringen, muss der Lack runter, sonst können wir die Dinger nicht richtig anbringen. Mach dir keine Sorgen, bei meinem Auto hab ich schon ein paar Stellen repariert und das hat immer geklappt.«

Nun, Donalds Auto war aber auch kein Vorzeigeexemplar. Es fuhr und war sicher, der Rest war nicht unbedingt beeindruckend.

Doch Donald machte keine langen Faxen. Erst markierte er die entsprechenden Bereiche, dann ging er mit einer Flex ans Werk. Natürlich mit einem Aufsatz, mit dem man Lack gut entfernen konnte. Während Donald hinten am Werk war, schaute sich Perry die Front genauer an. Da musste nicht mit der Flex gearbeitet werden. Die Stossstange musste einfach ab, dann konnte die Neue dran. So gefiel ihm das eigentlich besser, aber eben, hinten war die Karosserie nicht dafür gemacht, solche Verbreiterungen zu bekommen. Dort musste man mit Gewalt vorgehen.

Eine gute Stunde später hatte Perry die Stossstange ab und wollte sich daran machen, die Neue anzubringen. Er war verwundert. Nur vier Schrauben waren dafür nötig. Zwei davon waren jedoch so unzugänglich, dass es einfach eine ganze Zeit dauerte, sie zu entfernen.

»Wir kommst du eigentlich damit klar?«

Perry, der vorne vor dem Auto lag, schielte zu Donald.

»Womit soll ich klar kommen?«

»Na, Katja weg, seit ein paar Tagen kein Sex und so.«

»Geht eigentlich. Sie fehlt mir, wenn ich ins Bett gehe. Aber ansonsten muss ich sagen, geht es mir ganz gut und dir?«

»Gut geht es mir auch. Aber ich bin so spitz, ich verfluche mich, dass ich dieses Versprechen wollte.«

»Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?«

»Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass ich genau das machen muss. Irgendwie, mein Kopf versteht es nicht so ganz, dass ich eine Freundin habe. Vielleicht will ich damit nur etwas beweisen.«

»Und du hältst das durch? Sind ja noch vier, oder sogar fünf Tage, bis sie wieder da sind.«

»Ja, doch. Denke schon. Das ich Morgens mittrainiere ist eigentlich ganz gut. So komme ich nicht auf dumme Ideen.«

»Mit der Domina?«

Donald musste lachen. Er hatte ihrem Trainer schon einige Bezeichnungen gegeben, aber noch nie Domina.

»Ja. Je mehr sich bei mir aufstaut, desto heisser finde ich sie irgendwie.«

»Die ist ja auch heiss! So eine krasse Figur und dann so Möpse. Dazu der Arsch.«

»Hörst du jetzt mal auf damit? Ich weiss, wie sie aussieht!«

»Als sie mir die Stellungen gezeigt hat, die ich mit Katja machen soll, da hab ich mir schon vorgestellt, sie zu knallen. Die Hupen wackeln bestimmt super geil wenn …«

»Perry, ich schwöre dir. Noch ein Wort und ich werfe irgendwas!«

»Ja was denn? Du hattest sie doch schon, du weisst doch bestimmt, wie das wackelt!«

»Perry, du spielst mit deiner Gesundheit!«

»Ob man die anspritzen darf?«

Donald ging zu Perry und sein Gesichtsausdruck war vielsagend.

»Mein lieber Freund. Hältst du es für eine kluge Idee, einen Mann mit Notstand mit so etwas zu provozieren?«

»Ist ja schon gut! Wer weiss, vielleicht findet sie meine Figur ja mittlerweile ansprechend genug. Ich frag sie morgen mal, ob sie ein extra Training einschieben will.«

»Du bist ein ganz schönes Arschloch! Hat dir das schon einmal jemand gesagt?«

»Nö. Aber jetzt weisst du, wie ich mich die ganzen Jahre gefühlt habe!«

Donald musste lachen. Ja, in den letzten Jahren war das Spiel immer umgekehrt. Donald tobte sich aus und erzählte davon, während Perry unbefriedigt war und nicht durfte. Von daher verschwand seine Wut.

»Was denkst du. Katja und Elena. Die sind doch bestimmt schon wund, oder?«

»Elena weiss ich nicht. Aber was mir Katja so schreibt. Dieser Derrick scheint es ja richtig drauf zu haben und Viper muss ein echtes Monster sein. Ich bin schon sehr gespannt, wenn sie zurück ist. Was sie da zu erzählen hat und wie sie dabei abgeht.«

»Ich bin eher gespannt, wann wir die kennenlernen. Vor allem glaub ich nicht so wirklich, dass deren Autos wirklich solche Raketen sind. Was Claudi mir da so erzählt hat, wirkt nicht sonderlich objektiv.«

»Aber Katja sagt das doch auch. Ausserdem hast du doch auch die Videos gesehen. Viertel-Meile in sechs Sekunden. Die müssen einfach so schnell sein.«

»Da wird unser Hobel nie hinkommen.«

»Nein. Gegen die Elektro-Dinger sehen wir bestimmt kein Land. Aber wer weiss. Vielleicht können wir uns mit dem Lion irgendwann anlegen. Ich meine, die kochen auch nur mit Wasser und unser Professor rechnet uns bestimmt aus, was wir alles ändern müssen, damit der Garzella da mithalten kann.«

»Und dann verlieren wir am Ende. Besiegt von Mädels. Was eine Blamage!«

»Ach, du spinnst! Mädels ja, aber die machen das jetzt schon eine ganze Weile. Die wissen mittlerweile, was sie da tun. Ich bin froh, wenn wir mit der Kiste fahren und die ganzen Teile fliegen uns nicht weg.«

Fleissig wurde weiter geschraubt. Donald kümmerte sich einzig um das Heck. Nach Anleitung, wie das zu befestigen war, musste er alles erst mit einem speziellen Kleber kleben, dann vernieten. Dafür mussten auch noch Löcher gebohrt werden.

Bei Perry war es einfacher. Nachdem er die Front dran hatte, konnte er schon die Schweller angehen. Auch die waren nicht besonders schwer anzubringen. Der Garzella hatte an der Stelle Schutzbleche, die man ebenfalls einfach abschrauben konnte. Dort kamen die neuen, tiefen Schweller dran und wurden einfach in die bestehenden Löcher eingeschraubt. Alles kein Hexenwerk.

Zum guten Schluss waren alle Anbauteile dran. Soweit sah das auch alles schon ganz gut aus, wenngleich auch, die neuen Teile waren alle aus so etwas wie sehr hartem Gummi und unlackiert. Sie waren banal schwarz. Der Rest des Autos aber noch rot lackiert. Irgendwie sah das komisch aus, fand Perry. Aber, die Lackierung würde noch kommen. Dann sah die Kiste mit Sicherheit richtig heiss aus! Wenn das Auto erst sein tiefes metallic Schwarz auf der Karosserie hatte und die Werbung, dann war der Garzella schon um einiges geiler!

Nur eins sah bislang noch richtig mies aus. Die Räder waren noch dort, wo sie die ganze Zeit gewesen waren und wirkten nun absolut deplatziert. Das war jedoch klar. Zu den Anbauteilen gehörten auch Distanzscheiben, die noch zwischen Räder und Bremsscheiben mussten. Der letzte Schritt an diesem Tag.

Ein bemerkenswert einfacher Schritt, wie Perry fand. Das Auto musste aufgebockt und das jeweilige Rad entfernt werden. Die Distanzscheiben wurden einfach an die Bremsscheiben geschraubt, dann kam das Rad wieder dran und siehe da, als alle Räder fertig waren sah es gleich noch einen Zacken schärfer aus.

Perry und Donald standen nach getaner Arbeit hinter ihrem Garzella und bewunderten ihr Werk. Für solche Anfänger, wie sie ja eigentlich waren, war das echt gut geworden! Perry hielt Donald seine Hand hin und der klatschte ab. Wenn es so weitergehen würde, war die Kiste bald reif für eine Lackierung. Morgen würden sie dem Motor zu Leibe rücken. Wenn Waldemar mit seinen Berechnungen Recht haben sollte, konnten sie fast 50 PS aus dem Ding heraus kitzeln, ohne wirklich neue Teile einzubauen. Kanäle schleifen und solches Zeug. Der daraus resultierende Extra-Schub und die neue Endgeschwindigkeit sollten, so Waldemar, noch von den Bremsen sicher kontrolliert werden können. Für jede weitere Modifikation musste jedoch eine bessere Bremsanlage her. Doch soweit waren die Jungs noch lange nicht. Wichtig war ihnen derzeit eins. Die Optik musste stimmen und alles, was der Motor in seinem jetzigen Zustand bieten konnte, sollte er auch leisten können. Dann alles eintragen lassen und erst, wenn alles funktionierte und ihnen nicht um die Ohren flog, würden weiter Verbesserungen folgen. Doch das, so waren die Männer sich sicher, würde erst nach Neunburg passieren.

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